RE:Chorikios

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Aus Gaza, Schüler d. Sophisten Prokopios v. Gaza
Band III,2 (1899) S. 24242431
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Chorikios aus Gaza (Lob Gazas p. 107f. Boissonade, der Gazaeer p. 7. 101 Boiss.), der bedeutendste Schüler des Sophisten Prokopios von Gaza (p. 2. 109 Boiss.), widmete sich selbst (apolog. mimor. XVI 15) dem nach seiner Meinung besonders schwierigen (p. 4f. Boiss.), aber auch alle anderen künstlerischen Thätigkeiten in Schatten stellenden (Arch. Jahrb. IX 173, 19ff.) Sophistenberuf noch bei Lebzeiten des Prokopios (p. 21 Boiss. Phot. bibl. cod. 160 p. 103 a 4ff. Bekker); zu seinem Lehrer stand er in besonders familiärem Verhältnis (p. 12 Boiss.) und hat ihm auch die Leichenrede (p. 1ff. Boiss.) in der Zeit zwischen 526 und 536 (C. Kirsten Quaest. Choricianae, Bresl. philol. Abhandl. VII 1895, 12f.) gehalten. Unter den uns erhaltenen Reden wird das zusammengehörige Paar Ἀριστεὺς νέος und Φιλάργυρος von Ch. selbst (Kirsten a. a. O. 22f.) als Jugendwerk bezeichnet. Sonst ist die früheste datierbare Rede von ihm die Apologia mimorum, welche das Bestehen pantomimischer [2425] Aufführungen auch in Constantinopel (VIII 2. 6f.) noch voraussetzt, also jedenfalls vor Iustinians Theaterverbot im J. 526 (Kirsten 21 f.) verfasst sein muss. Sie fällt wohl in den Anfang von Ch.s rednerischer Laufbahn, da eine so lebhafte Parteinahme für eine den Redelehrern in Gaza verbotene Belustigung (I 4. XIII 2f. 5) in Ch.s reiferen Jahren kaum verständlich wäre; auch die διάλεξις Rh. Mus. XLIX 501f., in welcher noch unbefangen von Pantomimenaufführungen gesprochen wird, dürfte nicht weit vom J. 526 abliegen, und ebenso muss die διάλεξις Philol. LIV 116, 17ff. im J. 526 oder bald nachher gehalten sein (a. a. O. p. 116, 20f.); wenn, wie es den Anschein hat, die διάλεξις Philol. LIV 114f. bei dem heidnischen Rosenfest (über welches s. B. Stark Gaza und die philistaeische Küste 598. 643; vgl. Heuzey-Daumet Mission archéol. de Macédoine Inschr. nr. 87. 89. 90) und nicht etwa bei einem diesem substituierten christlichen Frühlingsfest gehalten worden ist, so dürfte sie auch nicht über das J. 526 herunterzusetzen sein. Die erste Rede, welche Ch. vor hohen Beamten hielt, ist die Lobrede auf Aratios und Stephanos (p. 126 Boiss. Rev. de philol. I 63 § 1), deren Zeit Ch. Graux (Rev. de philol. I 55–61) auf 535/36 bestimmt hat. Einigermassen lässt sich die Zeit auch noch bestimmen für die Leichenrede auf Maria, die Mutter des Bischofs Marcianus von Gaza (nach 518), und für die beiden Lobreden auf Marcianus selbst: die erste, auf welche sich or. in Arat. XII 4ff. bezieht, fällt vor 536 und ist im Frühjahr, am Gedenktag des H. Sergios kurz vor Tag- und Nachtgleiche (p. 77. 