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RE:Albius 12

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Tibullus, bedeutender Elegiker Roms
Band I,1 (1893) S. 1319 (IA)–1329 (IA)
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12) Albius Tibullus, in der Reihe der vier bedeutenden Elegiker Roms der zweite der Zeit nach (Ovid. trist. IV 10, 53), an dichterischer Begabung nach dem Urteil des Altertums der erste (Vell. II 36. Quint. X 1, 93. Suet. p. 18 R.), unter den erhaltenen Dichtern der augusteischen Zeit die vornehmste Erscheinung. Sein Vorname ist unbekannt, wie der des Nepos, Macer, Marsus u. a. Sueton hatte den T. in seinem Buche de poetis gewiss behandelt, wie den Properz und Ovid: aber da Hieronymus von den dreien nur noch Ovid las und kannte, hat er in seiner Chronik auch nur diesen verzeichnet, die beiden ersteren übergangen. Am Schluss der Hss. des Dichters erhaltene, heute stark verderbte Notizen über T.s Leben verdanken wir einem alten Herausgeber, der Suetons Buch benützte, abgedruckt in Bährens Ausgabe p. 88, Hiller p. 60: Albius Tibullus eques R. insignis forma cultuque corporis observabilis ante alios Corvinum Messalam oratorem dilexit, cuius et contubernalis Aquitanico bello militaribus donis donatus est. Hic multorum iudicio principem inter elegiographos obtinet locum. Epistolae quoque eius amatoriae quamquam breves omnino utiles (subtiles Bährens, andere dulces) sunt. obiit adulescens ut indicat epigramma supra scriptum. Vorher gehen die zwei Distichen, die nach Scaligers Notizen aus der Hs. des Cuiacius dem Domitius Marsus gehören: Te quoque Vergilio comitem non aequa, Tibulle, Mors iuvenem campos misit ad Elysios, Ne foret aut elegis molles qui fleret amores Aut caneret forti regia bella pede. T. starb also etwa zu derselben Zeit wie Vergil 735 = 19, was auch Ovid. trist. IV 10, 51 anzudeuten scheint, als adulescens: danach mag man sein Geburtsjahr etwa 700 = 54 ansetzen. Horaz spricht zu ihm wie ein Älterer zum Jüngeren, Ovid ist nicht näher mit ihm befreundet gewesen, aber wie eifrig er T.s Werke las, zeigen seine mannigfachen Nachahmungen, und wie er den Dichter verehrte, die herrliche Trauerelegie auf seinen Tod am. III 9. Von Horaz erfahren wir übereinstimmend mit der Vita, dass T. reich war – er besass den Rittercensus – und schön von Gestalt (epist. I 4, 6), übereinstimmend mit der Stimmung in T.s Gedichten, dass die letzten [1320] Jahre des Dichters von Trübsinn und vielleicht von Todesahnungen erfüllt waren (epist. I 4, 12): T. verweilte damals etwa um 734 = 20 in der Gegend von Pedum, wohl auf seinem eigenen Landgute. Die Zeit von 724 = 30 bis 734 = 20 ist die Zeit der Blüte des Dichters, die derselbe im Verein mit Valgius, Aemilius Macer u. a. im Kreise des Redners und Staatsmannes M. Valerius Messalla Corvinus verbracht hat. Die ganze politische Haltung des Messalla drückt sich nirgends klarer aus als in den Elegien seines Freundes T.: nirgends liest man den Namen des Caesar, nirgends des Maecenas Namen, nirgends wird der Sieg von Actium gefeiert: T. war gewiss Republicaner, und es ist recht bezeichnend, wenn Horaz epist. I 4,3 den Caesarmörder und Erzfeind des Augustus Cassius von Parma als sein Vorbild nennt, ebenso bezeichnend für seine Persönlichkeit, dass er nirgends den Horaz oder Vergil, die vornehmsten der Dichter der Monarchie, genannt hat, wohl aber von Horaz mit grosser Ehrfurcht behandelt worden ist, so als sermonum nostrorum candide iudex (epist. I 4, 1).

