RE:Ἀσπάλαθος

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Schmetterlingsblütler
Band II,2 (1896) S. 17101711
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Ἀσπάλαθος, eine für verschiedene (vgl. Plin. n. h. XXIV 111f.) meist strauchartige Pflanzen aus der Familie der Schmetterlingsblütler (Papilionaceae) gebrauchte, mit Sicherheit kaum allenthalben zu deutende Bezeichnung. Dioskorides (I 19) unterscheidet zwei Pflanzen . Die erste beschreibt er als dornigen, auf Istros (Insel zwischen Nisyron und der kleinasiatischen Küste) und Nisyros, sowie in Syrien und auf Rhodos heimischen Strauch. Sie wurde hauptsächlich wegen ihres Wohlgeruches (Theophr. h. pl. IX 7, 3; de odor. 33. Geopon. VII 20, 7. XV 1, 31) geschätzt und von den Salbenverfertigern viel benutzt. Nach Entfernung der Rinde zeigt sie eine rote oder purpurne Holzfarbe; ihr Geschmack ist bitter. Diese aromatische Pflanze wird auch von Plinius mehrfach erwähnt, vgl. XXIV 112ff. XII 110. XIII 18. Zu wohlriechenden Ölen, z. B. dem Cyprusöl, sowie zur Herstellung von Gewürzweinen fand sie gleichfalls Verwendung, vgl. Plin. n. h. XIII 11. XIV 107. XV 30. XXI 121. Welcher Strauch gemeint ist, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Die gewöhnliche Übersetzung durch ,Rosenholz‘ deutet zwar die Haupteigenschaft der Pflanze treffend an, ist aber zu allgemein. Möglicherweise ist Spartium villosum Vahl. oder Cytisus laniger DC. gemeint, ein Strauchgewächs mit dornenreichen Zweigen, welches in Nordafrica, auf Corsica, um Neapel, in ganz Griechenland und auf den Inseln des aegaeischen Meeres, sowie auf Rhodos und Cypern wächst. Übrigens nennen die heutigen Bewohner von Kreta Lycium Mediterraneum Dun., eine Art Bocksdorn-, Teufelszwirn- oder Dornenjasminstrauch ., vgl. v. Heldreich Nutzpfl. Gr. 83. Doch ist dieser Thatsache für die Erklärung der alten Bezeichnung . nicht zu viel Wert beizulegen, zumal auch Callycotome villosa Link = Spartium villosum Vahl. jetzt in Kreta . heisst, vgl. v. Heldreich Pfl. d. att. Ebene 558. Fraas Synops. pl. 50. Dagegen ist unter dem ἕτερον εἶδος ἀσπαλάθου des Dioskorides (I 19) eine geruchlose (ἄνοσμον) Pflanze zu verstehen. Mit ihren dornigen (vgl. Theogn. 1193: Lager auf . im Gegensatz zu weichem Polster. Theokr. IV 57: ῥάμνοι τε καὶ ἀ. Etym. M. p. 156, 30: εἶδος ἀκάνθης. [1711] Bekk. Anecd. 10, 9: ἀκαντῶδες φυτόν, desgleichen Hesych.) oder stacheligen Ruten werden nach Platon (rep. X 616 a) die Tyrannen im Hades von den Erinyen gegeisselt. Das passt vortrefflich auf den Stachelginster (Genista horrida DC. und damit ganz nah verwandt Genista acanthoclada DC., vgl. Leunis Synops. II. Teil³ II § 427, 9. Fraas 49), mit dem sich auch ein Anjou (Fulco V.?) bei seinem Zuge nach Palaestina aus Frömmigkeit geisseln liess. Diese stachelige, in Südeuropa, namentlich auf den griechischen Bergen gemeine (vgl. v. Heldreich Pfl. d. att. Eb. 534) Pflanze wächst nach Koch (Bäume u. Sträucher Gr. 217) auch in Kleinasien und Syrien. Blütezeit der Genista acanthoclada DC. in Attika von Mai bis Juni, zuweilen schon im April, vgl. v. Heldreich Pfl. d. att. Eb. 472 nr. 12. In Griechenland wird sie als (φρύγανον, d. h. sehr gebräuchliches Brennmaterial (vgl. Theokr. XXIV 87), noch jetzt vielfach verbraucht, Pelasg. piliura, -áte (plur.), vgl. v. Heldreich Nutzpfl. Gr. 25. 69. Auch als Dornhecke zur Einfriedigung scheint sie gelegentlich Verwendung gefunden zu haben (vgl. Poll. I 225). Sie galt, wie alle dornigen Gewächse (vgl Macrob. sat. III 20, 3) für unglücklich und den chthonischen Gottheiten zugehörig. Deshalb verbrennt Alkmene im wildwachsenden (vgl. Poll. I 246) Gestrüpp von . und παλίουρος die von Herakles erwürgten Schlangen; Theokr. XXIV 87. Bötticher Baumkultus 307. Murr Die Pflanzenwelt i. d. gr. Myth. 110. 274, 4; vgl. auch Plut. de Is. et Osir. 80: τῶν δὲ τὸ κῦφι συντιθέντων ἔστιν ἃ νυκτὶ χαίρει μᾶλλον κτλ.. Es war nämlich . auch ein Bestandteil des ägyptischen κῦφι, eines Arzneitrankes, der aus den verschiedensten, zum Teil hitzigen Sachen zusammengesetzt war, vgl. Plut. a. O. Gal. XIV 117. Vom Strauche . hatte wahrscheinlich auch eine Stadt der Taphier den Namen Aspalatheia (s. d.); vgl. Bursian Geogr. v. Griechenl. II 366,1. Grasberger Studien z. d. gr. Ortsnamen 243. Eine Insel bei Lykien hiess Ἀσπαλαθίς (Dornfeld). Auch der thessalische Flecken Σπαλέθρα (Σπαλάθρα, Σπάλατθρον, Σπαλαύθρα) hat seine Bezeichnung möglicherweise von unserem Strauche; vgl. Murr Die geogr. u. myth. Namen der altgr. Welt in ihrer Verwertung für antike Pflanzengeogr. II 20 nr. 27. Über die medicinische Verwendung von . s. Plin. n. h. XXIV 113. Cels. V 27, 1. Scribon. Larg. 269. Diosk. a. a. O. Galen. XI 840. Bei Pherekrates (bei Athen. XV 685 a = I 177 K.) heissen die ἀ. ἁπαλαί doch hält Kaibel das Wort . an dieser Stelle mit Recht für verdächtig.

[Wagler. ]