RE:Apollon

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gott des Lichts, der Heilung, sittlichen Reinheit und der Bogenschützen
Band II,1 (1895) S. 1 (IA)–111 (IA)
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Apollon.

I. Name.

Der gemeingriechisch Ἀπόλλων lautende Name des Gottes hat in einigen Gegenden locale Formen bewahrt. Am verbreitetsten ist die Nebenform Ἀπέλλων, bezeugt für Lakonien (Amyklai, Athen. IV 140 A; Epidauros Limera, Ἐφημ. ἀρχ. 1884, 203), Megara (CIG 1065; vgl. aber Ἀπόλovoς Λυκείο Bull. hell. II 515), Syrakus (Tempelinschrift von Ortygia, IGI 1), Kreta (Mus. ital. III 659ff.), Pamphylien (Roehl IGA 505. Niemann-Petersen-Lanckoroński Städte Pamphyl. I 54, 30), und durch die Berliner Kadmosvase (Furtwängler 2634) unbekannter Fabrik; ferner durch den Monatsnamen Ἀπελλαῖοϛ in Delphi (Wescher-Foucart 56 u. ö.), Herakleia (CIG 5774), Tauromenion (CIG 5640), Makedonien (Heuzey-Daumet Mission en Macédoine 234, 105), Lamia (Ἐφημ. ἀρχ. I 1838, 123), Pantikapaion (Latyschew Inscr. Pont. Eux. II 33), Phanagoria (Latyschew II 353), Mylasa (Le Bas-Waddington 416), Palmyra (Le Bas-Waddington 2581. 2607), Telanissos (Le Bas-Waddington 2697), den Monat Ἀπελλαιών in Tenos (CIG II 2338, 15), und durch Eigennamen wie Apelles, Apellaios, Apellikon; für dorisch erklärt von Herodian II 418, 25 Lentz (Eustath. 183, 6). Andere Namensformen sind das thessalische Ἄπλoυν (so die Inschriften, z. B. Collitz I 345 [Larisa]. 368 [Gyrton], vgl. Plat. Kratyl. 405 C) und das kyprische Ἀπείλων (Rev. arch. I 1887, 82. Rev. des ét. grecq. II 225ff. Meister Dial. II 170).

Die Italiker empfingen von den Griechen verschiedene Formen. Die thessalische Form mit ausgestossenem Mittelvocal findet sich in dem Aplu (auch Apulu) der Etrusker wieder, vgl. Müller-Deecke Etrusker II 69. Die Form Ἀπέλλων findet sich wieder in dem von Festus (epit. 22) als altrömisch bezeugten Apello und in dem oskischen Ἀππέλλoυν (vgl. Mommsen Unterit. Dial. 193. Mau Bull. d. Inst. 1882, 189). Weit häufiger ist aber in der römischen Welt die Form mit dem o-Vocal: Nominativ Apollo (Apolo, praenestin. Ciste, Mon. d. Inst. IX 58. 59; Appollo, Novaria, CIL V 6603), Genitiv Apollinis (Apollines, Britannien, CIL VII 179, Apolones CIL I 187) u. s. w. (Dativ Apolens, Picenum, Not. d. Scavi 1891, 370. Pisaurum, CIL I 167; Apoline, Cluentum, CIL IX 5803. Panormus, CIL X 7265; Apolinei, Rom, CIL I 562 = III 566. Falerii, CIL I 1543 a; Apolini, Dacien, CIL III 787. Gallien, CIL XII 991. 992. 2792; Apolone, Cales, CIL X 4632; Apolonei, Praeneste, CIL I 73; der von Preller-Jordan Röm. Myth. I 303 angeführte Accusativ Apollonem [Enn. trag. frg. 63 Vahl. aus Cic. de div. I 42] beruht auf unsicherer Lesart).

[2] Etymologisches. Mit der Erklärung des Namens haben sich schon die Alten lebhaft beschäftigt und bald in spielendem Aufsuchen des Gleichklangs, bald in tiefen Beziehungen zu dem Wesen des Gottes die Bedeutung des Wortes zu finden geglaubt. Eine Zusammenstellung solcher antiken Etymologien gab wahrscheinlich Apollodoros in seiner Schrift περὶ θεῶν, aus der sich Teile bei Macrob. sat. I 17 und Cornut. c. 22 finden, vgl. R. Münzel De Apollodori περὶ θεῶν libris (Diss. Bonn. 1883) 14ff. Die volkstümlichste Ableitung in älterer Zeit war wohl die aus homerischen Vorstellungen sich ergebende von ἀπόλλυμι (Archil. frg. 27, PLG⁴ II 320 [vgl. jedoch Münzel a. a. O. 14, 3]. Hipponax frg. 31, PLG⁴ II 473. Aisch. Ag. 1081. Eur. frg. 781, 11 Nauck); ihre Volkstümlichkeit erhellt aus den Anspielungen der Dichter und daraus, dass Abergläubische sich scheuten, den Verderben enthaltenden Namen auszusprechen (Plat. Kratyl. 404 E). Ebenfalls alt ist die Ableitung von a privativum und πολύς (pythagoreisch, Plot. V 5, 6. Plut, de Ei Delph. 9. 20; nach Macrob. sat. I 17, 7 auch von Chrysippos angenommen); in anderer Weise wird dieselbe Deutung durch Vergleichung der thessalischen Form Ἄπλουν mit ἁπλοῦς erreicht (Plat. Kratyl. 405 C; Weiterbildung, aus ἁπλοῦς und λύειν, bei Cornutus a. a. O.). Im Gegensatz hierzu erklärt Speusippos (Macrob. I 17, 7) den Namen durch ἀπὸ πολλῶν. Andere noch der älteren Zeit angehörige Etymologien sind ἀεὶ βάλλων (wegen des Bogens als Attribut, Plat. Kratyl. 405 C), ἀπολῶν = ὁμοπολῶν (ebd. 405 D), von ἀπολούειν oder ἀπολύειν (als Heilgott, ebd. 405 C. Plut. de Daed. V 2. Cornut. a. a. O. Et. M. s. Ἀπόλλων). In späterer Zeit sind, entsprechend der herrschenden Auffassung von dem Wesen des Gottes, Ableitungen üblich, die auf Eigenschaften der Sonne hinzielen: ἀπὸ τῆς τῶν ἀκτίνων αὐτοῦ πάλσεως (Porphyr. bei Euseb. praep. ev. I 112 b); von ἀπολύειν τὰς ἀκτῖνας (Et. M.); ὡς ἀπὸ ἄλλων καὶ ἄλλων τόπων τὰς ἀνατολὰς ποιουμένου (Kleanthes bei Macrob. I 17, 8); ἀπὸ τοῦ ἀναπολείν (Cornificius bei Macrob. I 17, 9). Daneben kommt auch eine Etymologie vor, welche Ἀπέλλων als Grundform annimmt und im Hinblick auf die Eigenschaft als Alexikakos den Namen von ἀπελαύνειν ableitet (Macrob. I 17, 14. Cornut. a. a. O.; vgl. ἀπέλλειν· ἀποκλείειν Hesych.).

Von neueren Erklärungsversuchen seien folgende angeführt: am directesten der spätgriechischen Auffassung, entspricht die Ableitung von ἀϝέλιος, ἀβέλιος = ἥλιος (Buttmann Myth. I 167. Preller Gr. Myth. I 152 [der aber den Passus in der 2. Auflage strich]. Savelsberg De Digammo, II, Progr. Gymn. Aachen 1866, 16; vgl. ἀβελίην· ἡλιακὸν Παμφύλιοι und ἀβέλιον· ἥλιον Κρῆτες Hesych.); der Alexikakosauffassung die von ἀπέλλειν = ἀπείργειν [3] (Döderlein Gloss. nr. 449. K. O. Müller Dorier I² 303f. Welcker Griech. Götterl. I 460; s. o. Hesych.); die neueste Deutung von Froehde (Bezzenbergers Beitr. XIX 1893, 240ff.) als ‚Prophet‘ beruft sich auf ἀπειλή), dor. ἀπέλλα = ἐκκλησία, lat. appellare, compellare u. s. w. Ungriechischen Ursprung des Namens nehmen an L. v. Schröder (Kuhns Ztschr. XXIX 193ff.: aus dem Sanskrit, wo saparyéṇya ‚der zu Verehrende‘ im Rigveda ein Beiname des Agni ist; widerlegt von Froehde a. a. O.), H. Lewy (Wochenschr. f. klass. Phil. 1893, 860: assyr. aplu = Sohn!), Tomaschek (Mitt. d. anthropol. Gesellsch. in Wien XXII 1892, S.-Ber. 1ff.: lelegisch).

Alle diese auch sprachlich meist sehr anfechtbaren Erklärungsversuche, antike wie moderne, schweben vollständig in der Luft. Sie beruhen auf der Vorstellung von A. als einer einheitlichen Gottheit, und die Erklärer wollen ihre Auffassung von dem Wesen derselben in dem Namen wiederfinden. Dem gegenüber kann nicht scharf genug hervorgehoben werden, dass A. überhaupt gar keine einheitliche Gottheit ist, sondern dass wir sichere Spuren besitzen, die beweisen, dass er eine erst gewordene Gottheit ist, die eine lange Geschichte hinter sich hat, ehe sie uns in der einheitlichen Auffassung entgegentritt, in der sie dem späteren Griechen geläufig war. Solange wir nicht wissen, wo, in welchem Sinne und an welchem Zeitpunkt dieser Geschichte der Name A. zuerst (und wir sind weit entfernt davon, es zu wissen), solange wird alles Herumdeuten an dem blossen Namen ein Tappen im Dunkeln bleiben, das einen wissenschaftlichen Wert nicht besitzt. Sehen wir also von dem Streben nach vorläufig Unmöglichem ab, so ist die erste Aufgabe, zusammenzustellen, was sich über die Geschichte des Kultus ermitteln lässt.

II. Zur Geschichte des Apollonkultus[RE 1].

Über den Ursprung der A.-Religion hat man sehr verschiedene Theorien aufgestellt, von denen die wichtigsten hier genannt sein mögen. Unterscheiden kann man hierbei diejenigen Theorien, die diesen Ursprung in der griechischen Welt suchen, und die, welche die Wurzeln der A.-Religion ausserhalb bezw. jenseits des Griechentums suchen. Wer A. für eine rein griechische Gottheit hielt, pflegte ihn in älterer Zeit mit bequemem Schlagwort für pelasgisch zu erklären (mit besonderem Nachdruck trat hierfür noch nach K. Müller ein Ed. Gerhard Auserl. Vasenb. I 118, 73; Akad. Abh. II 525; Griech. Mythol. I 285). Es ist das Verdienst K. O. Müllers (Dorier I² 200ff.), die Beantwortung der Frage aus der bisherigen Verschwommenheit zu grösserer Klarheit geführt zu haben. Mit bewunderungswürdiger Consequenz suchte er zu beweisen, dass A. der Gott eines bestimmten griechischen Stammes, des dorischen sei, und versuchte die Verbreitung des Kultus durch die Wanderungen dieses Stammes aus seinen thessalischen Ursitzen nach verschiedenen Gegenden zu verfolgen, wobei besonders Kreta eine Hauptrolle spielte. Man hat diese Hypothese, [4] die im einzelnen auf vielen unbeweisbaren oder unrichtigen Voraussetzungen beruht, jetzt wohl allgemein als unhaltbar aufgegeben (vgl. v. Wilamowitz Aus Kydathen 7, 6; Eurip. Her. I 265f. Preller-Robert I 247). Auch die von E. Curtius (Ionier 32) u. a. vertretene Ansicht von einer ionischen Herkunft des A.-Kultes kann nicht befriedigen. Unter den Hypothesen, die einen ungriechischen Ursprung des A. annehmen, ist neben der neuerdings wieder von Tomaschek (a. a. O.) vertretenen Annahme eines lelegischen A. (vgl. Deimling Leleger 123ff.) vor allem die Auffassung des A. als indogermanischen Sonnengottes zu nennen, deren Hauptvertreter W. H. Roscher (Studien z. vergl. Mythol. I Apollon und Mars, Leipzig 1873; vgl. auch den Artikel Apollon in Roschers Lexikon) sie sogar als ‚eine der sichersten Thatsachen der Mythologie‘ bezeichnet.

Wie jene oben erwähnten Etymologien beruhen auch diese Theorien insgesamt auf der Voraussetzung einer bereits ursprünglichen Einheit der A.-Religion, während doch viele im einzelnen längst bemerkte Thatsachen entschieden einer solchen Auffassung widersprechen. Trotzdem eine jahrhundertelange Religionsübung durch beständige Ausgleichung und Annäherung der localen Kulte an einander und an die im Laufe der Zeiten herrschend gewordenen allgemeinen Vorstellungen gewiss viele ursprünglich vorhandenen Widersprüche innerhalb der A.-Religion verwischt hat, so sind doch die erkennbaren Verschiedenheiten zu gross, als dass man sie von Anfang an unter einem einheitlichen Gottesbegriff zusammengefasst denken könnte. Der Delphingott der Seefahrer kann ursprünglich nichts gemeinsam haben mit der chthonischen Gottheit, die aus dem Erdschlund von Pytho heraus ihre Orakel gab. Die delphische Legende selbst ist ja in dieser Beziehung durchsichtig genug; und der durchaus chthonische Charakter des Orakels verbietet geradezu, mit Roscher (a. a. O. 68) u. a. hier auch an den alles sehenden Sonnengott zu denken; dieser würde doch nicht aus der Erdkluft heraus Orakel geben; auch weissagt A. in Delphi nach griechischer Anschauung keineswegs aus eigenem Wissen, er ist nur der Mund des Zeus (Hom. Hymn. Ap. Del. 132. Aisch. Eum. 19, vgl. Serv. Aen. I 20). Ebensowenig aber kann jener in vielen, besonders peloponnesischen Gegenden verehrte Gott der Viehzucht und des Landbaues mit den genannten für ursprünglich identisch gehalten werden; und das göttliche Zwillingspaar der Leto zeigt uns wieder ein völlig verschiedenes Bild. Freilich erscheinen diese Züge bereits im homerischen Epos zu einer künstlichen Einheit zusammengefaßt. Aber einerseits ist es bezeichnend, dass diese Einheit gerade nicht die von den Modernen geforderte des Sonnengottes ist; andererseits sind auch hier vereinzelt Spuren erhalten, die uns gestatten, über die homerische Auffassung hinaufzugehen. Der homerische Hymnos auf den pythischen A., zweifellos einer der ältesten der Sammlung, erzählt 216ff. die Legende von den kretischen Kauffahrern aus Knossos, die der Delphinios in Gestalt seines Tieres durchs Meer nach Krisa geleitet, wo sie ihm am Strande auf seinen Befehl einen Altar errichten; dann schreitet er in Jünglingsgestalt, die Phorminx [5] spielend, voran und führt sie in feierlichem Zuge hinauf zur felsigen Pytho, wo er sie zu Wächtern seines Tempels einsetzt. Der Tempel ist also schon als vorhanden gedacht, darum aber nicht zugleich der Gott schon als dort vorher ansässig; er holt sich ja erst die Priester zu dem v. 109 am Fusse des schneebedeckten Parnassos erbauten Tempel, an der Quelle, wo er die Drachin erschlug und triumphierend rief ἐνταυθοῖ νῦν πύθεν ἐπὶ χθονὶ βωτιανείρῃ. Nichts kann durchsichtiger sein als diese falsche Etymologie des alten ‚Frageortes‘ Pytho. Dass die Drachin nichts weiter als das Symbol des alten Erdorakels, der Vertreter der am ‚Frageort‘ hausenden chthonischen Gottheit ist, hat man längst gesehen, vgl. Rohde Psyche 124, 1. Die Erinnerung an diese religionsgeschichtliche Thatsache, die sich nicht mit Erwägungen wie die bei Schreiber Apollon Pythoktonos 55ff. aus der Welt schaffen lässt, hat sich nicht nur in dem Ritus der Orakelerteilung erhalten, sondern auch direct im Bewusstsein des griechischen Volkes; das zeigen Stellen wie Aisch. Eum. 1ff. Plut. de def. orac. 15. 43. Indem der Delphinios vom Erdorakel Pytho Besitz nimmt, empfängt er von demselben den Namen Pythios; als Priester und Wächter des Tempels siedeln sich herum die Δελφοί, d. h. eben jene kretischen Verehrer des Δελφίνιος an. Die spätere Zeit, welche Δελφοὶ statt Πυθὼ als Namen des Orakelsitzes kannte und begreiflicherweise verschmähte, den Beinamen des Gottes von der Verwesung abzuleiten, machte aus der unbenannten Drachin des homerischen Hymnos den Drachen Python; erst in alexandrinischer Zeit taucht die mit Benutzung der älteren Version gebildete Erzählung von der Drachin Delphyne auf. Der pythische A. ist also eigentlich der Seefahrtsgott Delphinios, der durch Festsetzung an der Orakelstätte zum Orakelgott geworden ist. Wo der Kult des Delphinios seinen Ausgangspunkt genommen, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit entscheiden; einerseits genoss er unzweifelhaft auf Kreta seit alter Zeit hohe Verehrung, so dass man geneigt sein könnte, die Heimat des Kultus dort zu suchen; wofür freilich der von Plutarch de soll. an. 36, 1 angeführte Grund, dass A. Delphinios und Artemis Diktynna häufig gemeinsam verehrt würden, nicht in Betracht kommt, da der Delphinios ursprünglich eine Schwester nicht kennt (vgl. Welcker Griech. Götterl. I 500; die bei Poll. VIII 119 erwähnte Artemis Delphinia in Attika ist erst durch Übertragung des Beinamens von A. entstanden; vgl. A. Mommsen Heort. 400). Aber auch die Annahme von A. Mommsen (Heort. 1), der sich v. Wilamowitz (Herm. XXI 105), Robert (Preller-Robert I 257, 4) und Maass (Herm. XXIII 71) angeschlossen haben, wonach der Kult ursprünglich chalkidisch und im Kulturkreise von Euboia zu Hause wäre, hat vieles für sich.

Eine Reihe anderer sehr altertümlicher Götterkulte bestanden auf peloponnesischem Boden. In Amyklai verehrte man Hyakinthos, nicht als den jugendlichen Liebling des A., sondern als gereiften Mann, als eine chthonische Gottheit, der als solcher die Opferspenden in die Erdtiefe, hinabgegossen wurden (vgl. Rohde Psyche 128ff.); diesem chthonischen Wesen des Gottes entsprach auch später noch der düstere Charakter seines Festes, [6] entsprach auch seine Bedeutung als κουροτρόφος (vgl. Maass Herm. XXV 405f.). Ebenfalls altpeloponnesisch ist die Verehrung eines Gottes der Herden und Weideplätze; sie knüpft sich landschaftlich an verschiedene Götternamen, deren Verhältnis zu einander festzustellen nicht mehr möglich ist. Am weitesten verbreitet ist der Kult des Widdergottes Karneios, an manchen Orten auch Karinos oder Kranios genannt; er erstreckt sich über die ganze Peloponnes. Karneios war ein durchaus ländlicher Gott, und die Gebräuche bei seinem Fest deuten darauf hin, dass man auch bei der Ernte seinen Einfluss mächtig glaubte. Ob der vorwiegend im südlichen Teile der Peloponnes verehrte Gott Maleatas ebenfalls als Gott der Viehzucht zu betrachten ist, bleibt wegen der Unsicherheit der Etymologie des Namens (vgl. v. Wilamowitz Isyllos 98ff.) problematisch. Dagegen ist es sehr wahrscheinlich, dass der bald mit Zeus bald mit A. identificierte Lykeios die Bedeutung eines Schutzherren der Herden und Vernichters der räuberischen Wölfe hat. Diese und manche andere Gottheiten fanden die dorischen Eroberer vor, als sie von den peloponnesischen Landschaften Besitz ergriffen. Sie brachten den Dienst des pythischen Gottes mit und pfropften ihn, so gut es möglich war, auf die vorhandenen Landeskulte. Dass dies nicht ohne Gewaltsamkeiten abging, ist selbstverständlich; und so lassen sich manche Fugen noch mit Bestimmtheit nachweisen, z. B. der verschiedene Charakter der dem A. und dem Hyakinthos geweihten Tage des Hyakinthienfestes (s. d.). Im allgemeinen scheinen die alten Götter ihre Bedeutung behauptet zu haben und in dem dorischen Hauptgotte in der Art aufgegangen zu sein, dass ihre Bedeutung dem Wesen desselben einfach hinzugefügt wurde. Denn die auf Demetrios von Skepsis (Athen. IV 141 E) zurückgehende, von vielen (z. B. Roscher A. und Mars 73; Lexikon I 431) geteilte Ansicht, die Dorer hätten das Fest des ländlichen Karneios in ein Kriegerfest umgewandelt, ist durch nichts begründet (vgl. Wide Roschers Lex. II 963). Die Vereinigung des amyklaeischen Hyakinthos mit dem pythischen Gott geschah in ähnlicher Weise wie einst die des Delphinios mit dem chthonischen Gott von Pytho: Hyakinthos wird getötet, und wie Python im Omphalos begraben liegt (vgl. Rohde Psyche 124), so wird der nun dem neuen Gott geweihte Hyakinthosaltar zum Grabe seines einstigen Inhabers. Wahrscheinlich brachten die Dorer nach ihren neuen peloponnesischen Sitzen bereits den Namen mit, der in Zukunft an ihrem Gotte als Eigenname haften sollte, Apollon. Wo der Name hergekommen, wissen wir nicht; es wird auch schwerlich jemals nachgewiesen werden. Wir wissen aber durch inschriftliche Zeugnisse, dass sowohl Karneios, wie Maleatas, wie Delphinios ursprünglich selbständige Namen waren, die erst später als Beinamen zu dem Gesamtnamen A. traten; von Lykeios beweist dasselbe die verschiedene Identificierung mit Zeus oder A. Dafür aber, dass Karneios und Maleatas zu A. Karneios, A. Maleatas u. s. w. wurden, ist ein anderer Anlass als die dorische Invasion kaum denkbar; die homerische Dichtung nennt den Gott bereits A.

Ein anderer Kreis von Kultstätten, in Kleinasien [7] und auf den Inseln, verehrt ein göttliches Geschwisterpaar mit seiner Mutter. Die Bedeutung dieser göttlichen Familie mag nicht überall die gleiche gewesen sein; doch trifft im allgemeinen wohl die Deutung auf Lichtgottheiten, die als Kinder des nächtlichen Dunkels gedacht werden, das Richtige. Auch hier ist uns die engere Heimat des Kultes unbekannt (vgl. auch Ramsay Journ. Hell. Stud. X 216ff.); seinen Mittelpunkt fand er frühzeitig in Delos, das sich rühmte, die Geburtsstätte des Götterpaares A. und Artemis gewesen zu sein, und diese Behauptung durch die Wahrzeichen der heiligen Legende bekräftigte. Dass diese Localisierung auf Delos nicht ursprünglich war, sondern als mythologische Begründung politischer Verhältnisse sich herausgebildet hatte (Preller-Robert I 235), ist sehr wahrscheinlich. Neben Delos waren Milet und Kolophon Hauptsitze dieses Kultus.

Endlich scheint auch für den im nördlichen Kleinasien heimischen Kult des Smintheus, des Schützers der Feldfrucht vor Mäuseplage, wohl auch vor anderen Schäden, eine ursprünglich selbständige Stellung angenommen werden zu müssen.

Die Periode der grossen Wanderungen war besonders geeignet, eine Mischung dieser an verschiedenen Orten entstandenen und von wesentlich verschiedenen Auffassungen ausgehenden Götterdienste herbeizuführen. Mit der ihnen eigenen Neigung, in den Göttern der Fremde die eigenen wiederzufinden, verschmolzen die Griechen in jener Periode die heterogenen Elemente, und so erscheint im Epos A. als Bruder der Artemis und Sohn des Zeus und der Leto; im felsigen Pytho hat er einen Tempel reich an Schätzen, in Delos einen Altar, als Smintheus verehrt ihn die Troas; die Gabe der Weissagung ist sein eigen, er schirmt die Herden derer, denen er wohl will; er ist es aber auch, der den Tod sendet und die Seelen zum Hades hinabschickt. Pytho und Delos werden nun die beiden Brennpunkte der A.-Religion; die Geburt des Gottes auf Delos erzählt der delische, seine Wanderung nach Pytho der pythische Hymnos. Das Bestreben, Delos und Pytho in Verbindung zu setzen, tritt schon jetzt deutlich hervor und wird in der Folgezeit fortgesetzt; Pindar dichtet für das Ptoon einen Hymnos, in dem er die Wanderung des Gottes beschreibt. Trotzdem ist ein gewisser Gegensatz zwischen Delos und Delphoi allezeit bestehen geblieben und hat vorübergehend sogar zur Anerkennung der apokryphen Geburtslegende von Tegyra durch Delphoi geführt.

Einmal an diesem Punkte der Entwicklung angelangt, verbreitete sich der A.-Kultus nach allen Seiten. Erstens durch die rege Colonisationsthätigkeit, die zum Teil unter dem immer mächtiger werdenden Einfluss der delphischen Priesterschaft den Dienst des A. in die Ferne trug, bis nach Kyrene und Massalia; dann aber auch durch Identification mit Gottheiten des Barbarenlandes, ein Verfahren, das sich bis in späte Zeiten fortsetzte und zahlreiche Barbarenkulte in dem Dienste des A. aufgehen liess (Beispiele: Alsenos, Bozenos, Eteudaniskos, Kisauloddenos, Kymnisseus, Latomenos, Mandulis, Oteudanos, Raniskelenos, Sarpedonios, Takodomeitas, Tyrimnas).

Durch Vermittlung der griechischen Colonien [8] in Unteritalien gelangte endlich der A.-Dienst auch nach Rom. In den Indigitamenta des Numa war A. noch nicht berücksichtigt (Arnob. II 73). Unter den Tarquiniern machten die Römer zuerst Bekanntschaft mit dem A.-Dienst, durch Vermittlung des Orakelkultes von Cumae; die directe Verbindung mit Delphoi ist sagenhaft. Damals wurde wohl bereits das Apollinar in den Prata Flaminia (Liv. III 63, 7) als heiliger Bezirk eingerichtet; dort wurde 429 der erste und lange Zeit einzige römische A.-Tempel geweiht; speciell die heilende, sühnende, Übles abwehrende Macht des Gottes war es, die ihn in Rom heimisch machte (A. Medicus). So gewann A. immer mehr Boden in Rom, 399 wurden die Lectisternien, nach der Schlacht bei Cannae die Ludi Apollinares eingerichtet. Den höchsten Aufschwung nahm dann der Kult unter Augustus, der ihn aus persönlichen Gründen zu einem der bedeutendsten Staatskulte erhob und ihm auf dem Palatin ein glänzendes Heim einrichtete. Und aufs neue ward der Kult des römischen A. durch die Legionen in alle Welt hinausgetragen; aufs neue ward er mit Göttern des Barbarenlandes identificiert, deren Namen er auf diese Weise vor der Vergessenheit bewahrt hat (Beispiele: Anextiomarus, Belenus, Grannus, Maponus, Vindonnus).

Die vorstehenden Bemerkungen beabsichtigen nicht, eine Geschichte des A.-Kultes zu geben; eine solche zu entwerfen, wäre für jetzt Vermessenheit. Nur in skizzenhaften Umrissen galt es diejenigen Punkte hervorzuheben, die sich vorderhand erkennen lassen, vor allem zur Abwehr einer irrigen Zurückdatierung jener allgemeinen Bedeutung für das menschliche Leben, die der Dienst des A. in den späteren Zeiten des Altertums gewonnen hat.

III. Bedeutung und Wesen des Apollon.

Aus dem Gesagten ergiebt sich, dass von Bedeutung und Wesen des A. in dem Sinne eines ursprünglichen Gottesbegriffes nicht die Rede sein kann. Es kann sich hier nur um eine zusammenfassende Darstellung der vielseitigen Bedeutung handeln, die der A.-Kult durch Zusammenschmelzung und Weiterbildung allmählich in historischer Zeit gewonnen hat. Es ist leider hierbei wegen der Beschaffenheit des vorliegenden Materials nicht möglich, den historischen Gesichtspunkt durchzuführen oder festzuhalten, und es muss anstatt dessen eine begriffliche Darlegung versucht werden, welche die complicierteren Gedanken aus den einfacheren entwickelt; es sei darauf hingewiesen, dass sich auch bei diesem Verfahren keine Möglichkeit ergiebt, alles ohne Künstelei aus einem Urbegriff abzuleiten. Ein wichtiges Hülfsmittel geben dabei die Kultbeinamen (ἐπικλήσεις); in zweiter Linie lassen sich auch die litterarisch überlieferten Beiwörter (ἐπίθετα) heranziehen, wenn hier auch so allgemeine, wie ἄναξ (gerade für A. ungemein häufig seit Homer), δεσπότης (z. B. Aristoph. Wesp. 875. Eur. frg. 480), κύριος (Dumont Inscr. de la Thrace 323, 4. 343, 57u. 351f., 61g. Bull. hell. VII 1883, 132, 8. Journ. Hell. Stud. VIII 388, 17), μάκαρ (Orph. Hymn. 34, 1 u. s.), μέγας (CIG III 4859), die für jeden Gott passen, ohne Belang sind.

1. Bereits, wenn man nur die einfachsten, einer ältesten Gottesverehrung am nächsten liegenden [9] Seiten der A.-Religion nimmt, sieht man, dass sich die Wirksamkeit des Gottes durch alle jene drei Gebiete hindurch erstreckt, deren Herrschaft sich die gemeingriechische Anschauung unter die drei Kronidenbrüder verteilt dachte. A. erscheint als Meeresgott, als Himmelsgott und als chthonischer Gott (vgl. Porphyr. bei Serv. ecl. V 66). Ich beginne mit der zuletzt genannten Seite seines Wesens, die ihn als Gott der Erde und alles dessen zeigt, was sie an Pflanzen und Tieren hervorbringt. Da finden wir ihn zunächst in vielen Gegenden als Gott des Ackerbaus. Am allgemeinsten drückt diese Seite seines Wesens die Benennung Ἀρισταῖος aus, die, an einzelnen Orten noch in der ursprünglichen Bedeutung als Beiname des A. erhalten, anderswo zu einer selbständigen Hypostase ausgebildet ist; hierher gehört sodann der Beiname Ἔναργος; auf die Feldarbeit bezieht sich wohl auch der Kult des A. Ἐργάτης in Megalopolis, ferner das Epitheton ἀρότριος (Orph. Hymn. 34, 3). Wie die Feldarbeit, so schirmt der Gott auch die emporspriessende und heranreifende Feldfrucht; als Σιτάλκας wehrt er alles Unheil von ihr ab, als Ἐρυθίβιος ist er der Vernichter der ἐρυσίβη, des gefürchteten Kornbrandes; als Παρνόπιος oder Πορνοπίων tritt er der Heuschreckenplage entgegen, als Σμίνθιος oder Σμινθεὺς den Verheerungen der Feldmäuse. So ist er es denn auch, der die Ernte beschützt als Θαργήλιος und Θερελίμιος (vgl. auch das Symbol des χρυσοῦν θέρος), und der deshalb auch ein Gott der Schnitter, Ἐριθάσεος oder Ἐρίθιος, genannt wird; darum feiert man ihn auch in Athen beim Schluss der Ernte an den Pyanopsien. Und auch das weiter aus dem Korn Bereitete steht unter seinem Schutz, wenn man den Beinamen Πασπάριος in diesem Sinne deuten darf vgl. auch die Epiklesis Μύλας.

2. Aus dieser Bedeutung des Gottes für den Landbau ergiebt sich auf einfache Weise eine Erweiterung seines Machtbereiches nach zwei Seiten hin. Einmal wird der von A. gegründete Erdsegen auf die gesamte Vegetation ausgedehnt und verallgemeinert. Als Ἐρίφυλλος schützt er den Pflanzenwuchs im allgemeinen, ebenso als Φυτάλμιος; als Ἕρσος sendet er den Tau auf die durstigen Pflanzen; als Νόμιος segnet er die Weidetriften. Oft ist er mit den Nymphen verbunden, bisweilen ausdrücklich als νυμφηγέτης bezeichnet. In heiligen Hainen verehrt man ihn (vgl. die Epiklesis Ἀλσηνός und die Haine in Abydos, Chios, Ithaka, Onkeion, Patara u. s.; auch Pindar frg. 101 Bgk.⁴) und die Waldthäler stehen unter seinem Schutz (Ναπαῖος, Ὑλάτης). Einige Pflanzen und Bäume erfreuen sich seiner besonderen Gnade; so vor allem der Lorbeer (Epikleseis Δαφνηφόρος, Δαφνίτης, Δαφναῖος u. s. w., Epitheton (φιλόδαφνος [Eurip. frg. 480]), ferner die Palme (auf Delos, Chios u. s.), die Tamariske (Epiklesis Μυρικαῖος), Myrte (Μυρτῷος), Mistel (Ἴξιος), Platane (Πλατανίστιος), Terebinthe (Τερμινθεύς). Als Schützer der Reben gilt er im thrakischen Mesambria (CIG II 2054; vgl. auch die Epiklesis Κυπεὺς und die σταφυλοδρόμοι des Karneenfestes); auch der Epheu ist ihm heilig als Κισσεὺς oder Κίσσιος. Lässt uns schon dies den Gott dem Dionysos verwandt erscheinen, so thun dies vollends Beinamen wie Σικερηνός, Βακχεῖος, [10] Διονυσόδοτος, Κωμαῖος, Ἐπικωμαῖος, Πριαπαῖος, vielleicht auch Τυρβηνός. Über die sonstigen Beziehungen des A. zu Dionysos s. u. Kap. VI 2.

3. Zweitens erhielt der mit dem Leben der Natur so eng verbundene Gott auch naturgemäss eine Beziehung zu dem Kreislauf des Jahres. Seine Epiphanie geschieht im Frühling, seine Feste fallen insgesamt in die sommerliche Jahreszeit, wo die Natur lebt, er ist ὡρομέδων (Hymnos von Tenos, CIG II 2342) und ὡρίτης (Lykophr. 352); die Römer verehren ihn als Aperta. So gewinnt er auch zum Monde und seinen Phasen nähere Beziehungen; ihm ist vor allem der Neumondstag, die νουμηνία, heilig (Νεομήνιος); ausserdem aber ganz besonders jeder siebente Monatstag (Ἑβδόμειος, ἑβδομαγένης, an einem siebenten Monatstage der Gott selbst geboren), und ebenso der zwanzigste Εἰκάδιος).

4. Der Begriff des Νόμιος leitet über zu einer zweiten Machtsphäre der chthonischen Seite des A. Wie alle chthonischen Götter, ist er auch den lebendigen Wesen hold, die sich auf der Erde bewegen, Tieren wie Menschen. Hieraus ergiebt sich seine Bedeutung als Gott der Viehzucht, wie sie am meisten in der Peloponnes, aber auch in anderen Gegenden verbreitet war. Der Widdergott Karneios ist als einer der Hauptgötter der Peloponnes zu bezeichnen. Dass er ein vordorischer, rein ländlicher Gott der Viehzucht war, ist nicht zu bezweifeln; auch Beziehungen zur Ernte scheint er gehabt zu haben: dass er von den Dorern zum Kriegsgott umgestaltet worden sei, ist unerweislich (Wide Roschers Lex. II 963). Von A. selbst erzählte man an verschiedenen Orten, dass er Hirtendienste verrichtet habe (s. Kap. IV 3 c); er selbst ward als Besitzer von Herden gedacht, wie die Sage vom Rinderdiebstahl des Hermes zeigt. Auf diese seine Eigenschaft als Hirtengott deuten im allgemeinen ausser dem Beinamen Νόμιος Epikleseis wie Ποίμνιος und, im besonderen auf bestimmte Herdentiere bezüglich, Ἀρνοκόμης, Ἐπιμήλιος, Ὀπάων μήλων (Μαλεάτας, Μαλόεις, vielleicht anders aufzufassen), Τράγιος. So hat er auch den Beinamen Κερεάτας und den Hörneraltar in Delos (s. Kap. VII unter Δήλιος). Wie in der Sage die Herden, die er selbst weidet, so lässt er auch die seiner Verehrer gedeihen, sich vermehren und reichlichen Ertrag geben; er ist Γενέτωρ, Ἀειγεννήτης, Θοραῖος, Θοράτης, auch Γαλάξιος (Epitheton σπερμεῖος Orph. Hymn. 34, 3). Als Λύκειος wehrt er von den Herden die Wölfe ab (Epitheta λυκόεργος, λυκοκτόνος, Soph. El. 6. Kaibel Epigr. 821).

5. Mit der Eigenschaft des A. als Schützer der Herden und Feind der wilden Tiere, von denen jene heimgesucht werden, mag es zusammenhängen, dass er gelegentlich auch als Beschützer der Jagd erscheint; obwohl nicht ausgeschlossen ist, dass hier vielleicht eine Einwirkung von seiten des Artemiskultus vorliegt. So wird A. in einzelnen Gegenden als Ἀγραῖος, Ἀγρεύς, Ἀγρευτής verehrt; im Kult des A. Ὑλάτης wurden heilige Hirsche gehalten; auch in der Kunst erscheint der Hirsch nicht selten als das heilige Tier des A.

6. Wie über den Nachwuchs der Herden, so erstreckt sich die Fürsorge des A. aber auch über die heranwachsende menschliche Jugend. Wie er [11] selber, abgesehen von wenigen Darstellungen ältester Zeit, stets jugendlich vorgestellt und gedacht ward, so ist er auch ein Schirmherr der heranwachsenden Jugend. Auch ihr ist er (Γενέτωρ, φερέσβιος, βιοδώτης (CIG III 5973 c); und wie er selbst als Καλλίτεκνος Vater eines trefflichen Sohnes ist, so wird er als Ἀρχηγέτης an vielen Orten verehrt, oder als Πατρῷος, speciell des ionischen Stammes, insbesondere in Athen (Epitheton πρόγονος, Plut. Demetr. 40); ganze Städte (s. u. Kap. V 3), sowie einzelne Fürstengeschlechter verehren ihn als Ahnherrn, so die Seleukiden (Dittenberger Syll. 156, 26. Iust. XV 4. CIG II 3595; daher auch A. auf den Seleukidenmünzen; vgl. das Epitheton προπάτωρ in Thyateira, CIG II 3493. 3497. 3500. Bull. hell. XI 1887, 102). So wird er auch zum Patron der Heroen, der sie als Θεοξένιος zu Gaste lädt (Schol. Pind. Nem. VII 68). Vor allem aber waltet er über der Jugend, er ist (mit anderen Göttern) Κουρίδιος, Κουρέας, Κόρυθος, Ὑάκινθος; und der Dichter preist ihn als κύδιμος κοῦρος (Orph. H. 34, 5). Darum trägt er auch das wallende Lockenhaar der Jugend, er ist ἀκερσεκόμης (intonsus, crinitus u. s. w.). Telemachos wächst heran Ἀπόλλωνός γε ἕκτητι Od. XIX 86.

7. Als Gott der Jugend wird A. ferner neben Herakles und Hermes zum Schutzgott der Palaistra und ihrer gymnastischen Übungen. Man heisst ihn Ἐναγώνιος: die Dichter nannten ihn εὐρυσθενὴς (Pind. Isthm. II 26) und ἠύς (Quint. Smyrn. XI 129). Er liebt die Wettkämpfe (Plut. probl. symp. VIII 4, 4, 2ff.), und seine Feste werden an vielen Orten mit gymnischen Agonen gefeiert. A. selbst galt als der erste Olympiensieger: den Hermes besiegt er im Lauf (vgl. die Epikleseis Δρομαῖος, Δρομαιεύς, Ἀφεταῖος und das Epitheton ἀφήτωρ Il. IX 404, über letzteres aber noch Froehde Bezzenb. Beitr. XIX 1893, 235), den Ares aber (wie in einer anderen Sage den Phorbas, Schol. Il. XXIII 660. Ovid. met. XI 424) im Faustkampf (Epikleseis: Πύκτης, Πυγμαῖος, vielleicht auch Πύξιος), Paus. V 7, 10. Dass er auch dem Ringkampf nicht abhold war, zeigt die Epiklesis Κερκυονεύς. Nicht selten werden agonistische Weihegaben an A., Herakles und Hermes gerichtet, vgl. Bull. hell. XI 1887, 245. XV 1891, 264f.

8. Aus dem Begriffe eines Gottes der kampffähigen Jugend lässt sich ohne Schwierigkeit der eines Helfers im Streit entwickeln. A. selbst ist ein streitbarer Gott, wie die Sage durch seine Kämpfe mit Python, Tityos, den Aloaden, seine Teilnahme an der Gigantenschlacht u. s. w. darthut. So tritt er auch den Menschen, die ihn anrufen, hülfreich zur Seite als Βοηδρόμιος oder Βοάσων (vgl. auch den delphischen Monat Βοαθόος und die römischen Beinamen Propugnator [Münzen], opifer [Ovid. met. I 521]); als Στρατάγιος führt er das Heer dem Feinde entgegen, als Ἐλελεὺς lässt er den Kriegsruf erschallen, als λαοσσόος (Il. XX 79) entfacht er die Streitlust; und wie er selbst nach dem Siege über Python das Siegeslied, den ersten Paian, anstimmte, so singen auch die Menschen den Paian ihm zu Ehren und verehren ihn selbst als Παιάν. Auf diese Weise mag es auch zu erklären sein, wenn man ihn in Hermion als Schützer der Landesgrenze, [12] Ὅριος, verehrte, und dass man bisweilen auch seine ἀγάλματα mit kriegerischem Waffenschmuck ausstattete: Helm und Speer trugen die Bilder Ἀμυκλαῖος und des Πυθαεὺς auf dem Thornax; den Speer führte A. in Megara (Plut. de Pyth. orac. 16); Panzer, Speer und Aigis in Hierapolis (Macrob. sat. I 17, 67; vgl. den die Aigis im Kampf schüttelnden A. in der Iliasstelle XV 229ff.); den Helm auf Münzen von Metapont und Kalymna; das Schwert schwingt er auf Vasenbildern gegen Tityos, vgl. das Epitheton χρυσάορος (Il. V 509. XV 256. Hom. Hymn. Ap. Pyth. 214; XXVII 3) oder χρυσάωρ (Hom. Hymn. Ap. Del. 123. Hesiod. Erga 771. Pind. Pyth. V 104. Orph. Arg. 141. Apoll. Rhod. III 1282).

9. Hiermit sind wir von unserem Ausgangspunkt, der chthonischen Bedeutung des A., bereits ziemlich weit abgekommen; wir kehren nun zu dieser zurück, um eine andere aus ihr geflossene Richtung der A.-Religion zu betrachten. Wohl keine Seite des Gottesbegriffs hat in A. grössere Bedeutung gewonnen, als die der Mantik, zumeist durch den Ruhm und Glanz des pythischen Orakels und dadurch, dass der dem Menschen innewohnende Trieb, Zukünftiges zu ergründen, die Ausbildung gerade dieser Seite begünstigte. Die Gottheiten der verborgenen Erdtiefe, die Gedeihen schenkten allem, was auf der Erdoberfläche heranwuchs, sie dachte man sich auch gern als Künder der verborgenen Zukunft. Nun hat man zwar niemals A. in der Tiefe hausend gedacht; aber aus dem Erdorakel von Pytho ist die apollinische Mantik erwachsen, und man empfand den Zwiespalt zwischen dem chthonischen Orakel und dem olympischen Gott, denn man suchte ihn durch Annahme einer Reihenfolge von Inhabern des Orakels zu verdecken, wie sie uns in verschiedenen Variationen vorliegt (vgl. Stützle Das griech. Orakelwesen u. besond. d. Orakelstätten Dodona u. Delphi. II, Progr. Gymn. Ellwangen 1891, der freilich am Schluss seiner Arbeit wunderliche Ideen vorbringt). Im homerischen Hymnos erscheint A. allerdings als Begründer des Orakels; alle übrigen Nachrichten wissen von einer Aufeinanderfolge verschiedener Inhaber zu erzählen, in der A. die letzte Stelle einnimmt. Aischylos (Eum. 1ff.) nennt nach einander Gaia, Themis, die Titanin Phoibe und A.; Euripides (I. T. 1260ff.) lässt Themis (Python Hüter ihres Orakels) von A. verdrängt werden (so auch Apollod. Bibl. I 4, 3) und erzählt weiter von einem Traumorakel, das Gaia, die Mutter der Themis, zur Concurrenz ins Leben gerufen habe, das aber auf A.s Bitte durch Zeus unterdrückt worden sei; die Eumolpia (Paus. X 5, 5ff.) nimmt fünf Perioden an (Ge, Ge und Poseidon, Themis-Poseidon, A.-Poseidon, A.); Python erscheint als früherer Besitzer bei Hyg. fab. 140; gemeinsamen Besitz mit Ge nimmt an Plut. de def. orac. 43. Denselben Sinn wie diese Berichte hat es auch, wenn gelegentlich erzählt wird, A. habe die Seherkunst von Glaukos (Nikand. frg. 2 bei Ath. VII 296 F) oder von Pan (Apollod. I 4, 1, 3) gelernt; und wenn allgemein die Anschauung herrscht, dass A. nicht aus eigener Kraft und Weisheit orakelt, sondern als tönende Stimme des Zeus (Διὸς ἁδυεπὴς φάτις Soph. O. T. 151, vgl. Schol.; ähnlich Διὸς προφήτης Aisch. Eum 19, vgl. 614ff. 713; διίφιλος Il. I 86; ἀφήτωρ [13] Il. IX 404, s. o.) dessen Ratschluss verkündet (Hom. H. Ap. Del. 132; Herm. 540. Pind. Ol. VIII 41ff. Aisch. frg. 87. Soph. O. T. 498; frg. 292. Aristoph. frg. 299. Serv. Aen. I 20 u. s. w.). In nicht jedem verständlichem, dunklem Wort weissagt der Gott den Sterblichen (ὁ θεὸς οὔτε λέγει, οὔτε κρύπτει, ἀλλὰ σημαίνει, Herakleitos bei Stob. flor. V 72); deshalb nennen ihn die Dichter (besonders häufig die attischen Tragiker, aber auch Pind. P. III 50. XI 9. Herod. I 91; vgl. Plut. π. ἀδολεσχ. 17. Schol. Ar. Plut. 8) Λοξίας (Λοξιάδης? Kaibel Epigr. 859). Die Art der Orakelerteilung war auch im Kult des A. sehr verschieden. Unterscheidet man Spruchorakel und Zeichenorakel, so sind jene das für A. eigentlich Charakteristische; er ist es, der jenes begeisterte Schauen und Verkünden gewährt, das Paus. I 34, 3 treffend τὸ ἐξ Ἀπόλλωνοις μανῆναι nennt. In vielen Fällen wird es durch äussere Anlässe bewirkt, wie in Delphoi, dem Vorbild dieser Art von Orakelei, durch die kalten Dämpfe aus der Erde (Näheres s. u. Delphoi und Pythia); daneben wurde hier vielleicht auch aus dem Rauschen des heiligen Lorbeers geweissagt (obwohl ἐκ δάφνης Hom. H. Ap. Pyth. 215 nicht unbedingt so verstanden werden muss; die Pythia musste Lorbeerblätter kauen, bevor sie den Dreifuss bestieg, Lukian. bis accus. 2, vgl. die δάφνη μαινομένη in Amykos bei Chalkedon, Svoronos Ἐφ. ἀρχ. 1889, 89ff.). Im Kult des A. Θυρξεὺς zu Kyaneai ward die Begeisterung erregt durch das Schauen in eine Quelle (Paus. VII 21, 13); durch Trinken aus einer Quelle im Orakel zu Klaros (Plin. n. h. II 232. Tac. ann. II 54) und in Hysiai (Paus. IX 2, 1). Einzelnen erwählten Sterblichen verlieh der Gott aber auch die Gabe, ohne solchen künstlichen Anlass seine Propheten zu sein (Kasandra, Helenos, die Sibyllen). Aber auch die Zeichenorakel fehlten nicht im Kult des A. Schon die Ilias (I 72) lässt ihn dem Kalchas die Gabe verleihen, den Vogelflug zu deuten (der κίρκος sein Bote Od. XV 526). Häufiger sind die aus dem Opfer gewonnenen Orakel: im Kult des A. Δειραδιώτης zu Argos begeisterte sich die Prophetin durch Trinken des Opferblutes (hier also zugleich Spruchorakel), Paus. II 24, 1; aus dem Opferbrand, den ἔμπυρα, wurde im thebanischen Ismenion geweissagt, Philochoros bei Schol. Soph. O. T. 21; auf Weissagung aus der Opfergerste deutet das Epitheton ἀλευρόμαντις, Hesych. (vgl. den Artikel Ἀλευρομαντεία); am Aschenaltar des A. Σπόδιος in Theben wurde ἀπὸ κληδόνων geweissagt (Paus. IX 11, 7; Genaueres über das Verjähren nicht bekannt). Ferner gab es im Kult des A. Κούριος im lykischen Myra ein Fischorakel, Polycharmos bei Athen. VIII 333 D (FHG IV 479). Plin. n. h. XXXII 17. Selbst Losorakel kamen vereinzelt vor, so das Orakel der Thriai am Parnass, die als Ammen des A. galten vgl. Lobeck Aglaoph. 814. Preller-Robert I 283. Diels Sibyll. Blätt. 57 und Artikel Θριαί. Der Hyperboreer Abaris (s. d. Nr. 1) trägt den Pfeil des A. weissagend über die Erde. Vereinzelt spricht A. auch durch Träume, so in Patara, wo er der nachts im Tempel eingeschlossenen Priesterin erscheint, Herod. I 182 (vgl. Diog. Laert. III 1, wo er Platons Mutter Periktione im Traume erscheint. Paus. X 32, 5 über den Ἀ. Σπηλαΐτης zu Themisonion [14] u. s. w.). Vgl. auch den Ἀ. Μύστης in Lydien.

Ausser den bereits genannten sind noch Orakel des A. bekannt in: Abai (Ἀβαῖος), Adada (Pisidien), Adrasteia (Troas: Ἀκταῖος), Aigai (Aiolis: Χρηστήριος), Anaphe (Ἀσγελάτας), Argos (Λύκειος), Daphne (bei Antiocheia), Delos (Κύνθιος), Didymoi (Διδυμαῖος), Eutresis (Boiotien: Εὐτρησίτης), Gergis (Troas: Γεργίθιος), Gryneion (Γρυνεύς), Hierakome (Karien), Hybla, Hysiai (Boiotien), Korope (Thessalien: Κοροπαῖος), Kyme (Italien), Mallos (Kilikien), Orobiai (Euboia: Σελινούντιος), Ptoon (Boiotien: Πτῷος), Sekyon (vgl. Schreiber Ap. Pythoktonos 45), Seleukeia (Kilikien: Σαρπηδόνιος), Sura (Lykien: Σούριος), Tegyra (Boiotien), Telmissos (Lykien), Thespiai, Thymbra (Troas: Θυμβραῖος), Tilphossa (Boiotien: Τιλφώσσιος), Zeleia (Troas).

Wie Kalchas, Kasandra, Helenos, die Sibyllen, so haben auch andere Seher ihre Sehergabe von A. empfangen, z. B. Mopsos, Melampus, Polypheides, die Iamiden, Amphiaraos (nach Od. XV 245) u. a. (s. die Einzelartikel); und so wird er selbst wohl als κλυτόμητις (CIG II 5973). σοφός (Nonn. Dion. V 216), ἐνόλμιος (Soph. frg. 942 N.²), χρησμῳδὸς (CIG III 5039) bezeichnet. Auf mantische Begeisterung scheinen sich auch die Epikleseis Θόαξος (vgl. Welcker Griech. Götterl. II 366) und Θύϊος (in Milet) zu beziehen; verwandt ist auch der Ἀ. Λεσχηνόριος von Larisa.

10. Hier lässt sich am besten auch die Eigenschaft des A. als Schwurgott einfügen: wie er die θέμιστες des Zeus den Menschen verkündet, so wacht er auch als Hüter über das heilige Recht der Eide. Schon die homerische Zeit pflegt bei Zeus, Athenaie und A. zu schwören (Il. II 371. IV 288. VII 132. XVI 97; Od. IV 341. VII 311. XVII 132. XVIII 235); der Athener schwört bei seinem Ἀ. Πατρῷος (die Archonten Demosth. LVII 15. Poll. VIII 85. Etym. M. s. Θεσμοθετῶν ἀνάκρισις; die Heliasten, Poll. VIII 122. Bekk. Anecd. I 443; im gewöhnlichen Leben Ar. Ach. 59; Ri. 1240; Wo. 372; Wesp. 161; Vög. 61; Fried. 16). Im platonischen Staat (Nomoi XI 936 E) soll bei Zeus, A. und Themis geschworen werden; auf Kreta schwört man beim Ἀ. Πύθιος in Dreros (Mus. ital. III 659ff.), Gortyn (Mus. ital. III 692), Itanos (Bürgereid Mus. ital. III 564), im Vertrag der Latier und Oluntier (GIG 2554, vgl. Mus. ital. I 145); im Richtereid zu Kalymna wird Ἀ. Λύκιος angerufen (Bull. hell. X 1886, 240).

11. Der Hüter der Eide ist natürlich auch in erster Linie dazu berufen, Hüter der Verträge zu sein. Deshalb wird zur Aufbewahrung von Vertragsurkunden mit Vorliebe ein A.-Tempel gewählt. Beispiele: Amorgos (CIG II add. 2264 b), Amyklai (Thuk. V 18. 23), Argos (Paus. II 19, 3), Athen (CIG I 106), Delos (CIG II 2334. Bull. hell. III 474), Delphoi (CIG I 1689 b), Epidauros Limera (Bull. hell. IX 241f. Ἐφ. ἀρχ. 1884, 86), Geronthrai (CIG I 1334. Le Bas-Foucart 228 a.b), Gythion (Le Bas-Foucart 242a. 243), Knossos (CIG II 2554), Mesambria (CIG II 2053 b), Teos (CIG II 3060) u. s. w. Demgemäss ist er auch Schützer des Rechts, vgl. die Epikleseis Θέρμιος und Ὅριος und das Epitheton δίκαιος (Plin. n. h. XXXIV 59).

[15] 12. Mit der apollinischen Mantik hängt aber noch eine andere Wirksamkeit des Gottes zusammen, die des Entsühners, die Kraft, allen Frevel und alle Schuld zu sühnen. Am schönsten drückt diese Beziehung das Beiwort ἰατρόμαντις aus, das ihm Aischylos (Eum. 62; auch seinem Sohn Apis, s. d.) giebt. Der Gott selbst ist hier den Sterblichen ein Vorbild, auch er lud einst Blutschuld auf sich (durch Tötung des Python, s. u. Kap. IV 2) und musste sich einer Reinigung und Sühnung unterziehen, die verschieden erzählt wird; nach einer Version wird er im kretischen Tarrha durch Karmanor entsühnt (Paus. II 7, 7. 30, 3. X 7, 2), nach einer anderen durch dessen Sohn Chrysothemis (Hypoth. Pind. Pyth. p. 298 Bckh.), oder durch Krotopos (Schol. Stat. Theb. I p. 51); die delphische Legende liess ihn im Lorbeerhain von Tempe Sühnung finden und nach einer Ennaeteris der Busse zurückkehren, wie man es in Delphoi am Feste Septerion darstellte (vgl. Preller-Robert I 287; A. muss auf neun grosse Jahre fliehen und geht εἰς ἕτερον κόσμον, Plut. de def. or. 21). So war er nun selbst ἁγνὸς (Aisch. Hik. 214. Pind. Pyth. IX 64 u. s.) und konnte den Schuldbeladenen als καθάρσιος (Aisch. Eum. 64. 568) die Sühnung gewähren, die er selbst erlangt. Das besonders im delphischen Kult ausgebildete Institut der Mordsühne war ein wirksames Gegengewicht zu der alt-indogermanischen Sitte der Blutrache (vgl. Rohde Psyche 250). In der Sage entsühnt A. den Orestes, den Herakles u. a., im praktischen Leben ordnet er häufig Sühnopfer für Mord an. Im athenischen Delphinion wird Theseus vom Morde der Pallantiden entsühnt (Paus. I 28, 10); in Athen wachen die ἐξηγηταὶ πυθόχρηστοι (s. d.) über die Mordsühne; Platon will die Satzungen über Reinigung und Sühnung vom delphischen Gotte bestimmen lassen (Nomoi IX 865 B); vgl. auch die Sühngebräuche im Kult des Ἀ. Λευκάτης und Θαργήλιος (Toepffer Rh. Mus. XLIII 1888, 142ff.) und den Lauf der σταφυλοδρόμοι am Karneenfest (Hes. s. σταφυλοδρόμοι. Bekk. An. I 305, 25). So wird denn A. auch an verschiedenen Orten als Λιταῖος, Ἱκέσιος, Φύξιος, Σωτήρ, und wegen der sühnenden Kraft des heiligen Lorbeers als Δαφνηφόρος verehrt. Zu beachten ist auch hier, was Rohde a. a. O. mit Recht hervorhebt, dass die Sühngebräuche nicht dem A. allein eigen sind, sondern Ähnliches vorzugsweise im Kultus chthonischer Gottheiten vorkommt.

