RE:Amomon

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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orientalische Gewürzstaude, wohlriechende Pflanze, der Liebesgöttin heilig
Band I,2 (1894) S. 1873 (IA)–1874 (IA)
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Amomon (Ἄμωμον), eine orientalische (Ovid. met. X 307. Plin. XVI 135), in Indien, Medien, Armenien (Sall. hist. frg. IV 60. Diosc. I 14), Assyrien (Verg. ecl. IV 25. Sil. It. XI 404. Mart. VIII 77, 3. Strab. XVI 747) einheimische Gewürzstaude (Plin. XII 49), von Sprengel (zu Theophr. h. pl. IX 7, 2) nicht ohne Willkür für Cissus vitiginea L. (weinartige Klimme) gehalten; vgl. Fraas Synops. pl. fl. cl. 98. Welche Gewürzpflanze die Alten mit dem Namen A. (bezw. den verwandten Ausdrücken καρδάμωμον und κιννάμωμον) bezeichneten, wissen wir nicht genau; vgl. Lenz Bot. d. a. Gr. u. R. 323, 678. In neuerer Zeit hat man diese Namen auf bestimmte Pflanzen aus der Familie der Zingiberaceae angewandt, z. B. auf die Paradieskörneramome, A. granum paradisi Afzel. oder auf Elettaria cardamomum White oder auf A. Zingiber L. (gemeiner Ingwer), doch sind letztere von der Pflanze, die im Altertum A. hiess, höchst wahrscheinlich ganz verschieden; vgl. Leunis Synops. II. Teil³ II 771, 2. Sicher ist nur soviel, dass aus den Fruchttrauben des A. (Plin. XII 48) ein oftgenannter und hochgepriesener Balsam desselben Namens bereitet wurde, eine kostbare aromatische Salbe, die besonders als Haarpomade Verwendung fand; vgl. Iuv. IV 108. VIII 159. Ov. Heroid. XXI 166. Stat. silv. I 2, 111. Sil. It. XI 404. XV 117. Mart. V 64, 3. XII 17, 7. Luc. X 168. Plin. XIII 16. XIV 107. Claud. nupt. Hon. 93. Selbst Leichen wurden gern mit den Blättern dieser wohlriechenden Pflanze belegt, mit einem aus der Pflanze gewonnenen Pulver bestreut oder mit dicker Amomonsalbe bestrichen; vgl. Ov. ex Ponto I 9, 52; Trist. III 3, 69. Pers. III 104. Sogar der Scheiterhaufen wurde zuweilen damit gesalbt; vgl. Stat. silv. III 3, 131. Aus dieser Stelle geht auch hervor, dass das A. der Liebesgöttin heilig gewesen sein muss; vgl. Stat. silv. III 4, 82. Zu den Gewürzen, aus denen Nest und Scheiterhaufen des Vogels Phoenix bestanden, gehörte besonders auch das A.; vgl. Ovid. met. XV 394. [Lactant.] de ave Phoen. 83. Dass das [1874] A. bei den Alten in bestem Ansehen stand, ergiebt sich aus Verg. ecl. III 89. In Schlafgemächern liebte man seinen Duft; vgl. Cir. 512. Nach Meleagros (Anth. Pal. IV 1, 23) hatte es sogar einen von den Dioskuren hergenommenen Beinamen (διοσκόριον); vgl. Murr Die Pflanzenw. i. d. gr. Myth. 270. Man leitete das Wort her von α priv. und μῶμος, d. h. ohne Tadel; wahrscheinlich aber kommt es vorn arabischen Worte Hamana, türkisch Amama; vgl. Billerbeck Flora class. 2. Auch diente es zum Anmachen und Conservieren des Weines (ἀμωμίτης οἶνος); vgl. Geopon. VII 13, 1. Über die schlafbefördernden, urinabführenden und sonstigen medicinischen Wirkungen der Pflanze s. Cels. de med. III 18. 21. Scrib. Larg. 70. 126. 177. 271. Plin. XIII 16. XXVI 34. 105. Diosc. I 14. Gal. XI 775. 828. Auch führte eine Weihrauchart den Beinamen ἀμωμίτης; vgl. Diosc. I 81. Eine dem echten A. im Geschmacke ähnliche, aber minderwertige und geruchlose Pflanze hiess ἀμωμίς; vgl. Plin. XII 49. Diosc. a. O.