Βερενίκης πλόκαμοι[WS 1] (oder πλόκαμος), Berenices crinis (oder crines). Ein Sternbild der nördlichen Halbkugel des Himmels in der Nähe des Schwanzes vom Löwen, so benannt nach Berenike Nr. 11, der Gemahlin des Ptolemaios Euergetes. Das Altertum weist ihm sieben Sterne zu und berichtet über die Entstehung des Namens folgendes. Als Euergetes unmittelbar nach seiner Vermählung nach Asien in den Krieg zog, habe seine junge Gemahlin gelobt, falls ihr Gatte als Sieger heimkehre, ihr Haupthaar der Gottheit (Venus-Arsinoe) darzubringen. Dies Gelübde sei denn auch später wirklich erfüllt worden, das Haar der Königin wäre aber auf unerklärte Weise aus dem Tempel verschwunden. Da nun Euergetes sehr ungehalten darüber war, so habe der Astronom Konon aus Samos erklärt, das Haar der Königin sei unter die Sterne versetzt worden. Hygin. poet. astron. II 24. Cosmas aus Jerusalem bei E. Maass Analecta Eratosth. 5. Ps.-Eratosth. Catast. XII. Schol. German. bei C. Robert Eratosthenis Catast. reliquiae 98. Schol. Arat. 146 (Bekker S. 64). Achilles Isagoge in Arati Phaen. c. 14 p. 134 Petav. Geminus Elem. astron. II p. 12 Ε Petav. Proclus de Sphaera (Basel 1547) p. 38. Hesych. 1 p. 372. Eudoc. Violar. p. 90.
Dasselbe Sternbild wurde von Eratosthenes auch in Verbindung gebracht mit irgendwelchen lesbischen Mädchen (über diese dunkle Beziehung vgl. C. Robert a. a. O. 5), vielleicht auch (von wem?) mit Ariadne (Robert a. a. O. 68f.; vgl. Ptol. ed. Halma II 56). Das neue Sternbild wurde in einem eignen Gedichte von Kallimachos verherrlicht, das seinerseits dem 66. Gedichte von Catull zum Vorbilde gedient hat (O. Schneider Callimachea II 144ff.). Von Plinius (II 70f.) wird das Sternbild fälschlich nach der südlichen Halbkugel des Himmels verlegt.
Über die Geschichte des Katasterismus vgl. den Vortrag von Wilamowitz Die Locke der Berenike (Ges. Reden und Vorträge 195-223). Das Sternbild ist auf der Hemisphaere des Vatic. gr. 1291 saec. IX und bei Ptolemaios synt. VII als Epheublatt aufgefasst; vgl. Boll S.-Ber. Akad. Münch. 1899, 121ff. Andere sahen darin einen Spinnrocken (ἠλακάτη, Schol. Arat. v. 144). Vgl. Ideler Unters. üb. Sternnamen 27ff. Als Spindel ist das Bild auf der Hemisphaere in der Dresdener lateinischen Hs. 183 dargestellt.