Aleuadai (Ἀλευάδαι), ein altes thessalisches Adelsgeschlecht, die Descendenten des Aleuas (Ἀλεύα παῖδες Pind. Pyth. X 5. Herod. VII 130. IX 58, vgl. Bekker Anecd. gr. 375, 29. Timaeus lex. s. Ἀλεύας. Schol. Plat. p. 367 Bk.), welcher angeblich von Herakles abstammte (Schol. Pind. a. O. Schol. Demosth. Ol. I p. 64 Dind. und Polyaen. VIII 44, wo Ἀλεύας für Αἴατος zu schreiben ist). In die Geschichte trat das Geschlecht mit Aleuas dem Rotkopf (πυρρός) ein, von welchem sich die Kantonalregierung und Bundesordnung von Thessalien herschreibt (Aristot. bei Harpokr. und Suid. s. τετραρχία. Plut. de frat. am. 21. Aelian. hist. anim. VIII 11; vgl. Schömann Griech. Altert. II 71. F. Hiller von Gaertringen Das Königtum bei den Thessalern im 6. und 5. Jhdt. in d. Arch. Beiträgen für C. Robert, Berlin 1890). Die Aleuaden waren verschwägert mit dem Hause des Antiochos von Pharsalos (Theokr. XVI 34) und mit den Skopaden von Krannon (Ovid. Ib. 513). Sie residierten zu Larisa, nicht als Könige, wie sie Herod. VII 6. Plut. a. a. O. und andere nennen, sondern als
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Bundeshäupter, ταγοί, für Larisa als erbliche Dynasten mit fast königlicher, aber auch im Laufe der Zeit oft und heftig bestrittener Gewalt. Schon zur Zeit der Perserkriege erscheint ihre Macht infolge innerer, vom Demos ausgehender Bewegungen in Frage gestellt. Um sich gegen diese zu sichern, knüpften die A. mit Xerxes Unterhandlungen an und forderten ihn durch Gesandte zum Kampfe gegen Griechenland auf (Herod. VII 6). Während das Volk von Thessalien den Beistand der Griechen anrief (Herod. VII 172), waren die A. die ersten, die sich bei dem Erscheinen des Xerxes den Persern unterwarfen (Herod. VII 172. Paus. VII 10, 2) und sich in der Person des Thorax, des Gastfreundes von Pindar (Pyth. X 100. Hiller v. Gaertringen a. a. O.), und seiner beiden Brüder Eurypylos und Thrasydaios dem persischen Heere auf seinem weiteren Zuge anschlossen (Herod. IX 1. 58). Nach dem Perserkriege ward Leotychides von Sparta abgeschickt, um den Verrat des Geschlechtes zu rächen, liess sich jedoch durch Bestechung von den Aleuaden beschwichtigen (Herod. VI 72. Paus. III 7, 9). Thukyd. II 22 berichtet, dass beim Ausbruche des peloponnesischen Krieges 431 in Larisa zwei Parteien einander gegenüber gestanden hätten. Gegen Ende dieses Krieges war in Thessalien eine grosse Bewegung im Gange, die der Aleuade Aristippos, der Schüler des Gorgias (Plat. Men. 70B), von dem jüngeren Kyros mit ansehnlichen Geldmitteln unterstützt, vergeblich zu bekämpfen suchte (Xen. anab. I 1, 10), und derzufolge der wohl demselben Geschlechte angehörende Hellanokrates aus Larisa landesflüchtig wurde und sich um Beistand an Archelaos von Makedonien wandte (Aristot. Pol. V 8, 12). Diese politische Bewegung sollte für Thessalien sehr verhängnisvoll werden. Im J. 404 nämlich erhob sich Lykophron, der Dynast von Pherai, um sich zum Herrn von ganz Thessalien zu machen (Xen. Hell. II 3, 4); der Plan scheiterte namentlich an dem von dem Aleuaden Medios organisierten Widerstande (Diod. XIV 82; vgl. Xen. Hell. IV 3, 3ff.). Was dem