Das 1. Buch der tibullischen Sammlung, zehn Elegien enthaltend, ist von dem Dichter selbst bald nach 727 = 27 ediert: es sollte ein Gegenstück sein zu den je zehn Gedichte enthaltenden Bucolica Vergils und dem 1. Satirenbuch des Horaz. Die Anordnung der Gedichte ist nicht die chronologische: das früheste ist das 10. Gedicht, dessen Schlussverse At nobis, Pax alma, veni spicamque teneto Perfluat et pomis candidus ante sinus, ein Gebet an die getreu nach Bildwerken geschilderte Friedensgöttin, die Friedenssehnsucht der damaligen Welt uns lebendig vor Augen führt (V. Gardthausen Augustus I 478ff. II 264ff.): weder des Messalla noch Delias Name wird genannt, der Dichter verwünscht nur die Kriegsfahrt, die ihm bevorsteht. Gemeint ist des Messalla Zug nach Aquitanien, der nach Appian b. c. IV 38 unmittelbar auf die Schlacht bei Actium folgte; ausserdem begleitete T. den Freund auf seinem Zuge nach Asien (Dio LI 7, 7), blieb aber in Kerkyra krank zurück, während seine Begleiter Aegaeas per undas weiter zogen (I 3, 1): ob dieser Zug des Messalla vor oder nach dem aquitanischen Krieg stattgefunden hat, ist nicht zu entscheiden (E. Hiller Berl. Phil. Wochenschrift 1888, 811). Messalla triumphierte ex Gallia VII K. Oct. 727 = 27 und feierte bald darauf seinen Geburtstag: ein Geburtstagsgeschenk ist Gedicht I 7, bald nach dem Datum des Triumphes verfasst, das einzige, dessen Zeitbestimmung sicher ist; alle übrigen sind nicht mit Sicherheit zu datieren. Sie zerfallen in zwei Gruppen: die Gedichte an den schönen Knaben Marathus 4. 8. 9 und an Delia 1. 2. 3. 5. 6: die erste Gruppe wird zeitlich gewöhnlich älter angesetzt als die letztere, ohne beweiskräftige Gründe, die Gedichte auf Marathus scheinen in chronologischer Folge überliefert zu sein. Das Priapeium 4, erklärt von Vahlen M.-Ber. Ak. Berl. 1878, 346, ein Gegenstück zu Hor. sat I 8, giebt ein Zwiegespräch des Priap mit T., der eine ars amandi für Liebhaber von Knaben, aus dem Munde des Gottes vernommen, wiedergiebt, keck und humoristisch im Ton, besonders [1321] v. 73. 74: haec mihi quae canerem Titio, deus edidit ore: Sed Titium coniunx haec meminisse vetat (über diesen Titius Hübner Herm. XIV 309), ebenso der Schluss heu heu quam Marathus lento tue torquet amore Deficiunt artes u. s. w. Im 8. Gedicht sieht der Dichter im Geiste den jetzt so grausamen und spröden Knaben später selbst verliebt und von der Geliebten grausam zurückgewiesen: es soll ein Warnungslied für den geliebten Knaben sein. Das 9. Gedicht ist eine Verwünschung gegen einen Greis, der um Gold den Knaben verfuhrt, Marathus ist aber selbst verliebt und der Dichter wünscht ihm v. 39. 40 von seiten der Geliebten dieselbe Treulosigkeit. Unsicher ist die Chronologie der einzelnen Gedichte an Delia. Das 1. Gedicht zeigt den Dichter zum heimischen Herd zurückgekehrt, müde der langen Kriegsmärsche (25), im vollen Glücke des häuslichen Herdes und der Liebe; wie es scheint, lehnt er eine Aufforderung des Messalla, abermals mit ihm ins Feld zu ziehen, ab (v. 50ff). Gedicht 3 zeigt, dass der Dichter doch mit Messalla Rom verlassen hat, in Kerkyra aber krank zurückbleiben musste. Auch im 5. Gedicht wird Messalla genannt (31), aber der Dichter ist schon von einem anderen Liebhaber verdrängt, während er im 1. und 3. Gedicht noch allein der Bevorzugte war, darum mag das 5. Gedicht später fallen, als diese, wohl nach der Rückkehr aus Asien. Sicher fällt danach das 2. Gedicht (vgl. v. 67), auch in diesem kehrt der Dichter, von der Thüre der Geliebten zurückgewiesen, zum Gelage der Freunde zurück (Leo Philol. Unters. II 38), Delia gehört einem anderen als Gattin (coniunx 41) an, ebenso wie im 6. Gedicht (v. 15). Alle diese chronologischen Ansätze sind mehr oder minder anfechtbar, erst wenn durch ein zweifelloses historisches Zeugnis die Dauer, Reihenfolge und Zeit der Feldzüge Messallas festgestellt sein wird, werden wir hier sicherer urteilen können. Apuleius apolog. 