13. Wie aber A. die Seele des Menschen von Schuld frei macht, so reinigt er auch den Körper von Krankheit, und so wird er häufig auch als Gott der Heilkunde verehrt. Auch hier ist wieder an das Beiwort ἰατρόμαντις zu erinnern, dem sich ähnliche wie ἀκέστωρ (Eur. Andr. 900; an der oben Bd. I S. 1166, 39 von Toepffer angeführten Stelle Aristoph. Wesp. 1221 ist nicht A., sondern der Tragiker Akestor gemeint, wie Dieterich ebd. 1166, 57 mit Recht annimmt), ἀκεσώδυνος (CIG III 5973 c), εὔφρων (Ar. Lys. 1282), ἰητὴρ νόσων (Orph. frg. 160), νουσολύτης (CIG III 5973 c) u. s. w. anreihen (vgl. auch Pind. Pyth. V 63f. und Bull. hell. VI 131). Bei Homer tritt diese Seite des A. noch nicht hervor, da dort Paieon als göttlicher Arzt erscheint, aber auch dort findet sich vereinzelt eine ähnliche Auffassung [16] (Il. XVI 528f. 677ff. XXIV 18ff.); später bezeugen zahlreiche Kulte ihr Vorhandensein (ausführlich sprach im Altertum Apollodoros von Athen in seinem Buche π. θεῶν über A. als Heilgott, vgl. Wentzel Επικλήσεις VII 41): Ἀκέσιος, Ἐπήκοος, Ἐπικούριος, Ἰατρός, Λοίμιος, Οὔλιος, Παιάν oder Παιών (Ποδαλείριος)?, Ὠτακός; auch der Ἀ. Μαλεάτας und Ὑπερτελεάτας sind Heilgötter; vgl. auch die Beziehungen zu Apis, Asklepios. Auch in Rom ward A. vornehmlich als Heilgott (Medicus, Salutaris) verehrt; nach Serv. Aen. X 316 war ihm speciell alles aus dem Mutterleib Geschnittene heilig. Darum ward A. auch oft in der griechischen (z. B. IGA 379. Bull. hell. IV 1880, 335. Le Bas-Waddington 1358. IGI 892. Kaibel Epigr. 821) wie in der römischen (z. B. Arch. Ztg. X 151*. CIL in 4556. 5861. X 6786ff. Westd. Ztschr. 1893, 107ff.) Welt zusammen mit den Nymphen verehrt (E. Curtius Griech. Quell- u. Brunneninschr., Gött. Abh. 1859, 165ff.). Als Erfinder der Augenheilkunde bei Hyg. fab. 274.

14. Allgemeiner ist ferner der heilende Gott überhaupt Abwehrer alles Übels, worauf die Epikleseis Ἀλεξίκακος, Ἀποτροπαῖος, Προστατήριος, Προστάτης, Προφύλαξ deuten.

15. Mit der apollinischen Mantik in engem Zusammenhang steht auch die Bedeutung des Gottes für die Musik. Es ist dasselbe Element der Begeisterung, dem beide entspringen. Kaum geboren, spricht A. schon: ‚lieb sei mir die Kitharis‘ (Hom. H. Ap. Del. 131). In Pytho war es, wo er selbst nach der Tötung des Python den ersten Paian anstimmte; ebenda führte er im festlichen Tanzschritt (καλὰ καὶ ὕψι βιβάς) die Schar kretischer Delphiniosdiener zum Tempel hinan, die Phorminx spielend (den singenden A. kennt Homer noch nicht); beim pythischen Agon (s. d.) fanden auch musische Wettkämpfe statt. Beim Mahle der Götter spielt A. die Leier (Il. I 603. Hom. H. Ap. Pyth. 7ff. Hes. Asp. 201ff., vgl. Paus. V 18, 1) und singt bei den Hochzeitsfesten der Götter und Heroen (z. B. Thetis, Aisch. frg. 350. Harmonia, Pind. frg. 6 Bgk. Diod. V 49, 1). Sein Hauptinstrument ist die Phorminx, das Saiteninstrument der Virtuosen, aber auch die κίθαρις verschmäht er nicht. So heisst er εὐλύρας (Eur. frg. 480 N.; auch absolut ohne den Namen Ar. Thesm. 969), κερασφόρος (Nonn. Dion. XLV 89), λυροκτύπος (CIG III 5039), χρυσολύρης (Orph. Hymn. 34, 3), vgl. auch Pind. Pyth. I 1, vom Gesange ἱμερόφωνος (Nonn. Dion. XXXV 332), λιγύφωνος (ebd. XI 112) u. s. w. Aber auch andere Musik ist ihm genehm, so das Flötenspiel (Alkman frg. 102, PLG⁴ III 67. Paus. V 7, 10), das er sogar nach vereinzelter Anschauung ebenso wie das Leierspiel erfunden haben sollte ([Plut.] de mus. 14), obwohl beides gewöhnlich andern Gottheiten zugeschrieben wurde; vgl. auch den Ἀ. Αὐλητὴς in Magnesia und den nach der Hirtenpfeife benannten Ἀ. Δονάκτας. Hier ist auch an die Marsyassage zu erinnern. Besonders folgenreich für die Ausbildung dieser Seite des apollinischen Wesens war die Verbindung des A. mit den Musen (s. d.). Diese zumeist von der Poesie ausgebildete Vorstellung fand in älterer Zeit im Kult keinerlei Begründung; sie gewann aber frühzeitig vielleicht unter delphischem Einfluss (Bie D. Musen in d. antik. Kunst, Berl. 1887, 4), allgemeinere [17] Verbreitung (nach Eumelos frg. 17 Kink. ist A. der Vater der drei Musen, er heisst μουσαγέτης, z. B. Plat. Nom. II 653 D. CIG II 2342, vgl. auch Strab. X 468, Μουσεῖος in Megara, Le Bas-Foucart 25. IGS I 36; Kunstdarstellungen zeigen ihn häufig mit den Musen vereint, s. u.).

16. Und wie A. an den Tänzen der Musen und Chariten teilnimmt, so wird er selbst vereinzelt zum Gott des Tanzes (als Σκιαστὴς in Lakonien), vgl. die Beiwörter ὀρχηστής (Pind. frg. 125 Bgk.), ἀγησίχορος (Ar. Lys. 1281), χοροποιός (Orph. Hymn. 34, 6).

17. Endlich ist noch eine aus der Vorstellung einer chthonischen Gottheit sich ergebende Seite der A.-Religion hier zu erwähnen: A. als Todesgott. Diese überhaupt mehr der älteren Zeit eigentümliche Auffassung tritt besonders in der homerischen Dichtung durchaus in den Vordergrund. Die Waffen, mit denen er tötet, sind Bogen und Pfeil, neben der Leier auch in der späteren Zeit seine gewöhnlichsten Attribute; auf sie bezieht sich eine grosse Reihe von Beinamen, so ἀργυρότοξος (Il. I 37. 451 u. ö.; Od. VII 63 u. ö.; auch absolut gesetzt, Il. V 517 u. ö., vgl. Bull. hell. XI 1887, 287; arcitenens, Verg. Aen. III 75), ἑκάεργος (Il. I 479 u. ö.; Od. VIII 323 u. s.; zur Erklärung des Beiwortes vgl. Froehde a. a. O. 235), ἑκατηβόλος (Il. 1370. V 444 u. ö.), ἑκατηβελέτης (Il. I 75. Hom. H. Ap. Del. 157. CIG I 1176. Ἐφ. ἀρχ. 1883, 147), ἕκαστος (Il. VII 83. XX 295. Hom. H. Ap. Del. 1. 63; Pyth. 97f. Alkman frg. 81 u. s. w.; vgl. Strab. XIII 618 über die Hekatonnesoi), ἐκείος (sic Anon. Laur. in Studemunds Anecd. I 267), ἑκηβελέτης (Orph. frg. 160), ἑκηβόλος (Il. I 14. 373 u. s. w. Hom. H. Ap. 45. Soph. O. T. 163. IGA 408 u. s. w.), εὐρυφάρετρος (Pind. frg. 115), καλλίτοξος (Aristeid. in Rhet. gr. II 511 Spengel), κλυτότοξος (Il. IV 101 u. ö., ständig bei Nonnos [Dion. I 330 u. s. w.]), τοξοφόρος (Pind. Ol. VI 59), τοξοβέλεμνος (Orph. Hymn. 34, 6), χρυσότοξος (Pind. Ol. XIV 10. Isyllos Paian 11). Hierher gehört auch der Ἀ. Τόξιος in Sekyon. In der Sage wendet er diese Waffen gegen seine Feinde, mit ihnen tötet er den Python (s. u. Kap. IV 2), den Achilleus (s. d.), die Aloaden (s. d.), Meleagros (nach den Ehoien und der Minyas, Paus. X 31, 3, auf Sarkophagen Arch. Ztg. XXIX 117f. Taf. 54, 1), Eurytos (Od. VIII 223ff.), die Niobiden (s. d.), Phlegyas (Serv. Aen. VI 618); mit ihnen sendet er die Pest ins Griechenlager (Il. I 44ff.). Aber auch ohne solche Veranlassung ist er es, der den Männern (wie Artemis den Weibern, vgl. Il. XXI 483. Eustath. 637, 15. 1171, 25. Rev. arch. N. S. XXII 248) οἷς ἀγανοῖς βελέεσσιν den Tod verleiht (Il. XXIV 758; Od. III 279. VII 63. XV 403ff.). Als Todesgott entwaffnet er den Patroklos und weiht ihn dem Speer des Euphorbos (Il. XVI 793ff.); an seinem Feste ereilt die Freier der Penelope das Verderben (Od. XXI 258. Schol. Od. XX 155); er ist für Neoptolemos die Ursache des Todes (Pind. N. VII 48ff. mit Schol.). Ob das in Argos unmittelbar nach jedem Todesfalle dem A. dargebrachte Opfer (Plut. qu. gr. 24) dem Todesgott oder dem Entsühner gilt, bleibt zweifelhaft. Sicher als Todesgott fungiert A. in der Sage vom Admetos (s. d.) und Alkestis, wo er auf die Moiren Einfluss übt; als μοιραγέτας zusammen mit Zeus μοιραγέτας und zwei Moiren dargestellt [18] im delphischen Tempel, Paus. X 24, 4. Auch Ἀ. Καταιβάσιος in Thessalien ist nach der Beschaffenheit der Kultlegende als Todesgott anzusehen.

18. Ganz anders geartet als die bisher betrachteten Kulte sind diejenigen, welche von der Vorstellung eines Meeresgottes ausgehen. Dieser Meeresgott, mit seinem verbreitetsten Namen Δελφίνιος genannt, ist vor allem ein Gott der Schifffahrt; er wird verehrt als Ἐπιβατήριος und Ἀποβατήριος, als Ἐμβάσιος und Ἐκβάσιος; er beschirmt als Ἰθυπόρος die Überfahrt, als Μεταγείτνιος die Übersiedelung; als Εὐρύαλος ist ihm das weite Meer, als Νασιώτας sind ihm die Stationen der Meerfahrt, die Inseln, unterthan. Als νηοσσόος (Apoll. Rhod. II 929) beschwingt er den Lauf der Schiffe, als Ὀψοφάγος freut er sich an den Fischgerichten der Seefahrer (vgl. auch den Beinamen Μαγίριος); in Tarsos führt er den Dreizack, Dion Chrys. XXXIII (1. tars.) am Anfang; der Delphin ist sein heiliges Tier, in spielender Weise eignet man ihm auch den Fisch κίθαρος zu (Pherekrates bei Athen. VII 306 A = I 155 Kock, vgl. Athen. VII 287 A).

19. Wie Poseidon zuweilen, so wird auch A. nicht selten gedacht von hoher Felswarte sein Wellenreich überschauend. So wird er auch zu einem Gotte der Bergeshöhen, zunächst derer, die als Vorgebirge ins Meer hinausragen; hierher gehören der Ἀ. Ἀκρίτας in Messenien, Ἄκτιος in Epeiros und Akarnanien, Ἀκταῖος in der Troas, Γυπαιεὺς bei Ephesos, Ἐπάκτιος in Pagasai, Ζωστήριος in Attika, Θεάριος in Trozen und Aigina (vgl. auch Ἐπόψιος), Λευκάτας in Akarnanien, Λιθήσιος auf Cap Malea, Μύλας auf Cap Mylantia in Rhodos, Τριόπιος bei Knidos; so wird er auf den Burghöhen von Kyme und Massalia verehrt. Aber auch im Binnenlande sind ihm dann weiter viele Berghöhen geheiligt, so in Attika Hymettos und Parnes, in Boiotien das Ptoon, in Phokis Lykoreia Λυκωρεύς), in Thrakien der Berg Rheskynthos Ὕντινος), in der Peloponnes der Thornax (Θορνάκιος), das arkadische Lykaion (Παρράσιος), das lakonische Geronthrai, in Argos die Deiras (Δειραδιώτης) u. s. w.

20. Mit der Bedeutung des A. für die Schifffahrt hängt aufs engste seine Auffassung als Gott der Colonisation zusammen, welche bei der Eigenart des griechischen Volkes diesem besonders wichtig erscheinen musste (vgl. Roscher Apollon u. Mars 82ff.). Der Einfluss des delphischen Orakels auf die Colonisationsthätigkeit der Griechen ist bekannt (vgl. z. B. die Gründung von Rhegion durch Chalkis, Strab. VI 257). Colonien wurden fast stets auf dem Seewege gegründet; da war der Meerbeherrscher A. der Geleiter der Ausziehenden als Ἀγήτωρ, Ἀγητής, Προκαθηγεμών; er verhalf ihnen als Ξένιος zu gastlichem Empfang im fremden Lande, er wurde selbst zum Ἀρχηγέτης, Οἰκιστής, Κτίστης der Colonie; zahlreiche Pflanzstädte wurden mit seinem Namen benannt (Steph. Byz. zählt 25 Städte des Namens Apollonia auf); A. selbst half seinen Schützlingen die Städte ummauern (dem Alkathoos, Paus. I 42, 2, dem Laomedon, Il. VII 452, dem Byzas, Hesych. Miles. frg. IV 12, FHG IV 147ff.), und denen, die ihn ehrten, schenkte er als Κερδοῖος reichen Gewinn.

[19] 21. So kam es, dass man ihn nicht minder als Gott der Wege und des Verkehrs wie als Gott der festen Niederlassung verehrte. Häufig erscheint er als Schützer des Marktverkehrs, namentlich in der Peloponnes (auf der Agora in Sparta: Statue neben Zeus Agoraios, Athena Agoraia, Poseidon Asphalios und Hera, Paus. III 11, 9; Gythion: Statuen des A., Herakles und Dionysos, Paus. III 21, 8; Oitylos: Xoanon des Karneios, Paus. III 25, 10; Boiai: Tempel, Paus. III 22, 13; Argos: Tempel, Thuk. V 47, 11; Olympia: Altar des Pythios neben Zeus Agoraios und Artemis Agoraia, Paus. V 15, 4). Als Schirmherr der Wege wird er an vielen Orten unter dem Namen Ἀγυιεὺς verehrt; in Athen stellte man das Idol des Agyieus in Form einer Spitzsäule neben dem Hauseingang auf; vgl. auch die Epikleseis Θυραῖος, Προπύλαιος, Προστατήριος, Προστάτης. Auf den Schutz des Hauses deuten Benennungen wie Αὐλαριοκός, Δωματίτης, Οἰκέτας.

22. Aus dem Begriffe eines Gottes der Höhen entwickelt sich schliesslich auch der eines Gottes der Helligkeit und des Lichtes. An einzelnen Kulten, wie dem Ἀσγελάτας zu Anaphe, dem Φαναῖος, Μαρμαρινός, Λευκάτας, kann man die Entstehung dieser Vorstellung noch deutlich erkennen; auch die Epikleseis Θεάριος, Ἐπόψιος, Προόψιος lassen sich vergleichen, ferner Ἔναυρος und Ἑῷος. Von Beiwörtern gehört hierher vor allem das schon früh zu einem ständigen Epitheton gewordene Φοῖβος, ferner ἀγλαίας ἀνάσσων (Pind. frg. 125 Bgk.), χρυσοκόμας (Pind. Ol. VI 41. VII 32), χρυσοέθειρος (CIG II 2342) u. s. w.; die Bedeutung von λυκηγενὴς ist strittig, vgl. Roscher Ap. u. Mars 17. Preller-Robert I 235, 5. Froehde a. a. O. 233.

23. Zum Schluss dieses Abschnittes erübrigt noch, auf diejenige Auffassung des A. einzugehen, die, im späteren Altertum weit verbreitet, auch heutzutage häufig als die ursprüngliche angesehen wird, die Auffassung als Sonnengott. Ich habe bereits oben auf die Unmöglichkeit hingewiesen, der aus vielen Einzelkulten zusammengewachsenen Göttergestalt des A. einen indogermanischen Hintergrund zu geben. Demnach kann ich auch den von W. H. Roscher (Apollon u. Mars, Leipz. 1873) versuchten Nachweis einer ursprünglichen Identität des A. mit dem italischen Mars nicht für gelungen halten. Roschers scharfsinnige und künstliche Combinationen beruhen, soweit sie A. betreffen (auf Mars einzugehen ist hier nicht der Ort), auf sehr unsichern, bisweilen nachweisbar unrichtigen Voraussetzungen. Auch übersieht Roscher, dass viele der von ihm angeführten Punkte sich auch für manche andere Hauptgötter Griechenlands mit demselben Rechte geltend machen liessen; überhaupt ist ja in Griechenland der Machtbereich eines Gottes nie so scharf gegen alle übrigen abgegrenzt, dass nicht Beziehungen und Ähnlichkeiten hinüber und herüber spielten und in localen Kulten Vermischungen stattfanden. Aber wenn sich auch nur nachweisen liesse, dass, abgesehen von indogermanischen Beziehungen, auf griechischem Boden A. ursprünglich die Bedeutung eines Sonnengottes gehabt hätte, so wäre damit für die Sonnentheorie viel gewonnen und die vorstehende Darlegung wäre hinfällig. Dieser Nachweis ist aber bisher [20] nicht erbracht und lässt sich auch nicht erbringen, weil eine aufmerksame und vorurteilsfreie Betrachtung des vorhandenen Materials das Gegenteil lehrt. Es muss hier genügen, unter Verzicht auf eine ausführliche Widerlegung der Sonnentheorie, die zum Teil neuerdings bereits mehrfach (v. Wilamowitz Isyllos 94; Herm. XVIII 406 Anm. Preller-Robert I 231 Anm. Froehde a. a. O. 232) angedeuteten Hauptpunkte hervorzuheben. Allerdings ist in hellenistischer und namentlich in römischer Zeit A. mit manchen barbarischen Sonnengöttern identifiziert worden (s. z. B. Belenus, Ἥλιος unter den Epikleseis); aber das ist für die ältere Zeit nicht beweisend. Im Epos findet sich keine Spur der Gleichsetzung des A. mit der Sonne; Homer kennt neben Phoibos A. den Sonnengott Helios. Es kann auch nicht behauptet werden, in homerischer Zeit sei die ursprüngliche Vorstellung des A. als Sonnengott verdunkelt worden; denn es giebt auch keinerlei Anzeichen, dass A. in vorhomerischer Zeit in Griechenland Sonnengott gewesen wäre. Man müsste auch dann, wie Froehde a. a. O. 232 nach Robert treffend ausführt, annehmen, dass sich die ursprüngliche Vorstellung in homerischer Zeit in zwei Arme gespalten hätte, die concrete Erscheinung der Sonne als Helios, der Sonnengott in ethischer und geistiger Beziehung als A., und dass dann in späterer historischer Zeit das Bewusstsein der ehemaligen Sonnenbedeutung des A. völlig abhanden gekommen sei. Die Sache liegt also so: eine indogermanische Gottheit ist A. überhaupt nicht; weder vor noch bei Homer finden sich Anzeichen einer Sonnenbedeutung und auch nach Homer noch Jahrhunderte lang keine Spur. Im Schwur von Dreros auf Kreta (Mus. ital. III 659ff.) wird A. angerufen mit vielen anderen Gottheiten, an deren Schluss auch Ἅλιος erscheint, also verschieden von A.; auch in der ältesten Orphik findet sich die Identification noch nicht (Kern Herm. XXIV 501). Auch Aischylos (Hik. 213f.) unterscheidet A. und Helios, aber er setzt sie beide eng neben einander; in derselben Weise nimmt auch Platon (Nomoi XII 945 E) ein Ἡλίου κοινὸν καὶ Ἀπόλλωνος τέμενος an. Im Laufe des 5. Jhdts. beginnt der Versuch der Identification von seiten der Religionsphilosophie. Das erste litterarische Zeugnis ist Eurip. Phaethon frg. 781, wo die philosophische Lehrmeinung ausdrücklich als etwas Besonderes und Neues vorgehoben und wesentlich um der Etymologie Ἀπόλλων – ἀπόλλυμι willen herangezogen wird. In der späteren Orphik ist die Identification gang und gäbe (Hymn. 34, 3. 5. 8; frg. 160 Abel u. s. w. Eratosth. Katast. 24 p. 140 Rob.); die Stoiker bemächtigten sich mit Eifer der Sonnentheorie (Stellen bei Preller-Robert I 231), Kallimachos brach eine Lanze dafür (Hekale frg. 48 Schn.), und in der römischen Zeit ist sie durchaus geläufig (Dion Chrys. XXXI = I 347 Dindf. Macrob. sat. I 17. Cornut. N. D. 32. Eustath. 32, 22ff. 550, 39 u. s. w., vgl. CIL III 986. VII 543). Trotzdem hielt sich auch noch in römischer Zeit daneben die ältere, A. und Helios unterscheidende Auffassung. Plutarch, der selbst für die Identification ist (de Ei Delph. 4), lässt doch auch eine abweichende Meinung vortragen (de Pyth. orac. 12); und Philostratos (Vita Ap. VIII [21] 13 = I 330, 24 Kays.) lässt den Apollonios, bevor er ins Haus tritt, beten Ἀπόλλωνι καὶ ἔτι τῷ Ἡλίῳ. Wenn also auch zugegeben werden kann, dass sich der Begriff des A. allmählich zu dem eines lichten Himmelgottes entwickelt, den philosophische Speculation als Sonnengott auffasst und späte Religionsmengerei mit barbarischen Sonnengöttern identificiert, so ist dagegen jede Annahme einer ursprünglichen Sonnenbedeutung des A. durchaus abzuweisen. Gegen Froehdes Deutung von A. und Artemis als ein Paar von Gestirnen, etwa Morgen- und Abendstern, sprechen dieselben Gründe, die er zum Teil selbst gegen die Sonnenhypothese anführt, verstärkt durch die Thatsache, dass sich für diese Deutung auch in der späteren Zeit nicht der geringste Anhaltspunkt findet.

IV. Apollonsagen.

1. Geburt. Unter den Sagen, in denen A. im Mittelpunkt der Handlung steht, sind für den Kult von besonderer Wichtigkeit die von der Geburt des Gottes und von seinem Kampf mit dem Drachen Python. In der Geburtslegende erscheint A. wie überhaupt allgemein (Varianten bei [Aristot.] frg. 617 Rose: als Patroos Sohn des Hephaistos und der Athena, oder Sohn des Korybas in Kreta [vgl. unten Kap. V 3], oder als Nomios Sohn des Silen in Arkadien [so auch angeblich Pythagoras nach Porphyrios V. Pyth. V 6 p. 31 Kiessling], oder Sohn des Ammon; Sohn des Magnus bei Didymos p. 363 Schmidt) als Sohn des Zeus und der Leto (Λητοῦς υἱὸς Ilias I 9. XVI 849. H. Ap. 135 u. ö., Λατῷος in Megara, ἄναξ τὸν ἠϋκόμος τέκε Λητώ Il. I 36. XVIII 413; Λητοΐδης H. Herm. 253. Hes. Asp. 479; Διὸς υἱὸς Il. VII 23 u. ö.; Διὸς τέκος Il. XXI 229); daher auch häufig Leto neben und mit A. verehrt, so in Abai Paus. X 35, 4; Delphoi Bull. hell. 1881, 59; Delion, Delos Aristot. eth. Eudem. 1214 A. Bull. hell. 1879, 470. 1880, 211. 218; Dreros Mus. ital. III 659ff. Eretria Athen. Mitt. XVII 204. Ἐφ. ἀρχ. 1892, 141. 154. 158; Halikarnass Bull. hell. 1879, 470. 1880, 217. 218; Kirrha Paus. X 37, 8; Koraza (Karien) Bull. hell. XII 1888, 267; Lato Mus. it. I 145, 74: Lesbos Proklos p. 33 Kinkel; Lykone Paus. II 24, 5; Mantineia Paus. VIII 9, 1; Megara Paus. I 44, 2; Milet CIG 2852; Olympia Paus. V 17, 3; Ormele (Phrygien) Bull. hell. II 1878, 174; Sekyon Pindar Nem. IX 4; Tamynai (Euboia) Ἐφ. ἀρχ. 1892, 160; Tanagra Paus. IX 22, 1; Zoster Paus. I 31, 1. Die Geburtslegende ist an verschiedenen Orten localisiert; vorwiegend haftet sie an Delos, wo sie die eigentliche Kultlegende bildet. Die ältere Form der delischen Legende giebt im wesentlichen der homerische Hymnos wieder: Leto gebiert A. an den Berg Kynthos gelehnt (H. Ap. Del. 26); die Palme umfangend am radförmigen See, Theognis 5ff. Berg und Palme nennt zusammen mit dem Fluss Inopos Hom. Hymn. XVII. Artemis auf der nahen Insel Ortygia geboren: orphischer Zusatz zum homerischen H. Ap. Del. 16 = Orph. Hymn. 35, 5. Weitere Entwicklung der Legende (vgl. Robert Arch. Jahrb. V 1890, 220, 6): Delos, vor der Geburt von Stürmen umgetrieben, bis sich vier Säulen erheben, es zu stützen, Pindar frg. 65 Bgk. Die auf dem Meer treibende Insel Asterie [22] ruft die umherirrende Leto an, diese löst am Inopos den Gürtel und stützt sich auf die Palme; nach A.s Geburt heisst die Insel Delos, Kallim. Hymnos auf Delos. Nach delischer Sage steht der Leto in der Stunde der Niederkunft Eileithyia bei, von den Hyperboreern kommend, Paus. I 18, 5; Artemis galt als vor A. geboren, Diog. Laert. II 44. III 2. Andere Geburtssagen erzählte man 1) in Amphigeneia, Strab. VIII 349. Steph. Byz. s. v. 2) Auf Cap Zoster, Steph. Byz. s. Τεγύρα (Compromiss mit der delischen Sage: Leto löst dort den Gürtel ὡς τεξομένη und wird von Athena Pronoia nach Delos geleitet, Hypereid. frg. 70 Blass. Aristeid. Panath. 97 p. 157. Paus. I 31, 1. Hesych. s. v. Steph. Byz. s. v.; nach Preller-Robert I 195 Anm. erst nach 426 entstanden). 3) In Tegyra, Übertragung der delischen Sage mit gewaltsamer Localisierung der Wahrzeichen, Berg Delos, Quellen Phoinix und Elaia, Steph. Byz. s. v. Plut. Pelop. 16. Vorübergehend von Delphoi anerkannt aus Eifersucht gegen Delos: Plut. de def. orac. 5. 4) In Lykien: Leto flieht vor der Geburt des A. aus Furcht vor Hera nach Lykien: dort A. geboren, Hagnon Schol. Il. IV 101. Steph. Byz. s. Τεγύρα; vgl. das homerische Beiwort Λυκηγενής, im Munde des Lykiers Pandaros sicher so gemeint (Compromiss mit der delischen Sage: Leto kommt nach der Entbindung nach Lykien, von Wölfen geführt, Schol. Il. a. a. O. Ovid. met. VI 313. Anton. Liber. 35). 5) In mehreren Orten bei Ephesos: Koressos, Steph. Byz. s. v.; Ortygia (über die verschiedenen Orte dieses Namens s. Artikel Ortygia): Niederkunft der Leto im Cypressenhain bei einem Ölbaum; nach der Entbindung badet Leto im Fluss Kenchrios, Strab. XIV 639. Tac. ann. III 61. 6) Buchetion in Epeiros (?), Philochoros Et. M. s. v. 7) In Chalkis (?); vgl. Schreiber Ap. Pyth. 53, 11. 8) Compromiss der Legende von Delphoi (Drachenkampf) mit der von Delos (Geburt), Hygin. fab. 140: Python verfolgt Leto vor A.s Geburt, weil durch ihn seinem Orakel Untergang droht; Hera bestimmt, sie solle nur da gebären können, wo die Sonne nicht hinscheint. Boreas trägt sie auf Zeus Befehl zu Poseidon; dieser bringt sie nach Ortygia, das er mit Wasser bedeckt. Python findet sie nicht mehr und kehrt zum Parnass zurück. Poseidon lässt Ortygia, fortan Delos, aufsteigen. Dort gebiert Leto den A. und Artemis, den Ölbaum umfassend (Robert Arch. Jahrb. V 1890, 218). 9) Sonstige Varianten: a) Lorbeer und Palme als heilige Bäume genannt Tzetz. Lyk. 401. Zwei Lorbeerbäume Serv. Aen. III 91. b) Leto kommt aus Furcht vor Hera als Wölfin von den Hyperboreern nach Delos (zur Erklärung von Λυκηγενής) Arist. hist. an. VII 580 a 17. c) Leto in Wehen von einem Eber erschreckt, daher Leto Ptoa und A. Ptoos, an die delische Legende angeschlossen Tzetz. Lyk. 266, an die von Tegyra Plut. Pelop. 16. d) Artemis zuerst geboren, vertritt bei A.s Geburt Eileithyia, Serv. Aen. III 72. Apollod. bibl. I 4, 2 (aus der delischen Sage entwickelt).

Als Tag der Geburt wird gewöhnlich der 7. Monatstag angesehen (7. Thargelion in Delos: Diog. Laert. II 44. III 2; in Athen: Plut. qu. symp. VIII 1, 20; 7. Bysios in Delphoi: Plut. quaest. graec. 9, woraus aber keineswegs mit [23] Schreiber Ap. Pythokt. 52 auf eine Geburt in Delphoi zu schliessen ist; 7. Artemisios in Antiocheia: Liban. decl. V 1, 336 Reiske; 7. Karneios in Kyrene: Plut. qu. symp. VIII 1, 20). Der erste Monatstag vielleicht in Makedonien; vgl. Usener Rh. Mus. XXXIV 421. Daher ist dem A. in jedem Monat die νουμηνία (in Samos, vgl. Ed. Meyer Herm. XXVII 376f.) und ἑβδόμη (Orph. frg. 148 Abel) heilig. So in Athen, Schol. Aristoph. Plut. 1127, und in Sparta, Herodot. VI 57; vgl. auch die Epikleseis Νεομήνιος und Ἑβδόμαιος und das Beiwort ἑβδομαγέτης (Aisch. Sept. 800). Auch die διχομηνία war dem A. heilig, Plut. Dion 23; ebenso die εἰκάς; vgl. Εἰκάδιος.

Als Ammen des A. werden genannt 1) Korythaleia und Aletheia, Plut. qu. symp. III 9, 2; vgl. den Beinamen Κόρυθος. 2) Opis und Hekaerge, Serv. Aen. XI 235. 3) Die drei Thriai. s. Preller-Robert I 283, 1. 4) Ortygia, Strab. XIV 639. Tac. ann.II 61.

2. Kampf mit Python (vgl. im allgemeinen die als Materialsammlung brauchbare Schrift, von Th. Schreiber Apollon Pythoktonos, Leipz. 1879. A. Mommsen Delphika 168ff.). Wie die Geburtssage durchaus auf dem Boden von Delos wurzelt, so die vom Pythonkampf in Delphoi. Von der delphischen Pythonlegende sind alle übrigen (s. u.) nur apokryphe Abklatsche. Der Name des Drachen wird verschieden überliefert (s. o. Kap. II und Artikel Python); in der älteren Zeit ist er überhaupt namenlos, so im Homer. Hymn. Ap. Pyth. 122 (δράκαινα) und noch bei Euripides (I. T. 1245, wo aus der Drachin bereits ein Drache geworden); der Name Python zuerst bei Ephoros frg. 46 (Strab. IX 422) nachweisbar, später am gewöhnlichsten; Delphyne erst bei alexandrinischen Schriftstellern; Delphynes späte Grammatikererfindung (Citate bei Preller-Robert I 239, 2). Vorgestellt ist Python in der Sage stets in Schlangengestalt; nur rationalistische Umdeutung (Ephoros a. a. O., ähnlich Plut. qu. graec. 12. Paus. X 6, 5) hat aus ihm einen menschlichen Räuber gemacht.

Python ist als Inhaber bezw. Hüter des alten chthonischen Orakels zu denken, von dem der Delphinios Besitz ergreift (Apollod. I 4, 1, 3; vgl. Preller-Robert I 240, 1. Rohde Psyche 124, 1); die modernen physikalischen Deutungen sind bereits treffend von Welcker (Griech. Götterl. I 521ff.) widerlegt. Der Kampf des A. mit Python, den er mit seinen Pfeilen erlegt (Spätere geben sogar die Anzahl der Pfeile an: Et. M. s. ἑκηβόλος als 100, Ovid. met. I 443 als 1000!), wird im homerischen Epos nicht erwähnt; das älteste Zeugnis ist der homerische Hymnos. Wie sehr aber die delphische Legende Python anfangs als den ursprünglichen Orakelinhaber auffasste, geht aus den Sühngebräuchen hervor, die sich an seinen Tod anschliessen und die bei der späteren Auffassung (Erlegung eines verderblichen Ungetüms) ganz unverständlich bleiben. Einen Mord hatte A. mit der Tötung des Python auf sich geladen, die Blutschuld heischte Sühne. Erst durch ein grosses Jahr (Ennaeteris) der Busse und darauf folgende Entsühnung kann A. wieder zum Φοῖβος ἀληθῶς (Plut. de def. orac. 21) werden. Wenn diese Legende noch in der spätesten Zeit den Inhalt des Septerionfestes (s. d.) bildete (vgl. [24] Schreiber a. a. O. 17), so muss sie, wie Schreiber aus anderen Gründen annimmt, in die älteste Zeit zurückreichen, in eine Zeit, die den Drachen als Orakelinhaber ansah und das gewaltsame Eindringen des Delphinioskultes noch nicht vergessen hatte. Später suchte man sich mit der Legende so abzufinden, dass auch für gerechten Mord Busse und Sühne notwendig sei, weswegen beim Delphinion (s. d.) in Athen über φόνος δίκαιος gerichtet wurde; das ist die Anschauung einer gereifteren Zeit, die die Sitte der Blutrache nicht mehr über das Gesetz stellt. Die Busse des A. besteht in Umherirren (πλάναι) und Knechtschaft (λατρεία), Plut. de def. orac. 15 θητεύειν Anaxandr. Schol. Eur. Alk. 1); K. O. Müller (Dor. I² 322ff.) wollte das auf die Dienstbarkeit bei Admetos beziehen, für die aber gewöhnlich die Tötung der Kyklopen als Ursache angesehen wird (s. u. § 3 c). Über die Entsühnung s. o. Kap. III 12. Begraben ist Python unter dem Omphalos (Varro l. l. VII 17. Hesych. s. Τοξίου βουνός); über die sonstigen Angaben vgl. Rohde Psyche 123f.

Die delphische Pythonlegende hat ursprünglich mit der Geburtslegende gar nichts zu thun. Erst das Bestreben, delphischen und delischen Kult einander zu nähern, beantwortet die natürliche Frage, von wo der Gott nach Delphoi kam, auf Delos. Der homerische Hymnos lässt A. noch vom Olympos über Euboia und Boiotien nach Delphoi gelangen (womit Klearchos Angabe frg. 46 bei Athen. XV 701 C [von Chalkis] zusammengeht), was auf die alte Verbindung zwischen Delphoi und Thessalien deutet, die auch sonst in der Pythonsage hervortritt. Pindar (frg. 286 = Schol. Aisch. Eum. 11) ist der erste Zeuge für Delos; denn zu der allgemein angenommenen Conjectur K. O. Müllers, die hier Tegyra für Tanagra einsetzen will, liegt nicht der geringste Grund vor, und man kann dem Dichter nicht zumuten, dass er in einem für das Ptoon gedichteten Liede (es gehört auch noch frg. 407 zu demselben Liede, vgl. auch Schol. Paus. IX 23,6, Herm. XXIX 1894, 149) das ephemere Concurrenzunternehmen von Tegyra unterstützt hätte; er lässt ganz rationell A. von Delos über das tanagraeische Delion und weiter durch Boiotien nach Delphoi gelangen; dieser boiotischen Version stellt Aisch. Eum. 9ff. die attische entgegen, nach der A. den Weg über Attika und auf dem Wege der attischen Theorie nimmt.

Sobald die Verbindung mit Delos bestand, musste die Frage nach dem Alter aufgeworfen werden, in dem A. die That ausführte. Die delphische Legende dachte ihn als Knaben, wie die Darstellungen des Septerion beweisen, vielleicht auch in Sekyon (s. u.) aus demselben Grunde. Als Kind auf dem Arme der Mutter erscheint A. in der Litteratur zuerst Eur. I. T. 1250; in der Kunst bereits Anfang des 5. Jhdts., s. u. Später häufig in der Litteratur und Kunst; bald nach der Geburt des A. setzt den Pythonkampf an der Mythogr. Vat. III 8, 1; vier Tage alt ist A. bei Hyg. fab. 140. Die spätere delphische Legende (s. o. S. 22, 41ff.) lässt Python die Leto schon vor der Geburt vergeblich verfolgen und, zum Parnass zurückgekehrt, dort durch A. seinen Tod finden.

Ausser in Delphoi ist die Pythonlegende noch [25] an drei anderen Orten localisiert: 1) in Sekyon (von Schreiber a. a. O. 44f. richtig erschlossen); 2) in Gryneion (Serv. ecl. VI 72); 3) in Tegyra, das um die Zeit der Perserkriege durch Annectierung und Localisierung der wichtigsten A.-Sagen (Geburt, Python, Tityos, Ptoon) einen vorübergehenden Aufschwung nahm (s. u. Kap. VII). Eine Localisierung des Drachenkampfes in Delos ist nicht überliefert; Schreibers Gründe dafür S. 46f. sind nicht durchschlagend. Dass der Drachenkampf auch an anderen Orten, wo Pythien gefeiert wurden (Ephesos, Kroton, u. s. w.), vorauszusetzen sei (Schreiber 48), ist eine völlig grundlose Annahme.

3. Die übrigen A.-Sagen, soweit sie nicht bereits oben Kap. III 17 erwähnt sind, können hier nur kurz aufgeführt werden, unter Verweisung auf die ausführlichere Behandlung in den Einzelartikeln.

a. Ursprünglich wohl eine chthonische auf Euboia (Od. VII 324) und dem benachbarten Festlande (Panopeus: Od. XI 581. Strab. IX 422; Tegyra: Plut. Pelop. 16) verehrte Gottheit (Heroon auf Euboia, Strab. IX 423), tritt Tityos und seine Mutter Elara (wohl ein Name der Erdgöttin, daher das Ἐλάρειον σπήλαιον auf Euboia, Strab. IX 423; daher auch Tityos selbst als γηγενὴς bezeichnet, was wiederum die von Pherekydes Schol. Apoll. Rhod. I 761 erzählte Sage veranlasst hat) in Gegensatz zu dem Kult der Leto und ihrer Kinder. Die Sage stellt dies so dar, dass Tityos sich an Leto vergreifen will und von den Pfeilen ihrer Kinder getötet wird; gewöhnlich wird die Bestrafung des Tityos dem A. zugeschrieben (Apollod. Bibl. I 4, 1, 4. Apoll. Rhod. I 759ff.), gelegentlich aber auch der Artemis (Pind. Pyth. IV 90). Verhältnismässig spät erst wird Tityos unter die Büsser der Unterwelt versetzt, und so die Todesstrafe in eine Strafe nach dem Tode umgewandelt (Od. XI 576ff.; vgl. v. Wilamowitz Homer. Unters. 200f.).

b. Auch in der Sage vom Tod der Niobiden (s. Niobe) spiegelt sich der Conflict zweier Kulte wieder, des Dienstes der Hera und des der Leto; vgl. Preller-Robert I 234.

c. Von Wichtigkeit besonders für den delphischen Kult sind die Sagen von der Dienstbarkeit des A. Wie oben gezeigt, ist der Gedanke einer Knechtschaft des Gottes ursprünglich zum Zwecke der Entsühnung an die Tötung des Python angeknüpft. Diese Vorstellung hatte nur so lange einen Sinn, als die Beseitigung des Python als des alten Orakelinhabers für ein unberechtigtes und gewaltsames Eindringen galt: Plutarch (de def. orac. 15) spricht im Hinblick auf die Vulgärversion unbestimmt von πλάναι und λατρεία, aber die Knechtschaft setzt einen Herrn voraus. So wären wir, auch wenn dies nicht vereinzelt überliefert wäre (Anaxandrides Schol. Eur. Alk. 1), berechtigt, mit K. O. Müller (Dor. I² 322ff.) anzunehmen, dass die Knechtschaft bei Admetos (s. d.) ursprünglich mit der Pythonlegende verbunden war. In Thessalien fand ja auch nach der späteren delphischen Sage, welche die Erlegung des Python als berechtigte Tötung ansah und sich deswegen mit der Mordsühne begnügte, die Entsühnung des Gottes statt; von dort kehrte der A.-Knabe am Septerionfeste zurück; [26] Thessalien ist aber auch der Schauplatz der Admetossage. Sobald jedoch Python aus dem alten Orakeldaemon zum unholden Drachen ward, musste die Admetossage einen anderen Hintergrund erhalten. Die Erniedrigung des Gottes unter einen Sterblichen (mag dieser auch ursprünglich der Unterweltsgott sein; für diesen Fall wäre das ziemlich gleichbedeutend) kann nur durch einen schweren Frevel motiviert werden, nicht durch eine verdienstliche That wie die Erlegung eines verderblichen Ungetüms. So knüpft bereits die Ehoie (vgl. v. Wilamowitz Isyllos 70ff.) die Dienstbarkeit des A. an die freventliche Tötung der Kyklopen (über die Schwierigkeit, dies mit der sonst üblichen Vorstellung von der Unsterblichkeit der Kyklopen zu vereinigen, und das Auskunftsmittel des Pherekydes, die Söhne der Kyklopen dafür einzusetzen, vgl. M. Maier Gig. u. Tit. 106f.), und diese Version hat die Herrschaft behalten; erst die hellenistische Zeit bringt auch in die Admetossage das Zerrbild der Erotik hinein.

Eine zweite Sage von der Dienstbarkeit des A. bezieht sich auf den troischen A.-Kult; sie hat weder mit der Admetossage noch eigentlich mit der Dienstbarkeit des Gottes etwas zu thun. Die älteste Notiz (Il. VII 452ff.) berichtet nur, A. habe mit Poseidon zusammen dem ἥρως Laomedon (s. d.) seine Stadt ummauert. Wir haben hier einfach eine Parallelsage zu der Ummauerung Thebens durch Amphion (s. d.) und Zethos, und die Götter erscheinen als κτίσται und Schirmherren der Stadt; Poseidon ist stolz auf den Mauerbau, und von einem Betruge des Laomedon ist nicht die Rede (Variante: auch Aiakos ist Mitarbeiter, Pind. Ol. VIII 30ff.). Die Vorstellung vom Übermut des Laomedon kommt erst im Zusammenhang der Heraklessagen auf, deren Existenz bereits die zweite Iliasstelle (XXI 435ff.), ein spätes Pasticcio älterer Stellen (vgl. Niese Entwickl. d. hom. Poesie 130f.), voraussetzt. Hier dienen A. und Poseidon dem Laomedon um Lohn, πὰρ Διὸς ἐλθόντες; Poseidon baut die Mauer (weil er es ist, der Il. VII 452f. stolz auf den Bau ist), A. hütet die Herden des Königs im Idagebirge (Übertragung aus der Admetossage); beide werden dann ohne Lohn unter schnöden Drohungen entlassen. Diese sonderbare Erfindung eines Epigonen der homerischen Dichtung gab schon den Alten manches Rätsel auf. Unbegreiflich ist, dass sich Götter solche Behandlung gefallen lassen; unverständlich der Grund der Dienstbarkeit, da jene Worte πὰρ Διὸς ἐλθόντες kaum einen Befehl des Zeus, geschweige einen Grund erkennen lassen. Zwei Versuche zur Motivierung hat man im Altertum gemacht (Eustath. 1245, 46ff.): 1) der Dienst ist eine Strafe für die Auflehnung gegen Zeus (entnommen aus Il. I 399ff., wo u. a. zwar Poseidon genannt ist, aber A. fehlt), Schol. Pind. a. a. O.; 2) die Götter wollen die Hybris des Laomedon auf die Probe stellen, Apollod. Bibl. II 5, 9, 9f. In der Ilias rächt sich Poseidon erst spät, indem er auf Seite der Griechen tritt, A. gar nicht; die Späteren helfen auch hier nach: Poseidon rächt sich durch Entsendung des κῆτος (aus der Andromedasage entnommen), A. durch Forderung der Hesione für das κῆτος (Serv. Aen. I 550. Hyg. fab. 89); oder da letzteres nicht zu der troerfreundlichen [27] Haltung des A. in der Ilias passte: Laomedon ehrt nach dem Mauerbau zwar A. durch Opfer, der ihm nun gnädig bleibt, Poseidon aber nicht, der sich dafür rächt (Tzetz. Lyk. 34).

d. Den beiden Hauptkulten in Delos und Delphoi gemeinsam, wenn auch im einzelnen verschieden ausgestaltet, ist die Legende von den Hyperboreern (am ausführlichsten neuerdings behandelt von Crusius Roschers Lex. I 2805ff.). Die Hyperboreer sind ein von der religiösen Phantasie erdachtes Volk, dessen Existenzberechtigung und Charakter die reinste Verehrung der Letoiden ist; alle überlieferten Hyperboreernamen hängen mit dem Kult der Letoiden aufs engste zusammen. Schon dies macht die Annahme Welckers (Griech. Götterl. II 348ff.), dass die Legende ursprünglich in Delos wurzelt, wahrscheinlicher als die von Crusius, der ihren Ursprung in Delphoi sucht; denn Delos ist, für unsere Kenntnis wenigstens, der Ausgangspunkt des Letoidenkultus (die Ansprüche von Tegyra sind spätere Mache, s. o.), in Delphoi ist derselbe erst secundär. Es kommt aber noch zur Bestärkung dieser Ansicht mehreres hinzu. Wenn der Name der Hyperboreer, wie Crusius nach Ahrens mit Wahrscheinlichkeit annimmt, wirklich mit den Περφερέες (Herodot. IV 33) zusammenhängt, so weist auch dies auf die delische Legende; und der ναὸς πτέρινος (Paus. X 5, 10), den Crusius zur Identification der Hyperboreer und Delpher benützt, wird ja in der Legende gerade deshalb zu den Hyperboreern versetzt, weil er natürlich in Delphoi nicht mehr zu finden war. Die delische Legende erzählt in verschiedenen Versionen (Hauptquelle Herodot. IV 32ff.) vom Aufenthalt des Gottes im Lande seiner Verehrer, die ihn mit Eselopfern feiern, und von heiligen Festgesandtschaften dorther nach Delos, beides zur Erklärung delischer Kultbräuche (des delischen Adventfestes im Sommer und der im Kreis der delischen Religion üblichen Theorien). Die älteste Spur einer Verbindung der Legende mit Delphoi ist der bei Himer. or. XIV 10 inhaltlich erhaltene Paian des Alkaios (frg. 2ff. Bgk.⁴): Zeus entsendet den jungen Gott auf einem Schwanenwagen nach Delphoi; dieser aber geht ohne ersichtlichen Grund erst zu den Hyperboreern und muss von dort erst mittels der ὕμνοι κλητικοὶ durch die Delpher herbeigerufen werden. Die künstliche Verschmelzung zweier einander von Anfang fremder Sagen ist hier deutlich genug; dass sich die ὕμνοι κλητικοὶ der Delpher eigentlich auf die Rückkehr des entsühnten Gottes von Thessalien her bezogen, kann kaum einem Zweifel unterliegen. Für die mehr dichterisch als kultlich interessanten Einzelheiten der Hyperboreersagen und ihre durch Verknüpfung mit verschiedenen Sagen bedingte verschiedene Localisierung vgl. Crusius a. a. O. und den Artikel Hyperboreer.

e. Einer kleinasiatischen, karisch-phrygischen Localsage verdankt die Marsyaslegende ihren Ursprung. Marsyas (s. d.), Eponymos eines Nebenflusses des Maiandros, ein localer Hirtengott (daher später teils zum Silen gemacht [Hyg. fab. 165 u. ö.], teils mit Pan verwechselt [Hyg. fab. 191. Ovid. met. XI 153ff.]), galt als Erfinder der Flöte (anders die in Athen seit Ende des 5. Jhdts. aufkommende tendenziöse Legende); A., dessen [28] Kult auch hier die alte Localgottheit verdrängte, muss ihn daher im Flötenspiel besiegt haben; er gilt deswegen selbst ebenfalls als Erfinder der Flöte und wird in Magnesia a. M. als Αὐλητὴς verehrt. Der besiegte Localgott wird in barbarischer Weise durch Abziehen der Haut getötet; bei Kelainai zeigte man eine Höhle als den Ort, wo A. das Wahrzeichen seines Sieges aufhängte (Xen. anab. I 2,8); zu dieser ursprünglichen Version passen die von Robert Arch. Jahrb. V 228f. zusammengestellten Monumente. Es ist klar, dass bei ihrer Verbreitung in Gegenden, die A. als Gott des Flötenspiels nicht kannten, die Sage einige Umgestaltungen erleiden musste: A. führt nun die Leier, und es gilt einen Wettstreit zwischen Leier und Flöte. Als Schiedsrichter fungieren bald die Musen (Hyg. fab. 165), bald die Nysaeer (Diod. III 59, 2), bald der Tmolos (Hyg. fab. 191), bald der Märchenkönig Midas (Hyg. fab. 191. Orph. frg. 310 Abel); weiter ausgesponnen wird das Thema in den Sagen von Olympos (s. d.) und Babys (s. d. und Crusius Roschers Lex. I 744).

f. Endlich spielt A. auch in den Sagen vom Gigantenkampf eine Rolle. Aus dem Riesenzwillingspaar der Aloaden (s. d.), das wahrscheinlich überhaupt einer localen Gigantomachie angehört, wird Ephialtes in die Gesamtlegende aufgenommen, und zwar als Gegner des A.; vereinzelt tritt auch der Gigantenkönig Porphyrion als Gegner des A. auf (Pind. Pyth. VIII 15ff., auch bei Claudian Gig. 34); der Grund ist, wie M. Mayer richtig gesehen, dass bei Pindar Zeus, der sonst dem Porphyrion entgegentritt, einen noch gewaltigeren Gegner, den Typhoeus hat. Vgl. über die Sage M. Mayer Gig. und Tit. 41ff. 182, 48. 196ff. Preller-Robert I 103ff. und den Artikel Giganten. Im Titanenkampf wird A. genannt bei Hyg. fab. 150.

V. Liebesverbindungen.

Die Liebesverbindungen, mit welchen A. in der Sage verknüpft erscheint, entbehren zum grössten Teil des eigentlich erotischen Charakters; sie sind erfunden worden, um den Archegeten oder Eponymos eines Ortes von A. abzuleiten. Diesen ‚genealogischen‘ Liebesverbindungen reiht sich eine kleine Zahl echter Liebesgeschichten an, die mit einander den Zug gemeinsam haben, dass die Liebe des Gottes zu einer Sterblichen unglücklich ist, entweder verschmäht oder getäuscht wird. Die Verbindung des A. mit geliebten Knaben ist erst seit der Alexanderzeit nachweisbar, zum Teil durch Missverständnis älterer Klassikerstellen entstanden, später von christlichen Eiferern, die so auch an dieser reinsten Gestalt der griechischen Götterwelt eine Trübung wahrnahmen, triumphierend hervorgehoben.

Das folgende Verzeichnis der Liebesverbindungen zerfällt in drei alphabetisch geordnete Abschnitte: 1) geliebte Knaben, 2) geliebte Mädchen, 3) genealogische Verbindungen (nach den Kindern geordnet).

1. Geliebte Knaben. Vgl. v. Wilamowitz Comm. Gramm. II (Ind. Gryph. 1880) 13f.

  • Admetos (s. o.). Ältestes Zeugnis dieser Auffassung Kallim. H. Ap. 47ff.; fernere Citate s. o. Artikel Admetos.
  • (Amarynthos ist aus der Liste zu streichen; beruht [29] nur auf der hoffnungslos verderbten Stelle Hom. H. Ap. Pyth. 33, wo selbst der Name erst einer Conjectur Schneidewins verdankt wird).
  • (Amyklas, Clem. Rom. Hom. V 15, als auf einem Missverständnis des Apion beruhend zu streichen, vgl. v. Wilamowitz a. a. O.).
  • Atymnios, erst bei Nonn. Dion. XI 258. XIX 181. Früher Sarpedon als Liebhaber des Atymnios genannt. Vgl. die Epiklesis Σαρπηδόνιος.
  • Branchos, noch bei Kallim. frg. 75 Schn. ohne erotische Auffassung, die später gewöhnlich ist (Strab. XIV 634. Philostr. epist. 5. Konon 33. Longos IV 17, 6). S. u. § 3.
  • Hippolytos von Sekyon, Plut. Numa 4, vgl. Paus. II 6, 7.
  • Hyakinthos (s. d.). Ältestes Zeugnis das Gemälde des Nikias (Paus. III 19, 4); Eurip. Hel. 1469ff. noch nicht so aufzufassen. Später häufig: Plin. n. h. XXI 66. Hyg. fab. 271. Serv. ecl. III 64. Plut. Numa 4 u. ö.
  • Hymenaios, Nikandros u. a. bei Ant. Lib. 23 (gewiss dieser Zug noch nicht hesiodisch, vgl. Hes. frg. 167 Kink.); s. u. § 3.
  • Iapis (Arzt des Aineias), Verg. Aen. XII 391.
  • Karnos (s. Ἐπικλήσεις; über die Form des Namens Wentzel Epikl. VII 28), Schol. Theokr. V 83 (Missverständnis eines Gedichtes der Praxilla, die nach Paus. III 13, 5 [frg. 7 Bgk.⁴] nur erzählt hatte, Karnos sei von Leto und A. aufgezogen).
  • Kinyras, Clem. Rom. homil. V 15 (Missverständnis von Pind. Pyth. II 16, vgl. v. Wilamowitz a. a. O.). S. u. § 3.
  • Klaros, Philostr. epist. 5. S. u. § 3.
  • Kyparissos, Ovid. met. X 120ff. Serv. Aen. III 64. 680. Vgl. v. Wilamowitz a. a. O.
  • Leukates, verschmäht A.s Liebe und stürzt sich ins Meer (aus dem Kult des A. Λευκάτας abgeleitet, s. u.), Serv. Aen. III 279. Ptol. Heph. 198 West.
  • Olympos? Vgl. Robert Arch. Jahrb. V (1890) 229.
  • Orpheus, Clem. Rom. homil. V 15 (Missverständnis von Pind. Pyth. IV 176, vgl. v. Wilamowitz a. a. O.).
  • Phorbas, Polyzelos von Rhodos bei Hyg. astr. II 14. Plut. Num. 3. Anders Zenon von Rhodos bei Diod. V 58, 5.
  • Potnieus, Clem. Rom. homil. V 15.
  • Skephros, Paus. VIII 53, 2.
  • Troilos, Clem. Rom. homil. V 15. S. u. § 3.

2. Geliebte Mädchen.

  • Amphissa, Tochter des Makar, Eponymos der Stadt Amphissa, Paus. X 38, 4. S. u. §. 3 unter Amphissos.
  • Boline, Eponymos einer Stadt in Achaia, springt vor A. fliehend ins Meer, Paus. VII 23, 4. Et. M. s. Βόλινον.
  • Daphne, s. d.
  • Gryne, Amazone, Eponymos von Gryneia, Serv. Aen. IV 325. Vgl. Toepffer Att. Geneal. 192, 1. S. § 3 unter Gryno.
  • Hestia. A. wirbt mit Poseidon vergeblich um Hestia, Hom. Hymn. Aphr. 22ff.
  • Hypsipyle, nur Arnob. IV 26.
  • Kasandra, s. d.
  • Kastalia, Eponymos der delphischen Quelle, in die sie sich, von A. verfolgt, stürzt, Lact. Stat. Theb. I 697. [30]
  • Marpessa, s. d.
  • Okyroe, Apoll. Rhod. frg. 7. 8 bei Athen. VII 283 D–F.
  • Prothoe, nur bei Arnob. IV 26 genannt.

