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RE:Arakos 2

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Pflanze
Band II,1 (1895) S. 375377
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2) Theophrast (h. pl. VIII 8, 3) kennt einen rauhen und harten ἄρακος, τὸ τραχὺ καὶ σκληρόν, als Unkraut unter den Linsen; er soll nach Sprengel darunter Pisum arvense L., nach Fraas Vicia villosa Roth verstanden haben. Auch spricht er von einer dem . ähnlichen Pflanze, ἀρακῶδες (I 6, 12); sie trage wie die ἀράχιδνα (vgl. I 1, 7) an der Wurzel eine nicht kleinere Frucht als an den oberen Teilen, habe eine dicke und tief gehende Wurzel und andere feinere, mit dem Rasen zusammenhängende und nach allen Richtungen [376] sich verzweigende Wurzeln, an denen die Früchte sässen, und liebe besonders sandigen Boden; sie wird von Sprengel für Vicia amphicarpa Dorth. und von Fraas für Lathyrus tuberosus L. gehalten, die ἀράχιδνα von Sprengel für Lathyrus amphicarpus Dorth. Plinius (XXI 89) nennt als Heimat der arachidna und des a. Ägypten, während Theophrast (I 1, 7) das mit der ἀράχιδνα verglichene οὔιγγον, Arachis hypogaea L., nach Ägypten verlegt; Plinius hat wahrscheinlich den . mit dem ἀρακῶδες verwechselt, da wie der ἀράχιδνα beiden Pflanzen, der letzteren von Theophrast, der ersteren von Plinius, irrtümlich die Eigenschaft beigelegt wird, keine Blätter zu tragen, übrigens ein Irrtum, der auch bei Theophrast darauf zurückzuführen sein wird, dass er die Pflanze nicht selbst gesehen hat. In einem Glossar des 10. Jhdts. (Corp. gloss. lat. ed. Götz III 552, 32) wird . mit cicer album übersetzt; auch hier kann dieselbe oder eine ähnliche Verwechselung vorliegen. Nach dem Zeugnisse Galens (VI 541) hat Aristophanes in seinen Ὁλκάδες den . neben anderen Speisefrüchten genannt; zugleich sagt Galenos von diesem ., dass sein Same dem des λάθυρος, Lathyrus sativus L., ähnlich sei und einige beide Pflanzen für identisch gehalten hätten, weil sie ebenso gebraucht würden und ihre Wirkung ähnlich sei, nur sei der . härter, schwerer zu kochen und daher auch schwerer zu verdauen. Auch fügt er hinzu, dass es in seiner Heimat, d. h. Mysien, eine wilde Art gebe, ἄραχος geschrieben, deren Samen rund, hart und kleiner als die der Ervenwicke, Ervum Ervilia L., seien, unter den Feldfrüchten gefunden, aber ausgelesen und fortgeworfen würden. Wesentlich dasselbe wiederholen Oreibasios (I 25) und Simeon Seth (p. 134, vgl. 120 ed. Langk.). Auch Hesychios bezeichnet den . als ein Gemüse, welches mit λάθυρος identisch sei. Dasselbe wie . scheint auch die von Pollux (I 247) unter Speisefrüchten genannte ἀράκη zu sein. An einer anderen Stelle (VI 552) sagt Galenos, dass die Samen des ἄρακος seiner Heimat, welche aus Linsen entstehen könnten, rund, hart und nicht geniessbar seien, also fast dasselbe wie vom ἄραχος; ebenso wenig verträgt sich mit dem, was er zuerst gesagt hat, die Bemerkung (VI 551), dass βικίον (= lateinisch vicia, also Vicia sativa L.) von den Attikern . oder κύαμος genannt sei. Was die medicinische Wirkung des . betrifft, so konnte er nach Galenos (XIX 725) durch Sesam ersetzt werden. Heute versteht man nach v. Heldreich (Nutzpfl. Griechenlands 1862, 81) unter ἄρακοι, albanesisch arakie, die jungen Hülsen und grünen Samenkörner verschiedener Papilionaceen, die roh gegessen werden, verschiedener Lathyrusarten (L. cicera L., L. setifolius L., L. sphaericus Retz., L. annuus L., L. affinis Gass.), mehrerer Viciaarten (Vicia hybrida L., Vicia lutea L., Vicia cordata Wulf, Vicia peregrina L. u. a. m.), des Lotus edulis L. und des Astragalus Baeticus L. Eben diese soll nach Heldreich Oreibasios und überhaupt die Alten unter . verstanden haben, während unter ἄραχος wahrscheinlich die in Felder gemeine Vicia Sibthorpii Boiss., heute ἀγριόβικος genannt, zu verstehen sei, deren Samen auch heute als hart und ungeniessbar verschmäht würden. Doch ist es kaum möglich, dass die Alten unter . alle diese [377] Pflanzen verstanden haben, während andererseits nach Galenos die Attiker auch die Futterwicke ursprünglich so genannt haben müssen (s. Ἀφάκη). Bussemaker und Daremberg übersetzen an der genannten Stelle des Oreibasios gesse chiche, d. h. Lathyrus cicera L. Dieser ist dem λάθυρος, besonders auch was die kantigen und glatten Samen betrifft, sehr ähnlich und wird auch von Heldreich in erster Linie genannt. Samen dieser Pflanzen, der Roten Platterbse oder Roten Kicher, glaubt auch Wittmack (S.-Ber. d. bot. Vereins zu Brandenb. vom 19. Dec. 1879) unter den bei den Ausgrabungen des alten Ilion gefundenen Samen entdeckt zu haben. So scheint denn Galenos an der zuerst genannten Stelle an diese gedacht zu haben, an der zweiten (VI 552) aber ebenso wie Theophrast (VIII 8, 3) an die Vicia Sibthorpii Boiss. Das ἀρακῶδες des Theophrast kann wohl kaum Lathyrus tuberosus L. sein, da es sandigen Boden lieben soll. Die Vicia amphicarpa Dorth., wofür Sprengel es hält, trägt nach ihm (Erläuterungen zu Theophr. 1822, 36) ausser den ungestielten mehrsamigen Hülsen in den Blattachseln noch an den Wurzeln meist einsamige mit einem krummen Haken versehene Hülsen; nach Boissier (Flora orient. II 575) sind die Hülsen weisslich und meist eiförmig und einsamig.

[Olck. ]