10 berichtet, dass der wahre Name der Delia des T. Plania gelautet habe, ein triftiger Grund, an der Richtigkeit dieser Nachricht zu zweifeln, ist noch nicht vorgebracht, wohl aber spricht für ihre Richtigkeit u. a. die zuerst von einem ungenannten Gelehrten bei F. Passow Verm. Schr. 169 beobachtete sprachliche Verwandtschaft beider Namen (δῆλος, planus). Aber wenn auch als überliefert gelten darf, dass T. ein Liebesverhältnis mit einer Plania in jener Zeit unterhalten hat, so wäre nichts verkehrter, wie alle in den Elegien berichtete Einzelheiten als historische Thatsachen deuten und die Widersprüche durch Combinationen vereinigen zu wollen (Leo a. a. O. 20). Es gab gewisse Loci communes der alexandrinischen Elegie, welche die Dichter ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit immer wieder in ihre Liebeslieder einfügten: Delia hat im 6. Gedicht eine leibliche Mutter, die dem Dichter gewogen ist, im 5. Gedicht hören wir statt dieser von einer schlauen Kupplerin, im 3. Gedicht, wo die Erwähnung der Mutter gewiss am Platze war, von einer emsigen Alten. Auch was wir von der Persönlichkeit des Dichters wissen, passt schlecht zu den in den Elegieen dargestellten Verhältnissen und ausgesprochenen Gesinnungen. Horaz bezeugt, dass T. reich war, und T. preist [1322] überall die Armut, er kann nach den Worten I 1, 41ff. und I 1, 19 vos quoque, felicis quondam nunc pauperis agri Custodes (vielleicht während der Ackerverteilungen des J. 718 = 41) viel eingebüsst haben, aber es muss ihm noch ein ansehnlicher Besitz geblieben sein, wenn Hor. epist. I 4, 7 schreiben konnte di tibi divitias dederunt artemque fruendi und er sich weiterhin eques Romanus nennen konnte. Der Versuch von Bährens Tibull. Blätter 7ff., den Albius des Horaz als eine von unserem Dichter verschiedene Persönlichkeit nachzuweisen, ist verfehlt. T. war gewiss ein tapferer Soldat, wenn er nach der Vita von einem Messalla militaribus donis donatus est und I 7, 9 zu dem Triumphator die stolzen Worte sprechen durfte: non sine me est tibi partus honos; wie steht hiermit im Einklänge das weichliche Jammern über Krieg und Schwertkampf, Strapazen und Märsche, das uns in seinen Liedern so oft ertönt? Es war wohl die Klage über Krieg und die grausamen Schwerter ein Locus communis der alexandrinischen Elegie: Kallimachos, den auch Sueton p. 18 R. als sein Vorbild nennt, von dem er Verse wörtlich entlehnt (I 7, 28 Memphiten plangere docta bovem = Kallim. frg. 176 εἰδυῖαν φάλιον ταῦρον ἰηλεμίσαι, Hiller a. a. O.), hatte ähnliche Klagen über das grausame Eisen in der coma Berenices (Catull. 66, 48). Beachtenswert ist, dass Ovid und andere die Liebe des T. zu dem Knaben Marathus, welche im 1. Buch mit dem Verhältnis zu Delia parallel behandelt ist, ganz ignorieren. Wir hören dieselben Klagen wie in den Liedern auf Delia, über Untreue, Bestechung durch Gold, jenes plena manu I 5, 68 (πλήρει χερί Anth. Pal. XII 42) kehrt wieder I 9, 52, nirgends erfahren wir einen individuellen Zug. Ob wirklich der Μοῦσα παιδική des T. ein tatsächliches Liebesverhältnis des Dichters zu grunde liegt, mag dahingestellt bleiben. Denen aber, die nach T.s Gedichten voll Weichlichkeit, Ehebruch und Zuchtlosigkeit das Leben und die Persönlichkeit des Dichters hätten beurteilen wollen, hätte der Dichter gewiss zugerufen Pedicabo ego vos et irrumabo, qui me ex versiculis meis putastis, quod sint molliculi parum pudicum, und im Interesse seiner Erklärer hätte auch T. die Verse des Straton Anth. Pal. XII 258 an den Schluss setzen können Ἦ τάχα τις μετόπισθε κλύων ἐμὰ παίγνια ταῦτα Πάντας ἐμοὺς δόξει τοὺς ἐν ἔρωτι πόνους. Ἄλλα δ’ ἐγὼν ἄλλοισιν ἀεὶ φιλόπαισι χαράσσω Γράμματ’, ἐπεί τις ἐμοὶ τοῦτ’ ἐνέδωκε θεός. Wahrscheinlich ist das 7. Gedicht das letzte des 1. Buches, und das Ganze Ende 727 = 27 dem Messalla überreicht.