3. Genealogische Verbindungen (einige zusammengestellt bei Hyg. fab. 161).[RE 2]

  • Agamedes (Epikaste), Schol. Ar. Wolk. 508. Bekannt als Baumeister des delphischen Tempels; andere Genealogien s. Agamedes.
  • Aineus (Stilbe, Tochter des Peneios), Eponymos von Ainos, Schol. Apoll. Rhod. I 948. Vgl. Kentauros, Lapithes.
  • Akraipheus (Zeuxippe?), Steph. Byz. s. Ἀκραιφία, wo nach Massgabe von Pind. bei Schol. Paus. IX 23, 6 (Herm. XXIX 149) zu lesen ist ὑπὸ Ἀθάμαντος πεισθεῖσα ἢ ὑπὸ Ἀκραιφέως τοῦ Ἀπόλλωνος· καὶ ὄρος κληθῆναι ἀπὸ Πτῴου παιδὸς (τοῦ) αὐτοῦ (d. h. des A.) καὶ Ζευξίππης (codd. Εὐξίππης).
  • Amphiaraos (Hypermestra, Tochter des Thestios), natürlich in seiner Eigenschaft als Seher, Hyg. fab. 70. 128. Gewöhnlich Sohn des Oïkles.
  • Amphissos (Dryope, Tochter des Dryops), κτίστης von Amphissa, Ant. Lib. 32; vgl. Ovid. met. IX 326ff. S. o. § 2 unter Amphissa.
  • Amphithemis (Akakallis, Tochter des Minos), auch Garamas genannt, Stammvater der Garamanten und Nasamonen in Libyen, Apoll. Rhod. IV 1491ff. S. Kydon, Miletos, Naxos, Oaxos, Philakides, Phylandios.
  • Anios (Rhoio, Tochter des Staphylos [vereinzelt Kreusa, Konon narr. 41]), König von Delos, Vater des Eponymos von Andros, Personification der Beziehungen zwischen Dionysos und A. (s. u. Kap. VI 2 und Artikel Anios), Kypr. frg. 17 Kink. Diod. V 62, 1. Tzetz. Lyk. 570; vgl. Serv. Aen. III 80. Clem. Alex. Strom. I p. 400 P.
  • Apis (s. d.), Aisch. Hik. 262, in seiner Eigenschaft als ἰατρόμαντις Hypostase des A.
  • Apollonis s. u. Musen.
  • Arabos (Babylo), Erfinder der Medicin, Plin. n. h. VII 196; anders Hesiod. frg. 45 Rz.
  • Aristaios (Kyrene), s. Autuchos, Idmon, ferner Epikleseis und Artikel Aristaios.
  • Arkas (Kallisto), heisst sonst Sohn des Zeus; so wohl nur durch Missverständnis bei Tzetz. Lyk. 480 (Eumelos frg. 15 Kink.).
  • Asklepios (s. d.). 1) (Arsinoe, Tochter des Leukippos), Hesiod. frg. 103 Kink. (Katalog? vgl. v. Wilamowitz Isyllos 78). Asklepiades Schol. Pind. Pyth. III 14. Apollod. Bibl. III 10, 3, 5.
    • 2) (Koronis, Tochter des Phlegyas), Hesiod Ehoie (v. Wilamowitz a. a. O. 70ff.), vgl. Hom. H. Ap. Pyth. 31f. Pind. Pyth. in 6ff. Herondas IV 3. Apoll. Rhod. IV 615. Diod. IV 71, 1. Serv. Aen. VI 618. VII 761. Hyg. fab. 14. 202. IGI 967.
    • 3) (Aigla, Tochter des Phlegyas), Isyllos Paian D 10, 19, vgl. v. Wilamowitz a. a. O. 90.
  • Augustus (Attia), Dio Cass. XLV 1, 2.
  • Autuchos (Kyrene, Tochter des Hypseus), Bruder des Aristaios, Schol. Apoll. Rhod. II 498. Iustin. XIII 7.
  • Borysthenis, s. u. Musen.
  • Branchos, Lactant. Stat. Theb. III 478. S. o. § 1. [31]
  • Chairon (Thero, Tochter des Phylas; nach Plut. Sulla 17 Thuro, vgl. Epiklesis Θούριος), Eponymos von Chaironeia, Hesiod. frg. 148 Kink. Paus. IX 40, 5f. Hellanikos bei Steph. Byz. s. Χαιρώνεια.
  • Chariklo, die Gattin des Chiron, Schol. Pind. Pyth. IV 181.
  • Delphos, Eponymos von Delphoi, 1) (Thyia, Tochter des Kastalios), Paus. X 6, 4 (Thyia, Tochter des Kephisos, in Delphoi verehrt, Herodot. VII 178).
    • 2) (Kelaino, Tochter des Hyamos), Paus. X 6, 3.
    • 3) (Melainis), Schol. Eur. Or. 1094 (A. nicht ausdrücklich Vater genannt).
    • Andere Genealogien s. Artikel Delphos.
  • Dios, Vater der Melite, Musaios frg. 16 Kink.
  • Doros (Phthia), Apollod. Bibl. I 7, 6. S. auch Laodikos und Polypoites.
  • Dryops (Dia, Tochter des Lykaon), Eponymos der Dryoper, Paus. IV 34, 11. Schol. Apoll. Rhod. I 1218.
  • Eikadios (Nymphe Lykia), κτίστης von Patara, Serv. Aen. III 332. Hypostase des A. Εἰκάδιος (s. u.). S. auch Pataros.
  • Eleuther (Aithusa, Tochter des Poseidon), Eponymos von Eleutherai, Paus. IX 20, 1 (im Artikel Aithusa verdruckt). Apollod. Bibl. III 10, 1. Steph. Byz. s. Ἐλευθεραί.
  • Epidauros, nach epidaurischer Localsage, Paus. II 26, 2.
    • Andere Genealogien s. Artikel Epidauros.
  • Eriopis (Arsinoe, Tochter des Leukippos), Asklepiades Schol. Pind. Pyth. III 14; vgl. v. Wilamowitz Isyllos 78.
  • Erymanthos, nur Ptol. Chennos 1 (mit Benutzung der Aktaionsage).
  • Eumolpos (Nymphe Astykome), Phot. s. Eὐμoλπίδαι.
    • Andere Genealogien s. Artikel Eumolpos.
  • Euripides (Kleobule), nur Hyg. fab. 161.
  • Galeotes (Themisto, Tochter des Hyperboreerkönigs Zabios), Steph. Byz. s. Γαλεῶται; vgl. Artikel Galeotai.
  • Garamas s. o. Amphithemis.
  • Gryno, Eponymos von Gryneia. Serv. ecl. VI 72; vgl. O. Jahn Ber. sächs. Ges. III 1851, 139. S. o. § 2 unter Gryne.
  • Hektor, nach der Tradition der Lyriker (Stesich. frg. 69. Ibykos frg. 34 A Bgk.⁴), der Lykophron, Euphorion, Alexander Aitolos folgen (Tzetz. Lyk. 266. Schol. Il. III 114).
  • Hilaeira und Phoibe, Kypr. frg. 7 Kink.; sonst Töchter des Leukippos genannt.
  • Hyakinthides, Hesych.; vgl. Maass Herm. XXV 1890, 406 Anm. Greve Roschers Lex. I 2759.
  • Hymenaios (Muse Kalliope), Asklepiades Schol. Pind. Pyth. IV 313. Schol. Rhes. 895. S. Ialemos, Linos, Orpheus und § 1.
  • Ialemos (Muse Kalliope), Pind. frg. 139. Schol. Pind. Pyth. IV 313. Schol. Eur. Or. 1390. Schol. Rhes. 895; vgl. Schol. Apoll. Rhod. IV 1304. Hesych. s. v. S. d. Vorigen.
  • Iamos (Euadne, Tochter des Poseidon), Pind. Ol. VI 43. Paus. VI 2, 5.
  • Idmon, der Seher der Argonauten. 1) (Kyrene), Hyg. fab. 14. S. Aristaios.
    • 2) (Antianeira, Tochter des Pheres), Orph. Arg. 187ff. [32]
    • 3) (Asterie, Tochter des Koronos), Pherekyd. frg. 70 (FHG I 88).
  • Ileus (Urea, Tochter des Poseidon), Hes. frg. 137 Kink. Hyg. fab. 161.
  • Ion (Kreusa, Tochter des Erechtheus), s. Artikel Ion.
  • Ismenos (Okeanide Melia), Paus. IX 10, 5; vgl. Pind. frg. 29. S. u. Teneros.
  • Kentauros (Stilbe, Tochter des Peneios), Diod. IV 69, 1. S. u. Lapithes.
  • Keos (Nymphe Rhodoessa), Eponymos der Insel, Et. M. 507, 54.
  • Kephiso, s. u. Musen.
  • Kikon (Rhodope), Eponymos der Kikonen, Et. M. 513, 37.
  • Kinyras. 1) (Smyrna), Schol. Theokr. I 109.
    • 2) (Pharnake), Hesych. s. v.
    • 3) (Paphos), Schol. Pind. Pyth. II 27. S. auch § 1; andere Genealogien s. Artikel Kinyras.
  • Klaros (Kreusa), Euteknios Metaphr. Nikand. Alexiph. 11. S. § 1.
  • Knopos, Schol. Nikand. Ther. 889.
  • Koronos (Chrysorthe, Tochter des Orthopolis), κτίστης von Koroneia bei Sekyon, Paus. II 5, 8.
  • Korybanten. 1) (Thaleia), Apollod. Bibl. I 3. 4.
    • 2) (Rhytia), Pherekyd. frg. 6 (FHG I 71).
    • Im übrigen s. Artikel Korybanten.
  • Kureten (Kressa, Tochter des Danaos), Tzetz. Lyk. 77.
  • Kydon (Akakallis, Tochter des Minos), Eponymos von Kydonia auf Kreta, Steph. Byz. s. Κυδωνία (anders Schol. Apoll. Rhod. IV 1491); s. o. Amphithemis.
  • Kyknos (Thyria, Tochter des Amphinomos), Nikand. bei Ant. Lib. 12.
  • Kynnes (Nymphe Parnethia), Stammvater der Kynnidai, Sokr. bei Phot. s. Κύννειος; vgl. Toepffer Att. Geneal. 301.
  • Kyzikos, Konon narr. 41.
  • Laodokos (Phthia), Apollod. Bibl. I 7, 6. S. Doros.
  • Lapithes (Stilbe, Tochter des Peneios), Diod. IV 69, 1. Schol. Il. I 266. XII 128. Schol. Apoll. Rhod. I 40. 948. S. o. Kentauros.
  • Linos. 1) (Kalliope), Schol. Rhes. 895; danach Phot. lex. s. Λινὸν zu verbessern, vgl. Artikel Alkiope.
    • 2) (Urania), Hyg. fab. 161.
    • 3) (Psamathe, Tochter des Krotopos), Paus. I 43, 7. II 19, 8. Konon narr. 19. Vgl. Knaack Anal. Alex.-Rom. 14. S. auch § 1.
    • Andere Genealogien s. Artikel Linos.
  • Lykoros oder Lykoreus (Nymphe Korykia), Paus. X 6, 3. 32, 2. Schol. Apoll. Rhod. II 711. Vgl. Hyg. fab. 161.
  • Marathos, Suid. s. Μαραθών.
  • Megareus, Steph. Byz. s. Μέγαρα.
  • Melaneus, Paus. IV 2, 2. Nikand. bei Ant. Lib. 4.
  • Miletos. 1) (Akakallis, Tochter des Minos), Nikand. bei Ant. Lib. 30. S. o. Amphithemis.
    • 2) (Areia, Tochter des Kleochos), Apollod. III 1, 2. Schol. Apoll. Rhod. I 185.
    • 3) (Deione), Ovid. met. IX 443.
  • Mopsos (Manto), Apollod. Exc. Vat. 21, 26. Konon narr. 6. Anderes s. Artikel Mopsos.
  • Musen. Nach Eumelos frg. 17 Kink. die drei Musen Kephiso, Apollonis, Borysthenis Töchter des A.
  • Naxos (Akakallis, Tochter des Minos), Schol. Apoll. Rhod. IV 1491. S. o. Amphithemis. [33]
  • Oaxos. 1) (Akakallis, Tochter des Minos), Steph. Byz. s. Ὄαξος (nennt A. nicht als Vater). S. o. Amphithemis.
    • 2) (Anthilene?), Philisthenes bei Serv. ecl. I 66.
  • Onkios, Eponymos von Onkeion, Paus. VIII 25, 4. Steph. Byz. s. Ὀγκεῖον.
  • Orpheus (Kalliope), Pind. Pyth. IV 176f.
  • Pan (Penelope), vgl. Philologus N. F. VII 370 (Roscher).
  • Parthenos (Chrysothemis), das Sternbild der Jungfrau, Hyg. Poet. Astr. II 25.
  • Pataros (Lykia, Tochter des Xanthos), Steph. Byz. s. Πάταρα. S. o. Eikadios.
  • Phagros (Nymphe Othreïs). Nikand. bei Ant. Lib. 13.
  • Phemonoe, die erste Pythia, Plin. n. h. X 7.
  • Philammon. 1) (Philonis, Tochter des Deion), Pherekyd. Schol. Od. XIX 432.
    • 2) (Chione, Tochter des Daidalion), Ovid. met. XI 301. Hyg. fab. 200.
    • 3) (Leukonoe, Tochter des Phosphoros), Hyg. fab. 161.
  • Phylakides, Phylandros (Akakallis, Nymphe), Paus. X 16, 5. S. o. Amphithemis.
  • Pisus, κτίστης von Pisa in Etrurien, Serv. Aen. X 179.
  • Platon, Plut. qu. symp. VIII 1, 3.
  • Polypoites (Phthia), Apollod. Bibl. I 7, 6. S. o. Doros.
  • Ptoos (Zeuxippe), Pind. bei Schol. Paus. IX 23, 6 (Herm. XXIX 149) Steph. Byz. Ἀκραιφία S. o. Akraipheus und unter Epikleseis.
  • Pythaeus, Telesilla frg. 3 Bgk.⁴. s. Epikleseis.
  • Syros (Sinope, Tochter des Asopos), Philostephanos bei Schol. Apoll. Rhod. II 946. Diod. IV 72, 2. Plut. Lucull. 23.
  • Telmissos (eine Tochter des Antenor), Phot. lex. s. v. Apostol. XVI 24.
  • Teneros (Okeanide Melia), Paus. IX 26, 1. Tzetz. Lyk. 1211. S. o. Ismenos.
  • Troilos, Apollod. III 12, 5, 7. S. o. § 1.
  • Trophonios, Paus. IX 37, 5. S. o. Agamedes.
  • Zeuxippos (Nymphe Syllis), Paus. II 6, 7. S. o. Ptoos.

VI. Beziehungen zu anderen Gottheiten.

Wie bei den meisten der grossen Gottheiten der Griechen spielt die Bedeutung des A. in historischer Zeit vielfach in den Machtbereich anderer Gottheiten über; mit anderen erscheint er direct im Kult verbunden. Die wichtigsten dieser Beziehungen seien hier hervorgehoben.

1. Am innigsten verbunden erscheint A. seit alter Zeit häufig in Sage und Kunst mit Artemis. Dass dies nicht überall von Anfang an der Fall war, ist bereits oben gesagt; die Herkunft des Geschwisterkultes ist dunkel, in historischer Zeit hat er seinen Mittelpunkt in Delos und hat von dort aus die weiteste Verbreitung gefunden. Bereits Homer kennt A. und Artemis als Zwillingskinder des Zeus und der Leto (vgl. aber auch Gaz. arch. 1876, 20. Studniczka Kyrene 151); sie haben hier nicht nur die Geburtssage und die mit ihr verknüpften Sagen gemeinsam, sondern auch die Bedeutung als Todesgötter. Wie A. die Männer, so tötet Artemis die Weiber mit ihren Geschossen; diese Anschauung erhält sich bis in die späteste Zeit, auch als man die Gottheiten längst auf Sonne und Mond deutete; als Todesgötter [34] treten sie auch in der Niobesage auf. Auch an anderen Sagen, in denen A. handelnd erscheint, hat Artemis teil: Tityos, Gigantomachie, Hyperboreer (Näheres s. u. Artemis). So findet man denn in der griechischen Welt A. und Artemis an vielen Orten gemeinsam verehrt, wenngleich dabei, wie Welcker(Griech. Götterl. I 528) richtig bemerkt, Artemis allmählich an Bedeutung hinter A. zurücktritt. Nachweisbar gemeinsam oder nebeneinander verehrt sind beide in Abai (im Tempel des A. Statuen des A., der Leto und Artemis, Paus. X 35, 4), Adrasteia (gemeinsames Orakel von A. und Artemis, Strab. XIII 588), Aigina (die Tempel nebeneinander, Paus. II 30, 1), Anaphe (Weihungen an A. Πύθιος und Artemis Σωτείρα, CIG II 2481. Add. 2481 b. c), Apollonia in Pisidien (Priester des A., Bull. hell. XVII 256, 36; der Artemis ebd. 258, 38), Athen (A. Boηδρόμιος mit Artemis Ἀγροτέρα an den Boedromien vereinigt, vgl. Mommsen Heort. 211; Opfer vor der Ekklesia an A. Προστατήριος und Artemis Βουλαία, CIA II 390. 392. 408. 417. 431. 432. 459. Ἐφημ. ἀρχ. 1890, 151, vgl. Busolt Griech. Staatsalt.² 360), Attaleia in Pamphylien (Altäre für A., Artemis und Nymphen, Le Bas 1358 = CIG 4341f.), Borsippa bei Babylon (Steph. Byz. s. v.), Daphne bei Antiocheia (gemeinsamer Priester, Le Bas 2713a), Delion bei Tanagra (im Tempel des A. Bilder von Leto und Artemis, Paus. IX 20, 1), Delos (Tempel beider nebeneinander; gemeinsame Opfer, vgl. den delischen Festkalender Bull. hell. XIV 1890, 492ff.; Weihungen an A., Artemis, Leto, Dittenberger Syll. 49. 244. 245 u. s. w.), Delphoi (Opfer an A., Artemis, Leto, Dittenberger Syll. 233), im Didymaion, in Erythrai (Priester des A. Καυκασεὺς und der Artemis Καυκασίς, Dittenberger Syll. 370, 19), in Karien (Bargylia: A. und Artemis Kindyas, Le Bas 496; Koliorga: Weihung an A. und Artemis Κολιόργων, Bull. hell. XII 1888, 101. 266; Koraza: Weihung an Artemis Κωράζων, Leto und A., ebd. 267), Karthaia (Ant. Lib. 1), Kirrha (gemeinsamer Tempel für A., Artemis, Leto, Paus. X 37, 8), Korope (Schwur der Magneten bei Zeus Akraios, A. Κοροπαῖος und Artemis Ἰωλκία, Athen. Mitt. VII 70 II Z. 5ff.), Kreta (Plut. de soll. an. 36; im Schwur von Dreros, Mus. ital. III 660; im Vertrag von Lato und Olus, Mus. ital. I 145, 74f.; im Schwur von Gortyn, Mus. ital. III 692), Lindos (A. Οὔλιος und Artemis Οὐλία, Macrob. sat. I 17, 21), Lykone (im Tempel der Artemis Orthia Statuen von A., Artemis, Leto, Paus. II 23, 5), Mantineia (ἱερὸν der Leto und ihrer Kinder, Paus. VIII 9, 1), Megara (im Tempel des A. Prostaterios Gruppe des Praxiteles: Leto und ihre Kinder, Paus. I 44, 2), Patmos (A. Karneios mit Artemis Patmia, Ἐφημ. ἀρχ. 1863, 262. 230f.), Pheneos (Opfer an A. und Artemis im Tempel des A. Pythios, Paus. VIII 15, 5), Phlyeis (A. Dionysodotos, Artemis Selasphoros, Paus. I 31, 4), Rhegion (Monat Artamitios, Notizie degli Scavi 1892, 487), Sebaste in Grossphrygien (Weihung, Le Bas 733), Sekyon (Pind. Nem. IX 4), Sparta (Bilder des A. Pythaeus, der Artemis und Leto auf der Agora, Paus. III 11, 9; gemeinsames Hieron der Eileithyia, des A. Karneios und der Artemis Hegemone, Paus. III 14, 6; des A. Stemmatias und der Artemis Mysia bei Sparta, Paus. III 20, [35] 9), Tanagra (Tempel von A., Artemis, Leto, Paus. IX 22, 1), Tegea (A. Agyieus und Artemis, Paus. VIII 53, 1), Zoster (am Gestade Altar von Athena, A., Artemis, Leto, Paus. I 31, 1). Über die vielen, dem A. und der Artemis gemeinsamen Beinamen vgl. Schreiber in Roschers Lexikon I 582f.

2. Fand die Verbindung des A. mit Artemis, wenn nicht ihren Ausgangspunkt, so doch ihre Hauptstütze in Delos, so erscheinen die Beziehungen zu Dionysos am festesten mit Delphoi verknüpft. Dort ward Dionysos während der drei Wintermonate in Dithyramben gefeiert, in der übrigen Zeit des Jahres pries man A. im Paian (Plut. de Ei ap. Delph. 9); dort ward im Tempel des A. das Grab des Dionysos gezeigt (Philoch. frg. 22f.), das die Orphiker (frg. 200 Ab.) natürlich mit der Sage von der Zerstückelung durch die Titanen verbanden; dort war im Vordergiebel des A.-Tempels A. mit den Musen, im Hintergiebel Dionysos mit den Thyiaden dargestellt (Paus. X 19, 4). Von dieser delphischen Verbindung ausgehend hat deshalb F. A. Voigt (Roschers Lex. I 1032ff.) eine historische Begründung des Verhältnisses, das er im Wesen der Götter nicht begründet fand, vorausgesetzt, und erblickt in Dionysos einen dem A. zeitlich voraufgehenden Inhaber des chthonischen Orakels. Er hat dabei die nahe innere Verwandtschaft beider Gottheiten übersehen, die sich auch daraus ergiebt, dass ihre Verbindung nicht auf Delphoi beschränkt ist (vgl. hierüber schon Welcker Griech. Götterl. II 610f. und Wide Skandin. Archiv I 1891, 98ff.). Auch in Athen sind die Feste des A. in der warmen Jahreszeit, die des Dionysos im Herbst und Winter; in Theben gilt das feierliche Staatsopfer dem A. Ismenios und Dionysos gemeinsam (Epameinondas opfert bei der Neugründung von Messene beiden τὸν νoμιζόμενoν τρόπoν, Paus. IV 27, 6); im attischen Demos Phlyeis sind A. Dionysodotos, Artemis Selasphoros, Dionysos Anthios, die ismenischen Nymphen und Ge im Kult vereinigt (Paus. I 31, 4); A. heisst Kisseus und Bakcheios (Aisch. frg. 341 N.²), Komaios (in Naukratis, Athen. IV 149 D) und Epikomaios (in Thurioi, Theophr. frg. 97 Wimm., vgl. Kypeus); vom delphischen Kult unabhängige dionysische Gestalten wie Eleuther, Naxos, Anios sind Söhne des A.; Maron gilt schon in der Odyssee (IX 198) als Priester des A.; in Aigina stehen nebeneinander drei Tempel des A., der Artemis und des Dionysos (Paus. II 30, 1); in Lerna verehrt man die Nymphen des Ortes gemeinsam mit A. und Dionysos (Kaibel Epigr. 821); in Lakonien bekränzt man sich an den Hyakinthien mit Epheu (Macrob. sat. I 18, 2), vgl. auch die Staphylodromoi des Karneenfestes; in Gythion steht auf dem Markt das ἄγαλμα des Dionysos neben denen der Stadtgründer A. und Herakles (Paus. III 21, 8); auf Chios finden wir Dionysos Akraios und A. Xenios gemeinsam verehrt (CIG II 2214 e). Der Grund für diese weit verbreitete gemeinsame Verehrung lässt sich nur in einer inneren Wesensgemeinschaft finden, und diese besteht gerade in der Vielgestaltigkeit, welche dem Dionysos wie dem A. eigen war. Hyakinthos, dem zu Ehren man sich mit Epheu bekränzte, Karneios, dem zu Ehren die σταφυλoδρόμoι liefen, gingen in dem Sammelbegriff des A. auf; an anderen, zahlreicheren Orten ward der [36] alte Ernte- und Weingott später Dionysos genannt. Der kretische Seefahrergott Delphinios ward zum A. Delphinios; aber auch Dionysos Pelagios (vgl. Maass Herm. XXIII 1888, 70ff.) ist ein Gott der Seefahrer, der die gegen ihn frevelnden Seefahrer in die Gestalt seines Tieres, wiederum des Delphins (vgl. auch die Gazette archéol. 1888, 181 beschriebene rf. Lekythos im Louvre: Silen mit Leier und Kantharos reitet auf einem Delphin), verwandelt. Wie A. ist auch Dionysos ein begeisterter und begeisternder Gott; wie sich aus der Mantik des A. auch seine Bedeutung für die Musik entwickelt, so kommt Dionysos durch die rauschende Musik seiner Feste und dadurch, dass sich in seinem Kult die höchste musische Kunst der Hellenen entwickelt, zu einer ähnlichen Bedeutung. So kann es nicht Wunder nehmen, dass die spätere Zeit in diesem Sinne A. und Dionysos nebeneinander nennt (vgl. die Inschriften aus Atlante: Ἐφημ. ἀρχ. 1885, 200ff., und Kos: Paton-Hicks Inscr. of Cos 58) oder beide gar mit einander identificiert (ältestes Beispiel in Euripides Likymnios frg. 437 N.²; vgl. Macrob. sat. I 18, 1 = Rose Aristot. ps.-epigr. p. 616 und Porphyr. bei Serv. Ecl. V 66; Aen. III 98). Und so finden wir A. auch auf Kunstdarstellungen (s. Kap. IX) nicht selten im Kreise des Dionysos.

3. Zahlreiche Beziehungen feindlicher und freundlicher Art verbanden ferner in Sage und Kult A. mit Herakles. Am populärsten war die Sage vom Dreifussraub, gewöhnlich dadurch motiviert, dass A. dem blutbefleckten Helden das Orakel versagt (Hyg. fab. 32); sie knüpft jedenfalls zunächst an das delphische Heiligtum an, wenn sie auch später an verschiedenen anderen Orten (Gythion, Paus. III 21, 8; Pheneos, Plut. de sera num. vind. 12) localisiert erscheint; so hat schon die altertümliche Kunst die Sage im Giebel eines der delphischen Schatzhäuser (bei den neuesten Ausgrabungen gefunden) dargestellt, so finden wir den Dreifussstreit als häufigen Vorwurf auf anderen archaischen Denkmälern (vgl. Stephani Compte rendu 1868, 32ff.). Eine andere Streitsage, deren Gegenstand ein Hirsch oder Reh bildet, lässt sich aus den Denkmälern erschliessen (vgl. Furtwängler in Roschers Lexikon I 2200); sie ist nur scheinbar litterarisch nicht überliefert, denn es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass das zum Dodekathlos gehörige Abenteuer mit der kerynitischen Hirschkuh nur eine Weiterbildung des hier gegebenen Grundmotivs im Sinne der argivisch-dorischen Zwölfkampfsage ist. Andere feindliche Berührungen beider Gottheiten knüpfen sich an Pylos (Pind. Ol. IX 30ff.) und Ambrakia (Ant. Lib. 4), vgl. auch A. Körte Arch. Jahrb. VIII 88. Die Sage lässt den Streit nicht mit der Niederlage des einen Teils enden, sondern mit einer Versöhnung, die in der Kunst nicht selten durch Athena (auch sie als Pronaia in Delphoi verehrt) herbeigeführt (vgl. das phokische Weihgeschenk in Delphoi, Paus. X 13,7; ferner das eben erwähnte Giebelrelief; den etrusk. Spiegel Gerhard II 163; die Gruppe des Dipoinos und Skyllis in Sekyon, Plin. n. h. XXXVI 10) und bisweilen als ein förmlicher Vertrag erscheint (vgl. Furtwängler a. a. O. 2190f.). Auf diese Weise wird die Auffassung des A. und Herakles als befreundeter [37] Gottheiten legendarisch motiviert; als Freunde nach dem Streit gründen beide Gythion (Paus, III 21, 8); Herakles gründet das Pythion bei Pheneos (Paus. VIII 15, 5); schon als Knabe diente er dem A. als δαφνηφόρος (O. Jahn Griech. Bilderchron. 39ff. Taf. V); in seinem Dienste straft er den Kyknos, bekämpft er die Dryoper (Apollod. Bibl. II 7, 7, 3. Diod. IV 37, 1); in Delphoi von seinen Mühen rastend zeigt ihn ein Vasenbild (Laborde Vases Lamberg I pl. 34); und wenn ihn (auf zahlreichen sf. Vasen) Athena zu Wagen in den Olymp geleitet, so schreitet A. mit klingendem Saitenspiel nebenher. Es liegt nahe, in allen diesen einzelnen Zügen den Ausdruck einer historischen Thatsache, des Zusammenstosses und der friedlichen Vereinigung zweier Kulte zu finden. Über diese allgemeine Vermutung lässt sich aber vor der Hand nicht hinauskommen; denn fast noch dunkler als die Anfänge der A.-Religion sind die des Herakleskultus, und auch die geistvollen Ausführungen von v. Wilamowitz (Eurip. Herakles I 258ff.) sind für mich nicht mehr so überzeugend wie früher (vgl. Aus der Anomia 71ff.). Ja wir können nicht einmal bei den zahlreichen A. und Herakles gemeinsamen Zügen sagen, ob sie von Anfang beiden eigentümlich waren, oder ob eine Übertragung stattgefunden hat, und wer bei einer solchen Geber bezw. Empfänger war. Diese zum Teil bereits von K. O. Müller (Dorier I² 418ff.) hervorgehobenen gemeinsamen Züge sind teils legendarische (bei beiden berichtet die Sage von einer Zeit der Dienstbarkeit; Eurytos Tod wird bald A., bald Herakles zugeschrieben), teils begriffliche Analogien: beide führen den Bogen als Hauptwaffe, mit der sie als ἀλεξίκακοι unholde Mächte vernichten; beide erscheinen in Verbindung mit den Musen und ihrer Kunst (s. u. § 5; über Herakles als Kitharoden und Hercules Musarum s. Art. Herakles); beide verehrte man in der Palaistra. Dass die Symbole des Dreifusses und des Hirsches ursprünglich beiden zukamen (Furtwängler a. a. O. 2189), ist ein voreiliger Schluss, gegründet auf die unrichtige Auffassung des A. als Feuergott (L. v. Schröder Ztschr. f. vergl. Sprachf. XXIX 1888, 193ff.); im Kult erscheinen beide vereint zu Halasarna auf Kos (Paton-Hicks Inscr. of Cos 367).

4. Durchsichtiger als die Beziehungen des A. zu Herakles ist das Verhältnis zu Hermes. Es ist die Eigenschaft beider Gottheiten als Beschützer der Herden und der Jugend, die eine Verbindung zwischen ihnen herstellt. Aus der Vorstellung beider als Nόμιoι entstand schon in alter Zeit die Geschichte vom Rinderdiebstahl des Hermes, die bereits der homerische Hymnos auf Hermes in schalkhafter Weise vorträgt und die auch in den Ehoien ausführlich erzählt war (Ant. Lib. 23 = Hesiod. frg. 167 K.); die Rinder erscheinen dabei bald als Herde des Admetos, bald als Eigentum des A.; localisiert ist die Sage bereits im Hymnos in Pylos, wo man eine Tropfsteinhöhle als den Ort zeigte, an dem Hermes die Herde versteckt habe (vgl. Bursian Geogr. v. Griechenl. II 177, 1); der Schluss ist auch hier enge Freundschaft beider Gottheiten, besiegelt durch den Austausch von Geschenken, wobei A. von Hermes die Leier erhält, die jener erfunden (wohl nur ein Ausdruck dafür, dass sie auch dem [38] Hermes zukam, der ja auch in Verbindung mit den Musen erscheint, vgl. Macrob. sat. I 19, 7; Streit des A. und Hermes um die Leier, Erzgruppe im Musenhain am Helikon, Paus. IX 30, 1); Hermes erhält nach der älteren Version die Herde (nach einem anderen Hymnosbruchstück [Hom. h. Herm. 550ff.] auch das Losorakel der Thriai am Parnass), nach einer jüngeren (Serv. Aen. IV 242) das Kerykeion. Als Beschützer der männlichen Jugend gesellen sich A. und Hermes in der Palaistra (mythische Begründung der Wettlauf in Olympia, Paus. V 7, 10). So erscheinen sie auch im Kult mehrfach vereinigt: im Karneiasion zu Andania standen nebeneinander die ἀγάλματα des A. Karneios und des Hermes Kriophoros (Paus. IV 33, 4); einer der sechs Doppelaltäre in der Altis zu Olympia (Herodor bei Schol. Pind. Ol. V 10) gehörte dem A. und Hermes (Paus. V 14, 8); in Megalopolis hatten beide mit den Musen ein gemeinsames ἱερόν (Paus. VIII 32, 2); selbst an dem Kult auf der Kyllene scheint A. teil genommen zu haben, vgl. Etym. M. s. Kυλλήνιος; in Elateia werden sie mit den Chariten zusammen verehrt (Bull. hell. XI 1887, 341); in Opus brachten die dionysischen Techniten A., Hermes und den Musen jährliche Opfer dar (Ἐφημ. ἀρχ. 1874 nr. 443); auch in Delos erscheinen beide auf Weihinschriften gesellt (Bull. hell. VIII 1884, 126. XV 1891, 251; dabei Herakles, ebd. XI 1887, 245). Vgl. auch die Epiklesis Kερδῷος.

5. Die Verbindung des A. mit den Musen entspringt vermutlich derselben Wurzel wie die mit den Nymphen (s. o. Kap. III 2), Horen und Chariten: der Gott ländlichen Segens ist mit den Göttinnen des Naturlebens in Wald und Feld, Quelle und Bach eng verbunden. Die Chariten sind A. sowohl im delischen (Kultbild des Tektaios und Angelion mit den Chariten auf der Hand, Paus. IX 35, 3) wie im delphischen Kult (Schol. Pind. Ol. XIV 11) gesellt; in Orchomenos ehrt man sie κατ τὰμ μαντειίαν τῶ Ἀπόλλωνος (CIG I 1593); die Nymphengrotte am Hymettos ist den Nymphen, Pan, A. und den Chariten geweiht (CIG I 456); in Elateia s. o. § 4; bei Pindar (Ol. XIV 10f.) setzen die Chariten ihre Stühle im Olymp neben A.; mit den Horen tanzen sie im Olymp zum Saitenspiel des A. im homerischen Hymnos (Ap. Pyth. 8ff.); A. tanzt mit Musen und Chariten am Helikon nach Pind. frg. 122 (vgl. Sappho frg. 147, PLG⁴ III 135). Chariten und Horen sind als Stützen am amyklaeischen Thron angebracht (Paus. III 18, 10); die Horen tanzen zur Syrinx des Pan und zur Leier des A. in dem Relief eines Tempeltisches zu Megalopolis (Paus. VIII 31, 3); vgl. auch die Epitheta ὡρομέδων (CIG II 2342) und ὡρίτης (Lykophr. 352). Weit lebhafter ausgebildet ist seit alter Zeit die Verbindung mit den Musen, die sich immer fester knüpft, so dass A. schliesslich als Führer des Musenchors (μουσηγέτης) erscheint. Schon die Ilias (I 603f.) lässt die Musen A.s Leierspiel mit Gesang begleiten (vgl. Hes. Aspis 201ff. Hom. Hymn. Ap. Pyth. 8ff. Pind. Nem. V 22ff.); als ihr Führer tritt A. bereits auf dem Kypseloskasten auf (Paus. V 18, 4); auch in Delphoi galt diese Vorstellung (dargestellt im Vordergiebel des A.-Tempels, Paus. X 19, 4); Eumelos (frg. 17 K.) erklärte die drei Musen geradezu für Töchter des A. (s. o.). Bisweilen [39] ist A. mit den Musen auch im Kult verbunden (geleugnet von K. O. Müller Dorier I² 345f., ein Irrtum, der sich auch bei Neueren findet, vgl. Bie Die Musen in der antiken Kunst, Berlin 1887, 4): gemeinsames ἱερὸν in Megalopolis s. o. § 4; ξόανα ἀρχαῖα des A., der Hera und der Musen vor dem Aphroditetempel ebendaselbst, früher in Trapezus (Paus. VIII 31, 5); gemeinsamer Kult der Musen, des Caesar und des Augustus als A. Μουσεῖος in Megara (Le Bas 25 = IGS I 36). In der Kunst endlich (s. Kap. IX) erscheint A. häufig mit den Musen vereint (vgl. Bie a. a. O.).

6. Auch Pan gesellt sich gelegentlich zu A. (Νόμιος). So verehrte man beide zusammen mit Nymphen und Chariten am Hymettos, vgl. CIG I 456 Olympiod. Tit. Plat. 19. Ael. v. h. X 21. Nach Apollod. Bibl. I 4, 1, 3 lernte A. die Mantik von Pan. Über die Übertragung der Marsyaslegende auf Pan s. o. Kap. IV 3e. Dem Pan gleichgesetzt wird A. in dem später orphischen Hymnos 34, 25.

7. Zu Poseidon steht A. mehrfach in Beziehung, was sich aus ihrer Bedeutung als Meeresgötter einfach erklären lässt. In Delphoi hatte Poseidon im A.-Tempel einen Altar (Paus. X 24, 4; von der Pythia angerufen in Aisch. Eum. 27), was die Alten damit motivierten, dass auch er einst das Orakel besessen habe (Paus. X 5, 6, nach Alexander Polyhistor. 24, 4) und von A. entweder im Streit um dasselbe besiegt sei (Plut. Symp. probl. IX 6) oder sich zu einem freiwilligen Tausch verstanden habe (Kalaureia gegen Delphoi, Paus X 5. 6; Doppeltausch: Kalaureia gegen Delos, Tainaron gegen Delphoi. Strab. VIII 374. Paus. II 33, 2); in Zusammenhang mit der delphischen Geburtslegende (s. o. Kap. IV 1) bringt es Robert (Arch. Jahrb. V 1890, 224f.). Auf Aigina haben A. und Poseidon ein gemeinsames Temenos (Athen. Mitt. XVIII 334, vgl. Le Bas 1680. 1681); beide führen die trozenische Colonie nach Halikarnassos (CIG II 2655); das Fest der dorischen Pentapolis auf dem Triopion gilt den Nymphen, dem Poseidon und dem A. (Schol. Theokr. XVII 69); in Didymoi auf der Halbinsel Hermione werden A., Poseidon und Demeter nebeneinander verehrt (Paus II 36, 3); ebenso in Gythion A. Karneios, Demeter und Poseidon Gaiaochos (Paus. III 21, 8). In der homerischen θεομαχία stehen A. und Poseidon einander gegenüber (Il. XX 67f.); gemeinsam dienen sie dem Laomedon (Il. XXI 435ff.); gemeinsam zerstören sie die Mauer des Schiffslagers (Il. XII 17ff.); beide erscheinen als Freier der Hestia im Hom. Hymn. auf Aphrodite 22ff.; vgl. auch das Orakel des Danaos Serv. Aen. IV 377.

8. Mit Ares steht A. in keiner wesentlichen Beziehung; zu erwähnen wäre etwa die Kyknoslegende und der Faustkampf in Olympia (Paus. V 7, 10). Über W. H. Roschers Versuch, A. dem italischen Mars gleichzusetzen, s. o. Kap. III 23. Vereinzelt eine Weihung an A. und Mars, CIL V 6603.

9. Die Verbindung des A. mit Athena verdankt ihr Dasein wohl vorzugsweise attischem Einfluss, der seiner Göttin in der delischen Geburtslegende (s. o. Kap. IV 1) eine wichtige Rolle zuteilte. In diesem Sinne finden wir Athena als Pronoia in Prasiai, einem Hauptpunkt des delischen Kultes [40] in Attika (Bekk. Anekd. 299, 6, vgl. Lolling Athen. Mitt. IV 358), und auf Delos selbst (Macrob. sat. I 17, 55; dort auch auf dem Gipfel des Kynthos neben Zeus Kynthios als Kynthia, Dittenberger Syll. 249); am Cap Zoster hat sie neben Leto und deren Kindern einen Altar am Meere (Paus. I 31, 1); und so ward die in Delphoi am Fuss der Hyampeia verehrte Athena Pronaia (Aisch. Eum. 21. Herodot. I 92. VIII 37. 39. Paus. X 8, 6) zur Pronoia umgedeutet, vgl. Preller-Robert I 195,1; so ward gelegentlich auch der A. Patroos mit Athena verknüpft (s. o. Kap. IV 1). Ausserdem erscheinen A. und Athena vereinigt in Megalopolis (A. Agyieus und Athena Ergane als θεοὶ Ἐργάται, Paus. VIII 32, 4), Lykosura (Paus. VIII 37, 12 im Hieron der Athena ξόανα des A. und der Athena), Selinus (A. Paian und Athena, Altar IGI 269), Side in Pamphylien (Fest der ἐπιδημία beider Gottheiten unter dem Namen ἐπιβατήριον mit Agonen gefeiert, CIG III 432ff.). Bereits im Epos werden Zeus, Athena und A. zusammen als die Hauptgötter bei Beteuerungen angerufen (Il. II 371 u. s. w. Od. IV 341 u. s. w., vgl. auch den Schwur von Gortyn, Mus. ital. III 692); als Schüler der Athena im Flötenspiel bezeichnet den A. Korinna (frg. 29, PLG⁴ III 551). Wenn endlich der nubische A.-Mandulis einmal (CIG III 8039) Ἀθηνᾶς ἀγάπημα heisst, so bezieht sich das auf barbarische Kultvorstellungen und kann für die Beurteilung nicht in Betracht kommen.

10. Wie es kam, dass A. mit Asklepios in Genealogie und Kult verknüpft wurde, hat v. Wilamowitz (Isyllos 98ff.) gezeigt. Gemeinsamer Kult beider ist nachweisbar: im Asklepieion bei Epidauros (Weihungen an A. und Asklepios, Le Bas 145b. 146. 146a. Ἐφημ. ἀρχ. 1883, 31f. 152ff. 237. 1884, 26. 1885, 30. 189f. 194; Tempel der Hygieia, des Asklepios und des A. ἐπίκλησιν Αἰγυπτίοις, von Marcus Aurelius gestiftet, Paus. II 27, 6), in Halikarnass (Weihung an A. und Asklepios, Le Bas 504), Mantineia (Doppeltempel des Asklepios und der Leto mit ihren Kindern, Paus. VIII 9, 1), Megalopolis (Sitzbild des A. im Tempel des Asklepios Παῖς, Paus. VIII 32, 5), Messene (Gruppe des Damophon im Asklepiostempel, Paus. IV 31, 10), Rhodos (gemeinsames Temenos des Asklepios, des A. und der Aphrodite, Bull. hell. IV 1880, 138ff.), Sekyon (im Peribolos des Asklepios gemeinsamer Tempel des Hypnos und des A. Karneios, Paus. II 10, 2); vgl. auch die Epikleseis Hyperteleatas, Maleatas, Paian.

11. Mit Aphrodite vereinigt findet sich A. nur an wenigen Orten: Bassai (die Heiligtümer des A. Epikurios und der Aphrodite ἐν Κωτίλῳ benachbart. Paus. VIII 41, 10); Delos (dort ein von Theseus geweihtes, von Daidalos gefertigtes Xoanon der Aphrodite, Kallim. Hymn. Del. 307ff. Paus. IX 40, 3, vgl. Tümpel oben Bd. I S. 2749, 30ff.); Patrai (in einem Haine die Heiligtümer beider Gottheiten benachbart, Paus. VII 21, 11f.); Rhodos (s. o. § 10).

12. Mit Demeter zusammen erscheint A. in Gythion (s. o. § 7); im athenischen Heliasteneid sind dem A. Patroos Demeter und Zeus Basileus gesellt (Poll. VIII 122. Bekk. Anekd. I 443, 31). Mit Kore vereinigt den A. eine Weihinschrift aus Alexandreia, CIG III 4682b.[41]

13. Kybele. Priesterin der μήτηρ Κυβέλη und des A., Ehreninschrift aus Thera, Rev. arch. N. S. XII 215ff.

14. Ge. Der Sage nach älteste Inhaberin des delphischen Orakels, s. o. Kap. III 9; daher später dort südlich vom A.-Tempel Heiligtum der Ge Eurysternos, Plut. de Pyth. orac. 17. Mnaseas frg. 46 (FHG III 157. Schol. Hes. Theog. 117). In Sparta beim Gasepton ein Heiligtum der Ge und oberhalb eines des A. Maleatas, Paus. III 12, 8.

15. Themis. Auch sie vor A. Inhaberin des Erdorakels, s. o. Kap. III 9. Im homerischen Hymnos (Ap. Del. 124f.) labt sie das neugeborene Götterkind A. mit Nektar und Ambrosia. Im platonischen Staat soll man bei Zeus, A. und Themis schwören (Nomoi XI 936 E).

16. Eileithyia. In Sparta gemeinsames Hieron der Eileithyia, des A. Karneios und der Artemis Hegemone (Paus. III 14, 6). Im alten Gymnasion zu Megara dem A. Karinos benachbart ein Hieron der Eileithyia (Paus. I 44, 2).

17. Hestia s. o. § 7.

18. Mit den Moiren steht A. in Beziehung als Todesgott, vgl. die Admetossage (s. o. Kap. IV 3c) und den etr. Spiegel Gerhard I 77.

19. Hera. Vgl. S. Wide Lakon. Kulte 25.

20. Zeus. Bei Beteuerungen schon im Epos häufig Zeus, Athena und A. verbunden, s. o. § 9. A. Patroos und Zeus Herkeios erscheinen im attischen Archonteneid nebeneinander (Poll. VIII 85); vgl. den Heliasteneid (Poll. VIll 122). In Delphoi ist A. nur die Stimme des Zeus, Διὸς πρoφήτης (Aisch. Eum. 19). Priester der Roma, des Zeus und A. zu Aperlai in Lykien, Le Bas 1290. A. mit Zeus und den θεοὶ ἀγρότερoι (ἀγρεῖς) verehrt zu Lydai in Lykien (Journ. Hell. Stud. X 55. 57). Im übrigen vgl. A. Klarios und Zeus Klarios (Tegea, Paus. VIII 53, 9. Aisch. Hik. 360), A. Lykoreus und Zeus Lykoreios (Steph. Byz. s. Λυκώρεια), A. Lykeios und Zeus Lykaios.

