5) Aus Antiocheia, Grammatiker aus unbekannter Zeit, jedenfalls aber jünger als Herodian und älter als Choiroboskos. Er schrieb nach Suidas περὶ ὀρθογραφίας, περὶ συντάξεως τῶν τοῦ λόγου μερῶν und ein Ὀνοματικόν. Ἀρκάδιος ἐν τῇ Ὀρθογραφίᾳ wird citiert von Steph. Byz. s. Ἄκτια, aus derselben Schrift stammen wahrscheinlich die übrigen Citate bei Steph. Byz., ebendaher das Citat in der Schrift περὶ ποσότητος; Cram.
[1154] An. Ox. II 313, 18. Auf das Ὀνοματικόν gehen die Citate bei Choerob. Dict. in Theod. I 196, 33. 205, 29 (Hilgard), wo er zusammen mit Oros genannt wird. – Fälschlich trägt den Namen des A. der eine von den zwei erhaltenen Auszügen aus der Καθολικὴ Προσῳδία des Herodian. Überliefert ist diese Epitome in fünf Hss.: 1) Matritensis 38 (M), um das J. 1482 von Konstantin Laskaris in Messina geschrieben (vgl. C. E. Geppert Herm. VII 249–257. C. Galland Rh. Mus. XLI 292–301); 2) Baroccianus 179 in Oxford (O), 1495 von Leo Cretensis ebenfalls in Messina geschrieben (vgl. R. Schneider Bodleiana, Leipzig 1887, 34ff.); 3) Hauniensis 1965 in Kopenhagen (A), saec. XV–XVI (vgl. P. Egenolff Rh. Mus. XXXVI 494ff.); 4) Parisinus 2603 (B), saec. XVI; 5) Parisinus 2102 (C), saec. XVI. Alle Hss. gehen auf eine verschollene παλαιὰ βίβλος zurück, welche Konstantin Laskaris in der Bibliothek des Klosters S. Salvatore in Messina fand, wie er selbst in dem 1488 von ihm geschriebenen Cod. Matrit. 137 berichtet (Iriarte Reg. Biblioth. Matrit. codd. graeci mss., Madrid 1769, 191). Aus dieser παλαιὰ βίβλος ist der Cod. Matrit. 38 abgeschrieben, aus diesem wiederum (oder aus der παλαιὰ βίβλος direct) sind der Baroccianus und Hauniensis geflossen, auf eine schlechte Abschrift des Baroccianus gehen die Parisini 2603 und 2102 zurück. Die von Barker besorgte Editio princeps giebt den Text des Parisinus 2102 und Varianten aus dem Parisinus 2603. In diesen allein wird die Epitome einem A. zugeschrieben; im Parisinus 2102 (C) ist die Schrift betitelt Ἀρκαδίου περὶ τόνων, später folgt der ausführlichere Titel Ἀρκαδίου περὶ τόνου τῶν ὀκτὼ μερῶν τοῦ λόγου καὶ περὶ εὑρέσεως τῶν προσῳδιῶν καὶ περὶ ἐγκλιτικῶν καὶ ἐγκλινομένων, ἐν ᾧ καὶ περὶ πνευμάτων καὶ χρόνων, der Parisinus 2603 (B), der im übrigen durchweg mit den andern Hss. übereinstimmt, hat den Titel Ἀρκαδίου γραμματική. In den Hss. MOA wird der Grammatiker Theodosios als Verfasser der Epitome genannt; die Schrift beginnt mit einer Vorrede, die überschrieben ist Πρόλογος οἶμαι Θεοδοσίου εἰς τοὺς κανόνας τῆς Καθολικῆς Προσῳδδίας τοῦ σοφοῦ Ἡρωδιανοῦ (diese Überschrift fehlt in B ganz, C hat dafür den vorhin erwähnten längeren Titel); dann folgt das Inhaltsverzeichnis der 20 Bücher des herodianischen Werkes Πίναξ τοῦ ὅλου βιβλίου τοῦ περὶ τόνων (in B fehlt diese Überschrift, C hat dafür Πίναξ τῶν βιβλίων καὶ τῶν περιεχομένων αὐτοῦ τῆς παρούσης βίβλου und bietet diesen Πίναξ vor der Vorrede, lässt aber den Inhalt des 20. Buches fort); alsdann beginnt die Epitome mit dem (in BC fehlenden) Titel Κανόνες τῆς Καθολικῆς Προσῳδίας τοῦ σοφωτάτου Ἡρωδιανοῦ, οὓς περιέτεμε Θεοδόσιος ὁ γραμματικὸς φυλάξας τὸν ἀριθμὸν τῶν βιβλίων. Dass dieser Titel bereits in der παλαιὰ βίβλος vorhanden war, ergiebt sich aus verschiedenen Äusserungen des Laskaris (vgl. E. Hiller Quaest. Herod. 21ff.). Diesem Zeugnis gegenüber hat der Titel der um die Mitte des 16. Jhdts. geschriebenen Pariser Hss. keinen Wert, er ist gefälscht. Der Parisinus 2102 (C) enthält Fälschungen, die aus demselben Kreise stammen, dem das Violarium der Eudokia, die Schrift des Drakon und das Lexikon des Philemon ihr Entstehen verdanken. Jakob Diassorinos, der Gefährte des