Das 2. Buch enthält nur 6 Gedichte: dass T. dasselbe selbst herausgegeben, wie R. Ullrich (studia Tibulliana, Berlin 1889) ausführt, ist möglich, aber nicht zu erweisen. Von Delia ist in demselben nicht mehr die Rede, ebensowenig von Marathus, die in Gedicht 4–6 erwähnte Geliebte des Dichters heisst Nemesis. Der Name, der sonst nur selten (CIL IX 2910. 3780. 3187) als Eigenname vorzukommen scheint, ist auffallend, um so auffallender, als eine Göttin Nemesis auf dem Capitol verehrt wurde (Plin. n. h. XI 251. XXVIII 22) und darum gewiss mit Absicht gewählt, wie der Name Delia, Cynthia, Lesbia u. a., [1323] er stammt aus dem Kreise der griechischen, erotischen Dichtung, wie die öfters vorkommenden Namen Elpis, Eros, Pothos, und bezeichnet die sühnende Vergeltung im Liebesleben, die von den Dichtern der Anthologie so oft behandelt wird (IX 260. 405. V 273. XI 326. XII 141) und in den Darstellungen des Eros mit Psyche öfters erscheint. Baumeister Denkmäler III 1425. Es scheint, dass T. im Namen der zweiten Geliebten, die die Rache für die Untreue der jetzt verlassenen Delia verkörpert darstellt, etwa die Worte an Marathus (I 9, 79) zum Ausdruck bringen wollte: tum flebis cum me vinctum puer alter habebit. Auf Bildwerken und Anth. Pal. IX 146 wird Ἐλπίς der Νέμεσις gegenübergestellt, wie es scheint, spielt auch T. II 6, 20ff. mit den beiden Worten, wenn er schreibt Spes facilem Nemesim spondet mihi sed negat illa. Wir finden dieselben Zuge in dem Liebesverhältnis mit Nemesis wieder, die bereits im 1. Buch in den Elegieen an Delia ausgeführt waren, Verwünschungen der Geldgier des Mädchens 4, 14ff., Verwünschungen gegen die lena 6, 45ff., gegen einen reichen Nebenbuhler, einen Freigelassenen, der das Mädchen zu sich auf das Land entführt 3, 60 u. dgl. mehr, wie er, um Delia zu rühren, I 6, 57 ihre leibliche Mutter mit Zärtlichkeiten überschüttet, so beweint er II 6, 29 eine frühverstorbene Schwester der Nemesis. Das 1. Gedicht, den Preis des Landlebens enthaltend, gilt dem Messalla, die beiden folgenden Gedichte einem Cornutus, den wir gewiss im Kreise oder im Hause des Messalla suchen müssen, und der eine vornehme Persönlichkeit gewesen sein muss, wenn T. ihn so auszeichnet. Der Beiname Cornutus führt auf die Familie der Sulpicii Camerini, ein Camerinus besang damals domito ab Hectore Troiam nach Ovid. ex Pont. IV 16, 19. Das 5. Gedicht feiert Messallas Sohn, den Messalinus, als derselbe zu einem der XV viri, der Bewahrer der sibyllinischen Bücher, ernannt worden war (v. 17), in Form eines Gebetes an den Apollo Palatinus, dessen Priester jetzt Messalinus geworden ist. Die Betrachtung des herrlichen Tempels ruft dem Dichter die Zeit zurück, in der die Stadt noch nicht gebaut, die Gegend des Palatin, auf dem auch es Messalinus väterliches Haus gestanden hat (Dio LIII 27), eine Viehweide gewesen war, Aeneas in Italien landete, Alba Longa und Rom gegründet wurden. T. hatte gewiss von der neuen poetischen Schöpfung des Vergil gehört, als er die Verse 39–64 schrieb. Das 6. Gedicht Castra Macer sequitur ist ein προπεμπτικόν an den Dichter Aemilius Macer aus Verona, der nach Hieron. Abr. 2001 = 788 d. St. = 16 v. Chr. in Asia moritur, wahrscheinlich während des Feldzugs, bei dessen Beginn T. jene Elegie verfasste, gewiss das letzte Werk seines Lebens, wie das letzte der Sammlung, und kurz vor seinem Tode 735 = 19 oder 736 = 18 gedichtet. Dass das 1. Buch früher geschrieben und herausgegeben ist, wie das 2., bestätigt Ovid am. III 9, 32 altera cura recens, altera primus amor; während die Lieder von jenem nicht nach der zeitlichen Folge geordnet sind, ist es wahrscheinlich, dass die des 2. Buchs in chronologischer Reihenfolge geordnet auf uns gekommen sind. Wenn Horaz einige Zeit vor [1324] 730 = 24 carm. I 33 an T. richtet, so soll dies eine Auszeichnung sein des jetzt berühmten Dichters, dessen Ruhm (fama) er auch epist. I 4, 10 andeutet, eine Empfehlung seiner Elegieen vor dem römischen Publicum. Wenn er schreibt: Albi ne doleas plus nimio memor Inmitis Glycerae neu miserabiles Decantes elegos, cur tibi iunior Laesa praeniteat fide, so sollen diese Worte allgemein den Inhalt und die Motive erotischer Elegien wiedergeben; ob in dem Namen Glycera, den ja auch die Geliebte eines gefeierten Dichters getragen hat, eine versteckte, uns nicht mehr erkennbare Anspielung verborgen ist, mag dahingestellt bleiben, in Glycera eine dritte Geliebte des Dichters zu suchen und aus der Ode des Horaz auf uns verlorene Elegien des T. zu schliessen, ist nicht angebracht. Glycera, ein Name wie Lalage und Cinara, kann sowohl Delia wie Nemesis bezeichnen, bezeichnet wahrscheinlich nur die erstere.