VII. Ἐπικλήσεις[RE 3].

  • Ἀβαῖoς in Abai (Phokis). Alter Tempel mit Orakel, s. Artikel Abai und Bull. hell. VI 172. Über die Ruinen Leake Northern Greece II 163ff.
  • Ἀγήτωρ in Argos, Beiname des Karneios; Fest Ἀγητόρια, Theopomp bei Schol. Theokr. V 83. Hesych. s. Ἀγητής.
  • Ἀγραῖος in Megara (mit Artemis). Tempel von Alkathoos gestiftet, Paus. I 41, 3.
  • Ἀγρέτης auf Chios (Phanai?), Hesych. s. Ἀγρέτην. Bull. hell. III 1879, 322.
  • Ἀγρεὺς als Jagdgott, Aisch. frg. 200 Nauck². Herondas III 34. A. ohne ἐπίκλησις mit Zeus und den θεοὶ ἀγρότεροι oder ἀγρεῖς verehrt in Lydai (Lykien), Journ. Hell. Stud. X 55. 57. Als ἄγριος angerufen Orph. Hymn. 34, 5; als ἀγρευτὰς Soph. O. C. 1091. Ἀγρεὺς auch Beiname des Aristaios, s. d.
  • Ἀγυιεύς, Ἀγυεύς, Gott des Eingangs und der Wege (ἐφόδιος, Steph. Byz. s. ἀγυία), vgl. Welcker Griech. Götterl. I 495ff. Kulte in: 1) Acharnai: Paus. I 33, 6. 2) Ambrakia: Münzen, Overbeck K.-M. Apollon Münztaf. I 1–3. 3) Apollonia (Illyrien): Münzen, Overbeck a. a. O. Ι [42] 4–7. 4) Argos: Paus, II 19, 8. 5) Athen: vor den Häusern als Spitzsäule verehrt, Schol. Arist. Vesp. 870. Vgl. o. Reisch Artikel Agyieus. Aisch. Agam. 1080 (γυιάτης). Eur. Phoin. 631; Ion 186f. Demosth. XXI 52. Harpokr. s. ἀγυιάς. Varro bei Porphyr. zu Horat. carm. IV 6, 28. CIA III 159. 175. 177. CIG I 464. 465. 6) Halikarnass: CIG II 2661. Kaibel Epigr. 786. 7) Kallatis (Moesia): Priester, Arch.-epigr. Mitt. XI 33. 8) Megalopolis: Paus. VIII 32, 4, s. u. Ἐργάτης. 9) Orikos (Epeiros): Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Thessaly to Aetolia 79 pl. XXXI 13. 10) Tegea: Paus. VIII 53, 1. 11) Trozen: Le Bas-Foucart 157 a. Monat Ἀγύειος (s. d.) in Aitolien und bei den ozolischen Lokrern.
  • Ἀγυλλεύς, falsche Lesart für Ἀγυιεύς, Horat. carm. IV 6, 28.
  • Ἀειγεννήτης in Kamiros: Opfer, Macrob. sat. I 17, 35. Zur Bedeutung vgl. Welcker Griech. Götterl. I 485.
  • Αἰγιλεὺς auf Aigilia: Weihinschrift, Δελτ. ἀρχ. 1889, 171. 240.
  • Αἰγλήτης auf Anaphe, auch Ἀναφαῖος und Ἀσγελάτας genannt. S. o. Wentzel Artikel Aigletes.
  • Αἰγύπτιος im Asklepieion bei Epidauros: Tempel der Hygieia, des Asklepios und des A. ἐπίκλησιν Αἰγυπτίοις, von M. Aurelius gestiftet, Paus. II 27, 6.
  • Ἀκέσιος in Elis: Tempel auf dem Markt, Paus. VI 24, 6.
  • Ἀκραίφιος in Akraiphia, Steph. Byz. s. Ἀκραιφία.
  • Ἀκρίτας in Sparta: Altar, Paus. III 12, 8. Zur Deutung vgl. Wide Lakon. Kulte 91.
  • Ἀκταῖος in Adrasteia (Troas), neben Artemis Adrasteia: Orakelkult, später nach Parion verlegt, Strab. XIII 588. Steph. Byz. s. Ἄκτιον.
  • Ἀκτιακός, gleich dem folgenden, Steph. Byz. s. Ἄκτια. Serv. Aen. III 274.
  • Ἄκτιος auf der ins Meer vorspringenden Landzunge Aktion; der Kult angeblich von den Argonauten gestiftet, bei den Fischern in grossem Ansehen (Pind. bei Schol. Theokr. V 14), später Hauptkult des akarnanischen Bundes, der nach dem ἱεροπόλος des A. Aktios datiert und diesen auf seine Münzen setzt, s. o. Artikel Aktios Nr. 1; über den Tempel vgl. Artikel Aktion, über die dort gefeierten Spiele Artikel Aktia; ausser den dort angeführten Orten ([‌Alexandreia], Ankyra, [‌Antiocheia], Bostra, [Herakleia am Pontos], Hierapolis in Phrygien, Kaisareia, Neokaisareia am Lykos, Nikomedia, Nikopolis in Epeiros, Perinthos, Sardes, Thessalonike, Tyros) noch nachweisbar in Leukas (Serv. Aen. III 274) und Nikopolis in Syrien (Le Bas 1839).
  • Ἀλαῖος in Kroton: Tempel, angeblich von Philoktetes gegründet. Lykophr. 920 mit Schol. und Tzetzes. Etym. M. s. v. Hesych. s. Αὐλίς.
  • Ἀλασιώτας in Tamassos (Kypros): Weihung, S.-Ber. Akad. Berl. 1887, 122. Zur Erklärung vgl. Deecke daselbst.
  • Ἀλεξίκακος in Athen: CIA III 177. Statue des Kalamis vor dem Tempel des A. Patroos, Paus. I 3, 4. Veranlassung des Kultus angeblich Errettung vor einer Pest, Paus. VIII 41, 8 (vgl. VI 24., 6). Schol. Ar. Fried. 421. Macrob. sat. I 17, 15. Dion Chrys. I 419 Dindf.
  • Ἀλσηνὸς in Thrakien, Dumont Inscr. de la Thrace 62. [43]
  • Ἀμαζόνιoς in Pyrrichos (Lakonien): ἱερόν, Paus. III 25, 3 (dabei ein ἱερὸν der Artemis Astrateia).
  • Ἀμυκλαῖoς im Amyklaion zu Amyklai (vordorischer Kult auf A. übertragen): hochangesehenes Heiligtum (Polyb. V 19, 3); kein Tempel, nur Temenos mit heiligem Hain (δάσκιoν ἄλσoς, Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 22. 255); Ausgrabungen daselbst, vgl. Δελτ. ἀρχ. 1890, 101. 104. Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 1ff. πίν. 1–4 (Tzuntas). Als Kultbild diente ein mit Helm und Speer bewehrtes altertümliches Erzbild; es stand auf einem von Bathykles verfertigten kunstreichen Thronsessel, dessen halbkreisförmiges Fundament die Ausgrabungen zu Tage gefördert haben (Paus. III 18, 8–19, 5; anders beurteilt die Funde Furtwängler Meisterwerke 693ff.); darunter befand sich das Grab des Hyakinthos, das als Altar für chthonische Opfer (Rohde Psyche 128f.) diente (Paus. III 1, 3); Darstellungen des Kultbildes auf lakonischen Münzen (Brit. Mus. Cat. Coins, Peloponnesus 121, 1 pl. XXIV 1. 130, 30 pl. XXVI 1. Journ. Hell. Stud. VII 63 pl. N 16. 17. Overbeck K.-M. Apollon Münztf. I 13-16; von Furtwängler in Roschers Lexikon I 408 irrig für ein Aphroditeidol erklärt). Alljährlich ward dem Kultbilde von den Frauen des Landes ein Chiton dargebracht, den sie in einem besonderen Gebäude mit Namen χιτὼν gewebt hatten (Paus. III 16, 2; vgl. Overbeck a. a. O. I 14–16. Studniczka Beitr. z. altgriech. Tracht 18f.). Ἀμυκλαῖoς ist kein eigentlicher Kultname; auf Inschriften heisst der Gott Ἀπόλλων oder Ἀπέλλων ἐν Ἀμυκλαίῳ; der eigentliche Name war Ὑακίνθιος, s. u., daher auch das im Monat Hekatombeus gefeierte Fest den Namen Hyakinthia führt. Im Amyklaion war auch der A. Tετράχειρ (s. u.) aufgestellt. Ausserhalb Amyklai ist der Kult des Amyklaios noch nachweisbar in: 2) Idalion auf Cypern (Ἄμυκλoς) Rev. arch. 1874 I 90. Collitz Dialektinschr. I 59, 3. CISem. 105, 89 (von Foucart, der den Zusammenhang mit dem Gotte im Amyklaion leugnet, für eine Graecisierung des phoinikischen Gottes Resef-Mikal erklärt, Bull. hell. VII 1883, 513). 3) Gortyn, Athen. Mitt. IX 1884, 376 III 8. Vgl. auch die kretische Stadt Amyklaion (Steph. Byz. s Ἀμύκλαι. Mus. ital. III 717) und den Monat Amyklaios in Kreta (Mon. dei Lincei I 50).
  • Ἀναφαῖoς auf Anaphe, Strab. X 484. Vgl. Aἰγλήτης.
  • Anextiomarus, keltische Gottheit, mit A. identifiziert in Inschriften aus Le Mans (Bull. mon. 1889, 583f.) und South Shields (Eph. ep. VII 1162).
  • Aperta, Beiname nach Festus ep. 22, 15 (als ‚Eröffner‘ der Zukunft). Nach Welcker Griech. Götterl. I 460, dem Jordan bei Preller Röm. Myth. I 303 zustimmt, nicht ‚Eröffner‘ zu erklären, sondern als ἀπείρκτης aufzufassen; Preller fasst es als mundartliche Umwandlung aus Apello auf; vgl. Aust oben Bd. I S. 2698, dazu Kap. VIII C, f.
  • Ἀπoβατήριoς in Kyrene: Weihinschrift, Smith-Porcher Discov. at Cyrene 113, 12. Vgl. Le Bas 88 aus Teos, wo Apollonis θεὰ Ἀπoλλωνὶς Eὐσεβὴς Ἀπoβατηρία genannt wird.
  • Ἀπoτρoπαῖoς in Athen: Weihinschrift CIG I 464. Von den Athenern viel im Munde geführt, vgl. Ar. Wesp. 161; Vög. 61; Plut. 359. 855. Eur. Herakles 821 (ἀπότρoπoς). Opfer an den Anthesterien, [44] Demosth. XXI 68 Dindf., vgl. Maass De Lenaeo (Ind. lect. Gryph. 1891–92) 5.
  • Ἀργεϊφόντης bei Sophokles, Etym. Gud. p. 72, 52ff. Vgl. Maass a. a. O. 18.
  • Ἀργεώτας in Korone (Messenien): ἄγαλμα aus Erz, angeblich von den Argonauten errichtet, Paus. IV 34, 7.
  • Ἀρισταῖος in Karthaia (Keos), CIG II 2364. Vgl. Hesiod. frg. 145 K. Gewöhnlich Aristaios als Sohn des A. aufgefasst, s. Artikel Aristaios.
  • Ἀρνοκόμης, Macrob. I 17, 45.
  • Ἀρόηρις s. Ὧρος.
  • Ἀρχηγέτης. A. als Städtegründer s. o. Kap. III 20. Ἀρχηγέτης als Epiklesis nachweisbar in: 1) Attaleia in Pamphylien (Priester, Bull. hell. VII 1883, 263ff., vgl. Niemann-Petersen-Lanckoronski Städte Pamphyliens I nr. 4 e. f). 2) Delos (Weihung, Bull. hell. II 1878, 10; Ehrendecret für den Dichter eines Hymnos auf A. Ἀρχηγέτης, Bull. hell. XIII 1889, 251). 3) Enna (inschriftlich auf Münzen, Mionnet I 233). 4) Erythrai (Bull. hell. VIII 1884, 351). 5) Halaisa in Sicilien (inschriftlich auf Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Sicily 28). 6) Halikarnass (von trozenischen Colonisten mitgebracht, CIG II 2655; Priester, Bull. hell. IV 1880, 398. 401; Weihung, Le Bas 504; Fest Ἀρχηγέσια, Bull. hell. V 1881, 232). 7) Hierapolis in Phrygien (Weihungen, CIG III 3905. 3906 b). 8) Kyrene (Pind. Pyth. V 60). 9) Kyzikos (Aristid. Paneg. 414). 10) Megara (alter Tempel aus [Luft-?] Ziegeln, neuer von Hadrian gestiftet aus Marmor, Kultbild aus Ebenholz, Paus. I 42, 5; die Weihinschrift des Tempels vielleicht erhalten, IGS I 42, vgl. Προστατήριος; heiliger Lorbeer, Le Bas 1730 a. Kultlegende: A. hilft dem Alkathoos beim Mauerbau, Paus. I 42, 2. Theogn. 773). 11) Myndos in Karien (Weihung, Bull. hell. XII 1888, 281). 12) Naxos auf Sicilien (Altar vor der Stadt, von chalkidischen Ansiedlern errichtet, Thuk. VI 3, 1). 13) Tauromenion (inschriftlich auf Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Sicily 231f.). 14) Thera (Pind. Pyth. V 60). Als ἀρχηγὸς τοῦ γένους von den Seleukiden verehrt (vgl. Dittenberger Syll. 186, 26. CIG II 3594 [Neuilion]. Iustin. XV 4), auf deren Münzen er ständig erscheint, vgl. Brit. Mus. Cat. Coins, Seleucid Kings of Syria, passim.
  • Ἀσγελάτας auf Anaphe: ἱερὸν mit Orakel, CIG II add. 2477. 2477 b. Vgl. Αἰγλήτης.
  • Ἀστεάλτας, falsche Lesart für das vorige.
  • Ἀτύμνιος, Nonn. Dion. XI 131. 258. XII 217. Vgl. Rohde Psyche 176 Anm.
  • Augustus, der A. als seinen Schutzgott betrachtete und den Kult des A. in jeder Weise begünstigte (vgl. Aktios, Palatinus), wurde wenigstens in den Provinzen nicht selten selbst mit A. identifiziert; ebenso die späteren Kaiser. So in Africa (CIL VIII 619. 858), Alabanda (als A. Ἐλευθέριος, CIG II add. 2903f.), Apulien (Luceria, CIL IX 783), Aquileia (als A. Belenus, CIL V 741. 748. 749. 753), Dacien (CIL III 1415), Gallien (CIL XII 1810. 2342. 2374. 2514), Korinth (Tempel und Statue, Le Bas 89. CIL III 534), Megara (als A. Μουσεῖος, IGS I 36), Nikopolis in Syrien (Le Bas 1839), Noricum (CIL III 5629), Spanien (CIL II 1403. 1610. 2004. 3358; Suppl. 5164. 6181).
  • Αὐλαριοκὸς in Nikopolis in Moesia: Weihinschrift, [45] Arch.-epigr. Mitt. XIV 1891, 153f. Zur Bedeutung vgl. Hesych. s. αὐλαρός.
  • Αὐλητὴς in Magnesia am Maiandros: inschriftlich auf Münzen, Mionnet Suppl. VI 235. A. als Erfinder der Flöte, Alkman frg. 102 (PLG⁴ III 67). Paus. V 7, 10.
  • [Αὐλίς, Hesych. s. Αὐλίς· πόλις Ἤλιδος· ἢ κίλλατις δίδυμος· ἐπίθετον Ἀπόλλωνος, ὁμοίως καὶ Διός. Die verderbte Glosse ist wahrscheinlich aus Zusammenziehung mehrerer Glossen entstanden; das Ganze lautete ursprünglich etwa : 1) Αὐλίς· πόλις Βοιωτίας. 2) Ἆλις· ὄνομα Ἤλιδος παρὰ Ἠλείοις καὶ Λάκωσιν. 3) αὐλἰς (?)· κίλλος δίδυμος. 4) Ἀλαῖος· ἐπίθετον Ἀπόλλωνος, ὁμοίως καὶ Διός.]
  • Αὐσιγδίτης in Ausigda (Libyen), Steph. Byz. s. v.
  • Ἀφεταῖος in Sparta: ἄγαλμα, Paus. III 13, 6. Dass der Beiname sich auf A. bezieht, ist eine sehr wahrscheinliche Vermutung von Gerhard (Griech. Myth. § 304, 1) ; vgl. das Epitheton ἀφήτωρ (Il. IX 404).
  • Βακχεῖος, Aisch. frg. 341 N.², s. o. Kap. VI 2.
  • Belenus, ein häufig mit A. identifizierter barbarischer Gott der östlichen Alpenländer, der seinen Hauptkult in Aquileia hatte, vgl. CIL V 732. 737. 741. 748. 749. 753. 8212. Wissowa in Roschers Lex. I 755f.
  • Bergulensis in Bergula (Thrakien): Weihung, Bull. com. III 86 (Henzen).
  • Βοαθόος, als Epiklesis nicht bezeugt, doch wahrscheinlich wegen des dem Sinne nach mit der Epiklesis Βοηδρόμιος zusammenfallenden delphischen Monatsnamens Βοαθόος (Wescher-Foucart, 140. 149 u. s. w. Bull. hell. V 1881, 169 B 35: Nebenform Βοαθοῖος Wescher-Foucart 23. 116 u. s. w.). Vgl. auch Apoll. Lex. und Hesych. s. βοηθόον. Kallim. hymn. Del. 27.
  • Βοάσων (in Korinth?): Inschrift eines geweihten Frosches, Arch. Jahrb. I 50f. (M. Fränkel).
  • Βοζηνός in Koloë (Lydien), barbarischer mit A. identifizierter Gott: Votivrelief im Berl. Mus. 680, vgl. Conze Arch. Ztg. 1880, 37. Ramsay Journ. Hell. Stud. X 226.
  • Βοηδρόμιος als Helfer im Streit (Kallim. H. Ap. 69), 1) in Athen: Philoch. frg. 33, FHG I 389. Plut. Thes. 27; Fest Βοηδρόμια mit Artemis Agrotera im Spätsommer am 6. Boëdromion, Etym. M. 202, 45, vgl. Mommsen Heort. 52. 211. Töpffer Att. Geneal. 268, 2. 2) In Theben: Statue beim Tempel der Artemis Eukleia, Paus. IX 17, 2. Der Monat Boëdromion ausser für Athen noch bezeugt für Chios (Badromion, Bull. hell. III 1879, 245), Halos in Phthiotis Adromios, Bull. hell. XI 1887, 364ff. Heuzey-Daumet Mission en Macédoine 431ff., 214), Kalymna (Badromios, Bull. hell. VIII 1884, 28f.), Katana (CIG III Sicilia Introd.), Knidos (Badromios, Newton Discov. Halic. II 758), Kos (Batromios, Paton-Hicks 27. 29. 38). Lampsakos (Badromion, CIG 3641 b), Olbia (CIG 2059), Priene (CIG 2906), Rhodos (CIG 5376. 5392 u. s. w.). Vgl. auch Βοαθόος.
  • Βοικέτας s. Οἰκέτας.
  • Γαλάξιος im Galaxion am Berge Leibethrion (Boiotien), Plut. de Pyth. orac. 29 (PLG⁴ III 719): über den Ort vgl. K. O. Müller Orchomenos² 42. Monat Galaxion in Delos, Bull. hell. V 1881, 27. XIV 1890, 492ff. Das für Athen bezeugte Fest Galaxia galt nicht dem A., sondern der Göttermutter (Bekk. Anecd. I 229, 25). [46]
  • Γενέτωρ in Delos: Altar für unblutige Opfer, deshalb von Pythagoras bevorzugt, Diog. Laert. VIII 13. Varro bei Macrob. III 6, 2. Plut. de Pyth. orac. 16 nennt ihn Γενέσιος. Vgl. den Monat Γενέτιος im phthiotischen Halos, Bull. hell. XV 1891, 569.
  • Γεργίθιος in Gergis (Troas): ἱερὸν mit Orakel, darin das Grab der Sibylle, Steph. Byz. s. Γέργις.
  • Γεφυραῖος in Athen: Weihung, Ἐφημ. ἀρχ. 1880, 200 Kumanudes).
  • Γογγόσυρος, Γοιτόσυρος s. Οἰτόσκυρος.
  • [Γορτύνιος in Gortyn: Orakel, Ant. Lib. 25 (wohl nicht als offizielle Epiklesis aufzufassen, gemeint ist wohl das Pythion in Gortyn, s. Πύθιος)].
  • Grannus, keltischer Heilgott (Dio Cass. LXX 15, 6), wird in Inschriften keltischer Gegenden nicht selten mit A. identifiziert, so in Raetia (CIL III 5861. 5870. 5871. 5873. 5874. 5876. 5881), Noricum (CIL III 5588), Britannia (CIL VII 1082), bisweilen mit Hygieia, den Nymphen oder der keltischen Göttin Sirona vereinigt. Bronzekästchen mit Weihinschrift, gefunden im Rhein bei Arnheim, Arch. Ztg. XXXIV 205. Vgl. Maury Rev. arch. N. S. I 58ff. Chaudruc de Crazannes ebd. 391. Steuding und Drexler in Roschers Lex. I 1738.
  • Γρύνειος, Γρυνεὺς in Grynoi oder Gryneia bei Myrina, vgl. O. Jahn Sächs. Ber. III 1851, 138ff. Das Gryneion (Strab. XIII 618. Steph. Byz. s. Ἑκατόννησοι) war ein ἱερὸν mit prachtvollem Hain (Verg. Ecl. VI 72 mit Serv. Paus. I 21, 7), Marmortempel und altem Orakel (Verg. Aen. IV 345. Strab. XIII 622. Steph. Byz. s. Γρῦνοι; die Existenz des Orakels leugnet für die spätere Zeit Buresch Klaros 70ff.). Dort hatte Euphorion die Legende vom Streit des Kalchas und Mopsos localisiert (Serv. Ecl. VI 72); dort auch Localisierung des Drachenkampfes (Serv. ebd., vgl. Schreiber Ap. Pythoktonos 48). Ableitungen des Namens, Serv. a. a. O.; besser O. Jahn von dem Arzneikraut γρύνη oder γρῦνον. Schrift des Hermeias von Methymna über den A. Γρύνειος, Athen. IV 149 D (FHG II 80). Gryneion als Hain bei Klazomenai, wo A. die Amazone Gryne überwältigt habe, erwähnt Serv. Aen. IV 345, wohl nur irrtümlich Klazomenai statt Myrina nennend.
  • Γυπαιεὺς auf dem Berge Lyssos bei Ephesos: Altar und Kultlegende, Konon 35.
  • Δαλδιαῖος in Daldia (Lydien), auch Μύστης genannt, Artemid. II 70 p. 168 Herch.
  • Δαφναῖος, auch ὁ ἐπὶ Δάφνῃ. Hauptkult in Daphne bei Antiocheia: Tempel in einem Cypressenhain, Philostr. Vit. Ap. Tyan. I 16, vgl. Vit. soph. prooem.; Quelle und Orakel, Nonn. Narr. ad Greg. inv. II 14 p. 165; Kultbild von Bryaxis, vgl. Overbeck SQ 1321ff.; K.-M. Apollon 96ff. Münztaf. V 37–39. Egger Rev. des ét. grecq. 1889, 102ff.; ἀρχιερεὺς τοῦ Ἀ. καὶ τῆς Ἀρτέμιδος τῶν διδύμων, Le Bas 2713a. Vgl. auch Inschr. v. Pergamon 160, 55. Ausserdem nachweisbar in: 2) Brigetio (Pannonia): Weihung, CIL III 4285. 3) Dalmatien: Δαφναῖον, Arch.-epigr. Mitt. IX 6. 4) Daphne (Lykien): Steph. Byz. s. Δάφνη. 5) Heiligtum der Kephaliden auf dem Sattel des Korydallos zwischen Athen und Eleusis, jetzt Kloster Dafni, im Altertum wohl Δαφναῖον: Paus. I 37, 6, vgl. Töpffer Att. Geneal. [47] 261. 6) Pergamon: ἱερόν, Inschr. v. Perg. 157, 26. Vgl. auch Anth. Pal. IX 477. Nonn. Dion. XXIV 99. XXXVIII 60.
  • Δαφνηφόρος in 1) Athen: Ehrensessel des Priesters im Dionysostheater, CIA III 298. Vgl. Plut. Them. 15. 2) Chaironeia (Δαφνηφόριος): Weihung, IGS I 3407. 3) Eretria: ἱερόν, Ἐφημ. ἀρχ. 1869, 404 a. 1872, 418. 1892, 121. 128. 134. Δελτ. ἀρχ. 1889, 104. 4) Phlyeis (Attika): Daphnephoreion, Theophrast bei Athen. X 424 F. Vgl. CIA III 298. 720 a. 5) Tempe? Der den A. vorstellende Knabe kehrt als Daphnephoros nach Delphoi zurück, vgl. Preller-Robert I 287f. 6) Theben: Fest Δαφνηφόρια zu Ehren des A. Ismenios, Proklos bei Phot. bibl. 321 b 31 Bk.; als Priester fungiert ein Knabe, der δαφναφόρος heisst (Paus. IX 10, 4), s. o. Kap. VI 3.
  • Δαφνίτας in Syrakus, Hesych. = Etym. M. 250, 38 (aus Diogenian).
  • Δειραδιώτης in Argos, auf der Deiras genannten Spitze der Burg Larisa: Tempel mit ehernem ἄγαλμα und Orakel, Paus. II 24, 1. Vgl. Journ. Hell. Stud. VI 84 pl. J 22–24.
  • Δεκατηφόρος in 1) Apollonia (Kreta), Le Bas 69. 2) Argos: Weihung, CIG I 1142. 3) Hierapytna (Kreta): Weihung, Mus. Ital. III 617ff. 4) Megara: altertümliches Xoanon aus Ebenholz, Paus. I 42, 5.
  • Δελφικός s. Πύθιος.
  • Δελφῖνιος, ursprünglich wahrscheinlich ein chalkidischer Seefahrergott (Artemid. II 35. Mommsen Heort. 1. v. Wilamowitz Hermes XXI 1886, 105. Maass Hermes XXIII 1888, 71; andere Ableitungen: Plut. de soll. an. 36. Tzetz. Lyk. 208. Schoemann Opusc. I 345. Milchhoefer Üb. d. att. Apollon, Diss. Münch. 1873, 13. Fröhde Bezzenb. Beitr. XIX 1893, 237ff.), bisweilen selbst in der Gestalt seines heiligen Tieres, des Delphins, gedacht (Maass Gött. gel. Anz. 1889, 810), vgl. seine Hypostasen Arion, Eikadios, Phalantos, Taras. Nachweisbare Kultstätten (vgl. Preller Sächs. Ber. VI 1854, 143f.): 1) Aigina: Monat Delphinios, Pind. Nem. V 44 mit Schol.; Fest Delphinia mit dem ἀγὼν ἀμφιφορίτης (s. Artikel Amphora), der Sage nach von den Argonauten gestiftet, Kallim. frg. 80 bei Schol. Pind. Ol. VII 156; Pyth. VIII 88, vgl. Boeckh Expl. 401. Apoll. Rhod. IV 1766. Apollod. Bibl. I 9, 26. 2) Athen: Tempel, Paus. I 19, 1 (über die Lage Maass Ind. lect. Gryph. 1891–92); zugleich Dikasterion über φόνος δίκαιος, angeblich von Aigeus eingerichtet, Paus. I 28, 10. Poll. VIII 119. Bekk. Anecd. I 255, 19. Etym. M. s. ἐπὶ Δελφινίῳ; Fest Delphinia am 6. Munichion, Mommsen Heort. 398ff. (Seeausfahrtsfest); dabei Sühngebräuche (Procession der Mädchen mit der ἱκετηρία), Plut. Thes. 18; das Hauptfest vielleicht erst am 7. Munichion, vgl. Preller-Robert I 260; Theseus opfert den marathonischen Stier dem A. Delphinios, Plut. Thes. 14; Weihungen CIA III 138. 939. 3) Chalkis: Tempel, Plut. Flamin. 16. 4) Chios: Delphinion, Thuk. VIII 38, 1. Bull. hell. III 1879, 244. 5) Delphinion, Hafenort von Oropos: Strab. IX 403. 6) Dreros (Kreta): Delphinion, Mus. ital. III 659ff. (C 31), vgl. Rh. Mus. 1856, 393. 7) Knossos (Δελφίδιος): ἱερόν, CIG II 2554 I 98. Le Bas 61. Bull. hell. III 1879, 293. IV 1880, 355. 8) Krisa: Altar am Meere, Hom. hymn. [48] Ap. Pyth. 317f. 9) Massalia: Tempel auf der Burg neben der ephesischen Artemis, Strab. IV 179. 10) Megara: Delphin auf Münzen, Mionnet II 141, 322. 142, 326. 11) Milet (Didymoi): Diog. Laert. I 29 (unsichere Lesart). 12) Olbia: Priester, Latyschew I 106. 13) Olus (Kreta): Monat Delphinios, Bull. hell. III 1879, 393ff. Z. 22. CIG II 2448. 14) Sparta Δελφίδιος): Weihung, Le Bas 162 h. 15) Thera: Monat Delphinios, CIG II 2448 II 32.
  • Δηλιανός, Anon. Laur. de XII deor. cogn. (Studemund Anecd. I 267). Vielleicht irrtümlich für Δηραινός.
  • Δήλιος auf Delos: im allgemeinen vgl. Strab. X 485. R. C. Jebb Journ. Hell. Stud. I 7ff. v. Schoeffer De Deli insulae rebus (Berl. Stud. IX 1) 153ff. Homolle Les archives de l’intendance sacrée à Délos, Paris 1887. Delos war einer der Hauptsitze des A.-Kultus; der Gott liebt die Insel besonders (Hom. hymn. Ap. Del. 146. Kallim. hymn. Del. 270), daher Δάλου σκοπός (Pind. Ol. VI 59), Δάλου μεδέων (CIG II 2342, Hymnos aus Tenos) u. s. w. Ableitung des Namens von δηλοῦν, Plut. de Ei Delph. 2. Tempel, von der französischen Schule ausgegraben, vgl. Homolle a. a. O.; Decret über die Wiederherstellung des Tempels, CIG II 2266; Ekklesia im Hieron, CIG II 2271; der Tempel allmonatlich durch ein Ferkel entsühnt (die ganze Insel nur einmal jährlich im Monat Hieros), Bull. hell. VI 1882, 80. Kultstatue von Tektaios und Angelion, hielt auf der Hand die drei Chariten, Paus. IX 35, 3; dargestellt auf Münzen von Athen, Brit. Mus. Cat. Coins, Attika 82, 569 pl. XIV 9. Overbeck K.-M. Apollon 17ff. Münztf. I 17. 18. Hauptaltar Κεράτων genannt (Κεράτινος Diog. Laert. VIII 13), aus lauter rechten Hörnern geschlachteter Opfertiere zusammengesetzt, Plut. Thes. 21 (Theseus tanzt mit den befreiten Knaben und Mädchen um ihn den Geranostanz, dargestellt auf der Françoisvase. Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. 3). Kallim. hymn. Ap. 62f. Hesych. s. κεράτων; unter die sieben Weltwunder gerechnet, Plut. de soll. an. 35, 9; über die Construction vgl. Homolle Bull. hell. VIII 417ff. pl. 17. 19. Allgemeines Fest der Ionier mit Opfern und Jungfrauenchören schon im Hom. Hymn. Ap. Del. 146ff. erwähnt, vgl. Thuk. III 104, 2; später alljährlich im Monat Hieros (Bull. hell. XIV 1890. 493) das Fest Apollonia, penteterisch als Delia mit grösserem Pomp gefeiert (über das Verhältnis von Delia und Apollonia vgl. v. Schoeffer a. a. O. 37ff. Robert Arch. Jahrb. V 1890, 225, 11) und von vielen Staaten durch Festgesandtschaften verherrlicht (s. u. Athen, Chalkis, Chios, Keos, Messene). vgl. auch die Choregeninschriften, Bull. hell. VII 1883, 105ff.; eine κανηφορήσασα Δήλια καὶ Ἀπολλώνια erwähnt Bull. hell. III 1879, 379; eine Feier des Geburtstages des Gottes (nach delischer Legende am siebenten Thargelion, Diog. Laert. III 1) ist zwar nicht bezeugt (vgl. den delischen Festkalender; Bull. hell. V 1881, 25ff. XIV 1890, 492ff. Homolle), aber man wird sich nur schwer zu der von Robert (a. a. O.) zweifelnd erwogenen Annahme verstehen, er sei überhaupt nicht gefeiert worden. Kultsagen s. o. Kap. IV 1. 3 d: Geburtssage (Verbindung mit Lykien: Xanthos, Patara), Hyperboreersage; sechs Sommermonate bringt der Gott nach delischem [49] Glauben auf Delos zu, sechs Wintermonate in Patara (Serv. Aen. IV 143). Priester, CIA II 985c 9; Rechnungen der ἱεροποιοί, Bull. hell. VI 1–167 (Homolle); der Gott besitzt Häuser auf Delos (CIA II 814a B 31) und verleiht Gelder (ebd. b 11. 38). Weihungen, CIG II 2281. 2287. Bull. hell. I 1877, 87; an A., Artemis, Leto, CIG II 2280. 2282. 2284. 2285. Bull. hell. III 1879, 151. 156. 159. 160. 161. 364. 367. 373. 379. 381. 470. IV 218. 222. V 462. XI 249. 252. 259ff. 262. 264f. XIII 412. XV 150. 157.
    Ausser in Delos ist der Kult des A. Δήλιος bezeugt in: 2) Amorgos: ἱερόν, Ross Inscr. ined. 113; Tempel in Minoa, Athen. Mitt. I 1876, 331–338. Bull. hell. VIII 1884, 440. 3) Athen: im Delion die Thargelien gefeiert, Theophrast frg. 119 W. (Athen. X 424 F), vgl. über die Existenz eines Delion in Athen Töpffer Herm. XXIII 332, 2; heiliges Schiff mit Festgesandtschaft (deren Name Deliasten, Töpffer a. a. O. 321ff.) nach Delos gesandt, zum Andenken an Theseus Errettung, Plat. Phaidon 58 B. C. Plut, Nik. 3; Priester, Sesselinschrift im Dionysostheater CIA III 270. 4) Chalkis: Festgesandtschaft nach Delos, Paus. IX 12, 6. 5) Chios: Delion, Bull. hell. III 1879, 231; Festgesandtschaft nach Delos, Herodot VI 27. 6) Epidelion in Lakonien: ἱερὸν mit Xoanon, Paus. III 23, 2; von Strab. VIII 368 als Delion bezeichnet. 7) Erythrai: Priester, Dittenberger Syll. 370, 20. 8) Kalymna: Priester, Paton-Hicks Inscr. of Cos 125; Weihung, ebd. 65; Monat Δάλιος, Bull. hell. V 1882, 228, 16. VIII 1885, 42. 9) Keos: Festgesandtschaft nach Delos, Pind. frg. 586 Boeckh (der Expl. 483f. die Beziehung auf Delos bestreitet). 10) Kos: Hauptfest im Monat Δάλιος, Bull. hell. V 1882, 255, 52. VIII 1885, 42. Paton-Hicks a. a. O. 367, 30 (Halasarna). 11) Marathon: im Delion Opfer vor Abgang der athenischen Theorie nach Delos, Philoch. Schol. Soph. O. C. 1047. 12) Megara: ἱερόν, Ἐφημ. ἀρχ. 1886, 229, vgl. IGS I 114. 13) Messene: Festgesandtschaft nach Delos, Paus. IV 4, 1. V 19, 10. 14) Naxos: Delion, Parthen. 19. 15) Orchomenos: heiliges Land des A. Delios, IGS I 3283. 16) Paros: heiliges Land CIG II add. 2384. 17) Phaleron: Delion CIA I 210. 18) Rhodos: Festgesandtschaft nach Delos, Bull. hell. II 1878, 325f.; Monat Δάλιος, ebd. VIII 1884, 42. 19) Delion bei Tanagra: Tempel, Thuk. IV 76, 4. 90, 1. 97, 3. Strab. IX 403. Paus. IX 20, 1; Fest Delia, Schol. Pind. Ol. VII 83. Diod. XII 70, 5. Strab. IX 403; jährlicher Agon IGS I 20.
  • Δηραινὸς in Deraia bei Abdera, Pind. frg. 35. Lykophr. 440 mit Schol. Vgl. Δηλιανός.
  • Διδυμεὺς in Didymoi bei Milet: Orakel, von dem Geschlecht der Branchiden verwaltet (daher der Ort selbst auch Branchidai, der Gott gelegentlich Βράγχιος [Orph. Hymn. 34, 7] genannt), deren Stammvater Branchos (s. d.) es der Sage nach begründet hatte und selbst der erste Seher gewesen war, Herodot I 46. 157. VI 19. Steph. Byz. s. Δίδυμα; ausdrücklich als Spruchorakel bezeichnet, Strab. XVII 814; älter als die ionische Einwanderung, Paus. VII 2, 6. In einem wohlgepflegten Hain stand der Tempel; der ältere war von Xerxes zerstört worden (Herodot VI 19); der später von den Milesiern begonnene Neubau war [50] noch zu Strabons Zeit (XIV 684) unvollendet; über die erhaltenen Reste vgl. Newton Halicarnassus, Cnidus and Branchidae II 2, 527ff. Rayet Milet et le golfe Latmique II 25ff. pl. 30ff. Kultbild von Kanachos verfertigt, von Xerxes geraubt, von Seleukos I. zurückgegeben, Strab. XI 518. Paus. I 16, 3. II 10, 5. VIII 46, 3. IX 10, 2. Overbeck K.-M. Apollon 22; vgl. die Aufzählung der Geschenke des Seleukos CIG II 2852. Tempelinventare, datiert nach dem Stephanephoros, dem Propheten (vgl. CIG II 2884) und den Tamiai, CIG II 2855ff. Fest μεγάλα Διδυμεῖα mit Spielen gefeiert, CIG II 2883. 2888. Le Bas 224. 229; ἀγωνοθέτης, CIG II 2882. Weihungen, CIG II 2863–2865. Münzen von Milet mit der Aufschrift Διδυμεὺς Μιλησίων, Mionnet III 172, 803; Suppl. VI 212, 1245. 269, 1232. 277, 1274; Milet als τροφὸς τοῦ Διδυμέου Ἀπόλλωνος bezeichnet, Bull. hell. I 1877, 288, 65. Ausser im Branchidenheiligtum ist der Kult des Διδυμεὺς noch nachweisbar in 2) Sogdiane am Iaxartes: Altar von Alexander d. Gr. errichtet, Plin. n. h. VI 49. 3) Iasos (Karien): Weihung, Rev. des ét. grecq. VI 186. 4) Nakoleia (Phrygien): Weihung, Arch.-epigr. Mitt. VI 52. Vgl. auch den Ort Didymoi auf der Halbinsel Hermione mit einem ἱερὸν des A., Paus. II 36, 3.
  • ὁ ὲν Διοκλέοις in Dioklea bei Phanagoria: Weihung, Latyschew II 351.
  • Διονυσόδοτος im attischen Demos Phlyeis: Altar (wohl im Daphnephoreion, s. o. Δαφνηφόρος). Paus. I 31, 4. Über die Bedeutung der Epiklesis vgl. Töpffer Att. Geneal. 39. Maass Gött. gel. Anz. 1889, 813ff.
  • Δονάκτας (von der Hirtenpfeife δόναξ), Theopomp bei Hesych. s. δονάκταν.
  • Δρομαιεύς, Δρομαῖος, Epiklesis des Κάρνειος (s. u.) in Lakonien: Priester und Priesterin, CIG I 1446. Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 20. 25 (aus dem Amyklaion). Monat Δρομήιος in Priansos auf Kreta, CIG II 2556. Vgl. Wide Lakon. Kulte 84.
  • Δρύμας, Δρυμαῖος, Lykophr. 522 mit Schol. Vermutlich von dem Ort Dryinaia in Phokis hergeleiteter Beiname; wenn Tzetzes zu der Stelle den Kult nach Milet versetzt, so beruht dies, wie Wentzel (Ἐπικλήσεις V 30, 1) gesehen hat, auf einer Verwechselung von Δρυμαῖος und Διδυμαῖος.
  • Δωματίτης auf Aigina: Opfer im Monat Delphinios, Pythainetos frg. 5 (Schol. Pind. Nem. V 81).
  • Ἑβδόμειος in Attika: ἱερόν, CIA II 1653; der Fundort der Inschrift, das Dorf Keratéa, liegt wahrscheinlich an der Stelle des Demos Kephale (vgl. Loeper Athen. Mitt. XVII 1892, 398). Als Epiklesis vereinzelt, vgl. jedoch die Epitheta ἑβδομαγενὴς (Welcker Griech. Götterl. I 467) und ἑβδομαγέτης (Aisch. Sieben 800), und die Sitte dem A. jeden siebenten Monatstag zu heiligen (Schol. Ar. Plut. 1127).
  • Εἰκάδιος, Etym. M. 298, 1 (von dem an der εἰκάς, dem zwanzigsten Monatstag, dem A. dargebrachten Opfer). Eikadios als Sohn des A. s. o. Kap. V 3. Vgl. das im Heiligtum des Ἀ. Παρνήσσιος (s. u.) aufgestellte Decret der Εἰκαδεῖς, CIA II 609.
  • Ἑκατόμβαιος in 1) Athen, Hesych. s. v. Etym. M. 321, 3 (Mommsen Heort. 105ff. leugnet mit Unrecht, dass Ἑκατόμβαιος Epiklesis ist). 2) Mykonos [51] (Ἑκατόμβιος): Opfer am siebenten Hekatombaion, Dittenberger Syll. 373, 30. Der Monat Hekatombaion ist bezeugt für Athen (dort von den dem A. dargebrachten Opfern genannt, Etym. M. a. a. O. Bekk. Anekd. 247), Delos (Bull. hell. V 1881, 25ff. XIV 1890, 492ff.), Halos in Phthiotis (Bull. hell. XI 1887, 364ff. XV 1891, 569), Mykonos (s. o.), Sparta (Hekatombeus, darin das A.-Fest Hyakinthia, Hesych. s. Ἑκατομβεύς).
  • Ἐκβάσιος in Kyzikos, auch Ἰασόνιος und Κυζικηνὸς genannt: Altar am Meere, von den Argonauten errichtet, Apoll. Rhod. I 966. 1186. Sokrates Schol. Ap. Rh. I 966.
  • Ἑλείτας in Tamassos (Kypros): Weihung, Rev. arch. III. Sér. IX 1887 I 82, wo S. Reinach die Beziehung auf den A. Ὑλάτης (s. u.) von Kurion bestreitet und den Namen mit dem lakonischen Helos (Bewohner heisst nach Steph. Byz. unter anderem auch Ἑλείτας) zusammenbringt, unter Hinweis auf das ähnliche Verhältnis zwischen dem lakonischen Amyklaios (s. o.) und dem kyprischen Amyklos von Idalion. Vgl. Euting S.-Ber. Akad. Berlin 1887, 119f.
  • Ἐλελεὺς Macrob. sat. I 17, 46 mit falscher Erklärung; die richtige bei Roscher Lexik. I 436.
  • [Ἐλευθέριος. Augustus als Ἀ. Ἐλευθέριος Σεβαστὸς bezeichnet auf einer Weihinschrift aus Alabanda, CIG II add. 2903f.]
  • Ἐμβάσιος 1) in Pagasai: Altar am Meere, von den Argonauten errichtet, Apoll. Rhod. I 359. 404. 2) in Ephesos: Münze mit Aufschrift Ἀπόλλων Ἐμβάσιος Ἐφεσίων, Vaillant Num. Graec. 291. Irrig Head Journ. Hell. Stud. X 43ff. Vgl. Head HN 498.
  • Ἔναργος in Siphnos, Hesych. s. v.
  • Ἐναγώνιος in Erythrai, Dittenberger Syll. 370, 100.
  • Ἔναυρος auf Kreta, Hesych. s. v., vgl. s. ἐναύρω.
  • Ἔνθρυπτος in Athen, Harpokr. s. Ἔνθρυπτα.
  • [Ἐπάκτιος. Apoll. Rhod. I 403f. βωμὸν Ἐπακτίου Ἀπόλλωνος Ἀκτίου Ἐμβασίοιό τ’ ἐπώνυμον, schon von Brunck mit Recht in βωμὸν ἐπάκτιον Ἀπ. geändert.]
  • Ἐπήκοος in Sparta (Pisidien): Weihung. Bull. hell. XI 1887, 301.
  • Ἐπιβατήριος in 1) Trozen: Tempel, von Diomedes gestiftet, Paus. II 32, 2. 2) Side (Pamphylien): Fest Ἐπιβατήριον (ἐπιδημία der Athena und des A.), CIG III 4352–4355.
  • Ἐπικούριος in Bassai bei Phigalia: Tempel erbaut von Iktinos; der Kult gestiftet wegen Errettung aus einer Pest; das Kultbild später in Megalopolis auf der Agora, Paus. VIII 30, 4. 41, 7. Opfer auf der Agora vor dem Bilde s. u. Παρράσιος. Über den Tempel vgl. Stackelberg Der Apollotempel zu Bassae (Rom 1826).
  • Ἐπικωμαῖος in Thurioi, Theophr. frg. 97 Wimm.
  • Ἐπιμήλιος in Kamiros, Macrob. sat. I 17, 45.
  • Ἐπόψιος Hesych s. v.
  • Ἐργάτης in Megalopolis: Hermen des A. Ἀγυιεὺς und der Athena Ergane als θεοὶ Ἐργάται bezeichnet, Paus. VIII 32, 4.
  • Ἐρεθίμιος 1) in Kamiros: Tempel, Priesterliste, vgl. Hiller v. Gaertringen, Herm. XXIX 16ff. 2) in Lykien: Fest Ἐρεθύμια (so!), Hesych. s. ἐρεθύμιος (so!).
  • Ἐρέσιος in Eresos, Hesych. s. v.
  • Ἐριθάσεος bei Dekeleia (?): Priester, CIA II [52] 841. Danach Hesych. s. Ἐρισαθεύς· Ἀ. ἐν τῇ Ἀττικῇ zu verbessern.
  • Ἐρίθιος in Argos auf Kypros: ἱερόν, Ptol. Chenn. bei Phot. bibl. 153 a 15 Bk. Als Gott der Feldarbeit (ἔριθοι sind Schnitter, Feldarbeiter, Il. XVIII 550. 560) aufzufassen, demnach kein Grund, mit K. O. Müller (Proleg. 417) in ἐρυθίβιος zu ändern.
  • Ἐρίφυλλος, Hesych. s. v.
  • Ἑρμωνθίτης in Hermonthis (Aigyptos), Strab. XVII 817, den Steph. Byz. s. Ἕρμωνθις ausschreibt.
  • Ἕρσος in Anaphlystos: Felsaltar, CIA I 430. Curtius und Kaupert Atlas v. Athen. Taf. VIII 2.
  • Ἐρυθίβιος auf Rhodos: ἱερόν, Strab. XIII 613, als Abwehrer der ἐρυθίβη (= ἐρυσίβη, Kornbrand).
  • Ἐτευδανίσκος in Makedonien, barbarische mit A. identifizierte Gottheit: Weihung, Heuzey-Daumet Mission en Macédoine 319, 126.
  • Εὐρύαλος, Hesych. s. v.
  • Εὐτρησίτης in Eutresis (Boiotien): ἱερὸν mit Orakel, Steph. Byz. s. Εὔτρησις.
  • Ἑῷος auf der Insel Thynias (vor Bithynien), die nach Arrian peripl. P. Eux. 24. Anon. peripl. P. Eux. 6. Plin. n. h. VI 32 früher Apollonia hiess: ἱερὸν und Altar, Herodor. frg. 48 (Schol. Apoll. Rhod. II 684).
  • Ζηρύνθιος in Ainos (Thrakien): Tempel, Liv. XXXVIII 41.
  • Ζωστήριος 1) auf der Landzunge Zoster in Attika (mit der Sage von der Geburt des A. verknüpft, s. o. Kap. IV 1): Altäre des A., der Artemis, Leto, Athena am Strand, Paus. I 31, 1; Opfer an Leto, Artemis und A. Ζωστήριος, Steph. Byz. s. Ζωστήρ. 2) vielleicht in Amphipolis: Apollonkopf und Fackel auf Münzen, Mionnet Suppl. III pl. V 1–4. 3) in Athen, Etym. M. 414, 23; Priester, Sesselinschrift im Dionysostheater, CIA III 301; Fackellauf (Euripides πυρφόρος), Eurip. Vita I 17f. N. 4) in Kyme (Campanien)? Wenn Lykophr. 1278 die Burg von Kyme Ζωστηρίου κλιτὺς nennt, so darf man bei dem Charakter seines Machwerks daraus noch nicht mit den Scholien und Tzetzes schliessen, dass A. dort in seinem bekannten Tempel oberhalb der Sibyllengrotte wirklich diesen Kultnamen geführt habe; Ζωστήριος dient nur als Siegel für A.
  • Ζωτεάτας, ἐν Ἄργει ἀπὸ τόπου, Hesych. s. v.; nach Pantazides Ἐφημ. ἀρχ. 1885, 58ff. zu lesen Ἀρκαδίᾳ und auf die arkadische Stadt Zoitia oder Zoition (Paus. VIII 27, 3. 35, 6f.) zu beziehen.
  • Ζωτελιστὴς in Korinth, Hesych. s. v.
  • Ἠλεῖος in Argos: Xoanon, Paus. VIII 46, 3.
  • Ἥλιος. Über die verhältnismässig späte Identification von Helios und A. s. o. Kap. III 23. Als Beiname findet sich Helios öfters auf späten kleinasiatischen Inschriften, z. B. vom Nemrud Dagh (Humann-Puchstein Reisen in Kleinasien 281. 320), aus Patara (Journ. Hell. Stud. X 81), Thyateira (CIG II 3500. Bull. hell. XI 1887, 102).
  • Θαργήλιος, A. als Gott der Ernte, dem die θαργήλια, die Erstlinge des Feldbaues, dargebracht werden (Hesych. s. θαργήλια), besonders von den Ioniern verehrt, daher in Athen mit dem Δήλιος identificiert (Urkunde darüber im Daphnephoreion von Phlyeis, Theophr. bei Athen. X 424 F). Dem eigentlichen Feste am 7. Thargelion (Plut. symp. [53] probl. VIII 1, 2, 1) ging am 6. die feierliche Sühnprocession und Vertreibung der φαρμακοὶ voran (schon bei Hippon. frg. 4ff. 37 Bgk.⁴ erwähnt; vgl. Harpokr. s. φαρμακός. Suid. s. φαρμακούς. Hellad. bei Phot. bibl. 534 a 3 Bk. Tzetz. Chil. V 726); am Feste selbst (vgl. darüber im allgemeinen Mommsen Heort. 414ff.) hing man die Eiresione (zur Bedeutung der Wollbinde vgl. Diels Sibyll. Blätt. 121f.) über den Thüren auf (Schol. Ar. Ri. 729) und trug sie als ἱκετηρία herum (Archil. frg. 113 Bgk.⁴). Für das Darbringen der θαργήλια war vorbildlich die Legende von der ἀπαρχὴ der Hyperboreer (s. o. Kap. IV 3 d), an deren Übermittelung nach der attischen Version (die ältere Herodot IV 33) auch Athen beteiligt war (Paus. I 31, 2; vgl. Mommsen a. a. O. 50); die Sieger im Chortanz weihten ihre Preisdreifüsse im Pythion, Suid. s. Πύθιον. Ausser in Athen ist der Monat Thargelion noch bezeugt in 2) Amorgos (Athen. Mitt. 1876, 343). 3) Delos (CIG I 158. Bull. hell. V 1881, 25ff. XIV 1890, 492ff.). 4) Ephesos (Wood Discov. Inscr. gr. Theatre 74, 23). 5) Gambreion (Mysien) (Franz Fünf Inschr. und fünf Städte, Berlin 1840, 17). 6) Kyzikos (Dittenberger Syll. 279). 7) Paros (CIG II 2374, 39). 8) Pergamon (CIG III 3562). 9) Tenos (CIG II 2338). Das Fest in 10) Milet (Parthen. 9); vgl. auch die Sühngebräuche in 11) Massalia (Petron. frg. 1 Büch.), vielleicht auch in 12) Acharnai (Athen. VI 235 C, dazu Kaibel).
  • Θεάριος in 1) Trozen: ἱερόν, Paus. II 31, 6. Bull. hell. XVII 1893, 102. 110. 2) Aigina: Thearion, Pind. Nem. III 70, vgl. Schol. Der Name hängt mit θεωρεῖν, θεωρὸς zusammen, wie die Form Θεώριος bei Hesych lehrt.
  • Θεοξένιος in Pellene (Achaia): ἱερόν mit ehernem Kultbild und Fest Θεοξένια, Paus. VII 27, 4. Fest Θεοξένια und Monat Θεοξένιος auch in Delphoi, vgl. Wescher-Foucart 44. 46 u. s. w. Polem. frg. 36. Preller-Robert I 265. Der auf Rhodos Kos Kreta bezeugte Monat Θευδαίσιος (Θιοδαίσιος) und das Fest Θεοδαίσια scheinen dem Dionysos heilig gewesen zu sein, vgl. Dibbelt Quaest. Coae mythol. (Diss. Gryph. 1891) 64. In Rom fanden die Theoxenien ihre Nachbildung in den Lectisternien, an denen A. ebenfalls teil hatte, vgl. Diels Sibyll. Blätt. 83.
  • Θερελίμιος, Hesych. s. v.
  • Θέρμιος in 1) Olympia: Altar, Paus. V 15, 7. 2) Thermon (Aitolien): ἱερόν, Polyb. XI 7, 2.
  • Θόαξος, Hesych. s. v. Zur Deutung vgl. Welcker Griech. Götterl. II 366.
  • Θοραῖος (im attischen Demos Thorai?), Lykophr. 352.
  • Θοράτης in Lakonien, Hesych. s. v. Wohl von θορή, θόρνυμι abzuleiten.
  • Θορνάκιος, Hesych. s. v., s. u. Πυθαεύς.
  • Θούριος in Thurion bei Chaironeia: Tempel, Plut. Sull. 17.
  • Θύϊος in Milet, Hesych. s. v.
  • Θυμβραῖος im Θυμβραῖον πεδίον bei Troia: Tempel und heiliger Hain, Strab. XIII 598 (nach Demetrios v. Skepsis). Hesych. s. Θύμβρα, Θυμβραῖος. Schol. Ven. A Il. X 430. Der Ortsname von dem Kraut θύμβρα abzuleiten (Serv. Aen. III 85).
  • Θυραῖος, Macrob. sat. I 9, 6.
  • Θυρξεὺς in Kyaneai (Lykien): Orakel mit Wunderquell, Paus. VII 21, 13. [54]
  • Ἰασόνιος in Kyzikos, s. o. Ἐκβάσιος.
  • Ἰατρός, starker Kult besonders in den griechischen Colonien im Skythenland; nachweisbar in: 1) Apollonia am Pontos; ἱερόν, Arch.-epigr. Mitt. X 163. 199, vgl. Strab. VII 319. Plin. n. h. IV 92. 2) Istropolis: Priester, Arch.-epigr. Mitt. VI 37. 3) Magnesia am Maiandros (? Kyme? Metapont?): inschriftlich auf Münzen, Numism. Ztschr. V 108 (v. Sallet). Bull. hell. II 1878, 509 pl. XXIV 2 (Lambros). 4) Olbia: Latyschew Inscr. Pont. Eux. I 93. 5) Pantikapaion: Latyschew II 6. 10. 15. 6) Phanagoria: Latyschew II 348. 7) Tanais: Priester, CIG II add. 2134 a. Vgl. Aristoph. Vög. 584; Plut., 9ff. Lykophr. 1207. 1377 mit Paraphr. Tzetz. Lyk. 1206 und die Bezeichnung ἰητὴρ νόσων in einer Versweihung aus Gallien (Autun), IGI 2524.
  • Ἰθυπόρος in Olbia: Tempel, CIG II 2072.
  • Ἱκέσιος in Ephesos: inschriftlich auf Münzen, Journ. Hell. Stud. X 43ff. (Head).
  • Ἰλιεὺς in Neu-Ilion, Steph. Byz. s. Ἴλιον. CIG II 3614 d.
  • Ἴξιος in Ixiai (Rhodos), Artemidor bei Steph. Byz. s. Ἰξίαι. Der Ort ἀπὸ ἰξοῦ (von der Mistel; so wohl statt ἀπὸ Ἰξοῦ zu schreiben) λεγόμενος. Über die Bedeutung der Mistel s. o. Artikel Aberglaube Bd. I S. 61.
  • Ἰόψαφος, Hesych s. v.
  • Ἰσμήνιος, auch Ἱσμήνιος, Ἰσμείνιος, in Theben: Tempel mit berühmtem Orakel, auf einem Hügel vor der Stadt (Paus. IX 10, 2). Kultbild aus Cedernholz von Kanachos, Paus. II 10, 5. IX 10, 2. Orakel, Herodot VIII 134. Pind. Pyth. XI 3ff. Paus. IV 32, 5. Steph. Byz. s. Τεγύρα; die Weissagung geschah διὰ τῶν ἐμπύρων (Philoch. frg. 197 bei Schol. Soph. O. R. 21), daher Sophokles (a. a. O.) von μαντεία σποδὸς spricht. Opfer mit Dionysos gemeinsam, Paus. IV 27, 6. Über das Fest Δαφναφόρια und den jährlich wechselnden Priesterknaben δαφνοφόρος s. o. Δαφνηφόρος. Weihungen, Herodot. I 52. V 59f. Bull. hell. III 1879, 139. IGS I 2455. Spielende Deutung des Namens. Plut. de Ei Delph. 2.
  • Caelispex in Rom: Statue, in den Regionsverzeichnissen in der XI. Region aufgeführt.
  • Καλλίτεκνος (als Vater des Asklepios) in Pergamon: Tempel, Aristid. Heil. Red. II 294, vgl. Buresch Klaros 73. Fränkel Inschr. v. Pergamon S. 3.
  • Καλυδνεύς, Καλύδνιος auf Kalydnos bei Tenedos, Androtion bei Steph. Byz. s. Κάλυδνα.
  • Καρινός, wohl nur dialektische Form für Κάρνειος, nachweisbar in 1) Byzantion (Tochterstadt von Megara): auf Münzen nachgewiesen von W. Drexler Ztschr. f. Numism. XIX 1893, 128f.; Monat Carius, Schol. Pap. 2) Knossus: Monat Καρ.νιος (wohl Καρίνιος), Bull. hell. III 1879, 293. 3) Megara: pyramidenförmiges Steinidol im alten Gymnasion, Paus. I 44, 2; dargestellt auf Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Attika 121, 35. 36 pl. XXI 13. Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. I 8.
  • Κάρνειος (vgl. Wide Lakon. Kulte 73ff. Wide und Höfer in Roschers Lex. II 961ff.), altpeloponnesischer Gott, von den einwandernden Dorern mit A. identificiert; daher kommt er auf Inschriften gelegentlich selbständig ohne den Namen A. und mit anderen Ἐπικλήσεις versehen (s. Ἀγήτωρ, Δρομαιεύς, Οἰκέτας, Στεμματίας) vor (CIG [55] I 1446. Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 20. Paus. III 20, 9). Sein Kult galt später als allen Dorern eigen (Thuk. V 54. Paus. III 13, 4. 26, 7. Schol. Theokr. V 83); die Begründung und der Name desselben wurde daher gewöhnlich mit der dorischen Einwanderung verknüpft (Gründungssagen, Paus. III 13, 3. Konon Narr. 26. Schol. Theokr. V 83); doch ist die Erklärung des Namens bei Hesych. ἀπὸ τῶν κάρνων ἤγουν προβάτων zweifellos richtig; der Widdergott ist ein Νόμιος (s. o.). Über das Fest Karneia s. d. Der Kult ist nachweisbar in 1) Amyklai: Priester des Κάρνειος Βοικέτας und des Κάρνειος Δρομαῖος (ohne A.), Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 20; Heiligtum (τὸ Κάρνιον) in der Nähe von Amyklai, Polyb. V 19, 5. 2) Anaphe: Fest Καρνεῖα, Ἐφημ. ἀρχ. II 1840, 477. 3) Andania: Heiliger Cypressenhain Καρνειάσιον bei Andania, dort zusammen verehrt mit Hermes, Hagne und den grossen Göttern, Paus. IV 33, 4. Sauppe Die Mysterieninschrift von Andania (Göttingen 1860). Dittenberger Syll. 388 (Z. 7: Priester; Z. 34. 69: Eberopfer; Z. 99: Priesterin). 4) Argos: Fest Καρνεῖα, Thuk. V 54. Schol. Theokr. V 83. Kaibel Epigr. 465; s. o. Ἀγήτωρ. 5) Gythion (als Καρνίας), Paus. III 21, 8. 6) Kamiros: Priester, Bull. hell. V 1881, 337. Journ. Hell. Stud. IV 351f. 7) Kardamyle (Lakonien), Paus. III 26, 7. 8) Karnessopolis, alter Name für Lyktos (Kreta), Hesych. s. v. 9) Karnion (Stadt in Arkadien): erwähnt Plin. n. h. IV 20. 10) Knidos: Weihung, Le Bas 1572. 11) Kos: Fest Καρνεῖα, Paton-Hicks 38. 12) Kyrene: Pind. Pyth. V 75ff. mit Schol.; Blumenopfer und Waffentänze, Kallim. Hymn. Ap. 71ff. (vgl. Maass Herm. XXV 402f.); Fest Καρνεῖα am 7. Karneios, Plut. probl. symp. VIII 1, 2, 1. 13) Las (Lakonien): am Berg Knakadion, Paus. III 24, 8. 14) Leuktra: Xoanon, Paus. III 26, 5. 15) Lindos, Foucart Inscr. de Rhodes 62. 16) Lusitanien (Arrayólos bei Ebora): Carneus, vielleicht ein keltischer Gott, CIL II 125. 17) Oitylos (Lakonien): Xoanon auf dem Markt, Paus. III 25, 10. 18) Patmos (mit Artemis Πατμία): Weihung, Ἐφημ. ἀρχ. 1863, 262, 230f. 19) Pharai (Messenien): Heiliger Hain mit Quelle, Paus. IV 31, 1. 20) Phintias (Sicilien), IGI 256. 21) Sekyon: Adyton, Paus. II 10, 2; Tempel, Paus. II 11, 2; Priester, Euseb. chron. I 175. II 56 Sch. 22) Sparta: ἱερὸν der Eileithyia, des A. Κάρνειος und der Artemis Hegemone, Paus. III 14, 6; Priesterin des Κάρνειος Οἰκέτας und Κάρνειος Δρομαιεύς, CIG I 1446; τέμενος des Κράνιος Στεμματίας bei Sparta, Paus. III 20, 9. 23) Sybaris: Fest Καρνεῖα, Theokr. V 83. 24) Theben. Pind. Pyth. V 75ff. 25) Thera: Priester, CIG II 2467. Kaibel Epigr. 191f.; Weihung, CIG II add. 2467 b. 26) Thurioi, Theokr. V 83. Der Monat Καρνεῖος ist nachweisbar in Akragas (CIG III 5491, 8), Epidauros (Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 75), Gela (CIG III 5475, 5). Gortyn (Mus. ital. III 693. Mon. d. Lincei I 1890, 47), Kalymna (Bull. hell. VIII 1884, 31. 42). Kamiros (Bull. hell. V 1881, 337), Knossos (Mon. d. Lincei I 1890, 55), Kos (Bull. hell. VIII 1884, 42), Kyrene (Plut. probl. symp. VIII 1, 2, 1), Nisyros (Dittenberger Syll. 195), Rhodos (Amphorenhenkel CIG IV 8518, 6. Bull. hell. V 1881, 338), Sparta (ἱερομηνία, Thuk. V 54), Syrakus (Plut. Nik. 28), Tauromenion (CIG III 5640 III [56] 26). Vgl. auch Καρινός, Κερεάτας. Bei Koluth. 235 ist Karneios Beiname des Hyakinthos.
  • Καταιβάσιος in Thessalien: Opfergelübde, Zenob. IV 29. Schol. Eur. Phoin. 1408.
  • Κατάων bei den Kataonen in Kappadokien, Strab. XII 537.
  • Καυκασεὺς in Erythrai (mit Artemis Καυκασίς): Priester, Dittenberger Syll. 370, 19. Genannt nach Kaukasa auf Chios (Herodot. V 33).
  • Κερδῷος (Κερδαῖος) in 1) Larisa: Tempel, IGS I 4131. Collitz I 345. 2) Phalanna: Weihung, Collitz I 372. Vgl. Lyk. 208. Auch Beiname des Hermes, vgl. Suid. s. v.
  • Κερεάτας in Arkadien an der messenischen Grenze: ἱερόν, Paus. VIII 34, 5. Nach Pantazides (Ἐφ. ἀρχ. 1885, 58ff.) abzuleiten von einem Ort Κέρεια (Κερέα, Κέρειον), vgl. Steph. Byz. s. Βήνη· Ριανὸς γὰρ ὁ ποιητὴς Βηναῖος ἦν ἢ Κερεάτης ἢ Κρής (da Bene auf Kreta liegt, ist zu schreiben Κρὴς ἦν Βηναῖος ἢ Κερεάτης; eine Insel Kereia bei Kreta wird erwähnt Geogr. gr. min. I 280). Aber da der Fluss Karnion bei dem Heiligtum entspringt, ist Kereatas wohl eher mit dem Karneios identisch, und die Epiklesis von κέρας abzuleiten, vgl. den Altar Κεράτων auf Delos.
  • Κερκυονεὺς in Athen: Priester, CIA III 1203. Über die Form des Namens vgl. Wernicke Arch. Jahrb. VII 214f. W. Schulze Ztschr. f. vergl. Sprachf. N. P. XIII 1893, 320.
  • [Κεχηνὼς ist Epiklesis des Dionysos auf Samos und wird von Clem. Alex. Protr. II 38 irrtümlich auf A. übertragen. Vgl. Preller Polem. frg. p. 109. Welcker Griech. Götterl. II 621].
  • Cicanos (?) in Rom: Inschrift vom Esquilin, Bull. com. III 86 (Henzen).
  • Κιλλαῖος 1) in Killa (Troas): Tempel, Strab. XIII 612. Nach Strabon 2) ein Killaion auf Lesbos (vgl. Schol. Il. I 38), 3) ein Berg Κιλλαῖον bei Antandros, 4) ein Tempel in Kolonai (Troas), 5) ein Tempel in Chryse. Vgl. Macrob. sat. I 17, 48. de Witte Rev. num. 1864, 16ff.
  • Κισαυλοδδηνός, Κισαλαυδηνὸς (wohl barbarische Gottheit) in Smyrna, Athen. Mitt. XIV 96f. (Kontoleon).
  • Κισσεύς, Aischylos frg. 341 N.²
  • Κίσσιος in Alabanda: inschriftlich auf Münze, Ztschr. f. Numism. VIII 9 Taf. II 5 (Friedländer). Vgl. das Epitheton κισσεοχαίτης (Parthey Zwei Zauberpapyri, II 98 a p. 45).
  • Κλάριος in Klaros bei Kolophon (vgl. Immisch Klaros, Jahrb. f. Philol. Suppl. XVII 125ff. Buresch Klaros, Leipzig 1889): heiliger Eschenhain mit Tempel und besonders in römischer Zeit hochberühmtem Orakel, Plin. n. h. II 232. Strab. XIV 642. Paus. VII 3, 1. 5, 10 u. s. Vgl. Μουσ. τῆς Εὐαγγ. Σχολ. 1880, 187f. (Fontrier). Spiele Klaria, Paton-Hicks Inscr. of Cos 105. Die weite Verbreitung des klarischen Kultes im Römerreich zeigt folgende Liste: 1) Africa: Weihung diis deabusq. secundum interpretationem oraculi Clari Apollin. CIL VIII 8351. 2) Apameia (Bithynien): inschriftlich auf Münzen, Head HN 437. 3) Athen: Weihung, CIA III 175. 4) Britannia: Weihung auf Befehl des A. Klarios (Newcastle), s. CIL III Text zu 2880. 5) Corinium (Dalmatia): Weihung auf Befehl des A. Klarios, CIL III 2880. 6) Korinth: Erzbild, Paus. II 2, 8. 7) Moesia (Novoselo in Bulgarien): θεῶν ἀγάλματα [57] κατὰ χρησμοὺς Ἀπ. Κολοφωνίου errichtet, Arch.-epigr. Mitt. X 147. 8) Das Orakel von Rom aus befragt, Tac. ann. II 54. XII 22. 9) Sagalassos (Pisidien): Tempel, Petersen-Niemann-Lanckoroński, Städte Pamphyliens I 13.
