Alaisiagae (Alaesiagae). Den ‚beiden‘ Alaisiagae, [1275]Beda und Fimmilena, weihen cives Tuihanti des cuneus Frisiorum unter Severus Alexander (222–235) in Housesteads in Britannien zwei grosse Altäre, die vielfach besprochen worden sind (Watkin Bull. épigr. IV 49ff. Hübner Westdeutsche Zeitschr. III 120ff. 292. Mommsen Herm. XIX 232, zuletzt neu verglichen und herausgegeben von Haverfield Ephem. epigr. VII 1040. 1041). Die Namen sind verschieden gedeutet worden; vgl. Scherer S.-Ber. Akad. Berl. 1884, 571ff. Pleyte Verslagen en mededeelingen 3. reeks II (rez. von Möller Korrespondenzbl. d. Westd. Zeitschr. V nr. 109. J. Klein Rhein. Jahrb. LXXIX 276). F. Kauffmann Beitr. z. Gesch. d. deutsch. Sprache XVI 200ff. Siebs Zeitschr. f. deutsche Philologie XXIV 433ff. Grienberger Zeitschr. f. deutsches Altertum XXXVI 310. Im Verein mit den im Lande der Bataver heimischen Göttinnen (Tuihanti = Twente, Lacomblet Urkundenbuch I nr. 9 und 14) wird angerufen der Mars Thincsus oder Thingsus (vgl. das deutsche thing, auch die Bezeichnungen bodthing und fimmelthing haben sich erhalten). Wohl hauptsächlich durch diese Zusammenstellung bewogen, deutet Weinhold Zeitschr. f. deutsche Philol. 1888, 1ff. die Alaisiagae (für Alaisiagis möchte er herstellen Alaisagiis) als die ,grossen Gesetzsprecherinnen‘. Da sie ausdrücklich als duae Alaesiagae bezeichnet werden, darf nicht daran gedacht werden, sie in den Kreis der als Dreiheit verehrten Matres oder Matronae zu ziehen (vgl. Rhein. Jahrb. LXXXIII 54. 101). Hugo Jaekel Ztschr. f. deutsche Philol. XXII 257ff. erklärt die Namen aus der Denkweise und Sprache der Friesen. Eine Beziehung zum friesischen âsega = Gesetzsprecher scheine unverkennbar, und danach wären die A. die Gehülfinnen des friesischen Gerichtsgottes Tius Thingsus, die ‚erhabenen Rechtseherinnen‘, das Vorbild der friesischen Asegen. Zu dem Namen der Beda stellt er die Tacitusstelle ann. IV 73, wo erzählt wird, die Friesen hätten 900 Römer apud lucum quem Baduhennae vocant niedergemacht.
Eine neue Deutung des Namens versucht R. Henning Ztschr. f. d. Alt. 1898, 193ff. (ad edocendum idoneae). Vgl. auch Golther Handbuch der german. Mythologie (1895) 460 (Litteratur 204). An keltischen Ursprung des Namens denkt Th. v. Grienberger Ztschr. f. d. österr. Gymn. XLVII (1896) 1007 (‚-iāgus kann sehr wohl für keltisch-lateinisch -iācus stehen und der Kern des Wortes nichts anderes als ein Localname sein, so dass die Göttinnen einfach ,die Alaesischen‘ sind‘). Ein analoges Göttinnenpaar sind die Ahveccanae Aveha und Hellivesa (s. unter Aveha Bd. II S. 2280).