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Quingenta milia (Hermes 3)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Theodor Mommsen
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Titel: Quingenta milia
Untertitel:
aus: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie, Band 3, S. 467–468.
Herausgeber: Emil Hübner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Weidmannsche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: DigiZeitschriften, Kopie des Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Quingenta milia.
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Bearbeitungsstand
fertig
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[467]

QUINGENTA MILIA.

Zu den wohlbekannten römischen Zahlzeichen füge ich das in der folgenden Inschrift an erster Stelle vorkommende hinzu, das in Deutschland kaum und in Italien wenig gekannt sein dürfte:

GAVIA · Q · F · MAXIMA/ IN · AQVAM ·/testAMENTO · DEDIT
GAVIA · Q · F · MAXIMA/ IN · AQVAM ·/testAMENTO · DEDIT

Der Stein befindet sich in Verona eingemauert in einem an der Ecke des Corso vecchio und der Via rosa belegenen Hause; gedruckt ist er bei Persico descrizione di Verona 2 (1821) p. 328. Dasselbe Zeichen wiederholt sich auf einem zweiten ungedruckten Veroneser Fragment im Hause Balladoro am Corso:

cVM · SOLo/IS
cVM · SOLo/IS

und auf einem dritten unweit Verona in Colognola in der Villa Nichesola aufbewahrten und ebenfalls von Persico a. a. O. publicirten:

ex iiS · T · F · I
ex iiS · T · F · I

Ausser auf diesen drei sämmtlich von mir gesehenen Steinen, die alle aus guter Zeit sind, ist mir dieses Zeichen nie begegnet und [468] auch Borghesi, der so wie Labus von Persico über den Werth desselben befragt wurde, scheint es anderweitig nicht gekannt zu haben. Die von Labus und von Borghesi aufgestellten Erklärungsvorschläge sind nicht glücklich: denn wenn jener das Zeichen im Werth von 5000 mit subtractiver Geltung nahm, so steht dem entgegen, dass für diese Zahl die wohlbekannte Ziffer vorhanden, ferner die subtractive Anwendung der höheren Zahlzeichen überhaupt unzulässig ist; und wenn Borghesi zwischen diesem Zeichen und der tironischen Note für quater eine gewisse Aehnlichkeit fand und daher quater centies zu lesen vorschlug, so haben weder die tironischen Abkürzungen mit der gemeinen Schrift irgend etwas zu thun noch darf eine willkürlich modificirte, um nicht zu sagen incorrecte Ausdrucksweise wie quater centies statt quadringenties der Ziffernsetzung zu Grunde gelegt werden, um davon abzusehen dass das zweite Zeichen nicht centies heisst, sondern centum milia. Ohne Zweifel ist das Zeichen vielmehr aufzulösen durch quingenta milia. Dafür spricht einmal die Stellung, wonach dasselbe einen höhern Werth gehabt haben muss als 100000; zweitens die Form, die augenscheinlich zur Hälfte aus dem Buchstaben , zur Hälfte aus dem der Hunderttausendreihe zu Grunde liegenden Zeichen gebildet ist; drittens und vor allem das Bedürfniss. Denn in demjenigen Ziffersystem, dem das nebenstehende Hunderttausendzeichen angehört, ist dies das höchste bisher bekannte einfache Zeichen, so dass, um eine halbe Million zu schreiben, nichts übrig bleibt als diese an sich schon schwerfällige Ziffer fünfmal zu wiederholen. Wie man aus gleichen Gründen nach IIII mit V, nach XXXX mit L, nach CCCC mit D, nach ∞∞∞∞ mit fortfuhr, lag es auch nahe mit dem in Frage stehenden Zeichen die Reihe der einfachen Hunderttausende auf höchstens vier zu begrenzen. Da das Zeichen somit vollständig in das allgemeine System sich einfügt, wird man dasselbe auch, wenn es gleich zufällig bisher nur auf Steinen von Verona sich gefunden, keineswegs als ein bloss local gültiges betrachten dürfen, wie denn eigenthümliche Zeichen örtlichen Werths überhaupt der römischen Schreibweise fremd sind und insbesondere in dem Pogebiet höchst auffallend sein würden.

TH. MOMMSEN