Die Alten haben mit Recht den T. am höchsten gestellt unter den Dichtern der Elegie. Unter seinen Gedichten gehört I 3 und II 1 zum schönsten, was uns aus dem Altertum überliefert ist, das erstere hat Ovid in seiner Nenie am. III 9 genau benützt, die herrliche Schilderung der seligen Gefilde hat ihn besonders entzückt, wie aus der Nachahmung ersichtlich, auch von der Schwester und Mutter des Dichters (50ff.) weiss er nur durch jenes Gedicht (5ff.). II 1 zeigt uns den erotischen Dichter als echt römischen Gutsherrn, in der vollen Freude über den eigenen Besitz, die ihn zum Preise des Landlebens in seinen Liedern so oft begeistert, den dives foco lucente Tibullus (Stat. silv. I 2, 255), besonders prächtig ist der Schluss, die Schilderung der Nacht, die ihre Rosse anschirrt und deren Wagen der Reigen der Sterne in Gestalt mutwilliger Knaben nachzieht, an uns erhaltene bildliche Darstellungen erinnernd. Die Interpretation der Gedichte des T. machte oft den Erklärern Schwierigkeiten infolge des springenden Gedankengangs und der oft unvermittelt ausgedrückten Gefühlsäusserungen des Dichters, Eigentümlichkeiten, die Scaliger, Ritschl, Bährens u. a. zu gewaltsamen Umstellungen veranlasst haben; besonders fördernd für unsere Kenntnis der Eigenart des T. waren die oben citierten Abhandlungen Vahlens und Leos. Über I 1: Vahlen a. a. O. 352. Leo a. a. O. 28. I 2: Leo 34. I 3: Leo 23. I 4: Vahlen 346. Hübner Herm. XIV 307ff. Leo 16ff. Über die Gedichte an Marathus Baumgartner Wien. Stud. XI 324. Scheidemantel Comment. in hon. Ribbeck. 375. Über I 5 und 6: Leo 39–43. Über II 5: Vahlen 344. Leo 3. Maass Herm. XVIII 321. 480. Über T. überhaupt Ribbeck G. d. röm. Dicht. II 185ff.. Besonders wichtig ist T. für unsere Kenntnis der Geschichte der römischen Metrik (W. Meyer Sitzungsber. der Münch. Akad. 1884, 1032. 1035ff. 1042. 1049. 1065. 1070). Quintilian X 1, 93 giebt ihm treffend die Beiworte tersus und elegans, während sein Vorgänger Cornelius Gallus als durior bezeichnet wird; Ovid nennt ihn am. I 15, 27 hinsichtlich der numeri ‚cultus‘, und in der That sind T.s Gedichte metrisch vollendeter als die des gleichzeitigen Properz, stehen den der Form [1325] nach klassischen Werken des Ovid am nächsten und zeigen, verglichen mit Catulls Versen, deutlich die grosse Vervollkommnung, zu welcher der Hexameter und Pentameter in der augusteischen Epoche gelangt war, in einigen Punkten sind die Gedichte des T. sogar noch sorgfältiger gearbeitet wie die des Ovid. Abgesehen von der grossen Sorgfalt in der Anwendung der Elision wird zum erstenmal der Schluss des Hexameters durchweg so behandelt, dass mehr als dreisilbige und einsilbige Wörter verpönt und zugleich die σπονδειάζοντες ausgeschlossen sind. Streng ist der Bau der Caesuren, besonders im 1. Buch, ⅘ der Verse haben die Semiquinaria mit je einer der beiden Nebencaesuren, ⅕ die weibliche Caesur im dritten Fusse durchweg mit den beiden männlichen Nebencaesuren, anders gebaute Verse sind an Zahl verschwindend klein. Ebenso streng ist der Bau des Pentameters im 1. Buch. Zwar wird noch die Regel Ovids, den Pentameter nur auf ein iambisches Wort enden zu lassen, in beiden Büchern, wenn auch selten, verletzt, dafür tritt im 1. Buch das Bestreben hervor, die beiden Kola des Verses vor eintöniger Gleichförmigkeit zu bewahren, indem die Caesur auf ein iambisches Wort, wie bei Kallimachos, gemieden wird. Im 2. Buch hat T. diese Regel weniger beobachtet, wie auch in anderen Gesetzen das 2. Buch eine grössere Freiheit zeigt als das erste: so ist im 1. Buch die weibliche Caesur im vierten Fusse gemieden, sie findet sich nur 9, 83 (resolutus amore Tibullus), im 2. Buch dagegen neunmal.