Lykophron misslungen war, gelang jedoch seinem begabten Nachfolger und Schwiegersohne Iason, der, nach manchen Kämpfen 375 zum Oberhaupte von Thessalien ernannt, auf dem Wege der Güte eine neue Ordnung der Dinge begründete. Die von Wachsmuth (Hellen. Altertumskunde I 2, 827) vertretene und seitdem allgemein nachgesprochene Ansicht, dass Iason der Sohn des Lykophron sei, ist von Pahle Zur Geschichte der pheraeischen Tyrannis (Jahrb. f. Phil. XCIII 533) und Fürst Abamelek Lasareff (Die pheraeischen Tyrannen [russisch] St. Petersburg 1880) mit Recht bestritten worden. Vgl. E. v. Stern Geschichte der spartan. und theban. Hegemonie vom Königsfrieden bis zur Schlacht bei Mantinea (Dorpat 1884) 91. Unter dem Drucke seiner Nachfolger Polyphron und Alexander kam bei den Aleuaden der Plan zur Reife, dieser Tyrannenwirtschaft ein Ende zu machen; sie riefen deshalb Alexander II. von Makedonien herbei, und dieser besetzte zwar Larisa und Krannon, behielt jedoch, anstatt seinem Versprechen gemäss die Städte den Thessalern zurückzugeben, dieselben für sich (Diod. XV 61). Gegen diese Übergriffe
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der makedonischen Macht suchten die Aleuaden bei Theben Schutz, dessen Feldherr Pelopidas Larisa von der makedonischen Besatzung befreite (Diod. XV 67. Plut. Pel. 26. Suid s. παρ’ οὐδὲν θέμενος. U. Köhler Athen. Mitt. II 199. E. v. Stern a. a. O. 189ff.). Erneute Bedrückungen endlich von seiten des Tisiphonos und Lykophron, die nach der Ermordung Alexanders von Pherai im J. 359 dort die Tyrannen spielten und im sog. heiligen Kriege mit den Phokiern gemeinsame Sache machten, veranlassten die Aleuaden, sich dem König Philipp von Makedonien in die Arme zu werfen. Zu wiederholten Malen, zuerst im J. 356, dann wieder 352 und 349, kam dieser den Thessalern mit bewaffneter Hand, wenn auch mit wechselndem Glück, zu Hülfe (Diod. XVI 14. 35. 37. 52). Zwar gelang es, die pheraeische Partei zu unterdrücken, zugleich aber ging auch die Selbständigkeit Thessaliens verloren. Philipp machte ihr durch Errichtung eines oligarchischen Elementes und schliesslich durch Einsetzung von Tetrarchen ein Ende und Thessalien selbst zur makedonischen Provinz. Den Aleuaden, die ihm dazu verholfen, bewies er sich besonders gnädig. Drei von ihnen erhielten die tetrarchische Würde, Simos (Demosth. XVIII 48. Harpokr. s. Σιμός; vgl. Arist. Pol. V 5, 9. Schol. Theokr. 16, 34. Hippokr. Epid. V 53), Eudikos (Demosth. a. a. O. Harpokr. s. Εὔδικος) und Thrasydaios (Theopomp. bei Athen. VI 249 c, vgl. Demosth. XVIII 295; Gesandter Philipps im J. 338: Plut. Dem. 18). Demselben Geschlechte werden auch die Larisaeer Medios, Alexanders Genosse, und Thorax, der Freund des Antigonos (Plut. Demetr. 29), angehört haben. Vgl. im allgemeinen Buttmann Über das Geschlecht der Aleuaden, im Mythologus II 246ff. Meineke Comment. misc. I 5 ; Monatsberichte der Berl. Akad. 1852, 584ff. Boeckh Expl. ad Pind. Pyth. X 331ff. G. Gilbert Griechische Staatsaltert. II 6ff. Hiller v. Gaertringen a. a. O. Sallet Ztschr. für Numism. V 99. Gardner Catal. of gr. coins in the Brit. Mus., Thessaly pl. V 13. X 13.