82. 83 Boiss.) gehalten (p. 80, 14 Boiss. bezieht sich nicht, wie Kirsten 7 meint, auf den Ἐπιτάφιος εἰς Προκόπιον, sondern auf eine vorhergegangene kürzere, uns verlorene Lobrede auf Marcianus, bei welcher Marcianus – vgl. auch p. 104 Boiss. – nicht anwesend war; doch ist aus dem von Graux Rev. de philol. I 78, 16 angeführten Grund in Marc. I nach Epitaph. Procopii zu setzen), die zweite ist im Sommer (p. 114, 9. 123, 13f. Boiss.), nach der Rede auf Aratios und Stephanos, in welcher Ch. von der durch Marcianus erbauten zweiten Kirche (des H. Stephanos) noch nichts weiss, und vielleicht längere Zeit vor 542 (in welchem Jahr Marcianus jedenfalls nicht mehr Bischof war, Kirsten 14) gehalten; ferner fällt die διάλεξις in Iustiniani brumalia zwischen 532 und 540 (Kirsten 19f.) und die Lobrede auf den Feldherrn Summus zwischen 535 und 540 (Kirsten 15ff.). Daraus, dass Ch. als Festredner der Stadt Gaza vor den höchsten Beamten auftreten durfte, ersieht man, dass er seit Prokopios Tod als erster Redner Gazas angesehen war; nur die übergrosse Länge von manchen seiner μελέται scheint hie und da beanstandet worden zu sein (Philol. LIV 122, 21ff. Arch. Jahrb. IX 174; den verwöhnten Geschmack der Gazaeer streift Ch. Philol. LIV 114, 10ff.). Von Reden, welche er ausserhalb Gazas gehalten hätte, ist uns nichts bekannt; einer Anwesenheit bei einer λυχνοκαΐα in Ägypten, mit welchem Land Gaza, den Briefen des Aineias und Prokopios nach, in regem Kulturverkehr stand, gedenkt er in der zweiten Rede auf Marcianus (p. 122 Boiss.). Dem andern Teil des Sophistenberufs (p. 4 Boiss.), dem Jugendunterricht, [2426] widmete sich Ch. vielleicht von Anfang an mit mehr Lust als der rednerischen Thätigkeit (Philol. LIV 115, 17ff. 116, 17ff.) und beschränkte sich in höherem Alter mehr und mehr auf ihn (Rh. Mus. XXXVII 483f.); seinen Schülern hielt er regelmässig in jedem Jahr eine feierliche Rede während eines Festes (Philol. LIV 121f.); sie suchten ihn aber zu häufigerem Auftreten zu veranlassen (Philol. LIV 115f.) und liessen es an Beifall nicht fehlen (Werfen mit Rosen, Philol. LIV 115, 10; Geleite vom Theater nach Hause stehender Brauch, Arch. Jahrb. IX 114, 8). Mit Namen bekannt sind uns von seinen Schülern nur diejenigen, welchen er Hochzeitsreden hielt, Zacharias (Index lection. Vratislav. aest. 1891, 14–18), Prokopios, Johannes und Elias (Ind. lect. Vrat. a. a. O. 19–24), alle, wie es scheint, Gazaeer; einen vornehmen, ihm von Summus zugeführten Schüler aus Arabien erwähnt er p. 32, 1 Boiss. Die Schüler, vor dem rhetorischen Curs grammatisch vorgebildet, suchte Ch., ebenso wie er selbst von Prokopios angeleitet worden war (p. 5 Boiss.), in die vollendete Correctheit und Eleganz attischen Ausdrucks einzuführen (p. 2. 