  • Κλύτιος in Delphoi, Le Bas 891 Q, vgl. Henzen Rh. Mus. N. F. VIII 465.
  • Κνίδιος in Knidos, Anon. Laur. (Studemund Anecd. I 267).
  • ὁ ἐν Κοίλοις in Erythrai, Dittenberger Syll. 370, 78. Κοῖλοι ein Ort auf Chios, vgl. Herodot. VI 26.
  • Κοῖτος, Lykophr. 426 mit Schol. und Tzetz.
  • Κολοφώνιος s. Κλάριος.
  • Κοροπαῖος in Korope (Thessalien): alter Tempel mit Orakel und heiligem Hain, Athen. Mitt. VII 69ff. (Lolling). Vgl. Ant. Reichl Der Bundesstaat d. Magneten u. d. Orakel d. Ap. Κοροπαῖος, Progr. Deutsches Obergymn. Kleinseite Prag 1891.
  • Κόρυθος in Korone (Messenien): ἱερόν, Paus. IV 34, 7 (der ihn als Heilgott erscheinen lässt). Überlieferte Namensform Κόρυνθος; Robert (bei Preller I 274, 3) liest Κόρυθος und fasst ihn als kriegerischen Gott auf. Vielleicht eher als Kurzname für Κορυθάλειος (= Κουροτρόφος) anzusehen, vgl. die Artemis Κορυθαλία in Amyklai und Korythaleia, die Amme des A.
  • Κουρέας in Teos: Weihung, Bull. hell. IV 1880, 168. Vgl. Maass Herm. XXV 406 Anm.
  • Κουρίδιος in Amyklai: Hesych. s. κουρίδιον. Vgl. die spartanische Grabschrift Kaibel Epigr. 473, 4: Φοῖβος ἐπ’ ἠιθέοις τείμια πάντα νέμων. Od. XIX 86 mit Schol. Hes. Theog. 346ff. mit Schol. Aisch. Hik. 686f. Kallim. Hymn. Ap. 12ff. Rhianos Anth. Pal. VI 278; auch die κουρεῶτις ἡμέρα der Apaturien in Athen (Preller-Robert I 273) und den Monat Κουράλιος in Halos (Phthiotis), Bull. hell. XV 1891, 569.
  • Κούριος in Myra (Lykien): Quelle mit Fischorakel, Plin. n. h. XXXII 17. Vielleicht aus Σούριος (s. d.) verdorben.
  • Κρατεανὸς in Mysien: Weihungen, Arch. Ztg. XXXII 1874, 162f. Benndorf-Niemann Reisen in Lykien und Karien 154 Fig. 89. Bull. des Musées II 1891, 322ff. Nach Plew (Arch. Ztg. XXXIII 1875, 113. XXXIV 1876, 43) entweder von Krateia in Bithynien abzuleiten oder von einer sonst nicht bekannten Stadt Krateia in Mysien.
  • Κτίστης in Kyrene: Priester, CIG III 5141, vgl. Kallim. Hymn. Ap. 65. Auf Münzen von Apollonia (Illyrien) wird Nero Ἀ. Κτίστης genannt, Head HN 266.
  • Κυζικηνὸς in Kyzikos. s. Ἐκβάσιος.
  • Κυμνισσεὺς in Myndos (Karien): Weihung, Bull. hell. XII 1888, 280.
  • Κύνθιος auf Delos: Felsheiligtum mit Orakel am Abhang des Berges Kynthos. Arist. Wo. 596. Hor. carm. I 17, 18. 21, 2. Serv. Aen. III 92; Ecl. VI 3. Steph. Byz. s. Δῆλος. Tzetz. Lyk. 574. Vgl. Lebègue Recherches sur Délos und Rev. arch. 3. Sér. VII 1886, 245ff.
  • Κύννειος in 1) Attika, im Demos Halai Aixoneis am Hymettos: Kult, gestiftet von Kynnes, Sohn des A. und der Nymphe Παρνηθία (daher vielleicht auch am Parnes vorauszusetzen). Opfer aus den Einkünften des Thunfischfangs, Hesych. [58] Phot. s. v. Priestergeschlecht der Κυννίδαι (s. d.). 2) Korinth: Weihung, CIG I 1102. 3) Temnos (Aiolis): τέμενος, Polyb. XXXII 27, 12. Zur Erklärung vgl. Milchhoefer D. att. Apollon (Diss. München 1873) 58. M. Mayer Gig. u. Tit. 63. Toepffer Att. Geneal. 301ff. Maass Ind. lect. Gryph. 1890–91, XII.
  • Κυπεύς, Lykophr. 426 mit Schol., die es von κυπάς (= κύπασσις) ableiten; wohl eher von κύπη (nach Hesych. s. v. eine Kufe) abzuleiten; s. o. Kap. VI 2.
  • Κωμαῖος in Naukratis: Fest, Athen. IV 149 D.
  • Conservator in Aquincum (Pannonia): Weihung, CIL III 3631. Auf römischen Kaisermünzen führt A. nicht selten diesen Beinamen, vgl. Rasche Lexicon numism. I 934ff.
  • Λαιρβηνός, Λαιρμηνός, Λαρβηνός, Λαρμηνός, Λειμηνός, Λερμηνός, Λυερμηνός, Λυρμηνός, Name einer phrygischen, mit A. identificierten Gottheit, dessen Laute sich griechisch nicht genau wiedergeben liessen (daher die verschiedenen Schreibungen). Tempel mit zahlreichen Weihinschriften bei Motella, Journ. Hell. Stud. VIII 376ff. (Hogarth); andere Weihungen aus Dionysopolis, Ormele, Münzen von Hierapolis (Mionnet IV 297), vgl. Ramsay Journ. Hell. Stud. IV 328. X 216ff. Americ. Journ. arch. 1887. Nach Ramsay ist der Name abzuleiten von der isaurischen Stadt Loerbe oder Lyrbe.
  • Λακείτης in Pyla (Kypros): Weihung eines μαντίαρχος, Cesnola Cyprus 417, 12.
  • Λαρισηνὸς in Larisa bei Ephesos: Tempel, Strab. XIII 620.
  • Λαρμηνὸς s. Λαιρβηνός.
  • Λατομηνὸς in Thrakien, Dumont Inscr. de la Thrace 78.
  • Λατῷος bei Megara: ἱερόν, Paus. I 44, 10. Vgl. Eur. I. T. 1260. Aristot. Eth. Eud. 1214 a 1. Hor. carm. I 13, 18.
  • Λάφριος in Kalydon: ἱερόν, Strab. X 459.
  • Λειμηνὸς s. Λαιρβηνός.
  • Λεσχηνόριος in Larisa (Thessalien): Harpokr. s. Λέσχαι. Vgl. Plut. de Ei Delph. 2.
  • Λευκάτας 1) auf Leukas: ἱερόν auf dem gleichnamigen Vorgebirge, Thuk. III 94, 2. Prop. IV 11, 69 (Leucadius); Ruinen, Dodwell Reisen I 53 (I 70 der deutschen Übers.); alljährlich Menschenopfer von dem Felsen herabgestürzt (aetiologische Kultlegende von Kephalos), Strab. X 452; andere Legenden zur Erklärung des finsteren Brauches, Serv. Aen. III 279. Phot. bibl. 153 a 10; vgl. Töpffer Rh. Mus. XLIII 1888, 144. 2) In Nikopolis (Epeiros): inschriftlich auf Münze, Arch. Ztg. XXVII 1869, 103 Taf. XXIII 21.
  • Λεψιεύς, Λέψιος auf Lepsia, Lykophr. 1206. 1454. Vgl. Spiro Herm. XXIII 1888, 197.
  • Λιβύστινος auf dem Vorgebirge Pachynon (Sicilien), Macrob. sat. I 17, 24.
  • Λιθήσιος auf dem Vorgebirge Malea, Steph. Byz. s. v.
  • Λιταῖος in Magnesia am Maiandros: inschriftlich auf Münze, Mionnet III 152, 664.
  • Λοίμιος in Lindos, Macrob. sat. I 17, 15.
  • ὁ ἐγ Λοπτῶν in Lykien: Hymnos an A., Benndorf Reisen in Lykien 77.
  • Λυερμηνὸς s. Λαιρβηνός.
  • Λύκειος, Λύκιος, ein vielleicht ursprünglich peloponnesischer, in historischer Zeit an vielen [59] Orten der griechischen Welt verbreiteter Kult. Nachweisbar in 1) Argos: Hauptheiligtum der Stadt, auf dem Markt (ἀγορὰ Λύκειος Soph. El. 6), Tempel mit Xoanon, angeblich von Danaos gestiftet, Paus. II 19, 3f. Ἐφημ. ἀρχ. 1885, 57; προφῆτις, Plut. Pyrr. 31; Wolfsopfer Schol. Soph. El. 6; der Wolf erscheint auch auf den Münzen von Argos; vgl. CIG I 1119. 2) Athen: Lykeion, Heiligtum (Paus. I 19, 3), zugleich Gymnasion (Schol. Soph. O. R. 919. Luk. Anach. 7. Suid. s. Λύκειον. Schol. Demosth. p. 777, 18. 28 Dind.) und Amtslocal des Archon Polemarchos, Aristot. Ath. Pol. 3. Hesych. s. ἐπὶ Λύκειον. Suid. s. ἄρχων. Schol. Ar. Fried. 353. Priester, Sesselinschrift aus dem Dionysostheater, CIA III 292 (Λύκηος, vgl. Alkman frg. 73. 83 Bgk.⁴); ἐπιμελητὴς Λυκείου, CIA III 89; A. Lykeios in Athen als Retter in der Not angerufen, öfters bei den Tragikern (Aisch. Ag. 1257; Sieb. 145. Eur. frg. 705 N.). 3) Byzantion: Monat Lykeios, Schol. Pap. 4) Chaleion (ozol. Lokris): Monat Lykeios, Bull. hell. V 1881, 429. 5) Chryse, Hesych. s. Λυκαῖον. 6) Epidauros: Lykeion mit Gymnasion, Ἐφημ. ἀρχ. 1883, 89. 7) Epidauros Limera (Lakonien): Monat Lykeios, Ἐφημ. ἀρχ. 1884, 86. 8) Eresos (Lesbos): Schwur, Collitz Dialektinschr. I 281 B 30. 9) Erythrai: Priester, Dittenberger Syll. 370, 20. 10) Iaderae (Illyrien, jetzt Zara): aedituus, CIL III 2902. 11) Kalymna: Richtereid bei Zeus, A. Lykios, Ga, Bull. hell. X 1886, 240. 12) Lamia: Monat Lykeios, Ἐφημ. ἀρχ. I 1838, 138. 13) Lemnos: Quelle Λύκιον ποτόν, Schol. Soph. Phil. 1461; vgl. Hesych. Suid. s. Λυκεῖον ποτόν. Zenob. IV 99. 14) Lerna: Weihung an A. Lykeios, die Nymphen von Lerna und Dionysos, Kaibel Epigr. 821. 15) Megara: Weihung, IGS I 35. 16) Metapontion: Tempel, IGI 647; Reconstructionsversuch, L’architecture 1891, 606ff. 620ff. (Normand). 17) Am Berg Milyas in der gleichnamigen lykischen Landschaft: Heiligtum, vgl. B. Keil Herm. XXV 313ff. 18) Sekyon: Tempel, zu Pausanias Zeit zerstört, Paus. II 9, 7. 19) Xanthos: Tempel, Diod. V 56, 1. 20) In Theben einen Kult des A.-Lykeios anzunehmen, bieten Stellen wie Aisch. Sieb. 145. Soph. O. R. 203. 919, wo aus attischer Anschauung heraus A. als Lykeios angerufen wird, keine Veranlassung. 21) Auch in der Troas ist wegen der Lykier der Ilias ein Kult des A. Lykeios nicht anzunehmen, vgl. Niese Entwickl. d. homer. Poesie 111, 2.
    Schon im Altertum hat man sich um die Erklärung des Beinamens bemüht (Aisch. Sieb. 145. Paus. I 19, 3. II 19, 3f. Plut. Pyrr. 32. Macrob. sat. I 17, 36ff. Schol. Soph. El. 6. Serv. Aen. IV 377), und die Neueren sind darin gefolgt (G. Hermann Opusc. VII 289. Welcker Griech. Götterl. I 476ff. Preller-Robert I 253. Wide Skandin. Archiv I 103ff. Froehde a. a. O. 133f.); die Erklärung wird entweder durch Verknüpfung mit dem Wolf λύκος) oder mit dem Licht (lux, λύκη) gesucht. Nun finden wir aber in alter Zeit A. als eigentlichen Lichtgott überhaupt nirgends verehrt; würde schon dies negativ die Ableitung von λύκος empfehlen, so kommt hinzu, dass sich A. als Schützer der Herde und Abwehrer der Wölfe sehr gut zu anderen, namentlich peloponnesischen A.-Kulten fügt. Ich glaube [60] daher, dass Lykios ein altargivischer (vordorischer) Kult des λυκοκτόνος ist, der sich frühzeitig nach Attika und zur Zeit der grossen Wanderungen auch nach Lykien verbreitete, das für die Griechen von nun an nach dem dort eifrig verehrten Gott hiess. Erst später kam die Verbindung der Geburtslegende mit Lykien auf, auf die zweifellos das von dem Lykier Pandaros gebrauchte λυκηγενής der Ilias (IV 101. 119) anspielt, wenn es auch aus metrischen Gründen nicht ganz regelrecht gebildet ist und deshalb zu Missdeutungen Anlass gegeben hat. Die Ableitung des Namens Λυκία von Lykos ist erst attisches Machwerk, vgl. Preller-Robert I 255, 1.
  • Λυκωρεὺς in Lykoreia am Parnass, Kallim. Hymn. Ap. 19. Euphor. frg. 53. Orph. Hymn. Ap. 1. Apoll. Rhod. IV 1490 (Λυκώρειος).
  • Λυρμηνὸς s. Λαιρβηνός.
  • Μαγίριος in 1) Atienu (Kypros): Weihung, Comm. in hon. Momms. 681. 2) Pyla (Kypros): Weihungen, Rev. arch. 1874 I 91. Collitz Dialektinschr. I 120, 2.
  • Μαλεάτας, alter, ursprünglich von A. verschiedener (s. die Opferinschrift aus dem Peiraieus, CIA II 1651, ferner IGA 57. 89), später an den meisten Orten mit A. identificierter Heilgott, vgl. v. Wilamowitz Isyllos 98ff. Kult nachweisbar 1) bei Epidauros auf dem Berge Kynortion: ἱερόν, Paus. II 27, 7; Priester, Le Bas 146 b; Weihungen, CIG I 1173. Ἐφημ. ἀρχ. 1883, 148. 1881, 83ff. 2) in Lakonien gegenüber Kythera: ἱερόν, Thuk. VII 26, 2. 3) in Selinus (Lakonien): Weihung, IGA 57. 4) in Sparta: Statue oberhalb des Gasepton, Paus. III 12, 8. Nach Pantazides (Ἐφημ. ἀρχ. 1885, 58ff.) vom Vorgebirge Malea abzuleiten.
  • Μαλόεις bei Mytilene: ἱερόν, angeblich von Manto gestiftet, Schol. Thuk. III 3 (Rev. de philol. N. S. I 1877, 185). Steph. Byz. s. v.; Fest, Thuk. III 3. Die Form Μαλέοντος in der Inschrift aus Hiera (Lesbos), Collitz Dialektinschr. I 255, ist wohl nur Schreib- oder Lesefehler statt Μαλόεντος. Vgl. v. Wilamowitz Isyllos 98ff.
  • Mandulis, nubische Gottheit, mit A. identificiert, CIG III 5039.
  • Maponus, keltische Gottheit, mit A. identificiert in Weihinschriften aus Britannien, CIL VII 218. 1345.
  • Μαρμαρινὸς in Marmarion (Euboia): ἱερόν, Strab. X 446.
  • Μεγιστεὺς in Aperlai (Lykien): Weihung, CIG III add. 4301 b.
  • Medicinalis in Rom: Weihung, Arch. Ztg. XXVII 1869, 90 (Th. Mommsen).
  • Medicus in Rom: Tempel, Liv. XL 51; von den Vestalen angerufen, Macrob. sat. I 17, 15; vgl. Preller-Jordan II 234.
  • Μελάνθιος in Paphos: Weihungen. Rev. des ét. grecq. II 225ff. (S. Reinach).
  • Μεταγείτνιος in Athen: Opfer im Monat Metageitnion, Lysimachides bei Harpokr. s. Μεταγειτνιών (= Suid. s. v.). Der Monat Metageitnion (auch Pedageitnios, -nyos, Petageitnios, -nyos genannt), ausserdem nachweisbar in Chalkedon (Dittenberger Syll. 369), Delos (Bull. hell. V 1881, 27. XIV 1890, 492ff.), Diomeia (Plut. de exil. 6), Ephesos (Wood Discov. at Eph., Inscr. gr. theat. 4, 1), Kallatis in Moesien (Arch.-epigr. [61] Mitt. XI 33), Kalymna (Bull. hell. VIII 1884, 28), Kos (Paton-Hicks 36. 38), Rhegion (Not. d. Scavi 1892, 489), Rhodos (CIG III 5615 i. Porphyr. de abst. II 4), Samos (Rh. Mus. 1867, 313). Zur Deutung des Namens vgl. A. Mommsen Heort. 206f. (der die Existenz der Epiklesis wohl mit Unrecht bezweifelt). Robert Herm. XXI 167 Anm.
  • Μολοσσός, Lykophr. 426 mit Schol.
  • Monetae (?) in Rom: auf Münzen des Commodus Inschrift Apoll. Monetae, vgl. Eckhel VII 122.
  • Μουσεῖος in Megara, s. Augustus.
  • Μύλας auf dem Vorgebirge Mylantia bei Kamiros: Weihung, Journ. Hell. Stud. IV 352. Es bleibt zweifelhaft, ob Μύλας hier als Beiname des A. aufzufassen ist.
  • Μυρικαῖος auf Lesbos, Schol. Nikand. Ther. 613 (von μυρίκη, Tamariske, abzuleiten).
  • Μυρτῷος in Kyrene: Weihung, CIG III 5138. Zur Deutung vgl. Preller-Robert I 292, 2.
  • Μύστης in Daldia (Lydien), Artemid. II 70.
  • Ναπαῖος in Nape (Lesbos): ἱερὸν mit Orakel, Schol. Ar. Wolk. 144. Steph. Byz. s. Νάπη.
  • Νασιώτας in Chaleion (ozol. Lokris): Freilassung an A., CIG I 1607.
  • Νεομήνιος, als Gott des guten Monatsanfangs, Schol. Od. XX 155; daher ihm die νουμηνία heilig in Athen (Schol. Ar. Plut. 1127) und Sparta (Herodot. VI 57). Schon in der Odyssee findet das A.-Fest (XX 156. 278ff. XXI 258. 266ff.) am Neumondstage statt, vgl. das über den Zeitpunkt der Rückkehr des Odysseus XIV 162. XIX 307 Gesagte. Auf Delos ward in Lenaion dem A. und der Artemis Νουμηνία geopfert, Bull. hell. XIV 1890, 492ff.
  • Νισυρείτης in Koloë (Lydien): Weihung, Athen. Mitt. XVII 1892, 198. Natürlich auf Nisyros ebenfalls vorauszusetzen.
  • Νόμιος (auch Beiname des Aristaios, s. d.), als Beiname des A. nachweisbar in 1) Arkadien, [Aristot.] bei Clem. Alex. Protr. II 28. Cic. n. d. III 37. 2) Epidauros: Fackellauf (Weihung eines πυροφορήσας), Ἐφημ. ἀρχ. 1884, 27. 3) Auf dem Hymettos opfern Platons Eltern dem Pan, den Nymphen und dem A. Νόμιος, Olympiod. V. Plat. 19. Ael. v. h. X 21. 4) Kyrene, vgl. Maass Herm. XXV 402f. 5) Orikos (Epeiros): ἱερόν, Apoll. Rhod. IV 1216. 6) Patrai: am Markt ἱερὸν des A., darin ein Kultbild, das den Fuss auf einen Stierschädel setzt, Paus. VII 20, 3. Vgl. auch die Sagen von A.s Hirtendienst bei Admetos, Eumelos (Il. II 763ff.), Laomedon, und vom Rinderdiebstahl des Hermes. Ableitung von νόμος Gesetz, Phot. bibl. 320a 35 Bk., ähnlich Iambl. V. Pyth. 52.
  • Νυμφηγέτης auf 1) Thasos: Weihung, IGA 379 (das sogen. Nymphenrelief). 2) Samos, geweihte Grotte, Bull. hell. IV 1880, 335.
  • Ξένιος auf Chios (mit Dionysos Aktaios): Weihung, CIG II add. 2214 e.
  • Ὀγκαῖος, Ὀγκαιάτας in Onkaion (Arkadien): Tempel, Paus. VIII 25, 11; heiliger Hain, Paus. VIII 25, 9; vgl. Preller-Robert I 278, 2.
  • Οἰκέτας, Beiname des Karneios in Lakonien, Paus. III 13, 3. CIG I 1446. Auf mehreren Inschriften Βοικέτας genannt, Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 20. 25; vgl. den Ἀ. Δωματίτης und Οἰκιστὴς auf Aigina. [62]
  • Οἰκιστὴς auf Aigina: Opfer im Monat Delphinios, Pythainetos frg. 5 (Schol. Pind. Nem. V 81).
  • Οἰτόσκυρος, skythischer, mit A. identificierter Gott: Weihung, CIG III 6013. Die Schriftsteller nennen ihn bald Γογγόσυρος (Orig. c. Cels. VI 661), bald Γοιτόσυρος (Hesych.) oder Οἰτόσυρος (Herodot. IV 59).
  • Ὀπάων in Paphos: Weihung, Rev. des ét. grecq. II 225 (S. Reinach). Vgl. Roscher Ap. u. Mars 63.
  • Ὅριος in Hermion: Tempel, Paus. II 35, 2.
  • [Ὀροπεῖος in Oropeia (Boiotien), Schol. Nik. Ther. 613. Ort dieses Namens sonst nicht bekannt; vielleicht Verwechselung mit Oropos.]
  • Ὀρχιεὺς in Boiotien, Lykophr. 562 mit Paraphr.
  • Ὄσιρις s. Ὧρος.
  • Ὀτευδανὸς in Makedonien, barbarische, mit A. identificierte Gottheit (wohl identisch mit Ἐτευδανίσκος, s. o.): Weihung, Heuzey-Daumet Mission en Macédoine 319, 125.
  • Οὔλιος in 1) Delos: Theseus opfert dem A. Οὔλιος und der Artemis Οὐλία, Pherekyd. bei Macrob. sat. I 17, 21; vgl. Strab. XIV 635. 2) Lindos: Priester, Ross Inscr. ined. 272. 3) Milet: Opfer, Maiandrios bei Macrob. a. a. O.; vgl. Strab. a. a. O. Zur Erklärung des Namens vgl. Suid. s. οὔλιος. Cram. Anecd. Paris. III 211.
  • Ὀψοφάγος in Elis: ἄγαλμα, Polem. frg. 70 Pr.
  • Παγασαῖος, Παγασίτης in Pagasai: Hain und Altar, Hes. Aspis 70 mit Schol. Etym. M. 646, 39. Hesych. s. Παγασίτης; ἱερόν, Schol. Apoll. Rhod. I 238.
  • Παιάν, Παιών, als Epiklesis des A. nachweisbar in 1) Athen: Weihungen, CIA II add. 1527 b (Kaibel Epigr. 799). III 171 III 2; Schatzrechnung, CIA I 210; Fest Παιώνια, Schol. Ar. Ach. 1213. 2) Hierokaisareia (Lydien): Weihung, Bull. hell. XI 1887, 94. 3) Oropos: Altar im Amphiaraïon, Paus. I 34, 3. 4) Rom: im Gebet der Vestalen, Macrob. sat. I 17, 15; vgl. Diels Sibyll. Bl. 114. CIG in 5973c. 5) Selinus: Altar (mit Athene), IGI 269. Vgl. Preller-Robert I 277, 2. C. Pascal De Apollinis cognomine Παιάν (Studia philolog., Rom 1893). Bei Homer und Hesiod (frg. 201 Kink.) ist der Götterarzt Paieon von A. unterschieden; später wird namentlich bei den Tragikern A. häufig Paian genannt (z. B. Soph. O. R. 154. Eur. Alk. 92. 220; Herakles 820); dem Asklepios wird Paieon gleichgesetzt, z. B. bei Herond. IV 1. Wahrscheinlich ist Ἀ. Παιάν, der Gott des triumphierenden Siegesliedes, ursprünglich von dem Heilgott Παιήων, Παιὼν wirklich verschieden; erst als man sich gewöhnte, auch in A. einen Heilgott zu sehen, könnte die Verschmelzung der beiden äusserlich so ähnlichen Namen erfolgen.
  • Palatinus in Rom auf dem Palatin: Tempel, von Augustus vor der Schlacht bei Actium gelobt, 28 v. Chr. eingeweiht; in ihm seit 12 v. Chr. auch die sibyllinischen Bücher aufbewahrt. Vgl. Hecker De Ap. apud Rom. cultu (Diss. Lips. 1879) 10. Preller-Jordan 309.
  • ὁ ἐν Πάνδοις bei Magnesia am Sipylos, Dittenberger Syll. 171, 61. 85; der Ort des Heiligtums aufgefunden von Ramsay (Journ. Hell. Stud. III 38). Vgl. M. Mayer Herm. XXVII 1892, 487ff. [63]
  • Πανιώνιος in Athen: Altar, CIA III 175.
  • Παρνάσσιος, Bezeichnung des Pythios bei Aisch. Choeph. 953.
  • Παρνήσσιος am Hymettos: ἱερὸν der Εἰκαδεῖς, CIA II 609.
  • Παρνόπιος in 1) Athen: Erzstatue des Pheidias auf der Akropolis, Paus. I 24, 8. 2) Aiolis: Opfer an Ἀ. Πορνοπίων und Monat Πορνόπιος, Strab. XIII 613, vgl. Bischoff De fastis Graecorum (Leipz. Stud. VII) 350.
  • Παρράσιος in Arkadien am Ostabhang des Lykaion: ἱερόν, auch Πύθιον genannt (vgl. CIG I 1534); alljährlich auf der Agora von Megalopolis dem Ἀ. Ἐπικούριος ein Eber geopfert und unter Flötenschall zum Tempel des Ἀ. Παρράσιος gebracht, die Schenkel verbrannt und dort das Festmahl gehalten, Paus. VIII 38, 8.
  • Πασπάριος in Parion und Pergamon, Hesych. s. v. Wentzel Epikl. VII 47 bezieht Παρίοις nach Welckers (Griech. Grötterl. I 484) Vorgang auf Paros. Wahrscheinlicher die Beziehung K. O. Müllers (Dor. I² 220) auf Parion, wo ebenfalls auch sonst A.-Kult bezeugt ist, und wobei der örtliche Zusammenhang eines solchen Specialkultes deutlicher hervortritt. Die Einwohner von Parion hiessen nach Steph. Byz. s. Πάριον neben Παριανοὶ auch Πάριοι. Ich erkläre Πασπάριος von πασπάρη (= πασπάλη, feinstes Mehl), also ein Schützer des Korns und seiner Producte, vgl. den Mäuseapoll Smintheus der Gegend.
  • Παταρεὺς in Patara (Lykien): Lykophr. 920 mit Schol. Hor. carm. III 4, 64; Tempel, Paus. IX 41, 1; heiliger Hain und Orakel, Serv. Aen. IV 377, vgl. Herodot. I 182. Appian. B. Mithrid. 27; Zeus und A. mit Löwen, Kultgruppe von Bryaxis, Clem. Al. Protr. IV 41 P.; nach delischer Sage bringt A. die sommerliche Jahreshälfte auf Delos, die winterliche in Patara zu, Serv. Aen. IV 143. Vgl. CIG III 4293.
  • Πατρῷος in 1) Athen, ursprünglich als Ahnherr der adeligen Geschlechter, später in der Bedeutung verallgemeinert zum Stammvater des ionischen Stammes als Vater des Ion (vgl. Plat. Euthyd. 302 C. Schol. Ar. Wolk. 980. 1470; Vög. 1526), bereits im 5. Jhdt. mit dem Πύθιος verknüpft und identifiziert (vgl. Eurip. Ion, der nur den Volksglauben künstlerisch ausgestaltet. Thuk. VI 54. Dem. XVIII 274. Harp. s. Ἀ. Πατρῷος). Über den Kult vgl. A. Mommsen Heort. 51f. U. Köhler Athen. Mitt. 1887, 186. R. Schöll Sat. Sauppio oblata 173. Töpffer Att. Geneal. 5ff. Als Πατρῷος ist A. Sohn der Athena (s. o. Kap. IV 1); als Πατρῷος wird er im Schwur der Heliasten angerufen (Poll. VIII 122), führte ihn jeder Athener bei Beteuerungen im Munde (Ar. Ach. 59; Wolk. 372 u. s. w.), und die gewählten Archonten wurden gefragt, ob sie am Ἀ. Πατρῷος und Ζεὺς Ἑρκεῖος teil hätten. Tempel im Kerameikos mit Kultbild von Euphranor, Paus. I 3, 4; Priester, CIA III 279. 456. 647. 687; Weihungen, CIA II 1518. III 116. 176; Altar, CIA III 175. 2) Balbura (Pisidien): Priester, Le Bas 1221. 3) Delos: Altar, Censorin. d. d. nat. II 3. 4) Oinoanda (Lykien): Priester, Bull. hell. X 1886, 225.
  • Περμινωδέων in Perminodeis (Pisidien): Felsheiligtum, Journ. Hell. Stud. VIII 227f. (A. H. Sayce). [64]
  • [Πλαρασεύς? im Didymaion bei Milet. Unsichere Lesung CIG II 2862.]
  • Πλατανίστιος bei Trozen, nahe dem Ort Εἰλεοί: Tempel, Paus. II 34, 6.
  • Ποδαλείριος, Anon. Laurentian. de XII deor. cogn. (Studemund Anecd. I 267).
  • Ποίμνιος auf Naxos: Macrob. sat. I 17, 45.
  • Πορνοπίων s. Παρνόπιος.
  • Πριαπαῖος in Priapos (Mysien): Orakel, Hellanikos bei Schol. Lyk. 29.
  • Πριηνεὺς in Samos: Weihung (Hase), IGA 385. Vorauszusetzen in Priene.
  • Προκαθηγεμὼν in Kalymna: Priester, Bull. hell. VIII 1884, 28.
  • Προόψιος auf dem Hymettos: Altar, Paus. I 32, 2.
  • Propugnator auf Münzen der späteren römischen Kaiser, vgl. Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. III 59.
  • Προπύλαιος in 1) Kallipolis (thrak. Chersonesos): Weihung, Kaibel Epigr. 1034, vgl. Herm. XIX 261 Anm. 2) Kremna (Pisidien): inschriftlich auf Münze, Head HN 590.
  • Προστατήριος in 1) Athen: als Schützer des Ein- und Ausgangs an den Thüren verehrt, Schol. Soph. El. 637; O. C. 919 (vgl. προστάτας. Soph. Trach. 208); Opfer vor der Ekklesia an Ἀ. Προστατήριος und Artemis Bulaia, CIA II 390. 392. 408. 417. 431. 432. 459. 472. Ἐφημ. ἀρχ. 1890, 151; Weihungen, CIA III 175. 178. 2) Chaironeia: Monat Προστατήριος, Plut. Symp. III 7. 3) Megara: ἱερόν, Paus. I 44, 2, vgl. A. v. Velsen Arch. Ztg. XII 1854, 421*; Weihungen, CIG I 1070. IGS I 39. 40. 4) Olbia Προστάτας): Weihungen, CIG II 2067–2075. Latyschew I 50–73.
  • Προφύλαξ in Aigiale (Amorgos): Weihung, Bull. hell. XV 1891, 597 nr. 24.
  • Πτώϊος (Πτωϊεύς) 1) bei Akraiphiai auf dem Berge Ptoon: Tempel, Paus. IX 23, 6. Bull. hell. VIII 1884, 514. IX 1885, 475ff. 520ff. X 1886, 66ff. 98ff. IGS I 2712, 101. 2713; τέμενος, Herodot. VIII 135. IGS I 4130. 4131; Orakel (Paus. IV 32, 5), weissagt den Barbaren in ihrer Sprache, Herodot. VIII 135. Plut. de def. orac. 5; Asylrecht, Bull. hell. XIV 1890, 21. IGS I 4153. 4154; Priester, IGS I 4135; Spiele Πτώϊα, Bull. hell. XIV 1890, 59ff. 201ff.; Weihungen der Akraiphier (Collitz I 570. 571. IGS I 2710. 2724. 2729–2732. 2735. 4136. 4137. 4156–4160), der Βοιωτοί (IGS I 2724 a–e), der Thespier (IGS I 4155). S. auch oben Kap. IV 1. Ausserdem der Kult nachweisbar in 2) Elateia: Priester, Bull. hell. X 1886, 372.[WS 1] 3) Orchomenos: Spiele Πτώϊα, IGS I 4138. 4) Oropos: beschickt die Πτώϊα in Akraiphiai, IGS I 351. Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 43f. 5) Thespiai: Spiele Πτώϊα, IGS I 4140ff. (so wohl das Wort [Θεσπι]έων zu ergänzen, vgl. o. die Weihung der Thespier). 6) Thisbe: Spiele Πτώϊα, IGS I 4139.
  • Πυγμαῖος, Anon. Laur. de XII deor. cogn. (Studemund Anecd. I 267). Vgl. Πύκτης.
  • Πυθαεύς, Πυταιεύς, in 1) Argos: Tempel auf der Larisa (Kultbild Δειοαδιώτης genannt, s. d.), Orakel mit Prophetin, Thuk. V 53, 1. Paus. II 24, 1. 2) Asine: ἱερόν, Paus. II 36, 5. 3) Epidauros: Opfer, Thuk. V 53, 1. 4) Hermion: Tempel, Paus. II 35, 2 (angeblich als Filiale von Argos). 5) Kynuria: Weihung, IGA 59. 6) Lindos: [65] Priester, Ross Inscr. ined. III 272. Arch.-epigr. Mitt. VII 136. 7) Megara: Tempel mit altertümlichem Xoanon, Paus. I 42, 5 (nennt ihn Pythios); ἀρχιερεύς, CIG I 1065; Spiele Πυθάηα, Πυθάεια, CIG I 1058. Le Bas 42b, vgl. Schol. Pind. Nem. V 84. 8) Bei Sellasia auf dem Berge Thornax (von Hesych. Θορνάκιος genannt): ἄγαλμα (ähnlich dem Ἀμυκλαῖος, also bewaffnet; das von Kroisos für dies Bild gesandte Gold wird für den Ἀμυκλαῖος verwandt), Herodot. I 69. Paus. III 10, 8; vgl. E. Curtius Peloponnesos II 259. 9) Sparta: auf der Agora an dem Platze Choros (Tanzplatz am Feste der Gymnopaidia), Statuen des A. Pythaeus, der Artemis und Leto, Paus. III 11, 6; Opfersendung nach Argos, Diod. XII 78, 1; ob die CIG I 1420. 1429 auf spartanischen Inschriften genannten Spiele Πυθάηα sich auf das megarische Fest oder auf ein gleichnamiges lakonisches beziehen, ist ungewiss. Nach Maass (Ind. lect. Gryph. 1891–92 XIII) ist der später allgemein mit dem pythischen Gotte identificierte Pythaeus ursprünglich eine von diesem verschiedene Gottheit.
  • Πύθιος (dialektisch auch Πύτιος und Ποίτιος) in Delphoi (s. d.); älteste, sagenhafte Tempel, Paus. X 5, 9ff.; der λάϊνος οὐδός (schon dem Epos bekannt, Il. IX 404f.; Od. VIII 79ff. Hymn. Ap. Pyth. 116ff.) des Trophonios und Agamedes brannte Ol. 58, 1 ab (Herodot. II 180. Paus. X 5, 13); der spätere Tempel von den Alkmeoniden erbaut, Pind. Pyth. VII 10ff. Herodot. V 62; über die erhaltenen Reste und ihre Reconstruction vgl. Foucart Rev. arch. VIII 1883, 43ff. H. Middleton Journ. Hell. Stud. IX 282ff., Weiteres werden die jetzt im Gange befindlichen Ausgrabungen lehren. Ausserhalb des Tempels der heilige Omphalos, Paus. X 16, 3, vgl. Preller-Robert I 266. Als Opfertier gilt das Rind (vgl. den Monat Bukatios, ferner Bull. hell. V 1881, 164 B 7 und das symbolische Rinderopfer Poll. VI 74). Über das delphische Festjahr (3 Wintermonate herrscht Dionysos; im Bysios A.s Rückkehr von den Hyperboreern [s. o. Kap. IV 3 d], Fest Theophania; im Theoxenios Fest Theoxenia; im Bukatios die Pythien) vgl. Preller-Robert I 265f. Orakelerteilung in der Regel durch die einem Erdspalt im Adyton entströmenden kalten Dämpfe (Preller-Robert 285, 5. Stützle D. griech. Orakelwesen II., Progr. Gymn. Ellwangen 1891, 13ff.), bisweilen auch durch das Rauschen des heiligen Lorbeers (Hom. Hymn. Ap. Pyth. 215f. Ar. Plut. 212f. s. o. Kap. III 5); über die Legende von der Besitzergreifung des Orakels durch A. s. Kap. II. Besonders unter dem Einfluss der Verehrung seitens der Dorer gewann das delphische Orakel allmählich eine allgemeinere Bedeutung für das gesamte griechische Leben (Näheres s. Art. Orakel) und hat vor allem bei der Colonisationsthätigkeit der Griechen eine hervorragende Rolle gespielt. Die Verbindung, in der es mit den meisten griechischen Staaten stand, fand ihren Ausdruck in Festgesandtschaften (z. B. Athen, ferner die Staaten, welche das χρυσοῦν θέρος sandten: Apollonia, Eretria, Magnesia, Metapontion, Myrina) oder in besonderen an der heiligen Stätte errichteten Schatzhäusern (Agylla-Caere, Athen, Knidos, Korinth, Massalia, Potidaia, Sekyon, Siphnos, Spina, Syrakus); so wird das Heiligtum in hellenistischer [66] Zeit als κοινὸν τῶν Ἑλλήνων bezeichnet (Dittenberger Syll. 149, 10. 150, 7); so wollte Platon in seinem Idealstaat die Ordnung des Gottesdienstes, Totenkult u. s. w. dem pythischen Gotte überlassen (Staat IV 427 B). Bemerkenswert sind die zahlreichen inschriftlich erhaltenen Freilassungen in Form eines Verkaufs an A. (CIG I 1688–1724. Wescher-Foucart Inscr. de Delphes 19ff. Bull. hell. V 1881, 408). Über die Pythien s. Art. Πύθια, über die Kultlegenden (Geburt, Pythonkampf, Hyperboreer) s. o. Kap. IV.
    Ausser in Delphoi ist der in der gesamten griechischen Welt verbreitete Kult des Ἀ. Πύθιος noch bezeugt für 2) Agylla (Caere): Schatzhaus in Delphoi, Strab. V 220 (vgl. Herodot. I 167). 3) Aigina: Tempel, CIA II 545. Pind. Nem. III 119 mit Schol. (= Θεάριος, s. d.). 4) Aitolien: Fest Soteria vom κοινὸν der Aitoler zu Ehren des Zeus Soter und des A. Pythios eingesetzt, Dittenberger Syll. 149, 8. 5) Alexandreia: inschriftlich auf Münze des Nero, Mionnet VI 68, 207. 6) Ambrakia: Opfer, Ant. Lib. 4. 7) Anaphe: Weihungen (z. T. mit Artemis Soteira), CIG II 2481. add. 2481 b. c. d. Bull. hell. I 1877, 287. 8) Apollonia: χρυσοῦν θέρος, Plut. de Pyth. or. 16. 9) Apulum (Dacien): Weihungen, CIL III 1133. 1138. 10) Argos: Spiele Πύθια, Le Bas 119. 11) Athen (= Πατρῷος, Thuk. VI 54, 3. Demosth. XVIII 180. Harpokr. s. Ἀπ. Πατρῷος): Tempel Πύθιον, angeblich von Peisistratos gebaut, Thuk. II 15, 3. Suid. s. Πύθιον. Hesych. s. ἐν Πυθίῳ; darin der von dem jüngeren Peisistratos gestiftete Altar, Thuk. VI 54, 6 = CIA IV 373 e; ἄγαλμα beim Olympieion, Paus. I 19, 1; Priester, Sesselinschrift aus dem Dionysostheater, CIA III 247; Schatzurkunde, CIA I 212; Altarweihung, CIA III 175; im Pythion die Preisdreifüsse der Thargelien geweiht, Suid. s. Πύθιον; Schatzhaus in Delphoi, Paus. X 11, 5; Festgesandtschaft nach Delphoi, CIA II 550. 1388, vgl. Toepffer Herm. XXIII 321ff.; das A.-Heiligtum der Kephaliden am Korydallos (s. Δαφναῖος) auf delphischen Befehl errichtet, Paus. I 37, 7. 12) Augusta Kaisareia (Syrien): Fest Πύθια, Le Bas 1839. CIG III 4472. 13) Caere s. Agylla. 14) Chalkedon: Πύθια, Arch.-epigr. Mitt. VIII 219f. 15) Chalkis: Altar, IGA 374. 16) Chartagenna (Thrakien?): Πύθια, Arch.-epigr. Mitt. VIII 219f. 17) Chios: Gesandtschaft nach Delphoi, Herod. VI 27. 18) Delos: Pythion, vgl. Lebègue, Rev. arch. 3. Sér. VII 1886, 250. 19) Dreros (Kreta): Schwur bei Ἀ. Ποίτιος, Mus. ital. III 659ff. 20) Ephesos: Tempel am Hafen, Kreophylos bei Athen. VIII 361 E (FHG IV 371). 21) Eretria: ἀνθρώπων ἀπαρχαὶ nach Delphoi, Plut. de Pyth. or. 16. 22) Erimopolis (Kreta): Priester des Ἀ. Πύθιος, Bull. hell. IX 1885, 20. 23) Gortyn (Kreta): Πύθιον, ausgegraben, Mon. d. Linc. I 9ff. tav. I–V; danach die innere Stadt genannt, Steph. Byz. s. Πύθιον; Schwur bei Ἀ. Πύτιος, Mus. ital. III 692. S. o. Γορτύνιος. 24) Gortyn (bei Megalopolis): Pythion, CIG I 1534; vgl. Παρράσιος. 25) Halos (Phthiotis): Monat Πυθοῖος, Heuzey Rev. arch. N. S. XXXI 1876, 256. Heuzey-Daumet Miss. en Macéd. 431ff., 214. Bull. hell. V 1881, 424. XI 1887, 364ff. 26) Hierapytna (Kreta): Schwur, CIG II 2555. 27) Ios: ἱερόν, Ross Inscr. ined. 95. 96. 317. 318, vgl. Athen. Mitt. II [67] 1877, 79; Priester, Bull. hell. I 1877, 136. 28) Itanos (Kreta): Bürgereid, Mus. ital. III 564; Priester, ebd. 588. 29) Iulis (Keos): Pythion, Dittenberger Syll. 79, 22. Mus. ital. I 202. 30) Kamiros: Priester, Bull. hell. V 1881, 337. 31) Karthaia (Keos): Spiele Pythia, Altar und heiliger Lorber[WS 2], Ant. Lib. 1. 32) Knidos: Schatzhaus in Delphoi, Paus. X 11, 5; Fest Δωρεῖα mit pythischen Agonen, Bull. hell. V 1881, 231. 235. 33) Korinth: Schatzhaus in Delphoi, Paus. X 13, 5. 34) Korkyra: Tempel und heilige Quelle, IGA 347. 35) Kreta (s. Dreros, Erimopolis, Gortyn, Hierapytna, Itanos, Lappa, Lato, Lyktos): Monat Ποίτιος, Dittenberger Herm. XVI 168, 1. 36) Kroton: Tempel, Iambl. V. Pyth. 9. 37) Laodikeia (Syrien): Πύθια, Le Bas 1839. CIG III 4472. 38) Lappa (Kreta): Tempel (?), Ehrendecret für die Tenier, gefunden in Tenos, Bull. hell. VII 1883, 249. 39) Lato (Kreta): Schwur, Mus. ital. I 145. 40) Lindos: Priester, Arch.-epigr. Mitt. VII 136. Bull. hell. IX 1885, 112; Weihung, ebd. 104; vgl. Πυθαεύς. 41) Lyktos (Kreta): Schwur, CIA II 549. 42) Magnesia a. M.: ἀπαρχαὶ nach Delphoi, Plut. de Pyth. orac. 16. 43) Marathon: Altar, Philoch. Schol. Soph. O. C. 1047. 44) Massalia: Schatzhaus in Delphoi, Diod. XIV 93, 4. 45) Megara s. Πυθαεύς. 46) Melitaia (Phthiotis): Monat Πυθοῖος, Heuzey Rev. arch. N. S. XXXI 1876, 256. Bull. hell. V 1881, 424. 47) Metapontion: χρυσοῦν θέρος nach Delphoi, Strab. VI 264. 48) Minoa (Amorgos): Tempel und Weihung der κορδακισταί, CIG II add. 2264 o. 49) Mylasa (Karien): Priester, Le Bas 415. 50) Myrina: χρυσοῦν θέρος nach Delphoi, Plut. de Pyth. or. 16. 51) Naukratis: Priester, Athen. IV 149 E. 52) Oinoe (Attika): Pythion (Opfer vor Abgang der Festgesandtschaft von Athen nach Delphoi), Philoch. Schol. Soph. O.C. 1047. 53) Olympia: Altar vor der Proëdria (dabei Altar des Dionysos), Paus. V 15, 4. 54) Paros: Pythion, Ross Inscr. ined. 147. 55) Pergamon: Priester, Jahrb. d. Preuss. Kunstsamml. IX 88 (Fränkel). 56) Perinthos: Πύθια, Arch.-epigr. Mitt. VIII 219f. 57) Pheneos: Tempel in Trümmern, am Altar noch geopfert (mit Artemis), Paus. VIII 15, 5. 58) Philippopolis: Πύθια, Arch.-epigr. Mitt. VIII 219f. 59) Potidaia: Schatzhaus in Delphoi, Paus. X 11, 5. 60) Praeneste: Weihung, CIL XIV 2847. 61) Pythion, Ort in Bithynien am Meerbusen von Astakos, Steph. Byz. s. Πύθιον. 62) Pythion, Ort am Olympos (Thessalien): Spiele Πύθια, Steph. Byz. s. Πύθιον; vgl. Plut. Aem. Paul. 15. Liv. XLIV 2. 32. 63) Rom: Weihung nach Delphoi, CIL III 566. Verbindung mit Delphoi erst seit dem 2. punischen Kriege, alles Frühere sagenhaft, vgl. Preller-Jordan I 301. Diels Sibyll. Blätt. 46, 3. 64) Samos: alter Tempel, Paus. II 31, 6; Πύθια, Suid. s. Πύθια; Weihung CIG II 2248 a. 65) Sekyon: Schatzhaus in Delphoi, Paus. X 11, 1; Πύθια, Pind. Nem. IX 20 mit Schol. Boeckh Expl. Pind. 454. 66) Seleukeia: Kultbild, von Verus nach Rom entführt, Ammian. Marc. XXIII 6, 24. 67) Sidon: Weihung an Ἀ. Δελφικός, Le Bas 1866 a; vgl. Philostr. I 84, 9. 214, 18 Kays. 68) Sikinos: Tempel, CIG II add. 2447 b. 69) Sillyon (Pamphylien): Ἀπέλων Πύθιος, IGA 505. Niemann-Petersen-Lanckoroński Städte Pamph. I 54, 30; Priester, ebd. und 57. [68] 70) Siphnos: Schatzhaus in Delphoi, Herodot. III 57. Paus. X 11, 2. 71) Spina (Gallia Cisp.): Schatzhaus in Delphoi, Strab. V 214. 72) Syrakus: Schatzhaus in Delphoi, Paus. X 11, 5. 73) Tegea: ἱερὸν in Trümmern, Paus. VIII 54, 5. 74) Thasos: Strafgeld an Ἀ. Πύθιος zu zahlen (also wohl ἱερόν), CIG II 2161. 75) Theben: ἱερόν, Collitz Dial.-Inschr. I 705. IGS I 2524; Spiele Πούθια, Collitz I 710; Schatzhaus in Delphoi, Paus. X 11, 5. 76) Thessalonike: Πύθια inschriftlich auf Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Macedonia 125, 125. 126. 127, 133. 135. 77) Thyateira: Priester (der Tyrimnas Pythios genannt), CIG II 3500. Bull. hell. XI 1887, 102. 78) Tralles: inschriftlich auf Münze, Mionnet IV 184, 1065; Πύθια, Le Bas 598. CIG II 4472. add. 1172. 79) Troas: Πύθια, Arch.-epigr. Mitt. VIII 219f. 80) Trozen: Πύθια, von Diomedes eingesetzt, Paus. II 32, 2. 81) Zeleia: ἱερόν, Dittenberger Syll. 113, 36; Orakel, Strab. XIII 588 (damals bereits eingegangen).
  • Πύκτης in Delphoi: Opfer, Plut. symp. probl. VIII 4, 6. Vgl. Πυγμαῖος und Kap. VI 8.
  • Πύξιος in Pyxa auf Kos: Schol. Theokr. VII 130.
  • Ῥανισκεληνὸς in Thrakien: Weihung, Arch.-epigr. Mitt. XIV 1891, 150.
  • Resef-Mikal s. Ἀμυκλαῖος
  • ὁ ἐν Σαβηρίδαις in Erythrai: Dittenberger Syll. 370, 103.
  • Σαλγανεὺς in Salganeus (Boiotien): Steph. Byz. s. v. (wohl Σαλγανείτης zu lesen).
  • Salutaris in Rom: Weihung, Arch. Ztg. XXVII 1869, 90 (Th. Mommsen); auf Münzen des Caracalla und der späteren Kaiser öfters so bezeichnet (Beispiel Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. III 58).
  • Sandaliarius in Rom: Statue, von Augustus im Vicus gleichen Namens errichtet, Sueton. Octav. 57. 70, vgl. Jordan Herm. IV 233. Preller-Jordan I 311; Weihung, Bull. com. V 162.
  • Σαρπηδόνιος in Seleukeia (Kilikien): ἱερὸν mit Orakel, Diod. XXXII 11, 2. Zosim. I 57, 3 (sendet Vögel zur Vertilgung der Heuschrecken). Vgl. Rohde Psyche 175, 3.
  • Σελινούντιος in Orobiai (Euboia): Orakel, Strab. X 445.
  • Σικερηνὸς in Ergissa (Thrakien), mit Nymphen verehrt: Statue, abg. Bull. hell. VI 1882, 178; Weihung, ebd. V 1881, 128. Wohl von τὸ σίκερα (ein berauschendes Getränk, Hesych. s. v. Weitere Citate in H. Stephanus Thesaurus s. v.).
  • Σιτάλκας in Delphoi: Colossalstatue, Paus. X 15, 2.
  • Σκιαστὴς in Lakonien: Lyk. 561 mit Schol., wo es als Tänzer erklärt wird.
  • Σμινθεύς, Σμίνθιος, ein besonders in der Troas gepflegter Kult (CIG II 3577. IV 7029 c. Grohmann Apollon Smintheus, Prag 1862), zunächst wohl als Verderber der schädlichen Feldmäuse gedacht (σμίνθος angeblich kretisch = Maus, Schol. Lyk. 1303), vgl. die Stiftungslegende Strab. XIII 605. Lyk. 1303 mit Schol. Serv. Aen. III 108. Ael. n. a. XII 5. Polemon bei Clem. Al. protr. II 39; daraus ergab sich die Maus als Attribut des Orakelgottes, und hieraus wieder ihre Auffassung als ζῶον μαντικώτατον (Plin. n. h. VIII 82. Aelian n. a. I 11); vgl. Tümpel in Roschers Lex. II 1430f. Der Kult ist nachweisbar in 1) Alexandreia (Troas): Tempel Σμίνθειον, Le Bas[69] 1036. CIG II 3582; Ruinen von Spratt aufgefunden, Rev. arch. XI 448; heiliger Hain, Paus. X 12, 6; νεωκόρος (Sibylle Herophile), Paus. X 12, 5; Kultbild auf Münzen mit Maus auf der Hand, Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. V 25–28. 30–33. 2) bei Arisba (Lesbos): Smintheion, vgl. Tümpel Philol. N. F. III 103f. 3) Athen: Weihung, CIA II 1597. 4) Chryse (Troas): ἱερόν, Strab. XIII 604. 612; Xoanon (den Fuss auf eine Maus setzend) von Skopas, Strab. XIII 604. Eustath. 34, 13ff. (Il. I 39). 5) Eryx: Monat Sminthios, CIG III 5517. 6) Hamaxitos (Troas): ἱερὸν Σμινθίου und zwei τόποι, genannt Σμίνθια, Strab. XIII 605; unter dem Altar zahme weisse Mäuse gehalten, Maus bei dem Dreifuss aufgestellt, Aelian n. a. XII 5. 7) Katana: Monat Sminthios, CIG III 5657 b. 8) Koressia (Keos): ἱερὸν Σμινθαίου Ἀπόλλωνος, Strab. X 487. 9) Kreta (?): nach Schol. Lyk. 1303 ist σμίνθος = Maus kretisch. 10) Larisaia (Troas): Sminthion, Strab. XIII 605. 11) Lindos: Sminthion, Strab. XIII 605. 12)  Messana: Monat Sminthios, CIG III 5619 c. 13) Methymna: προφήτης τοῦ Σμινθέως Ἀπόλλωνος, CIG II add. 2190 b. 14) Parion: Ort τὰ Σμίνθια, Strab. XIII 605. 15) Phintias (jetzt Licata, Sic.): Monat Sminthios, CIG III 5751, 36. 16) Poieessa (Keos): ἱερὸν Σμινθαίου, Strab. X 487. 17) Rhegion: Monat Sminthios, Notizie d. Scavi 1892, 487. 489. 18) Rhodos: Sminthion, Strab. XIII 605. Athen. III 74 F; Fest Sminthia, Apoll. Lex. Hom. s. Σμινθεῦ; Monat Sminthios, vgl. Bischoff De fastis (Leipz. Stud. VII) 383. 19) Sminthe (Troas): Nach Aristarch (Schol. Il. I 39) Ἀ. Σμινθεὺς von dieser Stadt genannt, dagegen Apion (Apoll. Lex. a. a. O.); vgl. die Münzen mit der Aufschrift Σμινθαίων νεωκόρων, Rasche Lex. num. IV 1183. 20) Tenedos: ἱερόν, Strab. XIII 604. Il. I 37ff.
  • Σούριος in Sura bei Myra (Lykien): Fischorakel, Plut. de soll. an. 23. Polycharmos bei Steph. Byz. s. Σοῦρα. Aelian n. a. VIII 5; Weihungen, CIG III 4303 i. k. Vgl. Κούριος.
  • Σπηλαΐτης in Themisonion (Phrygien): Grottenheiligtum mit Herakles und Hermes gemeinsam, Paus. X 32, 5.
  • Σπόδιος in Theben: Altar mit Kultlegende, Paus. IX 11, 7. 12, 1. Vgl. Soph. O. R. 21 mit Schol. (Philochoros).
  • Στεμματίας, Beiname des Karneios (s. d.) in der Nähe von Sparta: τέμενος, Paus. III 20, 9.
  • Στεφανηφόρος in 1) Iasos: Weihung, Rev. des ét. grecq. VI 186. 2) Antandros, vgl. Fabricius Sitz.-Ber. Akad. Berlin 1894, 905. Zur Bedeutung s. Gnaedinger De Graecorum magistratibus eponymis (Diss. Strassburg 1892) 18.
  • Στρατάγιος auf Rhodos: Ἀπόλλωνος Στραταγίου θιασῶται, Ross Inscr. ined. III 282.
  • Sosianus in Rom: Tempel, Plin. n. h. XXXVI 28; Kultbild aus Cedernholz, von C. Sosius aus Seleukia weggeführt, Plin. n. h. XIII 53.
  • Σωτὴρ in 1) Ambrakia: Opfer, Ant. Lib. 4. 2) Apollonia (Pisidien): Priester, Bull. hell. XVII 1893, 258. 3) Epidauros: Weihung an Ἀ. Μαλεάτας Σωτήρ, Ἐφημ. ἀρχ. 1883, 148. 4) Ikonion: Tempel, CIG III 3994; A. und Artemis unter den θεοὶ Σωτῆρες, CIG III 3993. 5) Ios: Priester, Bull. hell. I 1877, 136. 6) Rom: Weihung κατὰ κέλευσιν Ἀ. Σωτῆρος, CIG III 5974 B. 7) Seleukia (Pierien): Priester, CIG III 4458. [70] Vgl. auch das Fest Soteria in Aitolien (Pythios nr. 4) und Eustath. Makremb. X 16, 2. XI 11, 2.
  • Τακοδομείτης in Kyzikos: Weihung, Arch. Anz. 1891, 132 XI 4. Rev. arch. 1891, 12.
  • ὁ ἐν Ταμύναις in Tamynai bei Eretria: ἱερόν, Harpokr. s. Ταμύναι; Weihungen, Rhangabé Ant. hell. 957. Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 160.
  • Ταρραῖος in Tarra (Kreta), Steph. Byz. s. Τάρρα.
  • Ταρσεύς, Τάρσιος in 1) Tarsos, Dion Chrys. XXXIII Anf. (Attribut Dreizack?; vgl. jedoch Lolling bei Wieseler De diis trident. gerent. [Gotting. 1872] 7). Plut. de def. or. 41 (Attribut Messer). Ihm wohl das von Koldewey (Aus der Anomia 178ff.) als griechischer Prachttempel hellenistischer oder römischer Zeit erwiesene sog. Grab des Sardanapal in Tarsos geweiht. 2) Athen: Weihung, CIA III 236. 3) Dionysopolis (Phrygien): Weihung, Journ. Hell. Stud. X 226 (Ramsay). 4) Koloë (Lydien): Weihung, Berl. Mus. Sculpt.-Verz. 681 (Attribut Doppelaxt).
  • Τελχίνιος in Lindos, Diod. V 55, 2. Vgl. Tümpel Philol. N. F. IV 43ff.
  • Τεμενίτης in Syrakus: Statue, Cic. Verr. IV 119. Suet. Tib. 74. Ael. v. h. I 20, 3.
  • Τεμπείτας in Gyrton (Thessalien): CIG I 1767 (= Collitz Dialektinschr. I 368).
  • Τενεάτης in Tenea bei Korinth: ἱερόν, Strab. VIII 380. Vgl. Paus. II 5, 4.
  • Τερμινθεύς, Lykophr. 1206 mit Tzetz. (von τέρμινθος, Terebinthe).
  • Τετράχειρ und Τετράωτος in Lakonien: altertümliches Kultbild, Sosibios (Zenob. I 54. Diogen. I 5. Apost. I 93. Hesych. s. κυνακίας, κουρίδιον. Anon. Laur. bei Studemund Anecd. I 267).
  • Τιλφούσιος, Τιλφώσσιος in Tilphossion am gleichnamigen Berge (Boiotien): ἱερόν, Strab. IX 411. Vgl. Hom. Hymn. Ap. Pyth. 66ff. Lykophr. 561 mit Paraphr.
  • Τόξιος in Sekyon: Hesych. s. Τοξίου βουνός.
  • Tortor in Rom: Statue, Suet. Octav. 57. 70. Vgl. Jordan Herm. IV 233. Preller-Jordan I 311.
  • Τράγιος in Tragia (Naxos): Steph. Byz. s. Τραγία. Vgl. Arch.-epigr. Mitt. XIII 179, 5 (Szanto).
  • Τράμβιος, Anon. Laur. de XII deor. cogn. (Studemund Anecd. I 267).
  • Τριόπιος auf dem Vorgebirge Triopion bei Knidos: Bundesheiligtum der dorischen Pentapolis (Lindos, Ialysos, Kamiros, Kos, Knidos, früher auch Halikarnassos), wo auch Agone gefeiert wurden, Herod. I 144. Thuk. VIII 35, 3. Dion. Hal. IV 25, 4. Schol. Theokr. XVII 69.
  • Τυρβηνός: Hesych. s. v. Vielleicht verdorben aus Λυρβηνός (s. o. Λαιρβηνός); vgl. auch das Dionysosfest Τύρβη), Paus. II 24, 6.
  • Τυρίμνας, Τύριμνος, Τυριμναῖος, einheimischer (nach Boeckh makedonischer) mit A. identificierter Gott, nur in Thyateira nachweisbar; galt dort als Ahnherr (προπάτωρ), hatte ein τέμενος (Bull. hell. XI 1887, 478) und starken Kult (CIG II 3493. 3497. 3500. Bull. hell. a. a. O. 102), der seit Caracalla mit dem Kaiserkult verbunden wurde (Bull. hell. a. a. O. 105, 26); Spiele Τυρίμνεια, Τυρίμνηα, Τυρίμνηος πανήγυρις, Bull. hell. a. a. O. 105f. 453. 460. 464. Athen. Mitt. XVI 132. Vgl. Clerc De rebus Thyatirenorum comm. epigr. (Diss. Paris. 1893) 71ff.
  • Ὑάκινθος, Ὑακίνθιος, altpeloponnesischer Gott [71] seit der dorischen Einwanderung mit A. identificiert bezw. mit dem A.-Kult vereinigt. Nachweisbar in: 1) Akrai (Sicilien): Monat Hyakinthios, CIG III 5439. add. 5456 b 2. 14. 32. 2) Amyklai: Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 22. 255; Fest Hyakinthia, Thuk. V 23, 4. 3) Anaphe: Fest Hyakinthia, Ἐφημ. ἀρχ. II 1840 nr. 477. 4) Athen: Hyakinthion, Έφημ. ἀρχ. 1884, 170, 52. 5) Byzantion: Monat Hyakinthios, Schol. Pap. 6) Eryx: Monat Hyakinthios, CIG III 5502. 5513. 5524. 5532 b. 5534. 7) Halasarna (Kos): Monat Hyakinthios, Paton-Hicks Inscr. of Cos 367. 368. 8) Kalymna: Monat Hyakinthios, Bull. hell. VIII 1884, 28. 9) Katana: Monat Hyakinthios, CIG III 5659 c. 5672. 5675. 5675 c. 10) Leontinoi: Monat Hyakinthios, CIG III 5748 b c. 11) Rhegion: Monat Hyakinthios, Notizie d. Scavi 1892, 489. 12) Rhodos: Monat Hyakinthios, CIG II 2525 b 85. 13) Syrakus: Monat Hyakinthios, CIG III 5377 b. 5381. 5382 b. 5384. 14) Tarent: Grab des Hyakinthos, der auch A. Hyakinthos heisse, Polyb. VIII 28, 2. 15) Tenos: Phyle Ὑακινθεῖς, CIG II 2338. 16) Thera: CIG II add. 2465f. Vgl. Maass Herm. XXV 405f.
  • Vindonnus, keltischer mit A. identificierter Gott, vgl. Mém. de la Soc. des Antiq. de France 1888, 207 (Thédénat).
  • Ὑλάτης,[WS 3] vorzugsweise auf Kypros, in 1) Amamassos: Steph. Byz. s. Ἀμαμασσός. 2) Erystheia: Steph. Byz. s. Ἐρύσθεια. 3) Hyle: Priester, Le Bas 2811, vgl. S. Reinach Rev. des ét. grecq. II 227. 4) Kurion: τέμενος, Nonn. Dion. XIII 445; Tempel (Ael. n. a. XI 7) aufgefunden von Ross (Arch. Ztg. III 99ff.), Ausgrabungen daselbst, Bull. hell. III 93; heiliger Hain mit zahmen Hirschen, Ael. a. a. O. Schol. Lykophr. 448. 5) Paphos: Weihungen, Collitz Dialektinschr. 31, 4. 32, 2. 6) Tembros: Steph. Byz. s. Τέμβρος. Ausserdem 7) bei Magnesia a. M. (Ort Hyle): Höhle mit uraltem Kultbild, das Kraft verleiht. Paus. X 32, 6.
  • Ὑμήττιος auf dem Hymettos: Hesych. s. Ὑμηττής (zu verbessern Ὑμήττιος).
  • Ὕντινος auf dem Berg Rheskynthos (Thrakien): Tempel, Schol. Nik. Ther. 460.
  • Ὑπακραῖος in Athen: Grotte am Nordabhang der Akropolis, Paus. I 22, 4; mit dem pythischen Gotte bereits zur Zeit von Euripides Ion, der darauf fusst, in Beziehung gesetzt; Weihungen CIA III 91. 92. Vgl. Curtius-Kaupert Atlas v. Athen IX 4. Wachsmuth Stadt Athen I 247. Gött. Nachr. 1873, 498 (Lolling). Athen. Mitt. 1878, 144 (U. Köhler). Toepffer Att. Geneal. 268.
  • Ὑπαταῖος in Hypata (Thessalien), Ἐφημ. ἀρχ. 1884, 24, 64.
  • Ὑπερβόρειος in Kroton: Pythagoras will den Krotoniaten als Ἀ. Ὑπερβόρειος verehrt, Aristot. bei Ael. v. h. II 26. Diog. Laert. VIII 11. Iambl. V. Pyth. 6. 19. 28. S. o. Kap. IV 3 d.
  • Ὑπερτελεάτας bei Epidauros Limera: ἱερὸν gemeinsam mit Asklepios (vgl. Paus. III 22, 10, der dort zwar nicht Ἀ. Ὑπερτελεάτας, aber ein ἱερὸν des Asklepios Ὑπερτελεάτης bezeugt); die Weihinschriften lassen ihn als Heilgott erkennen. Ausgrabungen und Funde Πρακτικὰ. 1885, 31ff. Ἐφημ. ἀρχ. 1884, 81, 1. 8. 86ff. 197ff. 1885, 58ff. Bull. hell. IX 1885, 243.
  • Usil, etruskischer, mit A. als Usil-Aplu identificierter [72] Gott, vgl. Milani Notizie d. Scavi 1892, 463ff.
  • Φαναῖος in Phanai (Chios): Hesych. s. v. Serv. Georg. II 98; Tempel und Hain von Dattelpalmen, Strab. XIV 645; über die Trümmer des Tempels vgl. Conze Philol. XIV 157. Bull. hell. III 1879, 323.
  • Φιλήσιος im Didymaion bei Milet: Statue von Kanachos, Plin. n. h. XXXIV 75. Grund der Benennung die Sage von Branchos (s. d.), daher Varro bei Schol. Stat. Theb. VIII 198: Philesii Apollinis nequitia. Symbolische Erklärung Macrob. sat. I 17, 49. Konon Narr. 33 giebt als Namensform Φίλιος. Der in Trapezus mit Hermes zusammen verehrte Philesios (Arrian. Peripl. 3) ist vielleicht als Hypostase des A. aufzufassen.
  • Φόριος: Anon. Laur. de XII deor. cogn. (Studemund Anecd. I 267).
  • Φύλλιος in Phyllos (Thessalien): ἱερόν, Strab. IX 435.
  • Φύξιος: Philostr. Her. 179, 6 Kays.
  • Φυτάλμιος: Anon. Laur. de XII deor. cogn. (Studemund Anecd. I 267).
  • Χαλάζιος, von Prokl. bei Phot. bibl. 321 b 31 Bk. als Beiname des Ismenios in Theben angeführt. Vielleicht die v. l. Γαλάξιος (s. o.) vorzuziehen.
  • Χρηστήριος in Aigai (Aiolis): Tempel (jedenfalls auch Orakel), Athen. Mitt. X 273; Weihungen, CIG II 3527. Bull. hell. X 1886, 293.
  • Ὠρεινόμος: Anon. Laur. de XII deor. cogn. (Studemund Anecd. I 267).
  • Ὠρίκιος in Orikos (Kreta): Schol. Nik. Ther. 516.
  • Ὧρος oder Ἀρόηρις in Ägypten häufig mit A. identificiert, vgl. Herodot. II 144. Diod. I 13, 4. 17, 3ff. Plut. Is. et Os. 61. CIG III 4839. 4859. IV 7045. Rev. arch. N. S. XXI 111, 3. So nennt ihn der orph. Hymn. XXXIV 2 Μεμφίτης, und lässt ihn Ant. Lib. 28 in einen Sperber verwandelt werden. Dem Osiris gleichgesetzt erscheint A. auf den Inschriften Collitz Dialektinschr. I 72, 2. IGI 719. Vgl. auch den Ἀ. Ἀιγύπτιος in Epidauros.
  • Ὠτακός, in Atienu (Kypros): Weihung, Comm. in hon. Momms. 682 (Neubauer, der die Epiklesis von οὖς und ἀκέομαι ableitet).

