Βάραθρον.[WS 1] Bekk. an. I 219: Ἀθήνησι δὲ ἦν ὄρυγμά τι ἐν Κειριαδῶν δήμῳ τῆς Οἰνηΐδος φυλῆς (vielmehr τῆς Ἱπποθοωντίδος; vgl. Harp. und Meier De bonis damn. 19), εἰς ὃ τοὺς ἐπὶ θανάτῳ καταγνωσθέντας ἐνέβαλλον. Diese Art der Strafe kommt vor von den Perserkriegen bis zur makedonischen Zeit, Herodot. VII 133. Plat. Gorg. 519 e. Plut. Aristid. 3. Thuk. II 67. Xen. hell. I 7, 20. Lykurg. 121. Dein. I 62; vgl. Ar. Nub. 1450; Equ. 1362; Ran. 574; Plut. 431 mit Schol. Die Schriftsteller brauchen alle β., nur bei Lykurg und Deinarch steht die Wendung παραδοῦναι τῷ ἐπὶ τοῦ ὀρύγματος bezw. τῷ ὀρύγματι, und Thukydides gebraucht in Rücksicht auf nichtathenische Leser ἐς φάραγγας ἐσέβαλον, wie gleich darauf auch von Sparta.
Das β. lag zu Platons Zeit (rep. IV 439 e) am Wege aus dem Peiraieus nach der Stadt ausserhalb an der nördlichen langen Mauer, und dort findet sich westlich vom Nymphenhügel in der That ein Abgrund, der dem Zwecke entsprach, Curtius und Kaupert Atl. v. Athen 18. Wachsmuth Stadt Athen I 349. II 265. Dort lag der Demos Melite, und derselbe Platz ist augenscheinlich gemeint bei Plut. Thera. 22: κατεσκεύασεν ἐν Μελίτῃ τὸ ἱερόν, οὗ νῦν τὰ σώματα τῶν θανατουμένων οἱ δήμιοι προβάλλουσι. Das νῦν dieser Stelle deutet aber auf eine Änderung des Ortes. Ebenso die Bezeichnung ὄρυγμα, denn diese = Grube, Gruft konnte schwerlich je dem erwähnten Abgrunde beigelegt werden. Endlich berichtet Schol. Aristoph. Plut. 431 geradezu, dass die Athener das β., ein χάσμα φρεατῶδες, infolge eines Frevels gegen die Göttermutter zugeschüttet hatten; vgl. Schol. Aisch. III 187. Dies alte β. könnte das ὄρυγμα ἐν Κειριάδαις der Grammatiker gewesen sein, und von ihm mochte der Henker seinen Namen auch später behalten haben. Der Bericht bei Suidas s. μητραγύρτης, dass das Metroon an Stelle des alten β. gebaut sei, ist voraussichtlich unwahr, denn der Kerameikos war kein Platz für die Richtstätte, ausserdem ist der Berichterstatter selbst in diesem Punkte unsicher.