4. 5. 78 Boiss. Philol. LIV 111, 15. 122, 12. Ind. lect. Vrat. aest. 1891 p. 21, 24. Apolog. mim. X 4), welche ihnen späterhin sei es im sophistischen, sei es im geistlichen (p. 81. 109 Boiss. Aen. Gaz. ep. 15), sei es im juristischen (p. 40, 14 Boiss. Ind. lect. Vrat. aest. 1891 p. 22, 21. Procop. Gaz. ep. 29. 41. 148) oder ärztlichen (Procop. ep. 123) Beruf zu gut kommen sollte. Ch. war jedenfalls als Lehrer längere Zeit unverheiratet (Ind. lect. Vrat. aest. 1891 p. 19 § 1. Rh. Mus. XLIX 505, 6; vielleicht liegt eine Anspielung darauf auch vor Arch. Jahrb. IX 190, 16); dass er späterhin geheiratet habe, wird durch geringschätzige Bemerkungen über die Frauen (p. 54. 64. 110 Boiss. Herm. XVII 211, 31), wie sie auch der verheiratete Prokopios (z. B. [Choric.] p. 141. 142) sich gestattet, nicht ausgeschlossen. Der Philosophie und Theologie steht er weit ferner als sein Lehrer (nur die διάλεξις Philol. LIV 120f. trägt besonders stark die cynische Farbe, welche dieser Litteraturgattung von ihrer Entstehung aus der cynischen Diatribe her anhaftet, vgl. W. Schmid Atticism. IV 346ff.). Übrigens ist Ch. ohne Zweifel ebenso wie Prokopios und Aineias Christ gewesen, was auch Photios (bibl. p. 102 b 32ff. 103 a 13) bezeugt; er bewegt sich aber fast immer nur in dem Gedanken- und Anschauungskreis des heidnischen Altertums: seine Homerexegese und Mythenkritik ist die eines religiös conservativen Heiden (Ind. lect. Vrat. hib. 1891/92 p. 4. 4; aest. 1891 p. 16, 11ff. 23, 12ff. Rh. Mus. XLIX 502, 2ff. Arch. Jahrb. IX 188, 17ff.); von Beziehungen auf die Bibel ist, wenn man von den Beschreibungen der Gemälde in den Kirchen der Heiligen Sergios und Stephanos (p. 83ff. 116 Boiss.) absieht, nirgends die Rede; christliche Sitten und Anschauungen werden erwähnt z. B. p. 11f. 37ff. 42ff. Boiss.; or. in Arat. III. XI 4. XII 1. XIV 2; apol. mim. XII 7; dabei ist aber Zeus Weltschöpfer in Iustin. brumal. § 1f., die Moiren schneiden dem Prokopios den Lebensfaden ab (p. 14f. Boiss.), er wird alsdann auf die μακάρων νῆσοι versetzt (p. 22 Boiss.), und wo man etwas von persönlicher Unsterblichkeit zu hören [2427] erwartet (Ind. lect. Vrat. aest. 1891 p. 19, 19ff.), tritt eine völlig heidnische Auffassung hervor. Am weitesten geht die von Photios (bibl. p. 102 b 34ff.) gerügte Vermischung von Christlichem und Heidnischem in den Trauerreden auf Prokopios und Maria. Die Notwendigkeit heidnischer Erudition für den christlichen Theologen galt dem Ch. (p. 109) wie den strengsten Christen (Marc. Diac. vit. Porphyr. p. 9, 2 ed. Bonn.) als selbstverständlich.