VIII. Kultstätten.

A. Griechenland.[RE 4]

a. Attika (vgl. Milchhöfer Über den att. Apollon, Diss. München 1873). 1) Acharnai s. Agyieus, Thargelios. 2) Anaphlystos s. Hersos. 3) Athen s. Agyieus, Alexikakos, Apotropaios, Boëdromios, Gephyraios, Daphnephoros, Delphinios, Delios, Hekatombaios, Enthryptos, Zosterios, Thargelios, Kerkyoneus, Klarios, Lykeios, Metageitnios, Neomenios, Paian, Panionios, Parnopios, Patroos, Prostaterios, Pythios, Smintheus, Tarseus, Hypakraios, Hyakinthos. 4) Dekeleia s. Erithaseos. 5) Diomeia s. Metageitnios. 6) Halai (Aixoneis) s. Kynnaios. 7) Hymettos s. Hymettios, Nomios, Parnessios, Proopsios. 8) Kephale s. Hebdomeios. 9) Kikynna: Fest Ἀπολλώνια, Schol. Ar. Wolk. 134. 10) Korydallos s. Daphnaios. 11) Marathon s. Delios, Pythios. [73] 12) Oinoe s. Pythios. 13) Parnes s. Parnessios. 14) Phaleron s. Delios. 15) Phlyeis s. Daphnephoros, Dionysodotos. 16) Plotheia: Fest Ἀπολλώνια, CIG I 82, 8. 17) Prasiai: ἱερόν, mit der Hyperboreersage verknüpft, Paus. I 31, 2; vgl. Lolling Athen. Mitt. IV 1879, 358. 18) Thorai s. Thoraios. 19) Zoster s. Zosterios.

b. Boiotien (s. Orchieus). 1) Akraiphiai s. Akraiphios, Ptoos. 2) Chaironeia s. Daphnephoros, Prostaterios. 3) Delphinion s. Delphinios 4) Eutresis s. Eutresites. 5) Galaxion s. Galaxios. 6) Auf dem Helikon: Erzgruppe, A.s Streit mit Hermes um die Leier, Paus. IX 30, 1; Verbindung mit dem Musendienst, vgl. Pind. frg. 122. Sapph. frg. 147 (PLG III⁴ 135). Δελτ. ἀρχ. 1890, 113f. Bull. hell. XV 1891, 389. 7) Hysiai: Tempel (zu Pausanias Zeit verfallen) und Quellorakel, Paus. IX 2, 1. 8) Onchestos: Localisierung der Sage vom Rinderdiebstahl, Hom. Hymn. Herm. 88. 166ff. 9) Orchomenos s. Delios, Ptoos; mit den Chariten zusammen verehrt, s. o. Kap. VI 5. 10) Oropeia s. Oropeios. 11) Oropos s. Delphinios, Paian, Ptoos. 12) Salganeus s. Salganeus. 13) Tanagra s. Delios; Tempel mit Artemis und Leto gemeinsam, Paus. IX 22, 1. Bull. hell. II 1878, 339*. 14) Tegyra: Tempel mit Orakel und heiligem Hain, s. o. Kap. IV 1. 15) Tenerisches Feld: nach dem A.-Sohn Teneros benannt, Paus. IX 26, 1. 16) Theben s. Boëdromios, Daphnephoros, Ismenios, Karneios, Lykeios, Pythios, Spodios, Chalazios. 17) Thespiai s. Ptoos; Orakel, Schol. Arat. 223, vgl. Maass Ind. lect. Gryph. 1894 IV. 18) Thisbe s. Ptoos. 19) Thurion s. Thurios. 20) Tilphossion s. Tilphossios; vgl. K. O. Müller Orchomenos² 41.

c. Thessalien (s. Kataibasios). 1) Aisonis, Apoll. Rhod. I 411. 2) Arne, Hyg. fab. 275. 3) Atrax: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Thessaly 14 pl. II 8. 4) Eretria bei Pharsalos: ἱερόν, angeblich von Admetos gestiftet, Strab. X 447. 5) Gomphoi: Münze. Bull. hell. V 1891, 289. 6) Gyrton s. Tempeitas; Münze, Bull. hell. V 1881, 290. 7) Halos (Phthiotis) s. Boedromios, Genetor, Hekatombaios, Kuridios, Pythios; Priester des A., Bull. hell. XV 1891, 566. 8) Hypata s. Hypataios. 9) Kierion: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Thessaly 15 pl. XXXI 2. 10) Korope s. Koropaios. 11) Lamia s. Lykaios; Monat Ἀπελλαῖος, Ἐφημ. ἀρχ. I 1838, 123; Münze, Bull. hell. V 1881, 291. 12) Larisa s. Kerdoios, Leschenorios; in Deipnias bei Larisa nimmt der Daphnephoros- (s. d.) Knabe die erste Mahlzeit ein, Steph. Byz. s. Δειπνιάς. 13) Melitaia (Phthiotis) s. Pythios. 14) Metropolis: Münzen, Bull. hell. V 1881, 294. Brit Mus. Cat. Coins, Thessaly 36 pl. VII 8. XXXI 5. 15) Pagasai s. Embasios, Pagasaios. 16) Phalanna s. Kerdoios. 17) Pherai, s. die Admetossage. 18) Phyllos s. Phyllaios. 19) Pythion s. Pythios. 20) Tempe s. Daphnephoros, Tempeitas.

d. Phokis. 1) Abai s. Abaios. 2) Ambryssos: Weihung, CIG II 1726. 3) Delphoi s. Boathoos, Theoxenios, Klytios, Pythios, Pyktes, Sitalkas; Monat Apellaios, IGS 4135. 4) Drymaia s. Drymas. 5) Elateia s. Ptoos; mit Hermes und den Chariten zusammen genannt, Bull. hell. XI 1887, 341. 6) Kirra: Tempel gemeinsam mit Artemis und Leto, Paus. X 37, 8. 7) Krisa s. Delphinios. 8) Kyparissos: hiess später Apollonia, [74] Steph. Byz. s. Ἀπολλωνία. 9) Lilaia: ἱερόν (daneben eins der Artemis), Paus. X 33, 4. 10) Lykoreia, s. Lykoreus. 11) Parnassos s. Parnassios.

e. Lokris. 1) Ozolisch (s. Agyieus): Amphissa (vgl. Liebesverbindungen: Geliebte Amphissa, Sohn Amphissos), Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Central Greece 13, 1. 2; Apollonia, Steph. Byz.[RE 5] s. Ἀπολλωνία; Chaleion s. Lykeios, Nasiotas, Monat Apellaios, Collitz 1927; Oiantheia: Monat Apellaios, Collitz 1908; Tolophon: Monat Apellaios, ebd. 1954. 2) Opuntisch: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Centr. Greece 7, 51–56 pl. II 7; Opus, Opfer an A., Hermes, Musen. Ἐφημ. ἀρχ. 1874, 443. 3) Epiknemidisch: Thronion, Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Centr. Greece 12, 2. 3 pl. II 15.

f. Aitolien (s. Agyieus, Pythios). 1) Kalydon s. Laphrios. 2) Naupaktos: Ἀπολλώνιον daselbst, Thuk. II 91, 1. 3) Thermon s. Thermios.

g. Akarnanien. 1) Aktion s. Aktios. 2) Anaktorion: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Thessaly 171 pl. XXVII 11. 3) Apollonia (eine der Echinaden): Steph. Byz. s. Ἀπολλωνία. 4) Leukas s. Aktios, Leukatas. 5) Thyrreion: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Thessaly 193 pl. XXX 1.

h. Isthmos und Umgebung. 1) Megaris: Megara s. Agraios, Archegetes, Augustus, Dekatephoros, Delphinios, Delios, Karinos, Latoos, Lykeios, Museios, Prostaterios, Pythaeus (vgl. auch Megareus o. S. 32, 55); Tripodiskos: Tempel, Paus. I 43, 8. 2) Korinth s. Augustus, Boason, Zotelistes, Klarios, Kynneios, Pythios; Temenos mit Kultbild an der Peirene, Paus. II 3, 3; Tenea s. Teneates. 3) Sekyon s. Karneios, Lykeios, Pythios, Toxios; alter Tempel, [Aristot.] mirab. ausc. 59; heiliges Land, Polyb. XVIII 16, 1. Liv. XXXII 40; Colossalstatue auf dem Markt, von Attalos errichtet, Polyb. a. a. O.; μάντεις, Paus. II 7, 7. 4) Phlius: ἱερὸν nahe dem Markt, dabei ein Omphalos, Paus. II 13, 7.

i. Argolis (s. Zoteatas). 1) Argos s. Agetor, Agyieus, Deiradiotes, Dekatephoros, Eleios, Karneios, Lykeios, Pythaeus, Pythios; auf dem Berge Lykone (mit Cypressenhain) Tempel der Artemis Orthia, darin Bilder des A., der Artemis und Leto von Polykleitos, Paus. II 24, 5. 2) Asine s. Pythaeus. 3) Didymoi s. Didymeus. 4) Epidauros s. Aigyptios, Karneios, Lykeios, Maleatas, Nomios, Pythaeus, Soter; Spiele Ἀπολλώνεια (oder -νιεῖα), Ἐφημ. ἀρχ. 1883, 30. 91; Monat Apellaios, Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 75; Liste der Heilungen des A. und Asklepios, Ἐφημ. ἀρχ. 1883, 211ff.; Weihungen, Ἐφημ. ἀρχ. 1883, 31f. 152ff. 237. 1884, 26. 1885, 30. 189f. 194. 5) Hermion s. Horios, Pythaeus; einen dritten Tempel ohne Epiklesis erwähnt Paus. II 35, 2. 6) Lerna s. Lykeios. 7) Tiryns: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Peloponnesus pl. XXX 15. 16. 8) Trozen s. Agyieus, Epibaterios, Thearios, Platanistios, Pythios.

k. Lakonien (vgl. S. Wide Lakon. Kulte, Leipz. 1893) s. Dromaieus, Thorates, Maleatas, Oiketas, Skiastes, Tetracheir, Tetraotos. 1) Amyklai s. Dromaios, Karneios, Kuridios, Hyakinthos. 2) Boiai: Tempel auf der Agora, Paus. III 22, 13. 3) Epidelion s. Delios. 4) Epidauros Limera s. Lykeios, Hyperteleatas. 5) Geronthrai: Tempel auf der Akropolis, auf der Stelle eines verbrannten älteren errichtet, mit dem allein [75] erhaltenen Elfenbeinkopfe des alten Kultbildes Paus. III 22, 7; vgl. CIG I 1334. Le Bas 228 a. b. 6) Gythion s. Karneios; Localisierung des Dreifussstreites s. o. Kap. VI 3; auf der Agora Statuen der Stadtgründer A. und Herakles sowie des Dionysos, Paus. III 21, 8; ein ἱερὸν ποτὶ τᾷ ἀγορᾷ erwähnt Le Bas 242 a. 7) Kardamyle s. Karneios. 8) Las s. Karneios. 9) Kynuria s. Pythaeus. 10) Leuktra s. Karneios. 11) Malea s. Lithesios. 12) Oitylos s. Karneios. 13) Pitane: Heiligtum, Kaibel Epigr. 473. 14) Pyrrichos s. Amazonios. 15) Selinus s. Maleatas. 16) Sellasia s. Thornakios, Pythaeus; Temenos, Xen. hell. VI 5, 27. 17) Sparta s. Akritas, Aphetaios, Delphinios, Hekatombaios, Karneios, Maleatas, Neomenios, Pythaeus, Stemmatias. 18) Tainaron s. o. Kap. VI 7. 19) Zarax: Tempel am Hafen, Paus. III 24, 1.

l. Messenien (s. Delios). 1) Amphigeneia s. o. Kap. IV 1. 2) Andania s. Karneios. 3) Korone s. Argeotas, Korythos. 4) Kyparissiai: ἱερόν, Paus. IV 36, 7. 5) Pharai s. Karneios. 6) Pylos s. o. Kap. VI 3. 4.

m. Elis. 1) Elis s. Akesios, Opsophagos; Monat Apollonios, Schol. Pind. Ol. III 35. 2) Olympia s. Thermios, Pythios; Altar ohne Epiklesis, Paus. V 15, 7; Altar mit Hermes gemeinsam, Paus. V 14, 8; A., Artemis, Leto, Statuen im Heraion, Paus. V 17, 3.

n. Achaia. 1) Aigeira: sehr alter Tempel mit unbekleidetem Xoanon, Paus. VII 26, 6. 2) Boline s. o. S. 29, 55. 3) Dyme: ἱερόν, Bull. hell. II 1878, 98. 4) Patrai s. Nomios; am Hafen Erzbilder des Ares und A., weiterhin ein heiliger Hain mit Tempeln des A. und der Aphrodite, Paus. VII 21, 10f. 5) Pellene s. Theoxenios.

o. Arkadien (vgl. Immerwahr Die Kulte und Mythen Arkadiens I, Leipzig 1891) s. Kereatas, Nomios, Parrasios. 1) Bassai s. Epikurios. 2) Charisiai: Münze, Mionnet Suppl. IV 277, 33. 3) Gortyn s. Pythios. 4) Kaphyai: Münze, Brit. Mus. Cat. Coins, Peloponnesus 178, 2 pl. XXXIII 5. 5) Karnion s. Karneios. 6) Kyllene: dem A. und Hermes geheiligt, Etym. M. s. Κυλλήνιος. 7) Lykosura: Xoanon im Heiligtum des Pan, Paus. VIII 37, 12. 8) Mantineia: Doppeltempel des Asklepios und der Leto mit ihren Kindern, darin die Kultgruppe der Leto und der Letoiden von Praxiteles, Paus. VIII 9, 1. Vgl. Bull. hell. XII 1888, 105ff. 1–3 (Fougères). Americ. Journ. of arch. VII 1ff. pl. 1. Weihung, IGA 100. 9) Megalopolis s. Agyieus, Epikurios, Ergates, Parrasios; mit Hera und den Musen vereint (früher in Trapezus), Xoana vor dem Aphroditetempel, Paus. VIII 31, 5; gemeinsames ἱερὸν des A. mit Hermes und den Musen (zu Pausanias Zeit in Trümmern), Paus. VIII 32, 2; Sitzbild im Tempel des Asklepios Pais, Paus. VIII 32, 5. 10) Onkaion s. Onkaios. 11) Orchomenos: Münzen, Mionnet Suppl. IV 283, 64. Head HN 378 12) Pallantion: Münze, Brit. Mus. Cat. Coins, Peloponnesus 192, 1 pl. XXXV 21. 13) Pheneos s. Pythios. 14) Tegea s. Agyieus, Pythios; Tempel, gestiftet vom Kreter Cheirisophos, Paus. VIII 53, 7. 15) Trapezus s. Megalopolis. 16) Zoitia s. Zoteatas.

B. Die Inseln.

1) Aigilia s. Aigileus. 2) Aigina s. Delphinios, [76] Domatites, Thearios, Oikistes, Pythios. Vgl. Kap VI 7; Tempel ohne Epiklesis, Paus. II 30, 1. 3) Amorgos (s. Delios, Thargelios): a. Aigiale s. Prophylax. b. Minoa s. Delios, Pythios. 4) Anaphe s. Aigletes, Anaphaios, Asgelatas, Karneios, Pythios, Hyakinthos; Weihung, Journ. Hell. Stud. IX 90 (Hicks). 5) Andros: Münze, Brit. Mus. Cat. Coins, Crete etc. 88, 23 pl. XX 19. 6) Astypalaia: Weihung, Ἐφημ. ἀρχ. II 1840 nr. 688. 7) Chios s. Agretes, Boëdromios, Delphinios, Delios, Kaukaseus, ὁ ἐν Κοίλοις, Xenios, Pythios, Phanaios. 8) Delos s. Archegetes, Genetor, Hekatombaios, Thargelios, Kynthios, Metageitnios, Patroos, Pythios. 9) Euboia. a. Chalkis s. Delphinios, Delios, Pythios. b. Eretria s. Daphnephoros, Pythios; Weihungen, Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 141. 154. 158. Athen. Mitt. XVII 204. c. Karystos: Münze, Brit. Mus. Cat. Coins, Central Greece 102, 12 pl. XVIII 10. d. Marmarion s. Marmarinos. e. Orobiai s. Selinuntios. f. Tamynai s. ὁ ἒν Ταμύναις. 10) Imbros: Münze, Brit. Mus. Cat. Coins, Thrace 214, 11. 11) Ios s. Pythios, Soter. 12) Ithaka: heiliger Hain, Od. XX 278. 13) Kalaureia s. Kap. VI 7. 14) Kalydnos s. Kalydneus. 15) Kalymna s. Boëdromios, Delios, Karneios, Lykeios, Metageitnios, Prokathegemon, Hyakinthos. 16) Karpathos: Tempel, Bull. hell. XII 1888, 156. 17) Keos (s. Delios). a. Iulis s. Pythios; Altar ohne Epiklesis, CIG II 2367. b. Karthaia s. Aristaios, Pythios; ἱερόν, CIG II 2353. 2357. 2364–2366, vgl. Athen. X 456 F. c. Koressia s. Smintheus. d. Poieessa s. Smintheus; ἱερόν, Mus. ital. I 198. 18) Kephallenia: a. Panormos: Antipatros Anth. Pal. X 25. b. Same: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Peloponnesus 90, 1. 2 pl. XVIII 9. 10. 19) Korkyra s. Pythios. 20) Kos (s. Boëdromios, Delios, Karneios, Metageitnios, Triopios). a. Halasarna s. Delios, Hyakinthos; Kult mit Herakles, Paton-Hicks 367; Weihung, Bull. hell. V 1881, 198. b. Pyxa s. Pyxios. 21) Kreta (s. Amyklaios, Enauros, Pythios, Smintheus). a. Amyklaion s. Amyklaios. b. Apollonia s. Dekatephoros. c. Aptera: Münze, Brit. Mus. Cat. Coins, Crete 9, 9 pl. II 9. d. Chersonasos: Münze, Brit. Mus. Cat. Coins, Crete 16, 1 pl. IV 1. e. Dreros s. Delphinios, Pythios. f. Eleuthernai (hiess nach Steph. Byz. s. Ἀπολλωνία früher Apollonia): Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Crete pl. VIII 5–13. Bull. hell. XII 1888, 411. Ἐφημ. ἀρχ. 1889. 201f. πίν. XI 24–26. XII 1. g. Elyros: Weihung nach Delphoi, Paus. X 16, 5. h. Erimopolis s. Pythios. i. Gortyn s. Amyklaios, Gortynios, Karneios, Pythios. k. Hierapytna s. Dekatephoros, Pythios. l. Itanos s. Pythios. m. Karnessopolis s. Karneios. n. Kerea s. Kereatas. o. Knossos s. Delphinios. Karinos, Karneios. p. Kydonia: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Crete 31, 23. Ἐφημ. ἀρχ. 1889, 201 πίν. XI 23 (Svoronos). q. Lappa s. Pythios. r. Lato s. Pythios. s. Lyktos s. Pythios. Vgl. Kallim. Hymn. Ap. 33. t. Naxos: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Crete 59, 1. 2 pl. XIV 11. u. Olus s. Delphinios; Monat Apellaios, Bull. hell. III 1879, 294. v. Orikos s. Orikios. w. Praisos: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 71, 7. 72, 12 pl. XVII 9. XVIII 2. x. Priansos s. Dromaieus. y. Rhithymna; Münze, Brit. Mus. a. a. O. 78, 1 pl. XIX 8. z. Tarra s. Tarraios. aa. Tylisos: Münzen, [77] Brit. Mus. a. a. O. 80, 1. 2 pl. XIX 8. 22) Kypros. a. Amamassos s. Hylates. b. Argos s. Erithios c. Atienu s. Magirios, Otakos; τέμενος Comm. in hon. Momms. 682. 692f. (Neubauer). d. Erystheia s. Hylates. e. Hyle s. Hylates. f. Idalion s. Amyklaios. g. Kurion s. Hylates. h. Paphos s. Melanthios, Opaon, Hylates. i. Pyla s. Lakeites, Magirios. k. Salamis: Münze, Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. II 44. l. Tamassos s. Alasiotas, Heleitas. m. Tembros s. Hylates. 23) Kythnos: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Crete etc. 98, 1–3. 6. 7 pl. XXII 20–22. 24. 24) Lemnos s. Lykeios. 25) Lepsia s. Lepsieus. 26) Lesbos (s. Myrikaios). a. Arisba s. Smintheus. b. Eresos s. Eresios. c. Hiera s. Maloeis. d. Auf dem Berge Lepetymnos: ἱερόν, Antig. Kar. 17. e. Methymna s. Smintheus. f. Mytilene s. Maloeis. g. Nape s. Napaios. 27) Leukas s. o. S. 74, 23. 28) Melos: Münze, Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. III 18. 29) Mykonos s. Hekatombaios. 30) Naxos (s. Delios, Poimnios). a. Tragia s. Tragios. 31) Nisyros s. Karneios, Nisyreites. 32) Paros s. Delios, Thargelios, Pythios. 33) Patmos s. Karneios. 34) Pordoselene: ἱερόν, Strab. XIII 619. 35) Rhodos (s. Boëdromios, Delios, Erythibios, Karneios, Metageitnios, Smintheus, Stratagios, Hyakinthos). a. Ialysos s. Triopios. b. Ixiai s. Ixios. c. Kamiros s. Aeigennetes, Epimelios, Erethimios, Karneios, Mylas, Pythios, Triopios. d. Lindos s. Karneios, Loimios, Ulios, Pythaeus, Pythios, Smintheus, Telchinios, Triopios. 36) Samos s. Metageitnios, Nymphegetes, Prieneus, Pythios. 37) Sikinos s. Pythios. 38) Siphnos s. Enagros, Pythios; Stadt Apollonia daselbst, Steph. Byz. s. Ἀπολλωνία. 39) Tenedos s. Smintheus. 40) Tenos s. Thargelios, Hyakinthos; Monat Apellaion, CIG II 2338, 15. 41) Thasos s. Nymphegetes, Pythios. 42) Thera s. Archegetes, Delphinios, Karneios, Hyakinthos; Priesterin des A. und der Kybele, Rev. arch. N. S. XII 215ff. 43) Thynias s. Heoos. 44) Zakynthos: Tempel, Plut. Dion 23.

C. Italien.

a. Gallia Cisalpina. 1) Aquileia s. Augustus, Belenus. 2) Brescia, CIL V 4198 a. 4199. 3) Cremona, CIL V 4127. 4) Legiunum, CIL V 5514. 5) Mediolanum, CIL V 5762. 6) Patavium. CIL V 2782. 7) Rovigo, CIL V 2463. 8) Spina s. Pythios. 9) Susa, CIL V 7232. 10) Verona, CIL V 3217.

b. Etruria (s. Usil). 1) Aquae Apollinis, Arch. Ztg. X 1852, 151*. 2) Caere s. Pythios. 3) Luna: Tempel, Mus. ital. I 99f. tav. III–V (Milani). 4) Auf dem Berge Soracte: Opfer, Plin n. h. VII 19. Vgl. Verg. Aen. XI 785. Sil. Ital. V 175. VII 662. VIII 494. 5) Vulsinii: Münze, Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. II 43.

c. Umbria. 1) Pisaurum, CIL I 167.

d. Picenum. 1) Cluentum, CIL IX 5803.

e. Frentani. 1) Larinum: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Italy 70. 72.

f. Latium. 1) Bovillae: parasitus Apollinis (vgl. Preller-Jordan I 305), CIL XIV 2408. 2) Formiae: Tempel, Liv. XL 2. 3) Gabii: Tempel, Liv. XLI 16. 4) Lanuvium: parasitus Ap., CIL XIV 2113. 5) Nemi: parasitus Ap., CIL XIV 4198. 4273. 6) Praeneste s. Pythios; Kult mit Fortuna und Iuppiter Arcanus, CIL XIV 2852; Statue in Pronaos des Fortunatempels, [78] CIL XIV 2867; parasitus Ap., CIL XIV 2977. 2988. 7) Rom (vgl. Hecker De Ap. apud Romanos cultu, Diss. Lips. 1879. Preller-Jordan I 299ff. C. Pascal Il più antico tempio d'Apollo a Roma, Bull. com. XXI 1893, 46ff.) s. Caelispex, Cicanos, Klarios, Medicinalis, Medicus, Monetae, Paion, Palatinus, Pythios, Salutaris, Sandaliarius, Sosianus, Soter, Tortor. Kult des A. in Rom verhältnismässig jung (fehlt in den indigitamenta des Numa, Arnob. II 73); dass bereits die Tarquinier mit Delphoi in Verbindung gestanden hätten (Liv. I 56. Val. Max. VII 3, 2), ist sagenhaft, ebenso die Befragung durch Camillus, Liv. V 21; älteste Spur des Kultes das Apollinar in den Prata Flaminia, wohl ein Bezirk mit Lorbeerhain, wohin 449 v. Chr. die Consuln den Senat berufen (Liv. III 63, 7); vgl. Hülsen Artikel Apollinar Bd. I S. 2842. Wahrscheinlich an derselben Stelle ward später der 433 gelobte (Liv. IV 25) und 429 geweihte (Liv. IV 29) Tempel errichtet; A. führte hier den Beinamen Medicus (Liv. XL 51), hat also als Heilgott seinen Einzug in Rom gehalten (danach Artikel Aperta [o. Bd. I S. 2698] zu modificieren); vgl. auch Artikel Apollinis fons Bd. I S. 2846. 399 erfolgte auf Geheiss der sibyllinischen Bücher die Einführung der Lectisternien, bei denen A. mit Latona, Diana, Hercules, Mercurius, Neptunus zusammen erscheint (Liv. V 13. Dionys. Hal. XII 9). Ein weiterer Schritt zur Ausbildung des Kultus geschah nach der Schlacht bei Cannae: Befragung des delphischen Orakels und Einführung der ludi Apollinares (zuerst 212 einmaliges Fest, die nächsten Jahre wiederholt, 208 aus Anlass einer Pest alljährlich festgesetzt), Liv. XXV 12. XXVI 23. XXVII 11. 23. Macrob. sat. I 17, 27ff.; dabei auch dramatische Aufführungen der Parasiti Apollinis. Der Tempel in den Prata Flaminia, vor der Porta Carmentalis nahe dem Marcellustheater, war noch zu Ciceros Zeit (Ascon. zu Cic. in tog. cand. p. 81 K.-S.) der einzige in Rom; er wurde 32 v. Chr. von C. Sosius wieder hergestellt und hiess deshalb auch templum Sosianum (Plin. n. h. XIII 53. XXXVI 28). Einen neuen Aufschwung nahm der A.-Kult unter Augustus, der seit dem Siege bei Aktion vorzugsweise den A. verehrte und sich von ihm beschützt glaubte; er errichtete ihm auf dem Palatin einen prachtvollen Tempel; die Statue des Augustus als A. in der palatinischen Bibliothek (Serv. Ecl. IV 10. Comm. Cruq. Hor. Ep. I 3, 17), deren Existenz Jordan (zu Preller I 308) wohl mit Unrecht bezweifelt, ist jedenfalls dort erst nach Augustus Tode errichtet worden; der Zeit des Augustus gehören auch die in der Nähe der Gasse Argiletum aufgestellten Statuen des A. Sandaliarius und Tortor an. 8) Setia: Tempel, CIL X 6463. 9) Tibur: sacerdos, CIL XIV 4254; parasitus, CIL XIV 3683. 10) Velitrae: Tempel, Liv. XXXII 1; vgl. CIL X 6553.

g. Samnium. 1) Aesernia: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins. Italy 67. 2) Beneventum: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 68. 3) Caiatia: CIL X 8235. 4) Saepinum: CIL IX 2439.

h. Campania. 1) Abella: CIL X 1196. 2) Aenaria: CIL X 6786–6788. 3) Alliba: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Italy 73. 4) Cales: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 78f.; vgl. CIL X [79] 4632. 5) Capua: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 84. 6) Cubulteria: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 84. 7) Cumae s. Zosterios, Iatros; Tempel auf der Burg, Liv. XLIII 13. Serv. Aen. VI 9; Altar in den Trümmern gefunden, CIL X 3683. 8) Neapolis: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 98. 104ff. 9) Nola: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 120. 10) Pompeii: Tempel, vgl. Overbeck-Mau 96ff. 11) Puteoli: CIL X 1544. 1545. 12) Suessa Aurunca: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 75. 123. 13) Teanum Sidicinum: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 125f.

i. Apulia. 1) Luceria s. Augustus; Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Italy 137. 141. 2) Salapia: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 144f. 3) Tarentum s. Hyakinthos; Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 165.

k. Lucania. 1) Herakleia: Monat Apellaios, IGI 645 I 95. 2) Metapontion s. Iatros, Lykeios, Pythios; Altar und ἄγαλμα auf dem Markt, daneben Statue des Aristeas, Herodot. IV 15.

l. Bruttium. 1) Hipponion (Vibo Valentia): Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Italy 359. 363. 2) Kaulonia: eigenartige, noch nicht genügend erklärte Darstellung auf Münzen, vgl. Arch. Ztg. V 1847, 120 Taf. VIII 7. Overbeck K.-M. Apollon 76f. Münztaf. III 2–5. 3) Kroton s. Alaios, Pythios, Hyperboreios. 4) Lokroi Epizephyrioi: Münze. Brit. Mus. Cat. Coins, Corinth 95, 15 pl. XXIV 7. 5) Mesma: Münze, Brit. Mus. Cat. Coins, Italy 369. 6) Nuceria: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 369. 7) Rhegion s. Metageitnios, Hyakinthos; vgl. CIL X 6 und Not. d. Scavi 1892, 486ff. 8) Sybaris s. Karneios. 9) Terina: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 394. 10) Thurioi s. Epikomaios, Karneios.

m. Sicilia. 1) Adranon: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Sicily 3. 2) Agyrion: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 26. 3) Aitna: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 4. 4) Akragas s. Karneios. 5) Akrai s. Hyakinthos. 6) Amestratos: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 31. 7) Apollonia, Steph. Byz. s. v. 8) Assoros: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 31. 9) Enna s. Archegetes. 10) Eryx s. Smintheus, Hyakinthos. 11) Gela s. Karneios; Erzcoloss des A. vor der Stadt, Timaios bei Diod. XIII 108, 4. 12) Halaisa s. Archegetes; Apollonion Diod. XIV 16, 4. IGI 352 II 54. 63. 13) Herbita: Apollonion, Diod. XIV 16, 4. 14) Hybla: Orakel, Athen. XV 672 E. 15) Kale Akte: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 32. 16) Katana s. Boëdromios, Smintheus, Hyakinthos. 17) Kentoripai: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 32. 18) Leontinoi s. Hyakinthos. 19) Lilybaion: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 95. 20) Mamertinoi: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 110. 112f. 21) Menainon: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 98. 22) Messana s. Smintheus. 23) Morgantia: Münzen. Brit. Mus. a. a. O. 115. 24) Naxos s. Archegetes. 25) Ortygia s. Syrakus. 26) Vorgebirge Pachynon s. Libystinos. 27) Panormos: Münzen. Brit. Mus. a. a. O. 121f., vgl. CIL X 7265. 28) Paropos: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 129. 29) Phintias s. Karneios, Smintheus. 30) Selinus s. Paian; ἱερόν, IGA 515. 31) Syrakus s. Daphnitas, Karneios, Pythios, Temenites, Hyakinthos; Tempel auf Ortygia, IGI 1. 32) Tauromenion s. Archegetes, Karneios; Monat Apellaios, IGI 426. 429. 33) Tyndaris: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 235.

n. Melite: Tempel, CIL X 7495. [80]

D. Das übrige Europa.

a. Epeiros (s. Molossos). 1) Ambrakia s. Agyieus, Pythios, Soter und Kap. VI 3. 2) Nikopolis s. Aktios, Leukatas. 3) Orikos s. Agyieus, Nomios.

b. Makedonia (s. Eteudaniskos, Oteudanos): Monat Apellaios, Heuzey-Daumet Mission en Macéd. 234, 105; vgl. Usener Rh. Mus. XXXIV 421. 1) Amphipolis s. Zosterios; Weihung an A. und Strymon, CIG II 2008. 2) Apollonia, Steph. Byz. s. v. 3) Chalkidike: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Macedonia 66f. 87. 4) Ortagoria: Münze, Mionnet Suppl. III 87, 528. 5) Pella: Münzen, Mionnet I 482, 246ff.; Suppl. III 89, 543ff. 6) Potidaia s. Pythios. 7) Thessalonike s. Aktios, Pythios, vgl. Kaibel Epigr. 518.

c. Thrakien (s. Alsenos, Latomenos, Raniskelenos, Hyntinos): 1) Abdera s. Derainos; Sühngebräuche, Ov. Ib. 467 mit Schol., vgl. Toepffer Rh. Mus. XLIII 1888, 144; Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Thrace 72ff. 230f. Ἐφημ. ἀρχ. 1889, 101 πίν. II 24 (Svoronos). 2) Ainos s. Zerynthios. 3) Anchialos: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 83. 4) Apollonia am Pontos s. Iatros, Pythios; A.-Koloss, von Lucullus nach Rom entführt, Plin. n. h. XXXIV 39. 5) Bergula s. Bergulensis. 6) Bessapara: Weihung, Dumont Inscr. de la Thrace 323, 4. 7) Bisanthe: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 87. 8) Bizya: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 89, 8. 90, 9. 92, 1. 9) Byzantion s. Karinos, Lykeios, Hyakinthos; über den Tempel vgl. J. Strzygowski Arch. Jahrb. VIII 230f. 10) Chartagenna s. Pythios. 11) Deultum: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 113. 12) Ergissa s. Sikerenos. 13) Hadrianopolis: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 116. 120. 14) Kallipolis s. Propylaios; Münze, Mionnet I 426, 5. 15) Maroneia: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 131. 16) Mesambria: Weihung, CIG II 2054; Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 133. 135. 17) Pautalia: Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Thrace 142. 18) Perinthos s. Aktios, Pythios. 19) Philippopolis s. Pythios. 20) Ulpia Serdica: Münzen, Mionnet Suppl. II 489, 1685. 1686. 21) Sestos: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 199. 22) Traianopolis: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 177, 3. 4. 179, 18.

d. Moesia (s. Klarios). 1) Istropolis s. Iatros. 2) Kallatis s. Agyieus, Metageitnios. 3) Markianopolis: Münze, Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. IV 27. 4) Nikopolis s. Aulariokos; Münzen, Brit. Mus. Cat. Coins, Thrace 46. Arch. Ztg. XXVII 1869, 97 Taf. XXIII 4 (Friedländer). 5) Odessos: Münzen, Brit. Mus. a. a. O. 137. 6) Tomoi: Priester, Arch.-epigr. Mitt. XI 41; Münzen. Brit. Mus. a. a. O. 54. 64.

e. Illyricum (Dalmatia, s. Daphnaios). 1) Apollonia s. Agyieus, Ktistes. 2) Corinium s. Klarios. 3) Damastion: Münzen. Brit. Mus. Cat. Coins. Thessaly 85f. pl. XV 10–13. XVI 1. 2. 6–8. 4) Iaderae s. Lykeios. 5) Pelagia: Münzen. Brit. Mus. a. a. O. 87 pl. XVI 9. 10.

f. Dacia (s. Augustus, Oitoskyros; vgl. CIL III 787. Arch.-epigr. Mitt. IV 132). 1) Apulum s. Pythios; Weihungen, CIL III 986 (mit Artemis, Asklepios, Hygieia). 989–991. 2) Olbia s. Boëdromios, Delphinios, Iatros, Ithyporos, Prostaterios. 3) Salinae: CIL III 933.

g. Sarmatia. 1) Chersonesos: Münzen, Brit. [81] Mus. Cat. Coins, Thrace 2. 2) Pantikapaion s. Iatros; Monat Apellaios, Latyschew Inscr. Pont. Eux. II 33. 3) Phanagoria s. ὁ ἐν Διοκλέοις; Monat Apellaios, Latyschew II 353. 4) Tanais: Weihung, Latyschew II 422.

h. Pannonia. 1) Aquincum s. Conservator. 2) Brigetio s. Daphnaios. 3) Vindobona: Weihung (mit den Nymphen), CIL III 4556.

i. Noricum s. Augustus, Grannus, Belenus.

k. Raetia s. Grannus, Belenus.

l. Gallia Transalpina (s. Anextiomarus, Augustus, Vindonnus). 1) Arelate, CIL XII 633. 2) Augustodunum s. Iatros. 3) Augustum: CIL XII 2569. 4) Avennio: CIL XII 2792. 5) Bautae: CIL XII 2525. 2526. 6) Forum Iulii: CIL XII 267. 7) Genava: CIL XII 2585. 2586. 8) Gratianopolis: CIL XII 2318. 9) Massalia s. Delphinios, Pythios, Thargelios; vgl. CIL XII 400. 10) Nemausus: CIL XII 2988. 11) Vasio: CIL XII 1276. 12) Vienna: CIL XII 1809.

m. Britannia (s. Anextiomarus, Grannus, Klarios, Maponus). 1) Lindum: Tempel, CIL VII 179. 2) Vindobala: CIL VII 543.

n. Hispania (s. Augustus, Karneios). 1) Aquae Calidae: CIL II 4487–4490. 2) Tarraco: CIL II 4312. 3) Turobriga: Tempel des A. und der Diana, CIL II 964.

E. Africa (s. Augustus, Klarios).

a. Aigyptos (s. Apollinopolis, Horos), 1) Abydos: heiliger Hain, Strab. XVII 813. 2) Alexandreia s. Aktios, Pythios; Weihung an A. und Kore CIG III 4682b. 3) Apollonia, Steph. Byz. s. v. Strab. XVII 815. 817. 4) Hermonthis s. Hermonthites. 5) Memphis s. Horos. 6) Naukratis s. Komaios, Pythios; Tempel von Milesiern gegründet, Herodot. II 178; Ausgrabungen daselbst, Flinders Petrie Naukratis I 5f. 8. 11ff. 54ff. pl. XLI. XLIV.

b. Libya. 1) Ausigda s. Ausigdites. 2) Berenike: Weihung, CIG III add. 5362 b. 3) Kyrene s. Apobaterios, Archegetes, Karneios, Ktistes, Myrtoos, Nomios; Priester, CIG III 5131. 5136. 5137. 5144. 5145. 5154; Weihung, CIG III 5133.

c. Nubia s. Mandulis.

d. Numidia. 1) Lambaesis: CIL VIII 2591 (mit Asklepios). 2) Utica: Tempel, Plin. n. h. XVI 216.

e. Mauretania. 1) Iol-Caesarea: Vorgebirge des A., Plin. n. h. V 20. 2) Manliana: CIL VIII 9607.

F. Asien.

a. Troas (s. Lykeios, Pythios, Smintheus). 1) Abydos: Münze, Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. II 50. 2) Adrasteia s. Aktaios. 3) Alexandreia s. Smintheus. 4) Chryse s. Killaios, Lykeios, Smintheus. 5) Antandros s. Killaios, Stephanephoros. 6) Gargara: Münzen, Mionnet Suppl. V 358, 491ff. 7) Gergis s. Gergithios. 8) Germe: Münzen Mionnet II 554, 255ff. 260; Suppl. V 360, 498. 361, 506. 9) Hamaxitos s. Smintheus. 10) Ilion s. Ilieus. 11) Killa s. Killaios. 12) Kolonai s. Killaios. 13) Lampsakos s. Boëdromios; Münzen, Mionnet II 561. 14) Larisaia s. Smintheus. 15) Neandria: Weihinschrift, gefunden in den Ruinen eines im 7. Jhdt. erbauten (wohl A.-) Tempels, vgl. R. Koldewey Neandria (51. Winckelmannsprogr., Berl. 1891) 23ff. 16) Parion s. Aktaios, [82] Pasparios[RE 6], Smintheus. 17) Sminthe s. Smintheus. 18) Troia s. Thymbraios; Tempel auf der Burg, Il. V 445ff. VII 81ff. Vgl. auch die Laomedonsage und die Rolle, welche A. als Schützer der Troer in der Ilias spielt. 19) Zeleia s. Pythios.

b. Aiolis (s. Parnopios). 1) Aigai s. Chresterios. 2) Atarneus: Münzen, Mionnet II 525, 67; Suppl. V 298, 98. 3) Grynoi s. Gryneus. 4) Kyme: Tempel, Plin. n. h. XXXIV 14. 5) Myrina s. Pythios, Gryneus. 6) Temnos s. Kynneios; ἱερόν, Inschr. v. Pergamon 160, 55.

c. Mysia. 1) Apollonia: Münzen, Arch. Ztg. XXXI 1873, 103 (Friedländer). Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. II 51. IV 41. 42. 2) Gambreion s. Thargelios. 3) Krateia s. Krateanos. 4) Kyzikos s. Archegetes, Ekbasios, Thargelios, Iasonios, Kyzikenos, Takodomeites. 5) Pergamon s. Daphnaios, Thargelios, Kalliteknos, Pasparios, Pythios; ἱερόν, Inschr. v. Pergamon 157, 26. 6) Priapos s. Priapaios.

d. Ionia. 1) Didymaion s. unter Miletos. 2) Ephesos s. Gypaieus, Embasios, Thargelios, Hikesios, Metageitnios, Ulios, Pythios. 3) Erythrai s. Archegetes, Delios, Enagonios, Kaukaseus, ὁ ἐν Κοίλοις, Lykeios, ὁ ἐν Σαβηρίδαις; Tempel am Meere, Bull. hell. VIII 1884, 349 A 25. 4) Klaros s. Klarios. 5) Klazomenai s. Gryneus; ἱερόν, Strab. XIV 645. 6) Kolophon s. Klarios, Kolophonios. 7) Larisa (bei Ephesos) s. Larisenos. 8) Leuke: Tempel, Diod. XV 18, 1. 9) Magnesia (am Maiandros) s. Auletes, Iatros, Litaios, Pythios, Hylates. 10) Miletos s. Delphinios, Didymeus, Thargelios, Thyios, Ulios, Plaraseus, Philesios. 11) Priene s. Boëdromios, Prieneus. 12) Smyrna s. Kisauloddenos; Weihungen, Le Bas 245. 246. Kaibel Epigr. 797. 13) Teos s. Kureas. 14) Teichiussa: προφήτης, Kaibel Epigr. 859 (= Le Bas 243).

e. Lydia. 1) Apollonos Hieron: Münze, Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. IV 15. 2) Aureliopolis: Münze, Mionnet IV 15, 75. 3) Daldia s. Daldiaios, Mystes. 4) Hierokaisareia s. Paian. 5) Kilbianoi (Κιλβιανὸν πεδίον Strab. XIII 629): Münze, Mionnet Suppl. VII 338, 105. 6) Koloë s. Bozenos, Nisyreites. 7) Magnesia (am Sipylos) s. ὁ ἐν Πάνδοις. 8) Nikaia: Münze, Mionnet Suppl. VII 338, 105. 9) Sardeis s. Aktios. 10) Silandus: Priester, Le Bas 711. 11) Thyateira s. Helios, Pythios, Tyrimnas; Monat Apellaios, CIG II 3516. Bull. hell. XI 1887, 98.

f. Karia (mit Doris). 1) Alabanda s. Augustus, Eleutherios, Kissios. 2) Apollonia: Priester, Bull. hell. IX 1885, 344. 3) Bargylia: Xoanon, Bull. hell. XIII 1889, 40; Weihung an A. und Artemis Kindyas, Le Bas 496. 4) Halikarnassos s. Agyieus, Archegetes, Triopios; Tempel Apollonion. Newton Discov. 671, 45. Le Bas 504. Bull. hell. IV 1880, 809*. V 1881, 212. CIA IV 27 c. Paton-Hicks Inscr. of Cos 13; Landbesitz, Dittenberger Syll. 5, 36. 6, 2; Monat Apollonion, Bull. hell. XIV 1890, 106. [83] 5) Hiera Kome: Tempel mit Orakel, Liv. XXXVIII 13, 1. Le Bas 1652. 6) Hylluala: ἕδος, Steph. Byz. s. v. 7) Iasos s. Didymeus, Stephanephoros; Apollonion, Journ. Hell. Stud. IX 312; vgl. Robert Iliupersis d. Polygnot 71, 4. 8) Knidos s. Boëdromios, Karneios, Knidios, Pythios, Triopios. 9) Koliorga: Weihungen, Bull. hell. XII 1888, 101. 266. 10) Koraza: Weihung, Bull. hell. XII 1888, 267. 11) Mylasa s. Pythios; Priester des A. und der Artemis, CIG II 2694; Monat Apellaios, Le Bas 416. 12) Myndos s. Archegetes, Kymnisseus; Fest Apollonia (-ieia), Paton-Hicks Inscr. of Cos 104. 105. 13) Nysa: ἱερόν. Bull. hell. IX 1885, 126, 49. 14) Olymos: Landbesitz (gemeinsam mit Artemis), Le Bas 307. 332. 338. 15) Taba: Münze (mit Artemis), Mionnet III 384, 474. 16) Tralleis s. Pythios. 17) Tripolis: Münze, Overbeck K.-M. Apollon, Münztafel V 20.

g. Lykia (s. Erethimios, ὁ ἐγ Λοπτῶν). 1) Aperlai s. Megisteus: Priester der Roma, des Zeus und A., Le Bas 1290. 2) Apollonia (Stadt): CIG III 4289. Steph. Byz.; Münzen, Mionnet III 432, 7. 3) Apollonia (Insel): Steph. Byz. s. v. 4) Arsada: Priester, Le Bas 1248. 5) Daphne s. Daphnaios. 6) Kragos: Münzen, Mionnet III 434, 18ff. 7) Kyaneia s. Thyrxeus. 8) Kydna: Münze, Mionnet III 435, 26. 9) Lydai s. Agreus. 10) Massakythos: Priester, CIG III add. 4278 k. 11) Milyas s. Lykeios. 12) Myra s. Kurios; Münzen, Mionnet Suppl. VII 15. Rev. num. 1893, 333. 13) Oinoanda s. Patroos. 14) Olympos: Münzen, Mionnet III 440; Suppl. VII 17. Rev. num. 1893, 334. 14) Patara s. Helios, Patareus. 15) Phaselis: Münzen, Mionnet III 442, 65. 16) Podalia: Münze, Head HN 580. 17) Rhodiapolis: Münze, Mionnet III 444, 76. 18) Sura s. Surios. 19) Telmissos: Orakel, Herodot. I 78. Arrian. anab. II 3. Clem. Al. Protr. 29 Sylb. Apostol. XVIII 25. 20) Teos: Münzen, Rev. num. 1893, 335; Weihung, Anz. d. Wiener Akad. 1892, 53 (Benndorf). 21) Trabala: Münzen, Mionnet Suppl. VII 24, 93. 22) Xanthos s. Lykeios.

h. Pamphylia. 1) Attaleia s. Archegetes; Weihung (mit Artemis und Nymphen), CIG III 4341 = Le Bas 1358. 2) Perge: Münzen, Mionnet III 460, 77. 470, 135; Suppl. VII 52, 118. 122. 3) Side s. Epibaterios. 4) Sillyon s. Pythios; Phyle Apollonis, Le Bas 1183.

i. Pisidia. 1) Adada: Orakel Kaibel Epigr. 1040. 2) Anabura: ἱερόν, Herm. XXIII 541f. (Kaibel). 3) Apollonia (früher Mordiaion) s. Soter. 4) Balbura s. Patroos. 5) Kremna s. Propylaios; Münzen, Head HN 590. 6) Lyrba s. Lairbenos. 7) Perminodeis s. Perminodeon. 8) Sagalassos s. Klarios. 9) Sparta s. Epekoos. 10) Termessos: A. im Gigantenkampf, Relief, Arch. Ztg. XXXIX 1881, 158.

k. Galatia. 1) Tavium: Münzen, Mionnet IV 400, 157f.

l. Lykaonia: 1) Ikonion s. Soter.

m. Phrygia. 1) Alia: Münzen, Head HN 557. 2) Amorion: Münze (mit Artemis), Mionnet IV 218, 143. 3) Ankyra s. Aktios; Weihung, Le Bas 1009. 4) Apameia: dort die Marsyas-Sage localisiert, Plin. n. h. V 106. XVI 240. 5) Attuda: Münze, Mionnet IV 242, 285. 6) Blaundos: Münzen, Head HN 559. 7) Dionysopolis [84] s. Lairbenos. 8) Dorylaion: Münze, Mionnet IV 286, 523. 9) Eumenia: λαμπαδαρχήσας, CIG III 3886. 10) Hierapolis s. Aktios, Archegetes, Lairbenos. 11) Kibyra: Priester, Bull. hell. II 1878, 599. 12) Motella s. Lairbenos. 13) Nakoleia s. Didymeus; πανήγυρις, CIG III add. 3847 b. 14) Ormele s. Lairbenos; Priester des A. und ‚der Mutter des A.‘ Bull. hell. II 1878, 174. 15) Sebaste: Weihung (mit Artemis), Le Bas 733. 16) Stektorion: Münze, Schreiber Ap. Pythoktonos Taf. II 7. 17) Synnaos: Münzen, Head HN 569. 18) Themisonion s. Spelaïtes.

n. Bithynia. 1) Apameia s. Klarios. 2) Chalkedon s. Metageitnios, Pythios; vgl. auch die δάφνη μαινομένη, Ἐφημ. ἀρχ. 1889, 89ff. (Svoronos). 3) Herakleia am Pontos s. Aktios. 4) Kios: Münzen, Mionnet II 491, 435ff. 5) Krateia s. Krateanos. 6) Nikomedia s. Aktios. 7) Pythion s. Pythios.

o. Paphlagonia. 1) Sinope: mit der Eponymos Sinope zeugt A. den Syros (s. o. S. 33, 34); Münzen, Head HN 435; die ἀπαρχαὶ der Hyperboreer (s. o. Kap. IV 3 d) berühren auf ihrem Wege auch Sinope.

p. Pontos. 1) Neokaisareia s. Aktios. 2) Trapezus s. Philesios.

q. Kappadokia (s. Kataon). 1) Kaisareia s. Aktios; Münzen, Mionnet IV 412, 38; Suppl. VII 664, 31.

r. Kilikia. 1) Kelenderis: Münzen, Mionnet III 570, 163. Overbeck K.-M. Apollon, Münztaf. IV 25. 2) Mallos: Localisierung des Streites zwischen Kalchas und Mopsos, Strab. XIV 675 (also wohl Orakel); Münze, Overbeck a. a. O. V 8. 3) Seleukia s. Sarpedonios, Sosianus, Pythios. 4) Tarsos s. Tarseus.

s. Syria. 1) Antiocheia s. Aktios, Daphnaios. 2) Apollonia (bei Apameia), 3) Apollonia (Koilesyria). 4) Apollonia (bei Iope), Steph. Byz. s. v. 5) Augusta Kaisareia s. Pythios. 6) Bostra s. Aktios. 7) Daphne s. Daphnaios. 8) Kommagene s. Helios. 9) Laodikeia s. Pythios. 10) Nikopolis s. Aktios, Augustus. 11) Palmyra: Monat Apellaios, Le Bas 2581. 2607. 12) Seleukia (Pierien) s. Soter. 13) Sidon s. Pythios. 14) Telanissos: Monat Apellaios, Le Bas 2697. 15) Tyros: Kultbild, Curt. Ruf. IV 3, 21f.; s. Aktios.

t. Babylonia. 1) Apollonia: Steph. Byz. s. v. 2) Borsippa: A. mit Artemis gemeinsam verehrt, Steph. Byz. s. v.

u. Sogdiana. 1) am Iaxartes, s. Didymeus.