[1155] Konstantin Palaeokappa, ist der Schreiber des Cod. C, der allein das gefälschte 20. Buch enthält (vgl. L. Cohn in den Philol. Abhandl. Martin Hertz dargebracht, Berlin 1888, 141). In allen Hss. (auch in B) ist die Epitome unvollständig überliefert, es fehlt das 20. Buch, von dem nur eine kurze Inhaltsangabe am Schlusse des Πίναξ erhalten ist. C allein hat nach dem
19. Buch noch einen Anhang περὶ τῆς τῶν τόνων εὑρέσεως καὶ τῶν σχημάτων αὐτῶν καὶ περὶ χρόνων καὶ πνευμάτων, der als Ersatz für das verlorene 20. Buch von Diassorinos aus bekannten Quellen hinzugesetzt ist; er besteht aus vier Abschnitten: 1) περὶ τῆς τῶν τόνων εὑρέσεως, 2) περὶ προσῳδιῶν, 3) περὶ χρόνων, 4) περὶ πνευμάτων. Die beiden ersten Abschnitte entnahm Diassorinos der sog. Grammatik des Theodosios (die in B dem sog. A. vorangeht), sie haben mit der Καθολικὴ Προσῳδία des Herodian nichts zu schaffen (vgl. K. E. A. Schmidt Beitr. z. Gesch. der Gramm. des Griech. u. des Lat., Halle 1859, 571–601. A. Lentz Herodian. Praef. p. XXXVIIff.). Die Abschnitte περὶ χρόνων und περὶ πνευμάτων sind insofern geschickte Interpolationen, als das 20. Buch der Καθολικὴ Προσῳδία wirklich die Lehre von der Quantität (hauptsächlich von den δίχρονα) und von der Aspiration enthielt. Der Abschnitt περὶ χρόνων findet sich in derselben Gestalt wie in C in mehreren Hss. als Anhang zur Grammatik des Dionysios Thrax (vgl. G. Uhlig Dionys. Thr. gramm. p. XXVII) und ist ein dürftiges Excerpt aus dem ersten Teile des 20. Buches der Καθολικὴ Προσῳδία, der περὶ χρόνων handelte; dasselbe Excerpt benutzte Diassorinos im Ps.-Drakon (Lehrs Herodiani scripta tria 402ff.). In denselben Hss. findet sich auch der Abschnitt περὶ πνευμάτων (vgl. G. Uhlig a. O. LV), dessen Ursprung gleichfalls auf das 20. Buch der Καθολικὴ Προσῳδία zurückzuführen ist. Hiernach möchte man vermuten, dass auch der Verfassername A. von Diassorinos gefälscht ist. Das ist aber zweifelhaft, da derselbe Name auch in B steht, der von einer unbekannten Hand geschrieben ist (vgl. L. Cohn a. a. O. 142 Anm.). Indessen ist es nicht unmöglich, dass der Titel Ἀρκαδίου γραμματική nachträglich in B hinzugefügt ist und auf C beruht. – Dass aber Theodosios der Verfasser der Epitome gewesen sei, kann auch nicht als sicher gelten. Die Annahme, dass der Name nur auf der Vermutung eines Schreibers beruhe, ist allerdings hinfällig, denn das οἶμαι in der Überschrift des Prologs in MOA bezieht sich nur auf diesen Prolog, der in der Vorlage der παλαιὰ βίβλος vermutlich ohne Überschrift war, während in dem Titel der Epitome selbst Theodosios ausdrücklich als Autor genannt wird. Gegen Theodosios sprechen aber verschiedene Gründe (vgl. A. Lentz