In unseren Hss. folgt ein 3. Buch als letztes der Sammlung, die italienischen Gelehrten des 15. Jhdts. teilten es in 2 Bücher, so dass nur dessen 1. Teil, 6 Elegieen enthaltend, in vielen Ausgaben als Buch 3 erscheint. Dieselben sollten wohl ein Gegenstück zu den 6 Elegieen des 2. Buches bilden, sind verfasst von einem gelehrten und belesenen, uns unbekannten Verfasser, der sich 2, 29 Lygdamus nennt, an dichterischer Begabung dem T. weit nachsteht, und dessen wahren Namen zu ermitteln noch nicht gelungen ist; gewiss war es ein vornehmer Mann, der das Pseudonym zu wählen für geratener fand, als seinen Namen öffentlich kund zu geben. Der Dichter ist 711 = 43 geboren (5, 18), er verherrlicht eine Neaera, die ihm einst vermählt war (1, 23. 4, 60) und ihre Liebe einem anderen zugewendet hat; er bietet ihr aufs neue seine Hand an in dem Widmungsgedicht (1), das er seiner früheren Gattin zum Fest der Matronalien am 1. März zuschickt, einem Festtag, an dem in Rom der Ehemann supplicabat pro conservatione coniugii (Schol. Hor. od. III 8, 1) und die Frau beschenkte; das Büchlein trug den Namen der Geliebten (1, 12). Diese Gedichte sind eine sehr merkwürdige Bereicherung unserer Kenntnisse der ehelichen Verhältnisse der ersten Kaiserzeit, wie sie uns die Autoren schildern (z. B. Schol. Iuv. V 109 p. 235 Jahn. Friedländer Sittengesch. I⁵ 427. Marquardt Privatleben der Römer² 71). Die Abfassungszeit der Gedichte steht fest durch die in denselben hervortretende Nachahmung des Ovid (Bährens Tib. Blätter 39ff.), dem man deshalb die Urheberschaft mit zuschreiben wollte. 5, 16 = ars am. II 670; 18 = trist. IV 10, 6; 19. 20 = am. II 14, [1326] 23. 24. Demnach müssen die Gedichte geschrieben sein um 766 = 13 n. Chr. von dem etwa 56–57jährigen Verfasser. Neben Ovid ahmt derselbe besonders den T. nach, citiert Vergils Eclogen (4, 65 = eclog. 8, 47) und die Gedichte des Catull, dem er nach Ovids Vorgang das Beiwort doctus giebt (6, 41). 4, 57 erinnert an Gallus (Verg. eclog. 10, 21). Dichterisch mässig begabt, oft prosaisch im Ausdruck, ist Lygdamus in metrischer Beziehung deshalb von Interesse, weil er die Regeln des T. bis zur Pedanterie verstrengert hat. Seine Hexameter haben alle, ausser zwei, die Semiquinaria mit einer der beiden Nebencaesuren, hierin berührt sich der Verfasser mit dem Dichter eines der Catal. Vergiliana XI (Baehrens PLM II 167), nirgends findet sich die trochaeische Caesur im vierten Fuss, nirgends überhaupt ein hinsichtlich der Caesur incorrect gebauter Vers. Der Pentameter ist, was die Behandlung des Schlusses betrifft, weniger correct wie der des Ovid, ähnlich dem des T., hinsichtlich der Vermeidung iambischer Worte in der Caesur weniger sorgfältig wie T. Martial scheint die Gedichte zu kennen, 1, 19 si nostri mutua cura est = Mart. X 20, 9.

Es folgt in vielen unserer Ausgaben ein 4. Buch, in den Hss. ein Gedicht, laudes Messallae betitelt, ein Gegenstück zur uns erhaltenen laus Pisonis, dem Messalla bald nach Antritt seines Consulats 723 = 31 gewidmet von einem jungen unreifen Menschen, der sein väterliches Vermögen verloren hatte (183ff.) und um Aufnahme bittet in die cohors des Feldherrn (193ff.), ein Bettelbrief in correcten Versen, nüchtern und armselig dem Inhalte nach, dessen ungeschickte Tactlosigkeit auf den Leser ebenso komisch wirkt, wie die kindlich überall an den Haaren herbeigezogene und zur Schau getragene Gelehrsamkeit auf allen möglichen Gebieten. Die Disposition des Gedichtes zeigt den Schüler, der gelernt hat, wie die Rhetorik eine Lobrede zu disponieren vorschreibt (Auct. ad Her. III 6, 11ff.); auf das prooemium mit einem Gemeinplatz ab eius persona de quo loquimur (v. 1ff.), folgt Lob des genus mit den Gemeinplätzen der Rhetoren, dann werden Messallas verschiedene gloriae und potestates, darunter das Consulat, erörtert. Über die Disposition auch Crusius Philol. Versamml. zu Zürich 1887, 265. Der Verfasser des Gedichtes ist unbekannt. Auf dieses sehr unerquickliche Machwerk folgt in den Hss. ein doppelter Cyclus von Gedichten unschätzbaren Wertes, die Liebe einer Sulpicia zu einem Cerinthus behandelnd, in dem man den Cornutus des 2. Buches hat wiedererkennen wollen; es wird geratener sein, beide