Wir haben von Ch.s Reden wahrscheinlich nicht weniger als Photios gehabt hat; Boissonade p. VII–VIII interpretiert die Worte des Photios zum Teil schief; unter den πλασματικά versteht Photios die μελέται, unter πανηγυρικοί die Lobreden auf Personen, unter μονῳδίαι die zwei Trauerreden, unter ἐκφράσεις καὶ ἐγκώμια besonders die zwei Reden auf Marcianus, vielleicht auch einiges Pseudochorikianische. Die von Boissonade unter die Fragmente (p. 283–298, frg. 8–85) aufgenommenen Excerpte aus den Florilegien des Maximus Confessor (c. 645; er citiert zwei Stellen: Migne patrol. Gr. 91, 966 = Choric. frg. 83 Boiss., das einzige auch von Arsenios p. 480 Walz noch bewahrte Fragment; Migne a. a. O. p. 992 = Choric. frg. 31 Boiss.), Makarios Chrysokephalas (Villoison Anecd. II 18ff.), Antonios (Melissa), Johannes Georgides, sowie die von R. Förster (Mélanges Graux p. 639–641) aus einem Commentar zu Hermogenes gezogenen (ebenso wie die Stücke bei Cramer Anecd. Oxon. IV 164f. in den Μιλτιάδης gehörigen) Fragmente stammen alle aus vollständig erhaltenen Reden. Nur zu dem Anfang der verstümmelten Rede Ἀριστεύς liefern die Florilegien Ergänzungen (Förster Philol. LIV 95). Möglich ist, dass dem Σπαρτιάτης eine jetzt verlorene Rede des Praxiteles voranging, auf welche der Σπαρτιάτης Bezug zu nehmen scheint. Nicht erhalten, wenn sie überhaupt veröffentlicht war, ist die ἐπίδειξις auf Bischof Marcianus, auf welche p. 99. 104 Boiss. angespielt wird, und zu einer Reihe von erhaltenen διαλέξεις fehlen die zugehörigen μελέται, wie umgekehrt vielleicht zu manchen erhaltenen μελέται die διαλέξεις verloren gegangen sind. An strenger, schülerhafter Correctheit in Sprache und rhetorischer Technik (die νόμοι τῆς τέχνης werden angezogen in Arat. IV 10 p. 39. 125 Boiss. Rh. Mus. XLIX 484, 13f.) überbietet Ch. noch den Prokopios; seine Sorgfalt in Hinsicht der σύνθεσις zeigt sich in Vermeidung des Hiatus (die Regeln s. Förster Herm. XVII 207f. und genauer Kirsten a. a. O. 25ff.) und Einhaltung des Meyerschen Klauselgesetzes (Kirsten 36ff.). In den Lobreden verfällt er oft in Schwulst und masslose Schmeichelei (einige Beispiele bei Cobet Collectanea crit. 143f.). Photios tadelt auch sein Übermass in Tropen und poetischen Wendungen (besonders Hypotyposen, z. B. p. 236. 278 Boiss. Rev. de philol. I 77 § 11. Herm. XVII 217, 28ff. 221, 14ff. 237, 6ff. Rh. Mus. XLIX 497, 32ff. 506. 523, 5ff.); in Klangfiguren dagegen hält er Mass. Gern zeigt er seine Gelehrsamkeit in Citaten aus Dichtern und einer Menge von Reminiscenzen aus den klassischen Prosaikern, insbesondere Thukydides (den er Philol. LIV 119. 24 πηγὴ τῆς ῥητορικῆς nennt; einige Nachweisungen s. Cobet Coll. crit. 142ff.) und Demosthenes [2428] (den er als seinen Musterautor bezeichnet, Herm. XVII 223, 1ff.). Viele Entlehnungen werden nachgewiesen in den Noten zu den einzelnen Reden von Boissonade, Graux, Förster; im Zusammenhang handelt über seine Klassikerstudien Joh. Malchin De Choricii Gaz. veterum Graecor. scriptor. studiis, Kiel 1884. Aber auch die Klassiker der Neusophistik benützt er stark, besonders den Aelius Aristides (s. z. B. Graux Rev. de philol. I 65, 19; apol. mim. VI 27 aus Aristid. or. XIII 307 Dindf.; ebd. VIII 21 aus Aristid. XIII 299; p. 22 Boiss. und dialex. in Iustin. brumal. § 13 aus Aristid. XLVI 398; Epithalam. Procop. § 7 aus Aristid. IV 52), wahrscheinlich auch den Libanios, welchen er p. 6 Boiss. nennt, und seinen Lehrer Prokopios (Phot. bibl. p. 103 a 11. Villoison Anecd. gr. II 280 s. v. Choricius). Zahlreich sind auch seine Beziehungen auf Werke der bildenden Kunst (s. die Zusammenstellung von Förster Arch. Jahrb. IX 167ff.). Den μελέται, welche er zum Teil als Rede und Gegenrede paarweise zusammennimmt (so Πολυδάμας und Πρίαμος, Ἀριστεὺς νέος und Φιλάργυρος, vielleicht auch Σπαρτιάτης und einen nicht mehr erhaltenen Πραξιτέλης), schickt er manchmal (erhalten nur zum Σπαρτιάτης) eine diatribenartige frei präludierende διάλεξις im Stil des λόγος ἀφελής (οἷ = αὐτῷ z. B. kommt nur in διαλέξεις vor), regelmässig (nur zum Ἀριστεύς ist sie uns verloren) eine über den Gegenstand und seine Behandlung orientierende θεωρία oder προθεωρία voraus. Manche μελέται sind in zwei Absätzen vorgetragen worden, in welchem Fall der zweite Absatz mit einer neuen διάλεξις eingeleitet wird (so Philol. LIV 119. Rh. Mus. XLIX 483. Arch. Jahrb. IX 174). Den Lobreden auf Personen geht regelmässig eine διάλεξις voran, nur der auf Summus fehlt sie, wohl weil diese eine Improvisation war; ebenso fehlt sie den Trauerreden. Als Improvisationen (ἐκ τοῦ προχείρου) werden bezeichnet die Rede auf Summus, die διάλεξις in Iustiniani brumalia und das Stück Philol. LIV 114.

