Zum Inhalt springen

Rüge

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Rüge
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 464
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[464] Rüge.„Zeichenblättchen zur Selbstbeschäftigung für Kinder“ von H. E. Wagner, Lehrer, nicht von J. Hagelberg in Berlin! Vor Jahresfrist gab der Lehrer Wagner in Copitz, bei Pirna in Sachsen, drei Hefte Zeichenblättchen heraus, nachdem die Nützlichkeit derselben an mehreren hundert Kindern der Altersstufen vom dritten bis zum achten Jahre sorgfältig geprüft worden war. Die Blättchen fanden von Seiten der Eltern, der Lehrer und der pädagogischen Presse so freundliche Aufnahme, daß sich bald eine zweite um drei Hefte vermehrte Auflage nöthig machte. Jetzt erst konnte dem Herausgeber für seine glückliche Idee und seine viele Sorge und Arbeit der wohlverdiente Gewinn werden, und es ist wohl bekannt genug, wie sehr ein solcher Nebenverdienst einem deutschen Schullehrer, der für die Zukunft von sechs Kinderchen zu sorgen hat, zu gönnen ist.

Da schleudert ein Berliner Lithograph vier Hefte „Zeichenblätter“ auf den Markt, welche Format, Zeichnung und Farbe des Umschlags der Wagner’schen Blätter mit aller Kunstfertigkeit der Falschmünzerei wiedergeben, so daß die unanständige Absicht, die dem Wagner’schen Unternehmen gewordene Empfehlung für sich auszubeuten, klar am Tage liegt. Wie bei der Falschmünzerei ist auch hier der Gehalt weniger werth, als das Gepräge. Der Berliner Lithograph J. Hagelberg hat sich schon einen weit niedrigeren Zweck gesetzt als der Lehrer Wagner. Während dieser in der dem Heftchen gedruckt beiliegenden „Anweisungen zum Gebrauch der Zeichenblättchen“ „das Selbstschaffen schon der kleinsten Kinder“ als etwas Heilsames für sie erkennt und nur darum seine in Schule und Haus erprobten Zeichenblättchen als ein herrliches Bildungsmittel empfiehlt – empfiehlt Herr Hagelberg seine Zeichenblättchen nur „als eine gewiß vielen Eltern willkommene Gabe, weil sie den Zweck haben: die Kleinen im Zimmer zeitweise geräuschlos zu beschäftigen!“ Also weiter hat’s keinen Zweck, als – Ruhe im Haus! – Und darnach ist denn auch der Inhalt beschaffen. Bei Herrn Hagelberg unnützer und leicht zerreißlicher Bilderkram, dessen ausgeführtes Colorit die Augen unkundiger Eltern bestechen, von den Kindern aber nicht nachgemalt werden kann, während aus den Wagner’schen die Anordnung des sinnigen Pädagogen hervorschaut, der schrittweise das spielende Kind mit dauerhaften Vorlagen vom Einfachsten zum Schwersten fortführt.

Trotz alledem würde das treffliche Wagner’sche Unternehmen nun in der Gefahr stehen, durch das Hagelberg’sche doppelt zu Grunde gerichtet zu werden: materiell durch die überfluthende Concurrenz des Berliners, und ideell dadurch, daß durch die Hagelberg’schen Blättchen die ganze Idee in Mißcredit kommen muß, – wenn nicht den Eltern, Erziehern und Lehrern in Deutschland, Frankreich und England (auch in diesen Sprachen ist die Wagner’sche „Anweisung“ gedruckt) durch die Presse zugerufen wird, daß die Hagelberg’sche Nachahmung ebenso unpädagogisch als unpraktisch und darum keinem Kinde in die Hand zu geben sei! Möge dem wahren Verdienst auch diesmal sein Lohn werden!