Personen zu scheiden. Um die Erklärung der Gedichte hat sich O. Gruppe Die römische Elegie, Leipzig 1838, 25ff. besonders verdient gemacht und nachgewiesen, dass der 2. Teil derselben von Sulpicia selbst herrührt. Frauenzimmerlich ist ihr Ton, unreif kindlich die Sprache und ungelenk die Metrik, in jeder Beziehung sind diese kleinen Gelegenheitsgedichte wesentlich verschieden von Gedichten des T. oder Ovid. Die eigenen Gedichte der Sulpicia beginnen schon mit Gedicht 7 (so A. Rossbach. Bährens Tib. Blätter 42); hier schon die naive, mädchenhafte Sprache, dem Umgangston [1327] der Gesellschaft ähnlicher als der Sprache der Dichter (zu dem volkstümlichen cum digno digna fuisse ferar vgl. die Wendungen bei Buecheler Rh. Mus. XLVI 243). Sulpicia nennt sich mit Stolz Servi filia 10, 4, erwähnt wird ihre Mutter 6, 15, nicht ihr Vater, wohl aber Messalla 8, 5, der vielleicht ihr Vormund war und gewiss ihr Verwandter (Haupt op. III 502). Denn Hieronymus berichtet (Seneca ed. Haase III p. 432), dass Valeria Messallarum soror amisso Servio viro nulli volebat nubere. Quae interrogata cur faceret, ait sibi semper maritum Servium vivere. Wenn jener Cornutus zu der Familie der Sulpicii gehörte, etwa der Bruder der Sulpicia war, dann war die Hochachtung ehelicher Treue wohl Familientradition (Tib. II 2, 11). Auch die dichterische Begabung scheint bei den Frauen der Gens Sulpicia sich weiter vererbt zu haben, eine zweite Dichterin Sulpicia lebte unter Domitian, die zärtliche Gattin des Calenus. Den Gedichten der Sulpicia gehen voraus 5 nach Form und Inhalt dichterisch vollendete Elegieen (2–6), symmetrisch geordnet von 24 + 24 + 26 + 20 + 20 Versen, alle offenbar von demselben Dichter verfasst, der im 1. Gedicht Sulpicia zu dem Matronalienfeste, im letzten zum Geburtstage Glück wünscht, im mittelsten den Phoebus um Genesung und Heilung der Kranken anfleht. Von den beiden übrigen Gedichten 3 und 5, in denen er Sulpicia reden lässt, ist das erstere ein Gebet an den Liebesgott, den Jüngling auf der Jagd vor Gefahr zu schützen, das letztere ein Glückwunsch zu Cerinthus Geburtstag; wir lernen aus 3, 23, dass auch der Vater des Cerinthus ein Freund der Jagd war, beide gewiss vornehme Römer aus dem Kreise des Messalla. Der Verfasser der Gedichte ist unbekannt, in einigen Wendungen erinnert er an T., die Metrik entspricht mehr der des 2. Buches, als der des 1. Er kannte die Gedichte des Mädchens und hat, galant auf ihr Thema eingehend, dieselben Motive, die in ihren Versen vorkamen, wie Geburtstagsfeier, Krankheit, Eifersucht, weiter ausgeführt und der Sulpicia die 5 Gedichte als Geschenk zum 1. März dargebracht, die später der Redactor der ganzen Sammlung, ein dem Hause des Messalla nahestehender Grammatiker, zusammen mit Sulpicias Versen herausgab; darauf liess derselbe noch 2 Gedichte (19. 20), ein längeres (24 Verse) und ein kürzeres (4 Verse) folgen, von denen das erste sicher tibullisch ist, wahrscheinlich auch das folgende, das letzte der ganzen Sammlung, ein Epigramm. Beide Gedichte sind Erstlingsarbeiten T.s, die Elegie ist an Umfang kleiner als alle Elegien des 1. und 2. Buchs, angesehen von dem Gelegenheitsgedicht II 2, und gering an dichterischem Wert, von T. selbst wohl aus der Sammlung ausgeschlossen.

Die auf uns gekommene Gedichtsammlung rührt aus der Zeit zwischen Tiberius und Domitian her; wenn Martial den Lygdamus schon nachbildet, hat er ihn wohl aus derselben Sammlung, die uns vorliegt, kennen gelernt, ebenso Sueton in T.s Vita die Briefe der Sulpicia. Dass das Altertum von T. noch mehr kannte als wir, geht aus dem Citat des Charisius 131 hervor. In den Ausgaben des T. (Bährens p. 85, Hiller [1328] p. 58) findet man zwei Priapea, bei denen die Autorschaft des T. mehr als zweifelhaft ist (Hiller Herm. XVIII 343ff.). Das eine, aus 3 Distichen bestehend, stand nach Inschriftensammlern des 15. Jhdts. auf einer Priaposara bei Padua CIL V 2803, das andere, in reinen Iamben abgefasst, ist in den Hss. der kleineren vergilianischen Gedichte überliefert; beide will Scaliger in der Hs. des Cuiacius inter opera Tibulliana gefunden haben. Die Nachricht Scaligers über diese Gedichte beruht keinesfalls auf einem Irrtum, sie mögen im