Ch.s Reden galten den Byzantinern (Joh. Rhacend. in Walz Rhet. Gr. III 521. 526) als Muster der μόνως ῥητορικὴ (opp. φιλοσοφική) λογογραφία, der λέξις ταπεινοτέρα und καθαρά, insbesondere für klassisch seine πανηγυρικοί und συμβουλευτικοί (? s. Anon. in Walz Rh. Gr. III 572. 573. Greg. Cor. in Bekker Anecd. p. 1081), während seine διαλέξεις getadelt werden von Anon. Walz Rh. Gr. III 571.

Wir besitzen von Ch. folgende Reden: 1) Lobreden auf Personen; ἐγκώμιον ἐκ τοῦ προχείρου εἰς Σοῦμμον τὸν ἐνδοξότατον στρατηλάτην (ed. Boiss. p. 25ff.), zwei Reden εἰς Μαρκιανὸν Γάζης ἐπίσκοπον (I ed. Boiss. p. 77ff.; II ebd. p. 105ff.), beide durch ihre Kirchen- und Gemäldebeschreibungen von hervorragender Wichtigkeit für die Geschichte der christlichen Kunst (s. B. Stark Gaza 626ff.), und die Rede εἰς Ἀράτιον δοῦκα καὶ Στέφανον ἄρχοντα (ed. Graux Rev. de philol. I 63ff., die zugehörige διάλεξις bei Boiss. p. 126–128). 2) Trauerreden: Ἐπιτάφιος ἐπὶ Προκοπίῳ (ed. Boiss. p. 1ff.) und Ἒπιτάφιος ἐπὶ Μαρίᾳ μητρὶ Μαρκιανοῦ Γάζης ἐπισκόπου καὶ Ἂναστασίου Ἒλευθεροπόλεως ἐπισκόπου (ed. Boiss. p. 37ff.). 3) Hochzeitsreden für Schüler: Ἐπιθαλάμιος εὶς [2429] Ζαχαρίαν ἕνα τῶν αὐτοῦ φοιτητῶν ὄντα (ed. Förster Ind. lect. Vrat. aest. 1891 p. 14–17; die Rede wird in der Überschrift als διάλεξις bezeichnet), wozu das von Förster a. a. O. p. 17–18 herausgegebene kleine Stück einen Nachtrag bildet; Ἐπιθαλάμιος εἰς Προκόπιον καὶ Ἰωάννην καὶ Ἠλίαν φοιτητὰς ὄντας αὐτοῦ (ed. Förster a. a. O. p. 19–24). 4) Διαλέξεις ausser den angeführten: διάλεξις ὅτι πλάσματα λόγων ἐρωτικῶν οὐ λυμαίνεται πρὸς ἄλλας μελέτας ἄλλην ἐχούσας ὑπόθεσιν (ed. Boiss. p. 198ff.; vgl. Förster Ind. Vrat. aest. 1891 p. 9), διάλεξις εἰς τὸ μὴ δεῖν ἀτελῆ καταλεῖψαι τὸν λόγον (ed. Boiss. p. 201; vgl. Förster a. a. O.; der Schluss fehlt in Cod. Matr. 101, sowie in Mais Vaticanus), διάλεξις εἰς τὰ Ἰουστινιανοῦ βρουμάλια (ed. Förster Ind. Vrat. hib. 1891/92 p. 3–5), διάλεξις αἰσθομένου τινῶν τῶν θεσπεσίων μου διδασκάλων μεμφομένων μὴ παραβάλλοντα ταῖς δημοσίαις τῶν λόγων συνόδοις δείκνυσιν ὡς ἐν γήρᾳ καλὸν ἡσυχία (ed. Förster Rh. Mus. XXXVII 483f.), διάλεξις ἀπὸ τῆς παρούσης ὥρας λαβοῦσα τὴν ἀφορμὴν προσφόροις αὐτῃ διαγήμασι καλλωπίζεται (ed. Förster Philol. LIV 114f.), διάλεξις τῶν φοιτητῶν πολλάκις εἰπείν δεηθέντων τῆς μέχρι τοῦ παρόντος ἀναβολῆς διηγήσεται τὴν πρόφασιν (ed. Förster ebd. 115f.), διάλεξις τῶν νέων ἡμᾶς ἀξιούντων πυκνότερον παριέναι δείκνυσιν οὐκ ἀνόνητον οὖσαν τὴν μετρίαν τοῦ χρόνου διάστασιν (ed. Förster ebd. 116f.), διάλεξις ὅτι τὸ μέτριον φρόνημα τὰς εὐπραγίας οὐκ ἐᾷ διαλύεσθαι (ed. Förster ebd. 118f.), διάλεξις ὅτι μόνη πέφυκεν ἄσυλος ἀρετὴ τῷ κεκτημένῳ (ed. Förster ebd. 120f.), διάλεξις εἰς τὸ τὴν ἐτήσιον ἀποδοῦναι τοῖς ἀκροωμένοις μελέτην (ed. Förster ebd. 121f.), διάλεξις πρὸς τὸν μεμψάμενον, ὅτι τοῦ λόγου τὸ μῆκος οὐ σύμμετρόν ἐστι τῇ δυνάμει τοῦ λέγοντος (ed. Förster ebd. 122f.), διάλεξις ἐν μέσῳ τεταγμένη τοῦ λόγου δευτέρας δεηθέντος συνόδου πρόςφορον ἑαὐτῇ δείκνυσι ταύτην εἶναι τὴν τάξιν (ed. Förster Rh. Mus. XLIX 483; die διάλεξις gehört nicht zu der folgenden μελέτη), διάλεξις ὅτι δεῖ τὸν παριόντα τοῦ μελετωμένου τὸ ἦθος διὰ παντὸς φυλάξαι τοῦ λόγου (ed. Förster Arch. Jahrb. IX 173). 5) Elf μελέται nebst θεωρίαι: Τυραννοκτόνος (ed. Boiss. p. 49ff.; der Gegenstand derselbe wie in Lukians Τυραννοκτόνος), Παιδοκτόνος (ed. Boiss. p. 206ff.), Πάτροκλος (ed. Boiss. p. 239ff.; Gegenstand aus Il. IX und XVI), Λυδοί (ed. Förster Ind. lect. Vrat. hib. 1891/92 p. 10ff.; Gegenstand nach Herodot. I 155f.), Μιλτιάδης (ed. Förster Ind. lect. Vrat. hib. 1892/93 p. 1ff.; Gegenstand nach Herodot. VI 132ff.), Ἀριστεύς (ed. Förster Philol. LIV 95ff.), Σπαρτιάτης (ed. Förster Arch. Jahrb. IX 174ff.), endlich die beiden zusammengehörigen Paare Πολυδάμας und Πρίαμος (ed. Förster Herm. XVII 208ff.). Ἀριστεὺς νέος und Φιλάργυρος (ed. Förster Rh. Mus. XLIX 484ff.). 6) Die Rede ὑπὲρ τῶν ἐν Διονύσου τὸν βίον εἰκονιζόντων (Apologia mimorum ed. Graux Rev. de philol. I 212ff.; die zugehörige θεωρία ed. Förster Philol. LIV 119f.), das letzte Document zur Geschichte des Theaterwesens aus dem Gebiet der griechischen Litteratur.