Herod. Praef. CXXXI. C. Galland Rh. Mus. XXXVII 30): auffallend ist vor allem, dass Choiroboskos in seinem Commentar zu den Εἰσαγωγικοὶ κανόνες des Theodosios diese Epitome nirgends erwähnt. Galland vermutet als Verfasser den (sonst unbekannten) Grammatiker Aristodemos, von welchem Suidas berichtet: ἐπιτομὴν τῆς Καθόλου Ἡρωδιανοῦ ἔγραψε πρὸς Δαναόν. – Die Epitome ist zwar sehr nachlässig angefertigt, sie bietet nur einen dürftigen Auszug aus dem gelehrten und reichhaltigen
[1156] Werke des Herodian und ist ausserdem durch Fehler, Auslassungen und Zusätze entstellt, sie hat aber dennoch grossen Wert, da der Verfasser die Disposition des Originals sorgfältig gewahrt hat, wodurch eine sichere Grundlage für die Reconstruction des herodianischen Werkes gegeben ist. Die Epitome entspricht aber in der überlieferten Gestalt nicht ganz dem Original, sie ist nicht blos unvollständig erhalten, da das 20. Buch fehlt, sondern auch – abgesehen von den Zusätzen des Diassorinos im Parisinus 2102 – an mehreren Stellen interpoliert. Das ganze 15. Buch scheint nicht vom Verfasser der Epitome, sondern von einem späteren Grammatiker herzurühren (K. E. A. Schmidt Ztschr. f. Gymn. XV 321–353; dagegen A. Lentz Philol. XIX 111–118; vgl. aber C. Galland Herm. XVII 24–33). Der Inhalt steht nicht im Einklang mit der Angabe des Πίναξ, da die Zahlwörter in dem vorliegenden 15. Buch nicht behandelt sind. Den grösseren Teil des Buches bilden, wie es scheint, Excerpte aus dem Commentar des Choiroboskos zu den Kanones des Theodosios. Die am Schlusse stehenden Abschnitte περὶ τῶν ἐγκλινομένων μορίων und ἔτι περὶ τῶν ἐγκλινομένων gehen zwar auf Herodian zurück, sind aber im 15. Buch interpoliert; denn Herodian hatte die Lehre von der Enklisis nicht in diesem Buche, sondern in einem Anhange zur Καθολικὴ Προσῳδία(in dem sog. 21. Buch) behandelt. Auch das 19. Buch scheint nicht in seiner ursprünglichen Gestalt vorzuliegen, es war am Schlusse verstümmelt und wurde deshalb frühzeitig aus anderen Quellen ergänzt. – Die erste Ausgabe besorgte Barker: Ἀρκαδίου περὶ τόνων. E codicibus Parisinis primum edidit Edmund. Henr. Barkerus. Addita est editoris epistola critica ad Io. Fr. Boissonade, Lipsiae 1820. Varianten des Hauniensis gab Dindorf Gramm. Gr. I 48–70. Mit Hülfe dieser lieferte M. Schmidt eine neue Bearbeitung: Ἐπιτομὴ τῆς Καθολικῆς Προσῳδίας Ἡρωδιανοῦ ed. M. Schmidt, Jenae 1860. A. Lentz benutzte den A. als Grundlage für seine Reconstruction der Καθολικῂ Προσῳδία (Herodiani Reliquiae Vol. I). Eine neue kritische Ausgabe ist von P. Egenolff in den Grammatici graeci zu erwarten.
Litteratur: A. Lentz Jahrb. f. Philol. LXXXII 193–202; Herodian. Praef. p. LXII–LXVII. CXXX–CXXXV. K. E. A. Schmidt Über die dem Arkadius beigelegte Schrift περὶ τόνων, Progr. Stettin 1864. Ed. Hiller Quaestiones Herodianeae, Bonnae 1866, 18–35; Jahrb. f. Philol. CIII 515–522. C. Galland De Arcadii qui fertur libro de accentibus, Argentorati 1882, in Dissert. philol. Argentor. VII (Hauptschrift über A.); Rh. Mus. XXXVII 26–34 ; Herm. XVII 24–33. P. Egenolff Die orthoepischen Stücke der byzantinischen Litteratur, Progr. Mannheim 1887, 5–29.