Cuiacianus, dessen Alter ja unbekannt ist, von einem Schreiber des 14. oder 15. Jhdts. den Gedichten T.s angehängt gewesen sein. Voreilige Gelehrte in Padua schrieben aus Localpatriotismus die Inschrift dem T. zu, weil die Form, welche die Autorschaft des Horaz, der ja auch ein Priapeium gedichtet hat, ausschloss, die Autorschaft des T., des Dichters der Knabenliebe, zu empfehlen schien; offenbar unter dem Einfluss dieser Localtradition schreibt Muret 1558 gerade aus Padua an Paulus Manutius jenen Brief I 13 (vol. II p. 42 Frotscher), in dem er erzählt, dass er in antiquo Tibulli libro jenes epigramma gefunden habe; es wird dies eben die Hs. des Cuiacius, damals noch in Padua, gewesen sein, der ein Localgelehrter die Inschrift als Werk des T. zugefügt hatte: Cuiacius kaufte 1566/67 in den Universitätsstädten Oberitaliens, besonders im Venezianischen viele Hss. (E. Spangenberg Cuiacius 25). Das Epigramm gehört also ebensowenig dem T., wie die bekannte Grabschrift des T. Livius die des Historikers sein kann. Ebenso muss das Urteil über die Iamben ausfallen, die man im 14. oder 15. Jhdt. dem T. aus ähnlichen Gründen wie die Distichen beigelegt hat, die wir heute mit mehr Recht dem Vergil wie dem T. zuschreiben konnten. Im Altertum schon hat Ovid den T. verdrängt. Hieronymus liest ihn nicht mehr. Erst im 5. Jhdt. las ihn wieder Sidonius Apollinaris (Hillers Ausgabe p. XXIV), in den Scholien zu Iuvenal (VIII 29) und Vergil wird er selten citiert, nie von Priscian. Im Mittelalter wurde T. wenig gelesen, ein Bibliothekskatalog des 11. Jhdts. verzeichnet Albii Tibulli lib. II (Haupt op. III 426. G. Becker catalog. biblioth. ant. 42. Birt Buchwesen 428). Wilhelm von Pastrengo im 14. Jhdt. citiert zwar den T. (Haupt op. I 276), aber eine sehr bekannte Stelle (I 7, 29ff.), die auch der Scholiast des Iuvenal a. a. O. und des Vergil Georg. I 19 citieren. Dass nur ganz wenige Hss. des Dichters in der Zeit vom 9.–13. Jhdt. existierten, beweist der Umstand, dass keine einzige aus jener Zeit uns erhalten ist. Die beste Hs. war die des Jacob Cuiacius, welche mit III 4, 65 begann und nur durch Scaligers noch erhaltene Collation uns bekannt ist, aus ungewisser Zeit stammend (F bei Bährens). Von den erhaltenen Hss., sämtlich aus dem 14. oder 15. Jhdt., sind die besten ein Ambrosianus (A, vgl. P. Illmann de Tibulli codicis Ambrosiani auctoritate, Berlin 1886) und Vaticanus (V), die übrigen, insoweit sie bekannt sind, infolge der gewaltsamen Interpolationen der Italiener für die Kritik unbrauchbar. Von besonderer Wichtigkeit für den Text sind zwei mittelalterliche Florilegien mit Auszügen aus T., der eine kürzer, älter und reiner, [1329] die sog. excerpta Frisingensia in einer Münchener Hs. des 11. Jhdts. (M bei Hiller), abgedruckt in L. Müllers Ausgabe proleg. VIII, der andere (P. bei Hiller), reichhaltiger aber oft willkürlich die Überlieferung verändernd, ist aus in Pariser Hss. des 13. Jhdts. erhalten (Meyncke Rh. Mus. XXV 369ff.); beide sind nach ethischen und grammatischen Gesichtspunkten angefertigt, Vincentius Bellovacensis um 1250 hat letzteren in seinem Speculum doctrinale schon benützt. Über die Excerpte E. Protzen de excerptis Tibullianis, Gryphiswaldiae 1869, über die Hss. überhaupt neben den proleg. der Ausg. von Hiller, Bährens und L. Müller M. Rothstein de Tibulli codd., Berol. 1880. R. Leonhard de codd. Tibullianis, Freiburg 1882. Ausgaben von Muret, Ven. 1558. Jos. Scaliger, Paris 1577 u. ö. Vulpi, Padua 1738–1755, 4 Bd. in 4. Brukhusius, Amsterd. 1708, 4 mit Wortindex. C. G. Heyne, Leipzig 1755, ed. 4. com nott. Wunderlich, Lips. 1817; Supplem. ed. Dissen 1819. J. G. Huschke, Leipz. 1819. Die erste kritische Ausgabe ist die von C. Lachmann, Berl. 1829, seine handschriftlichen Hülfsmittel sind durch Auffindung besserer überflüssig geworden. L. Dissen, Götting. 1835. Mit neuem handschriftlichen Apparat rec. A. Bährens, Lips. 1878. Mit Wortindex von Adolf Brinck und den testimonia de vita et poesi Tibulli ed. E. Hiller, Lips. 1885. Texte von M. Haupt mit Catull und Properz⁵, J. Vahlen cur., Lips. 1885. A. Rossbach, Lips. 1855. L. Müller, Lips. 1870, mit prolegg. de Tibulli arte metrica. Übersetzungen bei Teuffel-Schwabe R. L.-G.⁵ p. 551.