IX. Kunstdarstellungen.

Wohl kein Gott ist zu allen Zeiten des klassischen Altertums so häufig dargestellt worden wie A.; den Grund für diese Thatsache bildet einerseits die allenthalben verbreitete Verehrung dieses Gottes, andererseits das dankbare Problem des blühenden Jünglings, welches er der Kunst darbot. So sind uns denn zahllose Darstellungen des A. aus dem Altertum erhalten oder überliefert, die uns gestatten, die Entwickelung der künstlerischen Vorstellung von ihren primitiven Anfängen bis zur reifen Ausgestaltung, und von da wieder zur traditionellen Erstarrung zu verfolgen. Eine grosse Zahl der uns dem Namen nach bekannten Künstler haben sich an A.-Darstellungen versucht (s. u. die einzelnen Perioden; unbekannt [85] ist die Zeit bei Hermon von Trozen [jüngeres ἄγαλμα im Tempel des A. Thearios in Trozen, Paus. II 31, 6] und Peisias [Statue im Buleuterion zu Athen, Paus. I 3, 5]). Es ist im folgenden versucht, aus dieser Fülle von Einzelheiten, die in ihrer Gesamtheit aufzuführen über den hier verfolgten Zweck hinausgehen würde, die wichtigsten und für die Entwickelung wesentlichen Punkte hervorzuheben. Annähernd vollständig, aber unübersichtlich, ist das Material gesammelt in Overbecks Kunstmythologie (Besond. Teil Bd. III Buch 5, Apollon), auf dessen sorgfältiger Zusammenstellung der hier gegebene Abriss zum grossen Teile beruht. Ausserdem ist von Zusammenfassungen nur noch Furtwänglers Artikel Apollon (Roschers Lex. I 449ff.) zu nennen; beachtenswerte Zuteilungen mehrerer A.-Typen an bestimmte Künstler giebt derselbe in seinem neuesten Buch ‚Meisterwerke d. gr. Plastik‘ Leipzig-Berlin 1893; dieselben sind im folgenden grösstenteils erwähnt, ohne dass damit unbedingte Zustimmung ausgesprochen werden sollte.

A. Archaische Kunst.

1. Ältere Periode. a) Das Ideal des A. Den ältesten Idolen anderer Gottheiten vergleichbar, ist auch von A. eine zweifellos auf uralte Zeit zurückgehende anikonische Bildung bekannt, die sogar bis in eine Zeit, wo man längst das Ideal des jugendschönen Gottes ausgebildet hatte, als Symbol in Geltung blieb: A. Agyieus ward allerorten unter dem Bilde eines sich nach oben verjüngenden Pfeilers dargestellt (Citate s. oben S. 41f.). Ebenso erscheint der A. Karinos auf Münzen von Megara und Byzantion; bisweilen finden wir auch den im allgemeinen rund zu denkenden (in Megalopolis hebt Paus. VIII 32, 4 das σχῆμα τετράγωνον als Abweichung hervor) Pfeiler mit einer Wollbinde, der Eiresione, umwunden. Dass auch in Delphoi das älteste Götterbild κιονοειδὴς gewesen sei, wie Clem. Alex. Strom. I 349 Sylb. erzählt, beruht auf dem Missverständnis eines Verses der Europia.

Diesen Resten einer ältesten Gottesverehrung reiht sich eine Anzahl von Darstellungen an, welche sich der rein menschlichen Gestalt bereits nähern. Litterarisch ist eine grosse Zahl solcher altertümlichen Xoana überliefert, von denen einige hier genannt seien. Zu den abenteuerlichen Bildungen, wie sie auch bei den ältesten Zeusdarstellungen vorkommen, gehört der A. Τετράχειρ (s. o. S. 70, 31) und Τετράωτος in Amyklai. Man hat solchen Angaben früher nicht geglaubt und sie für Phantasien der Spätzeit gehalten; aber neuerdings sind solche Bildungen öfters in kleinen Bronzestatuetten in Griechenland gefunden, worauf zuerst Furtwängler (Roschers Lex. I 449) aufmerksam machte, der sie im Kunsthandel sah. Ebenfalls noch nicht, wie Furtwängler behauptet, völlig menschlich gebildet war das Kultbild des Amyklaion, das (wahrscheinlich lange nach seiner Verfertigung, vgl. Furtwängler Meisterwerke 689ff.) auf den von Bathykles (s. d.) gefertigten Thronsessel gestellt wurde, und dem das Bild des A. Pythaeus auf dem Berge Thornax glich, Paus. III 10, 8. Es war nach Paus. III 19, 2 (der die Höhe auf 30 Ellen schätzt) von Erz, und zwar zeigten nur Gesicht, Fusspitzen und Arme menschliche Bildung, der Körper war κίονι εἰκασμένος. [86] Als kriegerischer Gott (s. o. Kap. III 8) war A. mit Helm, Speer und Bogen bewehrt; von dem Aussehen des Idols geben am besten einige unter Commodus (Journ. Hell. Stud. 1886 pl. N 17) und Gallienus (Overbeck K.-M. Münztaf. I 14) geschlagene Erzmünzen eine Vorstellung: der Pfeiler verjüngte sich hermenartig nach unten, der rechte Arm (mit Speer) war erhoben, der linke (mit Bogen) vorgestreckt. Dasselbe Idol (Identification durch Armhaltung und Attribute gesichert) mit dem von den lakonischen Frauen gewebten Chiton (Paus. III 16, 2) angethan, zeigt eine lakedaimonische Silbermünze (Overbeck Münztaf. I 14–16); eine Schwierigkeit bilden hier allerdings die bisher unerklärten Beizeichen (Hahn, Ziege, Aphlaston [?]), ohne jedoch die Identification hinfällig machen zu können (vgl. Overbeck S. 7 gegen Furtwängler).

Unter den rein menschlich gebildeten A.-Darstellungen dieser Periode lassen sich zwei Haupttypen unterscheiden: der Typus eines nackten, bartlosen Jünglings beherrscht die plastischen Darstellungen, der eines vollbekleideten, bisweilen bärtigen Mannes ist uns fast ausschliesslich in Vasenbildern erhalten. Jenem gehört vor allem eine Reihe von nackten Jünglingsfiguren (ruhig stehend, mit linkem Fuss antretend; beide Arme gesenkt und mehr oder weniger dicht an den Körper angeschlossen; langes, in den Nacken herabfallendes Haar, bisweilen in einen Schopf zusammengebunden) an, die, an verschiedenen Orten gefunden, gewöhnlich als A.-Figuren bezeichnet werden. Dass nicht alle wirklich A. darstellen, ist gewiss (Paus. VIII 40, 1 beschreibt die Statue des Athleten Arrachion auf der Agora von Phigalia in diesem Schema; auch Grabstatuen verfertigte man in diesem Typus, vgl. Milchhoefer Arch. Ztg. XXXIX 1881, 54f. Loeschcke Athen. Mitt. IV 300ff.); dass aber dieser allgemein verwendbare Typus auch auf A. übertragen wurde, lehrt der Umstand, dass mehrere Repliken in A.-Heiligtümern (z. B. im Ptoon, Bull. hell. X 1886 pl. V. XI 1887 pl. VIII) gefunden wurden, auch das Vorhandensein zahlreicher kleiner Bronzerepliken, die schon ihrer Kleinheit wegen nicht als Porträts der Weihenden beabsichtigt sein können. Auch findet man auf späteren Darstellungen von A.-Heiligtümern wiederholt Kultbilder dieses Schemas, die also unzweifelhaft A. bedeuten (rf. Vasenbild, Brit. Mus., abg. Overbeck S. 15; pomp. Wandgemälde, ebd. S. 16). Die ältesten A.-Bilder, von denen wir Nachricht haben, mögen diesem Typus entsprochen haben: so das von Dipoinos und Skyllis gearbeitete in Sekyon (Plin. n. h. XXXVI 10; ob die zugleich erwähnten Statuen der Artemis, des Herakles und der Athena mit A. eine Gruppe, etwa Darstellung des Dreifussstreites, bildeten [K. O. Müller Kl. Schr. II 634] oder ohne Zusammenhang in verschiedenen Tempeln aufgestellt waren [H. v. Rohden Arch. Ztg. XXXIV 1876, 122, 1. Overbeck S. 10ff.], lässt sich nicht entscheiden); ferner die nackte Colossalstatue in Aigeira, bei der Pausanias (VII 26, 6) auf die Autorschaft des Laphaes von Phlius angeblich nur aus der stilistischen Ähnlichkeit mit einem anderen Werk desselben Künstlers schliesst; das von Theodoros und Telekles verfertigte Kultbild des A. Pythios in Samos, nach der Legende (Diod. I 98, 5f.) dem ägyptischen [87] Kanon entsprechend, also wohl auch im Aussehen an Ägyptisches erinnernd (etwa im Kopfschmuck, vgl. die Bronze Micali Mon. ant. XXXIV 5); das vergoldete Xoanon von Cheirisophos aus Kreta im A.-Tempel zu Tegea, Paus. VIII 53, 8.

Dem Versuche, das ausdruckslose Schema deutlicher als Gott zu bezeichnen, entspringt die zweite Stufe dieses Typus: hier sind, während die Oberarme noch am Körper anliegen, die Unterarme vorgestreckt, und die Hände halten Attribute. Als berühmtestes Beispiel ist hier das Kultbild in Delos, ein Werk der Daidaliden Tektaios und Angelion (Paus. II 32, 5. IX 35, 3. [Plut.] de mus. XIV 4) zu nennen, von dem einige attische Tetradrachmen (Overbeck Münztaf. I 17. 18; vergrößerte Abb. S. 21) eine Vorstellung geben: die Unterarme sind vorgestreckt (auf den Münzen nur scheinbar zur Seite gestreckt), die Linke hält den Bogen, auf der Rechten stehen, mittels eines Standbrettes mit Zapfen in die durchbohrte Hand eingelassen (beweglich?) die drei Chariten, welche Musikinstrumente halten (die mittlere die Syrinx, die anderen Leier und Flöte, vgl. die Epikleseis Δονάκτας und Αὐλητής); zwei Greife sassen zu Füssen des Gottes; als Material ist von Homolle (Bull. hell. VI 1882, 128f.) ein mit Goldblech überzogener Holzkern erwiesen. Verwandt in der Gesamtanlage, aber vielleicht jünger, war der von den Naxiern nach Delos geweihte Coloss aus naxischem Marmor (vgl. Sauer Athen. Mitt. XVII 1892, 42f.), der, wie man noch jetzt am Original erkennen kann, einen bronzenen Gürtel trug. Eine reifere Ausgestaltung desselben Typus gaben zwei Statuen des Kanachos, die, im übrigen völlig gleich, sich nur im Material unterschieden: aus Erz die Statue des A. Philesios im Didymaion und aus Cedernholz die des A. Ismenios in Theben (Paus. IX 10, 2). Auch hier hielt der Gott (Schulterlocken) in der Linken den Bogen, auf der Rechten aber trug er einen Hirsch, der nach einer in ihren Einzelheiten nicht ganz verständlichen Angabe des Plinius (n. h. XXXIV 75) gleich den delischen Chariten beweglich war; Nachbildungen auf Münzen von Miletos (Overbeck Münztaf. I 22ff.), ähnlich mehrere Bronzen: 1) Brit. Mus., abg. Rayet Milète et le golfe Latmique pl. XXVIII 2. 2) Louvre, abg. Rayet pl. XXIX. 3) Berl. Mus., abg. Arch. Ztg. XXXVII 1879 Taf. 7 (M. Fränkel); letztere Figur hielt in der Linken wohl auch den Bogen, auf der Rechten hält sie ein Salbgefäss (zu Furtwänglers Widerspruch vgl. Arch. Jahrb. VII 1892, 215), das A. als Gott der Palaistra kennzeichnet. 4) Statuette aus dem Ptoon, Bull. hell. X pl. IX, hielt wahrscheinlich Bogen und Pfeil. Zu derselben Gruppe gehört der A. Iatros auf einer Münze von Kyzikos (Overbeck Münztaf. I 28: Linke Bogen, Rechte Lorbeerzweig), der A. auf einer Münze von Sinope (ebd. I 29: Rechte Lorbeerzweig, Linke Alabastron am Bande hängend) und der A. (Lykeios) auf Münzen von Tarsos (ebd. I 30. 31: mit jeder Hand einen Wolf an den Vorderbeinen packend).

Eine dritte Stufe der Entwicklung dieses Typus finden wir auf Münzen von Kaulonia (P. Gardner Types of Greek Coins pl. I 1. Overbeck Münztaf. III 2), die sicher eine Kultstatue wiedergeben: der unbekleidete Gott (Schulterlocken) ist hier schreitend, von seinem Hirsch begleitet, [88] dargestellt; mit der erhobenen Rechten schwingt er einen Lorbeerzweig, auf dem vorgestreckten linken Arm hält er eine vorwärts laufende und dabei zurückblickende nackte männliche Figur, die bis jetzt noch keine überzeugende Deutung gefunden hat. Dagegen ist bei der knieenden Figur mit Leier im linken Arm und Blume in erhobener Rechten, welche auf Tetradrachmen von Tarent (P. Gardner Types pl. I 3. Overbeck Münztaf. III 1) erscheint, die Deutung auf A. durchaus abzuweisen (Overbecks Verteidigung dieser Deutung S. 75 gegen Furtwängler kann ebensowenig überzeugen wie die von Gardner p. 86f.).

Neben dem Typus des nackten Jünglings steht gleichzeitig der, vornehmlich auf Vasen erscheinende, des bekleideten Mannes. Auffallend ist hier vor allem eine Reihe von bärtigen A.-Darstellungen (selten im unbekleideten Typus: 1) Bronzerelief aus Olympia, Friederichs-Wolters 344. Olympia, Bronzen Taf. 39, 704a [Dreifussstreit]. 2) Auch das bärtige Xoanon in Hierapolis, [Lukian.] d. d. Syr. 35, war wohl unbekleidet). An der Spitze steht 1) eine hochaltertümliche Vase aus Melos im Nationalmuseum zu Athen (Conze Mel. Thongef. Taf. IV: A. steht leierspielend auf einem von Flügelrossen gezogenen Wagen; hinter ihm, ebenfalls auf dem Wagen, stehen zwei Frauen [wohl Musen], vor dem Wagen steht Artemis als πότνια θηρῶν, einen Hirsch packend; dem Sujet nach verwandt ist die Gravierung eines Bronzepanzers aus Olympia in Zante, Olympia, Bronzen Taf. 59: A., gefolgt von zwei Musen [nach Furtwängler Text S. 155ff. Leto und Themis], schreitet leierspielend auf Zeus zu, der ihn in Gegenwart zweier Götter empfängt; hier ist A. aber bartlos). Ferner 2) Bronzeplatte aus Kreta (Ann. d. Inst. 1880 tav. T: Streit um den Hirsch). 3) Bruchstücke einer kyrenaeischen Schale aus Naukratis, Brit. Mus., abg. Studniczka Kyrene 23 (der Nymphe Kyrene gegenüber thronend). 4) Chalkidischer Skyphos, Neapel S. A. 120 (besser beschrieben von Furtwängler Roschers Lex. I 2213: Dreifussstreit). 5) Attische sf. Vasen: a) Françoisvase in Florenz (Wiener Vorl. 1888 Taf. II in der Troilosscene). b) Bruchstück von der Akropolis zu Athen (Ἐφημ. ἀρχ. 1883 πίν. 3: A. und Artemis schiessen Pfeile ab auf Tityos, der zu seiner Mutter Ge flüchtet; A. ist behelmt). Amphoren: c) Brit. Mus. 564 (Mon. d. Inst. III 44: Athenageburt). d) Canino (Gerhard Auserl. Vasenb. I 1: Athenageburt). e) Brit. Mus. 508 (Micali Mon. ined. 84, 1: mit Artemis), f) Castellani (Bull. d. Inst. 1865, 147: mit Artemis und Hermes), g) Brit. Mus. 552 (Micali a. a. O. 85, 3: unter Göttern), h) Vatican (Mus. Greg. II 9, 2: mit Artemis, Dionysos und Mann mit Hund). i) Schale Berlin 2060 (Gerhard Trinksch. Taf. 4. 5: leierspielend zwischen Göttern). k) Kanne, Rollin (Élite céram. II 15: sitzt leierspielend zwischen Leto und Artemis). l) Kanne, München 1186 (Dreifussstreit). Die durch Inschrift als A. bezeichnete Marmorfigur eines bärtigen thronenden Mannes in Lyon (B. Stark Arch. Ztg. XI 322*) ist vielmehr Zeus; die Inschrift ist eine Fälschung, vgl. Loewy, Inschr. gr. Bildh. nr. 518. Der bekleidete A. ist in den meisten Fällen als Kitharode aufgefasst, was sich schon aus der altgriechischen [89] Sitte erklärt, nach der die Virtuosen der Kithara in feierlicher Gewandung aufzutreten pflegten; aber überhaupt ist der nackte Typus im wesentlichen auf Einzeldarstellungen (Kultbilder u. s . w.) beschränkt, während A., wo er an mythischen Scenen teilnimmt, bekleidet zu erscheinen pflegt.

b) In mythischen Scenen. Handelnd tritt A. in der ältesten Kunst nur in wenigen Scenen auf: 1) Tötung der Niobiden: Amphora in Corneto, abg. Antike Denkm. I 22, vgl. Loeschcke Arch. Jahrb. II 275ff. 2) Kampf mit Tityos: ausser dem oben erwähnten sf. Bruchstück von der Akropolis eine sf. Amphora im Louvre, abg. Mon. d. Inst. 1856 Tav. X 1. Auf diesen drei Darstellungen ist A. behelmt und mit dem Bogen bewehrt. 3) A. und Kyrene, Bruchstück aus Naukratis, s. o. 4) Am häufigsten ist die Darstellung des Dreifussstreites, vgl. Furtwängler Roschers Lex. I 2213f., der mit Recht einen älteren Typus (der Dreifuss steht noch am Platze zwischen den herantretenden Gegnern, die ihn anpacken) von einem jüngeren (Herakles geht mit dem Dreifuss davon und wird von A. verfolgt) unterscheidet; ob seine Erklärung für den Wechsel des Typus zutrifft, sei dahingestellt. Beispiele für den älteren Typus: α) die bereits oben erwähnte chalkidische Vase Neapel S. A. 120 (Athena tritt als Kampfrichterin zwischen beide); dasselbe später verschwindende Motiv zeigt, um dies hier gleich vorweg zu nehmen, die dem Anfang des 5. Jhdts. angehörige delphische Gruppe der korinthischen Künstler Amyklaios, Chionis und Diyllos (Paus. X 13. 7), sowie ein neuerdings in Delphoi aufgefundenes archaisches Giebelrelief (s. o. Kap. VI 3). β) sf. attische Amphora im Mus. Greg. II 31, 1. Beispiele des jüngeren Typus: α) das olympische Bronzerelief, Olympia, Bronzen Taf. 39. β) sf. Amphora Ermitage 131, abg. Gerhard Auserl. Vas. 193, und sonst auf attischen Vasen gewöhnlich (Liste bei Overbeck S. 393ff.). 5) In künstlerischer Parallele zum Dreifussstreit steht der Streit zwischen A. und Herakles um den Hirsch (s. o. Kap. VI 3), wie er eigenartig gestaltet auf dem altertümlichen etruskischen Bronzerelief eines Helmes (Paris, Cab. d. Méd., abg. Overbeck S. 418 Fig. 23) und dem oben erwähnten kretischen Bronzerelief vorliegt, weiterhin auf attischen Vasen (Beispiel: sf. Amphora, Gerhard Auserl. Vasenb. 101) völlig in dem jüngeren Typus des Dreifussstreites erscheint. 6) Gigantenkampf: Bronzerelief, angeblich etruskisch, eher wohl altgriechisch, im Mus. Greg. (Helbig Führer II 360ff.; abg. Antike Denkm. I 21): A. kämpft mit dem Schwerte neben Artemis.

Ausser diesen Scenen, wo A. handelnd auftritt, ist er schon in der archaischen Kunst häufig bei anderen Begebenheiten teilnehmend oder begleitend zugegen: 1) bei Troilos Verfolgung auf der Françoisvase (Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. II). 2) Bei der Athenageburt auf sf. attischen Vasen (Beispiel: Amphora Berlin 1709, abg. Mon. d. Inst. IX 55; Liste Overbeck S. 41). 3) Bei Herakles Kampf mit Kyknos auf der Kanne des Kolchos, Berlin 1732. abg. Wiener Vorlegebl. 1889 Taf. I 2. Weit zahlreicher sind die Darstellungen, die ihn leierspielend im Verein mit andern Gottheiten zeigen, teils in situationsloser Gruppierung [90] (so besonders mit Leto und Artemis, Beispiel: Amphora Würzburg I 85 = Gerhard Auserl. Vas. I 25; auch Hermes, Poseidon, Dionysos, Hephaistos, Musen kommen vor), teils um ein Gespann gruppiert. Die Darstellung von Wagenzügen ist ursprünglich für rein menschliche Scenen erfunden; schon im Dipylonstil kommen sie in dieser Weise vor; sehr selten ist in der ältesten Keramik die Anwendung auf Götter (vgl. die oben genannte melische Vase); die altattischen Vasen bilden den festen Typus eines von Fussgängern umgebenen und begleiteten Wagens aus, auf dem gewöhnlich zwei Personen fahren (meistens als Hochzeitszug aufgefasst). Dieser Typus wird nun auch auf Götter übertragen, und zwar vornehmlich auf Herakles und Athena, die ihren Schützling zu Wagen in den Olymp geleitet; voran geht gewöhnlich Hermes, die Rosse führend, nebenher andere Götter, unter denen selten A., das Saitenspiel rührend, fehlt (Beispiel: sf. Amphora, Gerhard Auserl. Vasenb. II 140). Aber auch andere Götter als Athena und Herakles erscheinen auf dem Wagen, z. B. Demeter auf einer sf. Hydria in Würzburg I 135 (Gerhard Auserl. Vasenb. I 40); schliesslich wird auch A. selbst dargestellt, wie er den Wagen besteigt (sf. Hydria Durandde Witte, abg. Gerhard a. a. O. 20. 21). Hier trägt er nicht die Leier, sondern fasst die Zügel, um sicherer aufzusteigen; hernach wird er auch die Leier wieder ergreifen, die ihm Artemis so lange abgenommen hat.

Zum Schluss dieser Periode mögen noch einige archaistische Reliefs angeführt werden, welche echt archaische Typen im Geschmacke einer späteren Zeit verwerten: 1) die sog. Dresdener Basis, eine dreiseitige Candelaberbasis (Friederichs-Wolters nr. 423, abg. Overbeck Plastik I⁴ 261), deren Hauptdarstellung auf den zweiten Typus des Dreifussstreites zurückgeht. 2) Das sog. korinthische Puteal (abg. Overbeck Plastik I⁴ 251), wo A. bei der Hochzeit des Herakles und der Hebe (mit Unrecht zweifelt Furtwängler Meisterwerke 204f. diese Deutung an) die Leier spielt. Vgl. F. Hauser Neuatt. Reliefs 162f. 3) Die sog. Kitharoedenreliefs, Friederichs-Wolters nr. 427–431.

2. Jüngere Periode. a) Das Ideal des A. Mit der heranreifenden Kunst kommt die jugendliche Bildung des A. zu ausschliesslicher Geltung und der bärtige Typus verschwindet für alle Zeiten. Ebenso verschwindet, entsprechend der herrschenden Mode, mehr und mehr auch das lang herabfallende Haar (als Reminiscenz bleiben jedoch häufig noch Schulterlocken): das Haar erscheint in verschiedener Weise, ganz wie bei den Epheben der Zeit, in Zöpfe geflochten und aufgebunden. Auch hier finden wir wieder gleichzeitig den nackten und den lang bekleideten Gott.

Unter den unbekleideten A.-Darstellungen dieser Zeit gebührt der erste Platz einer in mehreren Repliken vorliegenden Gestaltung, die nach dem bekanntesten Exemplar als Omphalos-A. bezeichnet werden kann. Zwar hat Waldstein (Journ. Hell. Stud. I 180ff.) erwiesen, dass die bekannte im Dionysostheater zu Athen gefundene Statue des athenischen Nationalmuseums 45 (abg. a. a. O. pl. V, vorher bei Conze Beitr. z. Gesch. d. griech. Plastik Taf. III–V, neuerdings Overbeck [91] Atlas XX 21) nicht, wie Conze vermutete, auf dem gleichzeitig, aber an anderer Stelle gefundenen Omphalos gestanden haben kann; trotzdem aber darf man in der Figur nicht mit Waldstein eine Athletenstatue sehen, da auf dem Omphalos nach den erhaltenen Standspuren eine Statue in durchaus analoger Stellung gestanden haben muss, die natürlich nur eine A.-Statue gewesen sein kann; auch spricht für die Deutung als Götterstatue das Vorhandensein der Repliken (Liste Overbeck S. 103. 161). A. steht mit leicht zur Seite gesetztem linken Beine ruhig da; in der ein wenig erhobenen Linken hielt er wohl den Bogen, in der gesenkten Rechten wohl einen Lorbeerzweig; nach Ansatzspuren am rechten Beine der athenischen Statue und nach der Replik Torlonia (Matz-Duhn I 179, abg. Overbeck S. 162) scheint der Köcher neben dem Gott gestanden zu haben. Bemerkenswert ist die Haartracht: das lange Haar ist in zwei Zöpfe geflochten, die von den Ohren aus hinten herum gehen und über der Stirn verknüpft sind; dann fällt das vom Scheitel vorgestrichene Haar tief in die Stirn. Bereits Conze hatte unter Heranziehung eines attischen Münztypus (Overbeck Münztaf. IV 29) Statuen auf den A. Alexikakos des Kalamis (Paus. I 3, 4) zurückgeführt, und seine Ansicht gewinnt neuerdings wieder Geltung (Winter Arch. Jahrb. II 234. Furtwängler Roschers Lex. I 456; Meisterwerke 115ff.). Von Kalamis werden noch zwei andere A.-Statuen erwähnt: ein Erzcoloss für Apollonia in Illyrien, von Lucullus nach Rom gebracht und auf dem Capitol aufgestellt (Strab. VII 319. Plin. n. h. XXXIV 39) und eine in hortis Servilianis aufgestellte Marmorstatue (Plin. n. h. XXXVI 36); eine ähnliche Haartracht wie die Gruppe des ‚Omphalos‘-A. mit Hinzufügung von Löckchen am Halse zeigen die älteren Münzen von Leontinoi (abg. Brit. Mus. Cat. Coins, Sicily 87. Overbeck Münztaf. II 2. 3). Die engste Verwandtschaft mit der eben besprochenen Gruppe zeigt der wohl etwas jüngere Kasseler Typus (Repliken Overbeck 108ff. 166ff.); da er auch auf einer athenischen Münze Overbeck Münztaf. IV 33) erscheint, so darf man vermuten, dass sich das Original auch dieser Gruppe in Athen befand (Furtwängler [50. Berl. Winckelm.-Progr. 152; Meisterw. 371ff.] setzt ihn zu Myron in Beziehung); die Ponderation ist hier die umgekehrte (rechtes Bein leicht vorgesetzt); in der halb erhobenen Linken hielt A. wohl den Bogen, in der Rechten vielleicht ebenfalls einen Lorbeerzweig. Auch hier finden wir die Zopftracht, die jedoch nur am Hinterkopf sichtbar wird, vorn aber unter den zurückgestrichenen und in eine Binde gefassten Haaren verschwindet; auch treten hier die Seitenlocken hinzu. Im Antlitz waltet bereits der Ausdruck herben Ernstes. Verwandte statuarische Typen finden sich auf Münzen von Eleuthernai (Overbeck Münztaf. III 12. 13), Metapontion (ebd. 8. 9) und Side (ebd. 52–54), bewegter auf Münzen von Apollonia in Illyrien (in einem Tempel, ebd. IV 36). Ebenfalls auf ein Original dieser Periode gehen die Repliken des mantuaner Typus zurück; Hauptvertreter die Statue in Mantua, abg. Overbeck Atlas XX 25 (ruhiger Stand, ähnlich der vorigen Gruppe; in [92] der gesenkten Rechten vom Ergänzer eine Fackel angenommen, nach antiken Ansatzspuren, die jedoch ebenso gut für den wahrscheinlicher anzunehmenden, am Bein stehenden Köcher passen würden; dann würde A. in der Rechten etwa einen Pfeil gehalten haben; in der erhobenen Linken hielt A. wohl den Bogen; Haartracht eigenartig: das lange Haar ist von einem Reif umgeben, um den das Vorderhaar jederseits zurückgeschlagen ist; über den Ohren ist es durchgesteckt, so dass es jederseits in einer langen Locke auf die Schulter herabfällt; das Haar des Hinterkopfes ist gleichfalls um den Reif gelegt und durchgesteckt, so dass es jederseits eine zweite Schulterlocke bildet), wo aber der (im Oberteil ergänzte) Baumstamm zur Linken gewiss Zusatz der Marmorcopie ist und in dem vorauszusetzenden Bronzeoriginal fehlte. So fehlt er denn auch wirklich in der Bronzereplik aus Pompeii (am besten abg. Bonner Studien, R. Kekulé gewidmet, Taf. I); aber hier liegt zugleich eine Umbildung des ganzen Typus vor: aus einem Pfeilschützen ist A. zum Leierspieler gemacht, während im strengen Stil A. als Leierspieler stets bekleidet ist. Hierher wird auch das Werk eines Apollonios (in Mallorca, vgl. Hübner Ant. Bildw. in Madrid 297, 71) gehören; nah verwandt ist ferner eine Statue im Palazzo Pitti (Dütschke II nr. 4), welche Furtwängler (Meisterw. 81f.) auf Kritios zurückführen will. Als eines der reifsten Werke archaischer Kunst reiht sich ferner ein bekannter Marmorkopf des British Museum (Anc. Marbl. III 4. Overbeck Atlas XIX 5. 6) an, dessen Benennung als A. allerdings nur auf inneren Gründen beruht, die indessen laut genug sprechen (vgl. die Charakteristik Friederichs-Wolters nr. 228): in dem nach hinten lang herabfallenden Haar liegt ein Reif, über den die Stirnlocken gestrichen sind; jederseits fiel eine Locke nach vorn auf die Brust. Ähnlich erscheint A. auf Drachmen, von Kolophon (Overbeck Münztaf. II 9), während auf den im Typus verwandten Münzen von Katana (ebd. II 12, Brit. Mus. Cat. Coins, Sicily 44, 19) das Haar hinten zu einer Art Krobylos aufgenommen ist (so auch bei der sog. wagenbesteigenden Frau, s. u.).

Bekleidet finden wir A. auch in dieser Periode häufig auf Vasenbildern, seltener in der Sculptur. Von Sculpturwerken ist hier vor allem das thasische Nymphenrelief im Louvre (Rayet Mon. de l’art ant. I 20. 21) zu nennen, welches A. Nymphegetes in Handlung und Tracht des Kitharisten an der Spitze der Nymphen zeigt. Die Haartracht lässt sich bei der Zerstörung des Kopfes nicht erkennen; dagegen ist bei dem neuerdings von O. Hauser (Arch. Jahrb. VII 54ff.) als A. erwiesenen Relief der sog. wagenbesteigenden Frau das Haar ähnlich wie auf den Münzen von Katana (s. o.) hinten aufgenommen. A. besteigt hier einen Wagen; ob er auch hier wie auf dem oben genannten Vasenbild (Gerhard Auserl. Vasenb. I 20. 21) als Leierspieler aufgefasst war und die Leier nur zeitweise fortgelegt hat, lässt sich nicht mehr erkennen. Statuarisch ist in dieser Periode die lange Kitharodentracht nur durch eine unterlebensgrosse Sitzstatue im Vatican (Helbig Führer I 203. Overbeck Atlas XXI 29) bezeugt, die (wie Helbig mit [93] Recht bemerkt) auf ein archaisches Bronzeoriginal zurückgeht (Haartracht falsch ergänzt, war ähnlich dem mantuaner Typus). Nur mit einer leichten Chlamys bekleidet erscheint A. einigemal, so auf Münzen von Alexandreia Troas (auf der Hand eine Maus tragend, de Witte Rev. num. N. S. III pl. I 1, nach Furtwängler Roschers Lex. I 457 die ältere Kultstatue des Smintheus); ferner in der eine Statue wiedergebenden Chalcedongemme Cades E Apolline nr. 35 (Overbeck Gemmentaf. nr. 24), wo A. in der gesenkten Linken Bogen und Pfeil hält, mit der Rechten sich auf einen Lorbeerstab stützt (auf Vasenbildern häufiges Motiv, vgl. Berlin 2380, abg. Arch. Ztg. XLII 1884 Taf. 13). Vgl. auch den Siegelstein aus Aphrodisias, abg. Arch. Ztg. XLI 1883, 257. Endlich auch in dem Typus, welchen die Mittelfigur im Westgiebel des Zeustempels zu Olympia (Overbeck Atlas XX 28) repräsentiert; zwar die Benennung dieser Figur vorläufig nichts als eine unbeweisbare Vermutung, die sich noch dazu im Widerspruch mit der ausdrücklichen Angabe der einzigen antiken Quelle (Paus. V 10, 8) befindet; aber da wenigstens ein ähnlicher Kopftypus für A. auf Münzen von Siphnos, Kolophon, Mytilene, Side (Histor. u. philol. Aufs. E. Curtius gewidm., Taf. III) vorkommt, so durfte sie hier nicht unerwähnt bleiben; die Haartracht ist bemerkenswert: das nach allen Seiten vom Scheitel herab gestrichene Haar fällt tief in die Stirn, ist hinten aufgenommen und war dort um einen Bronzestab in Form eines Wulstes herum gelegt. Auf den in diese Periode fallenden rf. Vasen strengen Stils erscheint der langbekleidete Kitharode der älteren Zeit bereits seltener (Beispiele Overbeck Atlas Taf. XIX 26–28. XX 8. 9; auch sitzend, ebd. XX 10; vor allem die schöne Vase mit der Meerfahrt des A. Delphinios, ebd. XX 12); wo A. handelnd erscheint, pflegt er nur noch höchstens ein kurzes Mäntelchen zu tragen.

b) In mythischen Scenen. Aus der vorigen Periode setzen sich die Darstellungen der Bestrafung des Tityos und des Dreifussstreites fort; einige neue Scenen treten hinzu. 1. Tityos. Einen neuen Typus giebt eine wohl von Euthymides bemalte Amphora im Louvre (nicht in Deepdene, wie Overbeck 386 angiebt), abg. Gerhard Auserl. Vasenb. I 22: A. (Krobylos, Backenbartflaum, Chlamys über linkem Arm) sucht hier Leto dem Tityos zu entreissen, der sie davonträgt; rechts erscheint Artemis. Ähnlich erscheint A. auf einer zeitlich nahe stehenden Amphora des Brit. Mus. 806 (Mon. d. Inst. I 23), welche sich in der Darstellung dem alten Typus anschliesst: Tityos ist zu seiner Mutter Ge (oder Elara, s. o. Kap. IV 3 a) geflüchtet und wird dort von A.s Pfeil niedergestreckt. Spätere Variationen des Typus: 1) Vase der Sammlung Rogers, abg. Ann. d. Inst. II tav. H. 2) Amphora im Louvre, abg. Mon. d. Inst. 1856 tav. X 2: A. trägt hier noch das lange Haar mit einzelnen sich von der Masse ablösenden Locken, wie in der älteren Zeit. Aus diesem Typus entwickelt ferner ein bedeutender Vasenmaler eine grossartige Composition: Krater im Louvre, abg. Mon. d. Inst. 1856 tav. XI. Tityos flüchtet mit Ge auf einen Palmbaum zu; aber schon hat ihn A. (Haartracht: vor den Ohren [94] lang herabfallende Strähnen, ausserdem um den Kopf gelegte Zöpfe), der bereits aus der Ferne Ge mit seinen Pfeilen getroffen, erreicht und stürmt mit dem Schwerte gegen ihn an. Dieselbe Scene auf ein Schaleninnenbild angewandt, zeigt die Vase München 402 Overbeck Atlas Taf. XXIII 8): A. hat hier langes Haar im Nacken und an den Schläfen eine Haarmasse ähnlich wie die Parthenos des Pheidias. 2. Dreifussstreit. In der Vasenmalerei ist diese Scene im rf. strengen Stil bereits seltener als auf sf. Vasen. Am altertümlichsten ist noch 1) die Amphora des Andokides (Berlin 2159, abg. Gerhard Trinksch. u. Gef. Taf. XIX. Overbeck Atlas XXIV 2): Herakles eilt mit dem Dreifuss nach links davon, A. (kurzer Chiton, Chlamys, langes Haar mit Einzellöckchen vor und hinter den Ohren, Backenbartflaum) in der Linken den Bogen haltend, eilt nach; eingefasst ist die Scene durch die ruhig dastehenden Figur der Athena und der Artemis. Demselben Typus des Streites gehört 2) die etwas jüngere Amphora des Phintias in Corneto (Mon. d. Inst. XI 28. Overbeck a. a. O. 4) an, ferner 3) die Amphora der Ermitage 1039 (abg. Stephani C. R. 1868, 5. 58. Overbeck a. a. O. 5: die Gegner auf die beiden Seiten des Gefässes verteilt; A. hat hier noch ein Schwert umgehängt), 4) eine Spitzamphora in Würzburg III 319 (abg. Overbeck a. a. O. 6: gleiche Verteilung wie die vorige, und 5) eine Amphora in Parma (abg. Braun Tages Taf. 4. Overbeck a. a. O. 12); alle diese Vasen geben A. die Chlamys (1 und 5 auch den Chiton) und langes Haar (mit Einzellöckchen 1. 2. 3; in Krobylos aufgebunden 4. 5; dazu Kranz im Haar 4; Backenbartflaum 1. 3), lassen ihn in der Linken (auf 4 in der Rechten!) den Bogen halten (mit zwei Pfeilen auf 3. 5; ein Pfeil [in der Linken!] gehalten 4; Köcher auf dem Rücken 3), und geben nur die Gruppe der Steitenden (bis auf 1). Athena und Artemis erscheinen wieder als Zuschauer auf einer Schale des Mus. Greg. (II 85, danach Overbeck a. a. O. 11, vgl. Reisch in Helbigs Führer II 290, 201). Auf einer anderen Gruppe von Vasen erscheint A. zum erstenmale in der Vasenmalerei völlig unbekleidet: 1) Schale des Phintias in München 401 (abg. Ber. Sächs. Ges. 1853 Taf. 6. Overbeck a. a. O. 3: A. hat langes Haar mit Einzellöckchen und ist bekränzt). 2) Krater im Brit. Mus. 786 (abg. Mon. d. Inst. II 26 Overbeck 7: A. trägt Krobylos und Kranz und ist von einem Reh begleitet). 3) Amphora im Mus. Greg. (II 58, 1, vgl. Reisch a. a. O. II 257, 92; abg. Gerhard Auserl. Vas. 125. Overbeck 8: Haartracht wie auf 1; Athena tritt zwischen die Streitenden, vgl. o. S. 89, 27, wo auch bereits die hierher gehörige delphische Gruppe des Chionis, Diyllos und Amyklaios erwähnt ist). Auf statuarische Gruppen des Dreifussraubes aus der Zeit gehen auch zurück eine samische Erzmünze (Imhoof-Blumer Monn. grecq. pl. E 37 Overbeck Münztaf. V 22). ein in Theodosia gefundener Carneol der Ermitage (Stephani C. R. 1868 Taf. I 4, danach Overbeck S. 408) und das Relief von der Schulterklappe eines Bronzepanzers, Carapanos Dodone pl. XVI 1. 3. An die Spitze der neu in dieser Periode auftretenden Darstellungen ist als Unicum die vielleicht von Brygos [95] herrührende (vgl. Dümmler Bonner Stud. 73) Schale des Mus. Greg. (II 83, 1, vgl. Reisch a. a. O. II 292, 227, abg. Élite III 36. Arch. Ztg. II 1844 Taf. 20) mit der Darstellung des von dem kleinen Hermes verübten Rinderdiebstahls zu stellen (A. hat den Krobylos und trägt einen langen Chiton nebst Himation). Die beiden von Overbeck S. 419f. als Darstellungen des Streites zwischen A. und Hermes um die Leier angeführten Vasenbilder sind einfache, nicht mythische Liebesverfolgungen (der Verfolger greift gar nicht nach der Leier, sondern nach dem verfolgten Knaben; das Kerykeion auf der einen Vase ist schon um seiner Lage willen als Zusatz eines Ergänzers verdächtig; die Sage selbst, entwickelt aus Hom. Hymn. Herm. 515, ist schwerlich so alt, eher wohl Erfindung eines hellenistischen Dichters; einziges Zeugnis ist die helikonische Gruppe, Paus. IX 30, 1, vgl. P. Jamot Bull. hell. XV 1891, 381ff.). 4. Idas und Marpessa. Die Sage war bereits an der Kypseloslade (Paus. V 18, 2) dargestellt: Idas führte die gewonnene Geliebte mit sich fort; Genaueres lässt sich wegen fehlerhafter Überlieferung der Beischrift (vgl. Robert Herm. XXIII 440f., gegen den Overbecks Einwendungen S. 488f. belanglos sind) nicht erkennen. Den Bogenkampf des A. und Idas zeigt ein vortrefflich ausgeführtes Vasenbild in München 745 (abg. Mon. d. Inst. I 20. Overbeck Atlas XXVI 6): Zeus trennt der Sage gemäss die Streitenden; Artemis tritt zum Bruder, Marpessa zu Idas, dadurch zugleich im Voraus ihre Entscheidung andeutend. Diese in sich völlig geschlossene Composition lag dem Vasenmaler vor; da aber der Raum sich zu gross erwies, so musste er noch drei Figuren hinzufügen: er wählte Hermes und Leto, und in Ermangelung einer weiteren Figur wiederholte er die Figur des Zeus mit unwesentlichen Änderungen, indem er der eigentlich Zeus vorstellenden Mittelfigur statt des Skeptron den Stab des attischen Bürgers gab und sie dadurch zum Sterblichen herabdrückte (etwa Euenos); es wäre verfehlt, aus diesem Notbehelf des Vasenmalers auf eine abweichende Sagenversion schliessen zu wollen. Marpessa von Idas fortgeführt, A. (durch Iris bedeutet) sich entfernend, zeigt ein etwas späteres Vasenbild (Amphora, Gerhard Auserl. Vas. I 46. Overbeck Atlas XXVI 4); vgl. auch die etruskischen Spiegel Gerhard I 80. V 11, 1. 2. 5. In Darstellungen der Gigantomachie kommt A. zuerst in dieser Periode vor: 1) Schalenfragment von der Akropolis zu Athen, Ἐφημ. ἀρχ. 1885 πίν. V 2. 2) Schale des Duc de Luynes, Gerhard Trinksch. AB. 3) Stamnos im Brit. Mus. 788*, Gerhard Auserl. Vas. I 64. 4) Krater aus Altamura im Brit. Mus. (Heydemann 6. Hall. Winckelm.-Progr. 1881 Tafel). Typisch ist hier, dass A. mit der Rechten das Schwert schwingt, dessen Scheide er in der gesenkten Linken hält. 6. Liebesverfolgung. Das beliebte Schema wird gelegentlich ohne nähere Charakterisierung auch auf A. angewandt; auf bestimmte Sagen zu deuten ist nicht möglich. Beispiele: 1) Schaleninnenbild Mon. d. Inst. III 12 (Overbeck Atlas XXVI 1). 2) Hydria Mon. d. Inst. IX 28 (Overbeck XXVI 8). 7. Der Pythonkampf ist gegen das Ende dieser Periode durch Pythagoras von Rhegion [96] bildlich gestaltet worden (Plin. n. h. XXXIV 59, der auch eine in Theben befindliche Statue des Kitharoden A. von demselben Künstler anführt, welche aber nach Athen. I 19 B C vielmehr als Porträt eines siegreichen Kitharoden aufzufassen ist): wohl mit Unrecht hat man Nachbildungen dieser Gruppe auf Münzen von Kroton (Overbeck Münztaf. V 21) zu finden geglaubt (vgl. Overbeck S. 84), die auch schon stilistisch auf eine spätere Zeit hinweisen. In dieser Periode kommt der Pythonkampf nur noch auf zwei Vasen vor, einer späten sf. Lekythos im Cab. des Méd. (Élite II 1 A) und einer streng-rf. Lekythos in Berlin 2212 (abg. Overbeck S. 378 Fig. 20); beidemal erscheint A. als Kind auf dem Arm der Mutter (älteste Belege dieser Version, vgl. o. Kap. IV 2), und Leto schreitet auf den (nicht dargestellten) Drachen zu. Vielleicht ist dies das Motiv der von Klearchos (Athen. XV 701 C) erwähnten Erzstatue in Delphoi, welche Leto darstellte, wie sie den kleinen A. anfeuert, den Drachen zu erschiessen.

Ausserdem kommt A. gelegentlich auch in Scenen, an deren Handlung er nicht beteiligt ist, als teilnehmender Zuschauer vor, so bei der Einführung des Herakles in den Olymp (Beispiel rf. Stamnos der früheren Samml. Fontana in Triest, abg. Gerhard Auserl. Vas. II 146f.; auf der Sosiasschale Berlin 2278 ist die inschriftlich als Artemis bezeichnete Figur ihrer Erscheinung nach eher A., vgl. Furtwängler Beschreibung d. Vasensamml. S. 555, 1); bei Hektors und Aias Zweikampf lässt ihn Duris (Schale im Louvre, Wiener Vorl. VI 7) der Ilias gemäss jenem zu Hülfe eilen; dasselbe Motiv wendet Duris bei Achilleus und Hektors Zweikampf auf einer unsignierten Schale des Mus. Greg. (II 74, vgl. Gerhard Auserl. Vas. III 202, 3–5. Reisch in Helbigs Führer II 295, 232) an; A. streckt hier mit der Rechten einen Pfeil vor und hält den Bogen in der Linken; so wird die Figur typisch auf einigen dem Duris nahe stehenden Vasen (Beispiel: Hydria Mus. Greg. II 12. Gerhard a. a. O. 1. 2. Reisch a. a. O. II 262, 106) wiederholt.

Zum Schluss dieser Periode seien noch die litterarisch überlieferten und bestimmten Künstlern dieser Zeit zugeschriebenen A.-Darstellungen zusammengestellt, soweit sie noch nicht genannt sind: Onatas, colossale Erzstatue in Pergamon (Paus. VIII 42, 7); Patrokles, Sohn des Katillos, von Kroton, ἄγαλμα aus Buchsbaumholz (Kopf vergoldet), Weihgeschenk der epizephyrischen Lokrer in Olympia (Paus. VI 19, 6); Praxias von Athen, Schüler des Kalamis, Gruppe im Vordergiebel des delphischen A.-Tempels (A., Artemis, Leto, Musen: vollendet von Androsthenes, Paus. X 19, 4); Telephanes von Phokaia, Erzstatue (Plin. n. h. XXXIV 68).

