Archigallus. Der Vorsteher der Kybelediener (Serv. Aen. IX 116, s. Galli. Obwohl dieser Priester von den griechischen Schriftstellern nie erwähnt wird (vgl. jedoch Plin. n. h. XXXV 70), beweist schon die Form des Namens seinen orientalischen Ursprung. In den westlichen Provinzen scheint er überall, wo ein Tempel der Magna mater sich befand, neben dem sacerdos existiert zu haben, und ist immer ein römischer Bürger (Rom CIL VI 2183; Italien CIL V 488. X 3810. XIV 34ff. 385; Dalmatien III 2920 a; Gallien, Boissieu Inscr. de Lyon p. 28. 31 = Wilmanns 119 a. 120. Orelli-Henzen 2301; Spanien Eph. ep. III 2 = CIL II Suppl. 5620; Africa CIL VIII 8203. Eph. ep. V 914). In Städten, wo mehrere Tempel vorhanden waren, hatte wohl ein A. die Aufsicht über den gesamten Kultus (CIL XIV 34. 385 A. coloniae Ostiensis. CIL III 2920 a A. Salonitanus). Wie er gewählt wurde, ist unbekannt, aber seine Functionen scheinen lebenslänglich gewesen zu sein (CIL III 2920 a). Im offiziellen Dienst der Magna mater zu Rom pflegte der A. nach Tertuliian (Apol. 25) am Trauerfesttag des 24. März (s. Attis) irgend ein Opfer für das Heil des Kaisers verrichten zu lassen. Es war wohl ein taurobolium pro salute imp., da dieselben auch sonst ex vaticinatione archigalli stattfanden (CIL VIII 8203. Eph. ep. V 914. Boissieu a. a. O. vgl. Fragmenta iur. vatic. § 148). Darstellungen des A.: Montfaucon Ant. expl. I Taf. IV und Müller-Wieseler II Taf. 63, 817.
Der griechische Titel ἀρχίγαλλος findet sich auf Inschriften von Pisidien (Sterret Amer. Papers III 1888 nr. 380) und von Hierapolis (Altertümer von Hier. 83 nr. 33), vgl. auch Iuven. VI 513 und Schol. Iuven. II 16 Peribomius nomen archigalli cinaedi.