B. Kunst der Blütezeit.

1. Ältere Periode (Zeitalter des Pheidias). a. Das Ideal des A. Wie manche andere Gottheit legt auch A. in der Blütezeit attischer Macht und Kunst die herbe, unnahbare Göttlichkeit ab und wird dem Menschen durch das Walten der Kunst menschlich näher gebracht. Die archaischen Löckchen verschwinden, und im Nacken hängt das Haar nur massig lang herab; ja nicht selten wird gerade in dieser Zeit die Auffassung [97] des Φοῖβος ἀκειρεκόμης überhaupt aufgegeben, und A. erscheint im Rundkopf mit kurzem lockigem Haar; auch die archaische Kitharodentracht wird zeitgemäss umgestaltet. An die Spitze der Betrachtung muss hier die 1891 im Tiber gefundene Marmorstatue gestellt werden (Fundbericht Notizie d. Scav. 1891, 337. Abbildungen ebd. 287. Rom. Mitt. VI Taf. XI. XII, vgl. S. 377ff. [Petersen]. Overbeck Plastik I⁴ 347), die bereits Petersen mit vollem Recht auf Pheidias selbst zurückgeführt hat: der völlig unbekleidete Gott steht ruhig da, das rechte Bein leicht zur Seite setzend; in der gesenkten Rechten hielt er den Bogen, die Linke war erhoben; das Haupt ist ein wenig nach links geneigt; im Antlitz herrscht freundliche Milde, die Haare sind vom Scheitel nach vorn gestrichen und fallen hinten wellig in mässiger Länge in den Nacken. Petersen identificiert das Original des Werkes mit der einzigen A.-Statue des Pheidias, welche die Überlieferung erwähnt, in der Statuengruppe des delphischen Weihgeschenks, deren Mittelpunkt Miltiades zwischen Athena und A. bildete (Paus. X 10, 1): die Erzstatue des A. Parnopios auf der Akropolis zu Athen wird dem Künstler von Pausanias I 24, 8 nicht mit Bestimmtheit beigelegt (λέγουσι); Furtwängler, der der Zurückführung der römischen Statue auf Pheidias zustimmt (Meisterw. 78), will diesem gerade die delphische Gruppe absprechen, wozu man sich ohne die zwingendsten Gründe nur ungern verstehen wird. An diese Statue schliessen sich einige verwandte Darstellungen an: zunächst, wohl auch auf ein Original des Pheidias oder seiner Schule zurückgehend, eine Statue im capitolinischen Museum (Helbig Führer I nr. 500. Overbeck Atlas XX 22), eine etwas ältere Fassung desselben Typus. Ähnlich erscheint auch der A.-Kopf auf Tetradrachmen von Rhegion (Overbeck Münztaf. II 34) und Miletos (ebd. 52), etwas anders auf Münzen von Damastion (ebd. 15), Zakynthos (ebd. 56), Kolophon (ebd. 53), Xanthos (ebd. 61), vgl. auch den berühmten Berliner Semelespiegel, Gerhard Etr. Sp. I 83. Ausser der delphischen Gruppe und dem A. Parnopios sind noch zwei A.-Bildungen in Relief von Pheidias überliefert: bei der Tötung der Niobiden am Thron des Zeus in Olympia (Paus. V 11, 2) und am Bathron derselben Statue als Zuschauer der Aphroditegeburt (Paus. V 11, 8). Ein Ersatz für diese verlorenen Werke (die Niobidendarstellung glaubt Furtwängler Meisterw. 68 in einer Reihe römischer Reliefs wiederzufinden) bietet sich unserer Vorstellung im Parthenonfries, der als eine der reifsten Früchte pheidiasischer Kunstart zu betrachten ist. Es ist nun zwar gerade hier eine strittige Frage, welche der zwölf Götterfiguren A. zu nennen ist; die einen sehen ihn in dem neben Poseidon sitzenden Jüngling, die anderen (und diese zuerst von Flasch [Zum Parthenonfries, Würzburg 1877] vertretene Auffassung halte ich für die richtige) in dem Rücken an Rücken mit Hermes sitzenden Gott. Wie dem aber auch sei: für den wichtigsten Punkt, den wir für A. aus dem Friese lernen können, ist die Entscheidung hierüber einerlei. In jedem Falle ist A. hier mit dem kurzen Haar des attischen Epheben dargestellt. Es ist dies keine vereinzelte Darstellung, gerade in dieser Zeit [98] kommt sie wiederholt vor; als Beispiele seien angeführt das Votivrelief des Sohnes des Bakchios in Athen (Overbeck Atlas XX 16) und ein Terracottarelief in Athen (Stackelberg Gräber d. Hell. 56, 4. Overbeck XX 17); auch auf dem Fries von Phigalia (Anc. Marbl. IV 11. Overbeck XX 15) scheint A. kurzes Haar zutragen. Ebenso wiederholt auf Münzen (Katana, Overbeck Münztaf. II 13; Bund der Chalkidike, ebd. 28. 29; Poroselene, ebd. 11) und auf Vasen (Aryballos, Bologna 1396, Élite II 19; Krater, Ermitage 1307. Stephani C. R. 1861 Taf. 4; Amphora Jatta, Mon. d. Inst. VIII 24, 1; Schale des Aristophanes und Erginos, Berlin 2531, Wiener Vorlegebl. I 5). Dagegen ist auf den jüngeren Münzen von Leontinoi, welche P. Gardner (Brit. Mus. Cat. Coins, Sicily 89f. mit Abb.) in diese Zeit setzt, das mässig lange Haar nach hinten zu einem Wulst aufgenommen, und es erscheinen auch noch die Löckchen vor den Ohre; bemerkenswert ist aber (was Furtwängler Roschers Lex. I 456 richtig gesehen), dass hier zum erstenmal versucht wird, in dem leuchtenden Blick des Auges den Lichtgott zu charakterisieren. In derselben Zeit aber finden wir auch in der Litteratur die ersten Spuren der Auffassung als Sonnengott, s. o. Kap. III 23. Dies Zusammenstimmen der Thatsachen ist ein neuer Beweis gegen die oben bekämpfte Sonnentheorie. Eigenartig ist ferner der A.-Kopf auf dem von Euainetos modellierten Stempel der dem Ende dieser Periode angehörigen Tetradrachmen von Katana (Weil Künstlerinschr. auf griech. Münzen, 44. Winckelm.-Progr. Berlin 1884 Taf. II 4. 4 a); hier ist das Haar hinten zusammengenestelt, ganz analog dem A. der Gigantenvase aus Melos im Louvre (Mon. grecs 1875 pl. I. II. Overbeck Atlas XXII 12). Statuarisch finden wir neben dem nackten oder nur leicht bekleideten A. auch den vollbekleideten Kitharoden, nur dass hier der in früheren Darstellungen ungegürtete lange Chiton gegürtet wird, und an die Stelle des umgeschlagenen Himation ein auf den Schultern befestigter, über den Rücken herabhängender Mantel tritt; dass diese Tracht vor dem 4. Jhdt. nicht nachweisbar sei, ist eine mit Unrecht von Overbeck gebilligte falsche Behauptung Stephanis (C. R. 1875, 122ff.), welche durch die sog. barberinische Muse der Glyptothek nr. 90 (Overbeck Atlas XXI 30) widerlegt wird. Diese leider durch einen nicht zugehörigen Kopf verunstaltete Darstellung des Kitharoden A. steht in enger Beziehung zur Kunst des Pheidias, und wenn Furtwängler (Meisterw. 119) das Werk dem Agorakritos zuschreibt, so hat er damit wenigstens Kreis und Zeit, in die es gehört, richtig bezeichnet. Wie weit neben Pheidias andere Künstler zur Entwicklung des A.-Ideals beigetragen haben, ist unbekannt. Als eigenartig und auf ein Kultbild aus dem Anfang dieser Periode zurückgehend ist eine Statue in V. Borghese (Helbig Führer II 916. Overbeck Atlas XXI 28) hervorzuheben (Kopf nicht zugehörig). Auf Myron, von dem zwei A.-Statuen überliefert sind (nämlich 1) Erzstatue in Ephesos, von Antonius geraubt, von Augustus auf ein Traumgesicht hin zurückgegeben, Plin. n. h. XXXIV 58. 2) Erzstatue im Asklepiostempel zu Akragas, mit Inschrift in Silber am Schenkel, von Verres geraubt, Cic. Verr. IV [99] 43), will Furtwängler (Meisterw. 371ff.) den Kasseler Typus (s. o.) zurückführen. Kolotes stellte an seinem Preistisch in Olympia unter den versammelten Göttern auch A. dar (Paus. V 20, 2). Athenodoros aus Kleitor verfertigte den A. in der von den Lakedaimoniern nach dem peloponnesischen Kriege gestifteten Gruppe in Delphoi (Lysandros unter Göttern), Paus. X 9, 8. Dem älteren Praxiteles schreibt Furtwängler (Meisterw. 140f. 668f.) das Original einer Herme in Petworth House (Specim. I 28) und einen Kopf des Brit. Mus. (abg. Koepp Üb. d. Bildn. Alex. d. Gr., 52. Winckelm.-Progr. Berlin 1892, 24. Furtwängler S. 669) zu.

b. In mythischen Scenen. Von den in der archaischen Kunst dargestellten A.-Mythen verschwinden die meisten in dieser Periode. Nur der Dreifussstreit kommt am Anfang der Periode noch gelegentlich zur Darstellung (Amphora in München 5, abg. Thiersch Abh. Akad. München IV 1847 Taf. 5; Amphora in Leiden, Roulez Choix pl. 8. Overbeck Atlas XXIV 9; Amphora [nicht Kanne, wie Overbeck sagt] im Brit. Mus. E 330, Mon. d. Inst. I 9, 3. De Witte Coll. Czartoryski pl. XIII). Das Schema ist dasselbe wie in der vorigen Periode; der Dreifuss hat drei (früher zwei) Henkel. Den Kampf um den Hirsch verlegt das Bild eines rf. Kraters schönen Stils in Bologna (Mon. d. Inst. Suppl. tav. XXII) in das delphische Heiligtum, A. eilt herbei, einen Lorbeerstab in der Linken haltend (mässig langes Lockenhaar, bis auf ein shawlartiges Mäntelchen unbekleidet); dabei Artemis (mit Fackel) und Athena. Im Gigantenkampf spielt A. in dieser Zeit eine gewisse Rolle; in der 11. Ostmetope des Parthenon kämpfte er wahrscheinlich mit dem Bogen; die oben erwähnte Vase aus Melos im Louvre giebt ihm die Fackel in die Rechte; auf der Vase des Aristophanes und Erginos (Berlin 2531, Wiener Vorlegebl. I 5) kämpft er mit dem Schwerte; er ist hier fast unbekleidet und trägt das für diese Zeit charakteristische kurze Haar. Auch der Pythonkampf fand in dieser Periode eine hervorragende und berühmte Gestaltung, die uns in zahlreichen Nachbildungen (Statuetten im Capitolin. Mus. und im Mus. Torlonia, Münzen der Kaiserzeit; alles abg. bei Schreiber Ap. Pythoktonos Taf. I. II) erhalten ist. Man hat die Originalcomposition meist nach Schreibers Vorgang mit der unten zu nennenden Gruppe des Euphranor identificiert; dass dies unrichtig ist, hat Reisch (Festgruss aus Innsbruck an die 42. Philol. Vers. 1893, 151ff.) überzeugend nachgewiesen; wenn er das Original in der oben erwähnten delphischen Erzstatue sieht, so kann ich ihm darin aus stilistischen und sachlichen Gründen nicht folgen; dagegen wird das ebenfalls von ihm herangezogene, nur aus Tischbeins Publication (Vases d’Hamilton III 4 = 25, danach Élite II 1. Overbeck Atlas XXIII 1) bekannte Vasenbild allerdings in einer gewissen Beziehung zu der hier besprochenen Gruppe stehen. Neu tritt in dieser Periode die Darstellung der Marsyassage auf, für die ich ein für allemal auf den Artikel Marsyas verweise. Als zuschauende Figur wird A. in dieser und den folgenden Perioden immer häufiger bei andern Scenen verwandt, wie aus der bei Overbeck 322ff. gegebenen Liste leicht ersichtlich ist; vgl. auch L. Bloch Die zuschauenden Götter, Leipz. 1888.

[100] 2. Jüngere Periode (Zeit des Praxiteles und Skopas). Während die meisten andern dem Modernen aus dem Vorrat der Museen geläufigen Götterideale in der hellenistischen Zeit ihren Ursprung haben, datiert das Ideal des A. bereits aus dem 4. Jhdt. Für diese Zeit steht uns ein besonders reiches Material zu Gebote, zumeist allerdings in römischen Copien. Hervorragenden Einfluss auf die Gestaltung des A.-Ideals hatten die Schöpfungen des Praxiteles. Vier Darstellungen des A. sind uns von ihm überliefert: 1) A., Artemis, Leto, Gruppe im Tempel des A. Prostaterios zu Megara (Paus. I 44, 2); auf einer Münze von Megara (Overbeck Münztaf. V 3) ist eine solche Gruppe dargestellt: A., der die Mitte einnimmt, ist hier als Kitharode aufgefasst, er steht ruhig da in langem Gewande, wie es scheint ohne Mantel. 2) Gruppe derselben Gottheiten in deren Tempel zu Mantineia (Paus. VIII 9, 1); die Reliefs am Postament mit einer Darstellung der Marsyassage sind wieder aufgefunden durch Fougères (Bull. hell. XII 1888 pl. 1–3; auch Overbeck Taf. 1 und Plastik II⁴ Fig. 160): A. sitzt hier in der üblichen Kitharodentracht der Zeit, die Leier auf den Schoss stützend, und hört dem Flötenspiel des Marsyas zu. 3) Eine Statue in der Sammlung des Asinius Pollio in Rom erwähnt Plin. n. h. XXXVI 23. 4) Der sog. Sauroktonos (Plin. n. h. XXXIV 70). A. war hier als kaum dem Knabenalter entwachsener Ephebe dargestellt, wie er, in träumerischem Sinnen an einen Baumstamm gelehnt, eine flinke Eidechse den Stamm heraufschlüpfen sieht und, plötzlich aus seinem Sinnen emporfahrend, das zierliche Tier mit einem Pfeile, den er gerade in der Hand hält, spiesst. Dieses Erzwerk ist uns in mehreren Copien von verschiedener Grösse, in Marmor und Bronze, erhalten (beste Abbildungen bei Rayet Mon. de l’art ant. II pl. 45–47). Es würde gewiss nicht das Richtige treffen, wenn man mit Welcker (Alte Denkm. I 406ff.) hier tiefe symbolische Beziehungen suchen wollte. Die Genrestimmung, welche, besonders unter dem Einfluss des Praxiteles, die Kunst dieser und der folgenden Zeit beherrscht, ist hier in besonders auffälliger Weise auf die Gottheit angewandt. Und wie das Motiv ein allgemein menschliches ist, so ist auch die Figur des Gottes ihrer Göttlichkeit entkleidet: wir sehen einen schlanken, knabenhaften Jüngling mit weichen Zügen, unbekleidet, und die von einer Binde umschlungenen Haare im Nacken einfach aufgenommen und vorn unter der Binde etwas vorgezogen; charakteristisch für die Kunstweise des Praxiteles ist das Standmotiv, welches die eine Seite des Körpers durch Hinzufügung einer Stütze entlastet; dies geschieht hier bereits so viel leichter und freier als in anderen Werken desselben Meisters, dass wir den Sauroktonos schon deshalb zu seinen späteren Werken zählen müssen. Ausser diesen litterarisch dem Künstler zugeschriebenen Werken geht aber noch ein anderer beliebter A.-Typus sicher auf praxitelische Kunst zurück, den Lukian (Anach. 7) als den des A. Lykeios in Athen beschreibt: A. war unbekleidet; er hielt in der Linken den Bogen und stützte sich auf eine Stele (Motiv des praxitelischen Hermes); den rechten Arm legte er in einer Stellung behaglichen Ausruhens (vom Bogenschiessen) über den Kopf. So ist uns A. auf attischen [101] Tetradrachmen und in zahlreichen Marmorcopien (Beispiel: Statue im Louvre, Overbeck Atlas XXII 39) erhalten; die Münzen zeigen auf der Stele einen Dreifuss (A. also nur angelehnt), die Statuen überhaupt keine Stele, sondern dafür meist einen Baumstamm; bisweilen fügte der Copist Zuthaten an, die der ursprünglichen Composition fremd waren (z. B. Leier und Greif bei der capitolinischen Statue Overbeck Atlas XXII 41); den selben Typus mit linkem Standbein (Motiv des einschenkenden Satyrs) und etwas altertümlicherem Kopfe zeigt eine Statue im Louvre (Clarac 296, 912); im übrigen giebt der feststehende Kopftypus bereits das spätere A.-Ideal in seiner reinsten Form: die gewölbte dreieckige Stirn, durch die eigenartige Haartracht (das Haar gescheitelt, so dass es zurückgestrichen auf beiden Seiten etwas über die Stirn fällt, über der es in der Mitte in einem Zopfe zurückgelegt ist; die Frisur ist von Overbeck 122 wohl mit Recht als Vorstufe der Haarschleife angesehen werden) hervorgebracht; die weit aufgeschlagenen Augen; der träumerische Zug in der ganzen Composition bleibt ebenfalls für eine bestimmte Auffassung des A. bezeichnend. Praxiteles Zeitgenosse Skopas schuf die berühmte und vielbewunderte Statue des A. Palatinus (Plin. n.h. XXXVI 25). Das wie es scheint ehemals in Rhamnus befindliche Marmorwerk wurde von Augustus im palatinischen A.-Tempel als Kultbild aufgestellt; aus Beschreibungen bei augusteischen Dichtern und erhaltenen Nachbildungen können wir uns das Aussehen dieses als Kitharoden aufgefassten A. vorstellen (vgl. Hoffmann Philol. N. F. I 678ff.). A. war in langem Gewande (jedenfalls der üblichen Kitharodentracht) zum Leierklang singend dargestellt; die Leier trug er im linken Arm, die Rechte hielt das Plektron, auf dem Haupt hatte er einen Lorbeerkranz. Zu dieser Beschreibung, die durch Münzen des Nero (Overbeck Münztaf. V 47. 48. 50. 51) bestätigt wird, passt vortrefflich die bereits von K. O. Müller (Hdbch. § 124, 4) herangezogene Statue im Vatican (Helbig Führer I nr. 267. Overbeck Atlas XX 7. XXI 32). Overbecks Einwände (zuletzt Plastik II⁴ 27f.) gegen diese neuerdings besonders von Hoffmann und Furtwängler vertretene Identification kann ich nicht für begründet halten: die Statue ist nicht zu bewegt für ein Tempelbild (ob sie ursprünglich als Kultbild gedacht war, wissen wir gar nicht); A.s Bewegung ist kein Einherstürmen, er tritt beim begeisterten Vortragen unwillkürlich einen Schritt vor. Dass er mit der Artemis des Timotheos und der Leto des jüngeren Kephisodotos eine Gruppe gebildet habe, wird nirgends gesagt; von drei Figuren aber, von denen wir nicht einmal wissen, dass sie bei einander standen (Prop. II 31, 15 kann dies nicht beweisen), können wir nicht postulieren, dass sie zu einer Gruppe zusammen passten. Und ob eine so bewegte Statue in den Nemesistempel passte, kommt auch nicht in Betracht, da keine Überlieferung sagt, wo die Statue in Rhamnus stand. Dagegen passt die schwungvolle, von lebhafter innerer Erregung beseelte Figur vorzüglich gerade zur Kunstweise des Skopas, der hier einen bereits vorhandenen Typus (vgl. z. B. das Vasenbild Overbeck Atlas XXIV 24) vertiefend umbildete (besonders der Kopftypus neu und ausdrucksvoll). Auffallend [102] scheint es nur auf den ersten Blick, dass gerade auf Augustusmünzen (Overbeck Münztaf. V 42f.) als A. Actius zwar auch ein A. mit Leier erscheint, der aber unmöglich auf das Original der vaticanischen Statue zurückgehen kann, da er ruhig steht, nicht singt und in der Rechten eine Opferschale hält. Die Erklärung dieses Widerspruchs ist nicht schwer: dass Augustus unter dem A. seines Münzbildes sich selbst verstanden wissen wollte, geht schon daraus hervor, dass derselbe Typus auf Münzen des Antoninus Pius und des Septimius Severus geradezu als A. Augustus bezeichnet wird; dann aber konnte es der Würde des Herrschers nicht entsprechen, sich als leierspielender Sänger darzustellen. Augustus setzte also nicht das Werk des Skopas auf seine Münzen, sondern das eines andern Künstlers aus dem Kreise des Skopas, des Bryaxis (s. u.); für Neros Eigenart dagegen passte es sehr gut, wenn er zur Darstellung des A. Nero die Statue des Skopas wählte. Die schöne Statue in Petworth (Overbeck Atlas XXI 33), bei der man ebenfalls an den Palatinus des Skopas gedacht hat, kann mit diesem nichts zu thun haben, da ihr Äusseres seiner Beschreibung widerspricht (es fehlt der Kranz; als Bekleidung dient nur die Chlamys); doch ist die Erfindung eines grossen Künstlers würdig. Noch von einer anderen A.-Statue des Skopas haben wir Nachricht, dem Kultbild des A. Smintheus in Chryse (Strab. XIII 604); A. setzte hier den Fuss auf das in diesem Localkult ihm heilige Tier, die Maus. Nach dieser bestimmten Überlieferung ist es unmöglich, mit Overbeck 91ff. (ebenso Plastik II⁴ 17) die Münztaf. V 25ff. abgebildeten Münzen auf diese Statue zurückzuführen; denn auf keiner derselben erscheint die Maus unter dem Fusse des A., auf einer vor den Füssen, auf mehreren attributiv auf der Hand des Gottes; auch scheint das gemeinsame Original, wenn ein solches überhaupt vorliegt, älter als Skopas zu sein. Furtwängler (Roschers Lex. I 457. 466), dem Weil (Baumeisters Denkm. III 1669) zustimmte, wies dagegen auf Münzen des Commodus und Caracalla von Alexandreia Troas (abg. bei Weil a. a. O. Overbeck Münztaf. V 10) hin, durch die das Motiv erst verständlich wird, und die auch eine stilistisch passendere Figur zeigen. A. setzt hier den rechten Fuss auf eine niedrige Bodenerhebung (das Mäuseloch), stützt die Linke in die Seite, und indem er sich mit dem Oberkörper weit vorbeugt, hält er in der Rechten einen Lorbeerzweig, wie um die Maus zu scheuchen (die auf einer Münze von Apollonia, welche dieselbe Statue wiedergiebt, auch sichtbar wird, vgl. Imhoof-Blumer Abh. Akad. München 1. Cl. XVIII 1892 Taf. VI 20). Das spielende, genrehafte Motiv sowie die knabenhafte Jugendlichkeit der unbekleideten Figur und die schlichte Haartracht machen das Werk geradezu zu einem Gegenstück des praxitelischen Sauroktonos, und auch hierin liegt eine Gewähr für die Richtigkeit dieser glänzenden Hypothese. Vgl. auch Furtwängler Meisterw. 524, 2. Von der Gruppe der scepterhaltenden Leto und der Wärterin Ortygia mit deren Kindern auf den Armen (Strab. XIV 640) sind uns keine Nachbildungen erhalten. Im Anschluss an Skopas ist Bryaxis zu nennen; von seinem A. in Patara, der auch dem Pheidias zugeschrieben wurde (Clem. Alex. protr. IV 47 p. [103] 41 P.) ist uns zwar nichts Näheres bekannt; dafür besitzen wir von seiner Kultstatue des A. für Daphne bei Antiocheia (Liban. or. LXI = III 334, 13ff. Reisk. Ammian. Marc. XXII 13, 1. Philostorgios in Acta Artemii, Tgl. Batiffol Röm. Quartalschr. f. christl. Alt. III 1889, 276. M. Egger Rev. des études grecq. 1889, 102ff. Büttner-Wobst Hist. Unters. E. Förstemann gewidm., Leipz. 1894, 1ff.) Nachbildungen auf einem Tetradrachmon des Antiochos Epiphanes und auf späteren antiochenischen Münzen (Overbeck Münztaf. V 37–39); die Colossalstatue war ein Akrolith: der Kern war aus Rebenholz, Kopf und Glieder aus Marmor, Gewand, Haare und Kranz von Gold, die Augen aus Hyacinthen eingesetzt. Der Gott war als Kitharode aufgefasst, aber nicht in begeistertem Singen; wenn Libanios sagt ἐῴκει ᾄδοντι μέλος, so kann das nur de conatu gesagt sein, da A. nicht einmal spielte, sondern in der Rechten eine Opferschale (zur Spende vor dem Gesange) hielt; er trug einen langen gegürteten Chiton und darüber, wie die Münzen zeigen, die für den Kitharoden in dieser Zeit übliche auf den Schultern befestigte und hinten herabfallende Chlamys. Die Stellung ist sehr ruhig und erscheint fast altertümlich gebunden; der Grund hierfür war wohl einmal die Bestimmung als Tempelbild und dann die eigenartige Technik, die lebhaft bewegte Figuren nicht gestattete. Dies ist aber zugleich die als A. Actius bezw. Augustus auf den Kaisermünzen erscheinende A.-Figur (Overbeck Münztaf. V 43–45) und durch diese Beobachtung ist die Beziehung jener Münzen zum A. Palatinus des Skopas wohl als erledigt zu betrachten (vgl. Helbig Führer I nr. 187). Ausser den Genannten, haben sich nach der Überlieferung noch folgende Künstler dieser Periode an A.-Darstellungen versucht: Baton von Herakleia: Erzbild im Tempel der Concordia zu Rom, Plin. n. h. XXXIV 73 (über die Zeit des Baton vgl. Loewy Inschr. griech. Bildh. 61). Den A. Patroos des Euphranor (Paus. I 3, 4) sieht Furtwängler Meisterw. 587ff. in dem sog. Adonis des Vatican (Helbig Führer I nr. 255; abg. Furtwängler 588), auch die schöne Bronzestatue Sabouroff im Berliner Museum nr. 1 (Furtwängler Samml. Sab. Taf. 8–11. Overbeck S. 227) wird von Furtwängler der Richtung des Euphranor zugeteilt; dass desselben Künstlers Latona puerpera Apollinem et Dianam infantes sustinens (also nicht fliehend), Plin. n. h. XXXIV 77, nicht in den bei Schreiber A. Pythokt. abgebildeten Denkmälern zu finden sei, ist oben gesagt. Von Leochares sind uns drei A.-Darstellungen überliefert: 1) Statue in Athen vor dem Tempel des A. Patroos, Paus. I 3, 4. 2) Statue, angeblich von Platon für Dionysios von Syrakus gekauft. [Plat.] Brief 13 p. 361 A. 3) Erzstatue eines A. diadematus, Plin, n. h. XXXIV 79. Auf Leochares hat F. Winter (Arch. Jahrb. VII 164ff.) mit sehr beachtenswerten Gründen die vielbesprochene Statue des A. vom Belvedere (Helbig Führer I nr. 158. Overbeck Atlas XXI 6. XXIII 20) zurückführen wollen; damit scheint, selbst wenn man die unbedingte Zuteilung für gewagt hält, wenigstens Kunstkreis und Kunstrichtung, worin das Original entstand, richtig bezeichnet. A. ist dargestellt in jener wirkungsvollen und bewegten Mittelstellung zwischen wirklichem Dahinschreiten und ruhigem [104] Stande, wie sie in etwas anderer Art auch der A. des Skopas hat; der schlanke Körper, dessen Linienführung Winter mit Recht dem Ganymedes des Leochares verglichen hat, ist unbekleidet, die umgeknüpfte Chlamys ist nur über den ausgestreckten linken Arm geworfen; auf dem Rücken trug A. einen Köcher, wie das über die Brust gehende Band beweist. Von grosser Wirkung ist auch der nach der Richtung des linken Armes gewandte Kopf (von dem wir in dem A. Steinhäuser in Basel, abg. u. a. Overbeck Atlas XXI 3. 4, eine vielfach überschätzte, von Furtwängler Meisterw. 666 richtig beurteilte Copie besitzen), dem ein erregtes Leben innewohnt, wie es dem begeisterten und begeisternden Gotte wohl ziemt, ohne dass man kleinlich an einen einzelnen Anlass der Erregung zu denken brauchte. Hier finden wir auch den bereits früher gelegentlich vorkommenden strahlenden Blick des Auges zur Vollendung ausgebildet. In der Haartracht begegnen wir hier zum ersten Male der Haarschleife über der Stirn, die aber in dieser Zeit bereits zahlreiche Analogien hat und nicht, wie man früher annahm, erst in hellenistischer Zeit vorkommt (vgl. Furtwängler a. a. O. 665, 1). A. hielt wahrscheinlich in der Rechten einen Lorbeerzweig (ebd. 662ff.), in der Linken den Bogen. Das letztere Attribut hatte als das natürlichste und durch den Köcher geforderte schon Montorsoli mit richtigem Verständnis der belvederischen Statue gegeben; verwirrend hat lange Zeit in geradezu unbegreiflicher Weise eine zuerst im Besitze des Grafen Stroganoff, jetzt in der Ermitage befindliche Bronzestatuette (beste Abb. Arch. Ztg. XLI 1883 Taf. 5) gewirkt, die eine Copie desselben Originals darstellt. Nach einem Gegenstand, den diese Figur in der Linken hält, und den man für den Rest einer Aigis erklärte, wollte man auch die Statue mit der Aigis ergänzen. Erst in jüngster Zeit erhoben sich Stimmen gegen diese sonst allgemein angenommene hässliche Ergänzung (O. A. Hoffmann Aegis oder Bogen? Progr. Metz, Lyceum 1887; Herm-Apollo Stroganoff, Marburg 1889; Repliken des A. v. Belvedere, Comm. für Studemund 129ff. Ghirardini Bull. com. XVII 1889, 407ff. 451ff. Furtwängler Arch. Anz. 1889, 147; Meisterw. 659ff.). Wenn man auch nicht mit Furtwängler die Statuette für modern hält (ohne eigene Anschauung wage ich über die Ansicht eines so ausgezeichneten Kenners nicht zu urteilen), so sprechen doch unwiderlegliche und trotz Widerspruch unwiderlegte Gründe gegen die Ergänzung der Statue mit der Aigis. Ein A. mit der Aigis ist den Griechen unbekannt; die vereinzelte Iliasstelle giebt ihm die Aigis nicht als Attribut, sondern zu einer bestimmten Einzelhandlung von Zeus entlehnt, und sie ist ohne Nachfolge geblieben. Stellte ein Grieche A. mit der Aigis dar, so konnte er nur die Iliasstelle illustrieren wollen; dass der A. vom Belvedere nicht als Illustration des Iliasstelle aufzufassen ist, liegt auf der Hand. Unerhört ist eine Aigis als lederner Lappen dem Feinde entgegengehalten; auch in der Iliasstelle ist die Aigis schildartig über den vorgestreckten Arm gelegt zu denken, ähnlich wie bei manchen Athenabildern (vgl. jetzt auch W. Reichel Üb. homer. Waffen, Abh. d. arch.-epigr. Semin. d. Univ. Wien XI 70ff.). Wo die [105] Aigis erscheint, wird sie als Panzer oder Schild verwandt; beides passt nicht zum A. vom Belvedere, dessen Köcher vielmehr einen Bogen verlangt. Die unerfreuliche künstlerische Wirkung einer Ergänzung mit der Aigis, für die nur auf ergänzte Abbildungen (z. B. Hoffmann Aeg. oder Bog.) verwiesen zu werden braucht, sei nur nebenher erwähnt. Der A. vom Belvedere ist also nicht mit der Aigis zu ergänzen; ja noch mehr, es giebt keine sichere Darstellung des A. mit der Aigis. Das Attribut des A. Stroganoff ist keineswegs sicher eine Aigis, der Arm nicht einmal sicher zur Figur gehörig; und der A. Pulszky (abg. Overbeck S. 255), der wohl schwerlich antik ist, hält einen undeutlichen Gegenstand, den nur die lebhafteste Phantasie oder Voreingenommenheit des Auges als Aigis ansehen kann.

Stellt der A. vom Belvedere den sieghaften Gott dar, so ist mit ähnlichen Mitteln die musische Erregtheit in einem Kopfe aus den Caracallathermen, jetzt im Brit. Mus. (Overbeck Atlas XXII 34) ausgedrückt, dessen Original Furtwängler Meisterw. 338, 3 ebenfalls dem Leochares zuschreibt. Von andern Künstlern sind noch zu nennen Pausanias von Apollonia, der im delphischen Weihgeschenk der Tegeaten die Figuren des A. und der Kallisto verfertigte (Paus. X 9, 6); der jüngere Polykleitos: A., Artemis, Leto, Marmorstatuen im Tempel der Artemis Orthia auf Lykone (Paus. II 24, 5); und der Maler Nikomachos (Plin. n. h. XXXV 108). Einige an das Ende dieser Periode gehörige interessante Köpfe (Overbeck Atlas Taf. XX 2–6. Mon. d. Inst. XI 16, 3. 4) habe ich nicht erwähnt, weil ich sie für weiblich halte. Der schöne, von Koepp (a. a. O. 25 m. Abb.) mit Recht als A. gedeutete Kopf Baracco steht bereits unter dem Einfluss der Alexanderporträts und weist damit auf die hellenistische Periode hin. Von den zahlreichen Münztypen der vorhellenistischen Zeit seien hier nur einige der hervorragendsten genannt. Einen milden, feinen Typus mit reichem Lockenschmuck zeigen Silbermünzen von Kroton (Overbeck Münztaf. II 37. 38), das strahlende Auge wird häufig betont, so auf dem Silberstater von Myndos (ebd. 66), auf Münzen von Alexandreia Troas (ebd. 68), häufig mit Stellung des Kopfes in Vorderansicht: Amphipolis (ebd. 18–21), Anaktorion (26), Klazomenai (22–24), karische Königsmünzen (25). Auf einigen Münzen (Beispiel: Miletos, ebd. 63) macht sich bereits der Einfluss der Alexanderköpfe geltend.

In mythischen Scenen kommt A. als Begleitfigur häufig vor (vgl. Bloch a. a. O.); die eigentlichen A.-Mythen sind in dieser Periode selten. Die von der älteren Kunst dargestellten Sagen verschwinden aus dem Kunstrepertoire (vereinzelt noch Dreifussraub, z. B. die vielleicht noch in diese Periode gehörige Amphora Neapel 1762 = Overbeck Atlas XXIV 10; Verfolgung einer Schönen, att. Aryballos Berlin 2689, abg. ebd. XXVI 5 u. s. w.) und einige neue treten, durch hellenistische Dichtung angeregt, erst später auf.

C. Hellenistisch-römische Zeit.

a. Das Ideal des A. Die Entwickelung des A.-Ideals seit der hellenistischen Zeit lässt sich nicht mehr historisch verfolgen. In dem uns vorliegenden, grösstenteils römischen Statuenvorrat [106] gehen wohl die meisten Typen auf die hellenistische Zeit zurück, einige vielleicht noch weiter hinauf, ohne dass wir doch berechtigt wären, den Künstlern der Kaiserzeit all und jede Erfindungskraft abzusprechen. Im folgenden werden daher zuerst die noch nicht erwähnten Künstler, von denen uns A.-Bildungen überliefert sind, und darauf die wichtigsten neuen (bezw. Umbildungen von älteren) Typen kurz zusammengestellt.

1. Künstler. Apollonios s. o. S. 92, 25ff.; vgl. Loewy Inschr. griech. Bildh. nr. 379. Attalos von Athen: A. Lykios für Argos, an Stelle des von Danaos geweihten alten Xoanon (Paus. II 19, 3). Chares von Lindos, Schüler des Lysippos: A.-Helios, Colossalstatue in Rhodos (Plin. n. h. XXXIV 41). Damophon von Messene: Marmorgruppe im Asklepiostempel zu Messene (A., Musen, Herakles, Thebe, Tyche, Artemis); dabei von anderer Hand eine Statue des Epameinondas (Paus. IV 31, 10). Eubulides von Athen: vom Künstler selbst geweihte Gruppe (Athena Paionia, Zeus, Mnemosyne, Musen, A.) beim Haus des Pulytion in Athen (Paus. I 2, 5, vgl. Loewy a. a. O. nr. 228). Lysias: A. und Artemis auf Viergespann, von Augustus im Palatium aufgestellt (Plin. n. h. XXXVI 36). Philiskos von Rhodos: Zwei Statuen des A. (eine unbekleidet) im A.-Tempel bei der Porticus der Octavia zu Rom (Plin. ebd. 34). Timarchides: Statue des Kitharoden A. an demselben Orte (Plin. ebd. 35).

2. Umbildung älterer Typen. Eine Umbildung des A. Lykios im Geschmack der hellenistischen Kunst, mit unschöner Übertreibung des Stellungsmotives, wobei zugleich an die Stelle der diesem eigentümlichen Haartracht (s. o.) die Haarschleife tritt, ist der sog. Apollino in Florenz (Overbeck Atlas XXII 42), dessen Typus in einer Reihe von Repliken vorkommt; er hängt vielleicht mit dem Werk des Attalos zusammen. Eine zweite, vielleicht erst römische Umbildung des A. Lykios liegt in einer Statue des capitolinischen Museums (Overbeck Atlas XXII 41) vor, die zwar Haartracht und Standmotiv des Originaltypus beibehält, aber die Composition durch Hinzufügung von Chlamys, Leier und Greif verändert. Ferner ist der sog. A. Giustiniani (auch A. Pourtalès genannt) im Brit. Mus. (Overbeck Atlas XXII 35) als Umbildung des oben genannten Kopfes im Brit. Mus. (ebd. 34) zu betrachten; in der stark hervortretenden Manier dieser Umbildung glaubt Furtwängler (Meisterw. 339) ein Zurückgreifen auf die Art des Kresilas zu erkennen. Aus dem skopasischen Smintheus (s. o.) ist durch Umbildung eine veränderte, aber nicht des Reizes entbehrende Composition geworden, die uns in zwei Statuetten (Mus. arch. in Venedig. abg. Overbeck Atlas XXI 35; Mus. arch. in Florenz, unpubl.) erhalten ist: A. tritt mit dem linken Fuss auf ein Felsstück, um das sich eine aus einem Loch desselben hervorkriechende Schlange windet; die Leier hat er mit der Linken auf den linken Oberschenkel gestellt und spielt sie mit der Rechten, indem er dazu singt.

3. Bisher nicht erwähnte Typen. Herausheben lassen sich die grossen Klassen von Darstellungen des musischen A. und des A. als Bogenschützen. Der Kitharode A. erscheint seit der hellenistischen Zeit leichter bekleidet, als bis dahin; er trägt [107] nicht mehr unter dem Mantel den langen Chiton, sondern ist nur mit Chlamys oder Himation bekleidet (nur im langen Chiton selten, z. B. auf dem schönen Silberstater der delphischen Amphiktyonen, Overbeck Münztaf. III 35: A. sitzt auf dem Omphalos und stützt sinnend das Kinn auf die Rechte; an seiner Schulter lehnt der Lorbeerstab, am Omphalos die Leier; im Hintergrund steht der Dreifuss). Stehend finden wir den bekleideten Kitharoden A. in drei Haupttypen; der erste zeigt ihn mit flatternder Chlamys, in ziemlich lebhafter Bewegung (Beispiele: Kupfermünze von Tavia, Overbeck Münztaf. IV 12 [A. steht unter einem Lorbeerbaum, hat die Leier auf eine kleine Säule gestellt und hält in der Rechten das Plektron]; vgl. auch die kleinasiatische Münze ebd. 2 [Leier im linken Arm erhoben, A. spielt mit dem Plektron in der Rechten und wendet den Kopf zurück mit einem effectvollen Motiv]). Der zweite Typus (Beispiele: Statue aus Kyrene im Brit. Mus., Overbeck Atlas XXI 34; Statue im Berl. Mus. nr. 47, abg. Beschreibung S. 24) zeigt A. ruhend vom Leierspiel; die Leier ist auf einen schlangenumwundenen Baumstamm (auf anderen Repliken auch Stele oder schlangenumwundener Dreifuss) gesetzt und der Gott berührt mit der Linken leicht die Saiten; der rechte Arm ist über den Kopf gelegt (vgl. den Lykeiostypus). Ebenfalls ruhend, aber mit der Linken auf die Leier selbst gestützt, erscheint A. im dritten Typus (Beispiele: Statuen in Dresden 183, Clarac 482, 926 B; in Berlin 52, abg. Beschreibung S. 27); das Himation umhüllt nur Unterkörper und Rücken und liegt auf der linken Schulter auf, in der vorgestreckten Rechten hält er das Plektron. Ein ähnlicher Typus auf einer Münze von Parion, Overbeck Münztaf. IV 18. Auch gänzlich unbekleidet wird der musische A. in der späteren Zeit nicht selten dargestellt; verschiedene Variationen: ruhig stehend auf einer Caracallamünze von Traianopolis (ebd. IV 13; ähnlich die Statue im Braccio Nuovo, Overbeck Atlas XXII 36); ein nahe stehender Typus wird durch mehrere in der Rheingegend gefundene römische Bronzen (Beispiel: Statuette in Trier, abg. Overbeck S. 200) vertreten; schon etwas bewegter wird die Stellung, wenn ein Bein über das andere geschlagen wird, wodurch freilich weniger der beabsichtigte Eindruck des nachlässig Anmutigen als der des Weichlichen hervorgerufen wird (Beispiel: eine Bronzestatuette aus Pompeii, abg. ebd. 198; ähnlich die Münze von Tavia, ebd. Münztaf. IV 14); schreitend ist A. in einer stark ergänzten Statue des Vatican (Mus. Piocl. VII 1) dargestellt, vgl. die Bronzemünze von Amorion (Overbeck Münztaf. IV 17). Sitzend wird der musische A. ebenfalls oft dargestellt; der Sitz ist dabei verschieden (Stuhl, Fels, Omphalos) charakterisiert. Häufig hält er dabei die Leier auf dem Schoss, nicht selten auch dazu singend; Beispiele auf Münzen von Metapontion (ebd. III 10), Zakynthos (ebd. 15), Melos (ebd. 18), des Augustus (ebd. 20), Hadrian (ebd. 28), M. Aurelius (ebd. 27), von Sinope (ebd. 37), Delphoi (ebd. IV 21), Thessalien (ebd. 22); statuarisch: Bronzestatuette im Mus. Greg. (Overbeck S. 203), Statue im Mus. Naz. zu Neapel (Overbeck Atlas XXII 37). In anderen Darstellungen hat A. die Leier abgelegt oder doch neben sich gestellt; Beispiele auf Münzen von [108] Kyzikos (Overbeck Münztaf. III 21), Pharnakes II (ebd. 24), Caracalla (ebd. 25), Hostilianus (ebd. 26); ähnlich Kyzikos (ebd. 39) und Kolophon (ebd. IV 23); statuarische Beispiele: eine Colossalstatue im Mus. Boncompagni (Ludovisi) in Rom (Helbig Führer II nr. 872. Overbeck Atlas XXII 38) und zwei Statuen im Berl. Mus. nr. 55. 56 (abg. Beschreibung S. 29), etwas anders eine als Hermes ergänzte Statue der V. Borghese (Braun Vorsch. d. Kunstmyth. Tafel 95), Ganz nackt kommt A. sitzend mit der Leier selten vor: Münzen von Zakynthos (Overbeck Münztaf. III 16), Sekyon (ebd. 17), Chersonasos auf Kreta (ebd. 36), Chalkedon (ebd. 38), Anchialos (ebd. IV 19); Statue in den Uffizien (Dütschke III 236).

Die zweite Klasse von Typen zeigt A. mit dem Bogen bewehrt; hier wird er meist stehend dargestellt, unbekleidet oder nur mit einem leichten Gewandstück. So finden wir ihn leicht bekleidet auf dem pergamenischen Altarfries (Overbeck Atlas XXIII 23), in einer pompeianischen Bronze (ebd. XXII 43) und auf einigen Münzen (Alia ebd. Münztaf. IV 30, Kremna IV 82, Valerianus III 59). Unbekleidet in Kampfstellung zeigt ihn eine Münze des L. Verus von Synaos (ebd. IV 31). In diesem eleganten und eindrucksvollen Typus ist A. nach rechts gewandt, mit rechtem Bein vortretend, mit der Linken streckt er den Bogen vor, mit der Rechten entnimmt er dem Köcher einen Pfeil. Der Köcher ist zwar nicht ganz deutlich, aber nur so lässt sich die Stellung erklären; zöge A. die Bogensehne an, so müsste er mit dem linken Bein vortreten. Dies ist wichtig für die Deutung der ein verwandtes Stellungsmotiv zeigenden Berliner Statue nr. 469 (abg. Overbeck S. 219), die Overbeck mit anderen für A. erklärt; so ist denn auch der allein antike Torso in diesem Sinne, und zwar unüberlegt als Bogenspanner ergänzt. Das Köchermotiv ist hier auch nicht anzunehmen, da die Statue nie einen Köcher getragen hat. Mithin ist die Statue nach Conzes Vorgang als Faustkämpfer (σκιαμαχῶν) zu deuten. Schiessend ist A. dagegen in der schönen Bronze aus Paramythia im Brit. Mus. (abg. Overbeck S. 223) dargestellt, wohl von erhöhtem Standpunkt. Sitzend finden wir A. mit dem Bogen nur auf Münzen; mit untergelegtem Himation auf dem Omphalos: König Nikokles von Paphos (Overbeck Münztaf. III 40), Antiochos I. (ebd. 41) und III. (ebd. 42), Rhegion (ebd. 43); nackt auf einem Thron: Silberstater der Akarnanen (ebd. 34).

Schliesslich sei noch erwähnt, dass die öfters wiederholte Behauptung, aus dem Ideal des A. sei auch der bartlose Christustypus der frühesten christlichen Denkmäler entstanden, vollkommen unbegründet ist, vgl. F. X. Kraus Real-Encyclopaedie II 28.

b. In mythischen Scenen. Den Mythos von der Geburt des A. finden wir dargestellt auf einem Sarkophagdeckel der V. Borghese (Helbig Führer II nr. 914; abg. Arch. Ztg. XXVII 1869 Taf. 16; vgl. Robert Herm. XXII 1887, 460f.; Arch. Jahrb. V 1890, 220, 6) und dem grossen Mosaik aus Portus Magnus (vgl. Robert Arch. Jahrb. ebd. 218ff. Taf. 5; Herm. XXIII 1888, 318f.); den Pythonkampf unter den Säulenreliefs am Tempel der Apollonis in Kyzikos (Anth. Pal. III 6) [109] und im Relief am Grabstein der Luccia Telesina im Vatican (Mus. Chiaram. III 28. Müller-Wieseler Denkm. II 880); den Dreifussstreit auf einem Sarkophag in Köln (Overbeck Atlas XXIV 13: A. sitzt mit der Leier unter dem Lorbeerbaum und sieht ruhig zu, wie Herakles den Dreifuss fortträgt) und einer Tafel der sog. campanaschen Terracottareliefs (Campana Op. in plastica 20). Marsyas- und Daphnesage s. die besonderen Artikel; Kyrenes Entführung auf einer Gemme der Ermitage (abg. Overbeck S. 495); A. den Kyparissos tröstend auf einem pompeianischen Wandbild (Overbeck Atlas XXVI 13); Darstellungen der Hyakinthos- und Branchossage beruhen auf unsicherer Deutung, vgl. Overbeck S. 510ff. 520f; nicht näher bestimmbares Liebesabenteuer: Relief eines Silbergefässes der Ermitage (Overbeck Atlas XXVI 22). A. kämpft gegen die Giganten am pergamenischen Altarfries; tötet Meleagros auf römischen Sarkophagen (Beispiele bei Overbeck S. 292 nr. 5–9); die Niobiden ebenfalls auf Sarkophagen (s. Artikel Niobe); baut mit Poseidon die troische Mauer auf einem pompeianischen Wandgemälde (Helbig 1266, vgl. Robert Bild u. Lied 46); im Alkestismythos auf Sarkophagen (Beispiel Helbig Führer I nr. 75) und Wandgemälden (Helbig Wandgem. nr. 1157ff. Sogliano 506); unter Musen auf Sarkophagen (Vatican, Mus. Piocl. IV 14; römische Privatsammlungen, Matz-Duhn 3267. 3271ff.; Neapel Mus. Naz., Overbeck Atlas XXII 15; Brit. Mus., ebd. 18; Ermitage, ebd. 17; Berlin 844, ebd. 16; Woburn Abbey, ebd. 14).

X. Attribute und Symbole.

  • Ähren. Über das χρυσοῦν θέρος s. Kap. VII u. Πύθιoς; Weissagung aus der Opfergerste Kap. III 9, vgl. auch III 1.
  • [Aigis, vgl. das oben S. 104f. zum A. von Belvedere Gesagte.]
  • Bogen, neben der Leier das häufigste Attribut; kommt A. zunächst in seiner Eigenschaft als Todesgott zu, s. o. Kap. III 17.
  • Delphin s. o. S. 47 u. Δελφίνιος.
  • Dreifuss, zunächst in Delphoi das Symbol des Orakels, dann auch an anderen Orten der A.-Verehrung Symbol des Orakelkultes. Eine überzeugende Erklärung für die Beziehung des Dreifusses zu A. ist noch nicht gefunden; dass er bei den grossen Dionysien in Athen als Preis gegeben worden sei, weil diese ursprünglich das Fest der Epiphanie des A. gewesen seien, ist eine unbegründete Vermutung von A. Mommsen Heort. 59.
  • Das E als heiliges Symbol in Delphoi, unerklärt; antike Erklärungsversuche gesammelt bei Plutarch in der Schrift περὶ τοῦ ΕΙ τοῦ ἐν Δελφοῖς.
  • Eber. Eberopfer im Kult des A. Epikurios und Karneios; Eber zur Erklärung der Epiklesis Ptoos verwandt.
  • Eidechse in der Bildung des Sauroktonos, die auf Münzen von Nikopolis (Overbeck Münztaf. IV 41. 42) wiederkehrt. Vgl. die Statue des Sehers Thrasybulos in Olympia (Paus. VI 2, 2) und A.s Sohn Galeotes.
  • Flöte s. die Marysaslegende und die Epiklesis Auletes.
  • Frosch s. die Epiklesis Boason; Frösche am Fuss der von Kypselos nach Delphoi geweihten Palme, Plut. de Pyth. orac. 12. [110]
  • [Geier. Wenn bei Aisch. Ag. 55 die Geier, denen die Jungen geraubt sind, zu A., Pan und Zeus klagen, so kann man daraus noch nicht mit Welcker (Gr. Götterl. I 487) und Roscher (Lex. I 444) folgern, dass der Geier dem A. heilig war.]
  • Gorytos wird dem A. gegeben von Q. Smyrn. III 35. IX 296.
  • Greif, zunächst in der Hyperboreersage heimisch, wird erst seit hellenistischer Zeit dem A. häufiger zugesellt, in Statuen und auf Sarkophagen. Älter sind die Monumente, welche A. auf dem Greifen reitend oder mit einem Greifengespann fahrend zeigen (Zusammenstellung bei Overbeck S. 355ff.).
  • Habicht, Weihe. Il. XV 237 verwandelt sich A. in einen ἴρηξ; Od. XV 526 wird der κίρκος Ἀπόλλωνος ταχὺς ἄγγελος genannt.
  • Heuschrecke s. Parnopios, Sarpedonios.
  • Hirsch und Reh dem A. wohl ursprünglich als dem Jagdgott heilig. S. die Epiklesis Hylates; A. mit Hirsch, Weihgeschenk in Delphoi, Paus. X 13, 5; Hirsch auf Münzen von Kaulonia (Overbeck Münztaf. III 2. 3); auf Vasenbildern wird A. häufig von einem Reh begleitet; die Statue des A. Philesios im Didymaion (von Kanachos) trug einen Hirsch auf der Hand, s. o. S. 87, 40.
  • Kitharos (eine Fischart), dem A. heilig nach einem Scherz des Pherekrates CAF I 155 Kock.
  • Leier. Häufigstes Attribut des A. zu allen Zeiten; im homerischen Hymnos auf den delischen A. fordert dieser sie gleich nach der Geburt (s. o. Kap. III 15); nach anderen Sagen ist er selbst ihr Erfinder; oder Hermes, der sie erfunden, giebt sie dem A. freiwillig oder gezwungen zum Tausch (s. o. Kap. VI 4).
  • Löwe s. die Epiklesis Patareus. Vgl. auch die Statue in Villa Albani, Overbeck Atlas XXIII 30.
  • Lorbeer spielte im Kult namentlich des pythischen A. eine grosse Rolle; der erste jener legendarischen Tempel in Delphoi sollte aus Lorbeerreisern gewesen sein (Paus. X 5, 5); Zweige am Eingang des delphischen Tempels, Eur. Ion 78. 103; im Heiligtum. Schol. Ar. Plut. 213. Eur. I. T. 1245. Die Heimat des Symbols ist vielleicht Thessalien (vgl. A. Mommsen Delphika 96); aus Tempe ward anfangs der Lorbeer für die pythischen Sieger geholt, Argum. Pind. Pyth., vgl. Pind. Pyth. VIII 19; die Pythia selbst musste Lorbeer kauen, Paus. X 24, 5. Vgl. auch die δάφνη μαινομένη) in Chalkedon (Svoronos Ἐφημ. ἀρχ. 1889, 89ff.) und die Epiklesis Daphnephoros. Auch bei Sühngebräuchen spielte der Lorbeer eine wichtige Rolle; aus seiner Bedeutung für den A.-Kult entwickelte sich die Sage von Daphne (s. d.).
  • Maus s. die Epiklesis Smintheus.
  • Mistel (?) s. die Epiklesis Ixios.
  • Myrte (?) s. die Epiklesis Myrtoos.
  • Nachtigall, Schwalbe, Wiedehopf dem A. διὰ τὴν μαντικὴν heilig, Plat. Phaidon 85 AB.
  • Ölbaum. Bedeutung in der Geburtssage s. o. Kap. IV 1.
  • Omphalos, das Symbol des chthonischen Kultes in Delphoi (Rohde Psyche 123f), wird allmählich geradezu zum Attribut des A., das auf zahlreichen Darstellungen neben ihm erscheint, [111] ja nicht selten ihm zum Sitze dient (häufig so auf Münzen, vgl. Overbeck Münztaf. III 35ff.); A. auf dem Omphalos stehend ebd. III 29; vgl. auch das oben S. 90f. über den sog. Omphalos-A. Gesagte.
  • Palme s. o. Kap. IV 1. Auch ausserhalb Delos galt die Palme als Symbol des A.
  • Rabe als mantischer Vogel dem A. heilig (Ael. h. an. I 48), daher seit alter Zeit als Diener des A. angesehen, vgl. die Koronis-Ehoie (v. Wilamowitz Isyllos 70).
  • Rind, im A.-Kult ein beliebtes Opfertier, z. B. in Delphoi (Bull. hell. V 1881, 164), im Ptoon (Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 43f.); symbolisches Rinderopfer Poll. VI 76; ein Rind neben A. auf einer sf. Amphora (Gerhard Auserl. Vasenb. I 32); A. als Besitzer von Rinderherden s. o. Kap. VI 4, als Rinderhirt in der Admetossage. Vgl. auch die Epiklesis Hekatombaios.
  • Schaf (?) s. die Epiklesis Maloeis.
  • Schwalbe s. o. Nachtigall.
  • Schwan, ein mit der Hyperboreersage zusammenhängendes, seit alter Zeit dem A. heiliges Symbol; auf Schwänen kommt A. zum Helikon gezogen (Pind. frg. 122), auf Schwanenwagen fährt er in der Hyperboreersage, Kyrene entführt auf dem Schwanengespann; die Schwäne singen A.s Ruhm, sie flogen nach seiner Geburt singend siebenmal um Delos. Über die singenden Schwäne vgl. Müllenhoff Deutsche Altertumsk. I 1ff. v. Wilamowitz Eurip. Herakl. II 74. Auf zahlreichen Kunstdenkmälern erscheint der Schwan mit A. verbunden, vgl. Overbeck 350ff.
  • Schwert, erscheint als Waffe des A. verhältnismässig selten, s. o. Kap. III 8; auf Kunstdenkmälern besonders in der Gigantomachie, s. o. S. 89, 54. 95, 59. 99, 40.
  • Speer, die Waffe des A. Amyklaios und Thornakios; auch in Megara führte ihn A. (Plut. de Pyth. orac. 16) und in Hierapolis (Macrob. sat. I 17, 67).
  • Syrinx. A. Erfinder derselben, [Plut.] de mus. 14. Vgl. die Epiklesis Donaktas.
  • Tamariske. Alkaios frg. 119 Bgk.⁴, s. die Epiklesis Myrikaios.
  • Terebinthe s. die Epiklesis Termintheus.
  • Widder s. die Epiklesis Karneios.
  • Wiedehopf s. o. Nachtigall.
  • Wolf. Der Wolf ist das heilige Tier zunächst des wolfabwehrenden Herdengottes Lykios, dann in übertragenem Sinne das Symbol der apollinischen Mordsühne. Auffallend, dass in Lykien nicht der Wolf, sondern der Löwe (s. o.) sein heiliges Tier ist; Wolfsopfer an A., Schol. Soph. El. 6; Wolf als Weihgeschenk in Delphoi, Paus. X 14, 7.
  • Ziege s. die Epiklesis Tragios; Ziegenbock als Opfer des Pythios, Paus. X 11, 5; Bock mit Votivinschrift an Maleatas, IGA 57, 89, ähnlich aus der Kynuria, Ἐφημ. ἀρχ. 1884, 85. Opfertier nach dem sibyllinischen Orakel, Diels Sibyll. Blätt. 51; Aix ein Kind des Python, Plut. qu. Graec. 12; Fluss Aigas und πεδίον Αἰγαῖον bei Delphoi, Hesiod. bei Steph. Byz. s. v.; ὀμφαλὸς Αἰγαῖος Hesych. s. v.; Ziege als Weihgeschenk von Elyros (auf dessen Münzen sie auch erscheint) in Delphoi, Paus. X 16, 5.

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S. 1ff. zum Art. Apollon:


S. 64, 52: Ἀπόλλων Πτώιος in Elateia ist zu streichen, denn in der Inschrift Bull. hell. X 372 ist zu lesen ἱερεὺς τοῦ Πυθίου Ἀπόλλωνος, IGS III 1, 144.

S. 71, 28: Ὑλάτης, Inschrift aus Koptos, Journ. Hell. Stud. XXI 290 nr. 11.

[Hill.]
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S. 61ff. zum Art. Apollon:

S. 61, 6: Apollon Nasiotas zu Chalaion, IG IX 1, 331. 332.

S. 74, 7: Über andere Münzen zu Amphissa s. den Art. Amphissa in diesem Suppl.

S. 74, 7 ist Steph. Byz. fälschlich statt Liv. XXVIII 8, 9 angeführt.

S. 74, 9: Münze, Imhoof-Blumer Monnaies grecques 147 nr. 69.

S. 74, 11: Portus Apollinis Phaesti, d. h. des kretischen A., Plin. n. h. IV 7.

S. 74, 14: Bei den epiknemidischen Lokrern auf einer Münze bei Imhoof-Blumer Ztschr. f. Numism. VII 14 nr. 4; Monn. grecq. 148 nr. 75.

S. 74, 14: A. war Vater des Ileus (= Oileus), Hesiod. frg. 116 Rz. Vgl. Gruppe Griech. Mythol. usw. 90. 309, 12, der die Bedeutung A.s bei den Lokrern wohl etwas übertreibt.

S. 74, 14: Bei Kyrtones im östlichen Lokris zusammen mit den Nymphen, Paus. IX 24, 4.

S. 74, 16: Münzen aus Thronion auch bei Mionnet II nr. 29 und Suppl. III 52.

S. 74, 18: In Naupaktos erzeugten A. und Rhodoessa den Keos, der die gleichnamige Insel besiedelte, Etym. M. 507, 53. Herakleides FHG II 214, 9, 1. Boeckh Kl. Schr. VII 343. Vgl. Pridik De Cei Insulae Rebus (1892) 21ff.

S. 79, 21: Münzen von Hipponion auch Cat. of Coins in the Hunterian Coll. Hipp. nr. 20. Imhoof-Blumer Monnaies grecques nr. 34. Mionnet I 884 und Suppl. I 1019–1025.

S. 79, 28: Ein Bildnis des A. mit vergoldetem Gesicht aus Lokroi im Schatzhause der Sikyonier zu Olympia erwähnt Paus. VI 19, 6.

S. 79, 29: (Mesma) Münzen auch bei Mionnet Suppl. I 1034. 1035.

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Band R (1980) S. 35
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Apollon

Griech. Gottheit. (K) (L) S I. (K) (L) S III.

Anmerkungen des Originals

  1. Alle in diesem und dem folgenden Abschnitte vermissten Citate sind in den am Schluss beigefügten Verzeichnissen der ἐπικλήσεις und der Kultstätten (Kap. VII und VIII) aufzusuchen.
  2. Der Name der Mutter folgt hinter jedem Namen in Klammern.
  3. Hier sind auch die Namen der barbarischen von Griechen oder Römern mit A. identificierten Gottheiten eingeordnet.
  4. Die Verweisungen beziehen sich auf das alphabetische Verzeichnis der ἐπικλήσεις im vorangehenden Kapitel.
  5. lt. Nachtrag von Oldfather richtig: Liv. XXVIII 8, 9
  6. Πασπάριος wird jetzt von Usener (Rh. Mus. XLIX 461) aus der Wurzel σπαρ- als der ‚mit seinem Lichte alles durchtanzende‘ Gott gedeutet. Diese Erklärung steht und fällt mit der oben bekämpften Sonnentheorie.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. hierzu den Nachtrag in Supplementband I.
  2. Im 19. Jahrhundert zulässige Schreibweise, siehe auch Erziehung und Unterricht, Band 130 (1980), S. 93.
  3. Vgl. hierzu den Nachtrag in Supplementband I.

Vgl. auch den Artikel Ἀτελής.