Die Echtheit des Πάτροκλος, welche man auf Grund einer Randnotiz des Konst. Laskaris früher (Villoison Anecd. gr. II 17 n. 2. Förster Herm. XVII 207, 1) bezweifelt hatte, steht jetzt (Philol. LIV 123, 15f. Förster Arch. Jahrb. IX [2420] 167) fest mit ihr auch die des sprachlich und stilistisch mit dem Πάτροκλος aufs nächste verwandten Παιδοκτόνος, der sich auch in Libanios-Hss. verirrt hat, dagegen gehören nicht dem Ch. die in Cod. Vatic. 1898 enthaltenen, von Boissonade (p. 129–178) aus A. Mai Spicileg. Rom. T. V übernommenen Stücke, welche Kirsten (46ff.) mit aller möglichen Sicherheit dem Prokopios zugewiesen hat; diesem dürften auch die Fragmente 1–7 der Boissonadeschen Sammlung (vgl. [Choric.] 174f. Boiss.) gehören; die Μονῳδία p. 179–195 Boiss. ist ein Werk des Nikephoros Basilakis (Förster Philol. LIV 93), die διαλέξεις bei Boissonade 202–204 sind von Libanios. Für unecht muss bis auf weiteres auch das Fragment einer Lobrede auf den Feldherrn Asiaticus (von Boissonade 196f. ebenfalls aus Mai Spicileg. Rom. V entnommen) gelten.

Sämtliche echten Stücke des Ch. enthält nur der Codex bibliothecae regiae Matritensis (bibliotheca nacional) N. 101 (beschrieben von Iriarte Regiae biblioth. Matrit. codices Graeci manuscr. I 394–406; dann von E. Ruelle Archives des missions scientifiques et littéraires, 3. série tome II 1875, 503f. 563f., von Förster Herm. XVII 206 und am vollständigsten von demselben Ind. lect. Vrat. aest. 1891, 4ff.), eine Papierhs. (sogen. bombycinus) saec. XIII/XIV (Probe bei Graux-Martin Facsimilés de manuscrits Grecs d’Espagne pl. XVI nr. 57, dazu Textband p. 114ff.), welche Konstantinos Laskaris gelegentlich einer Reise nach Rhodos geschenkt erhielt c. 1453; sie kam nach Laskaris Tod mit dessen gesammter Bibliothek in den Besitz der Stadt Messina, von da 1679 nach Palermo und endlich nach Spanien. Aus dieser Hs. sind zuerst für Boissonade durch E. Miller die zwei Reden auf Marcianus ausgeschrieben worden; dann hat sie Ch. Graux zu der Ausgabe der Reden in Arat. und Apolog. mimor. verwendet, und alle Schriften des Ch. hat nach und nach, über vier Zeitschriften und drei Indices lectionum verstreut, R. Förster, von dem eine Gesamtausgabe zu erwarten steht, aus ihr herausgegeben. Über die übrigen Hss., deren keine mehr als vier Reden (die zwei Trauerreden, Tyrannicida und Laudatio Summi) enthält, s. Förster Ind. lect. Vrat. aest. 1891 p. 3 (Probe aus dem von Laskaris aus Matritens. N. 101 abgeschriebenen Cod. Matrit. N. 115 s. bei Graux-Martin a. a. O. pl. XVIII nr. 62 mit Textband p. 123).

Die ersten Reden des Ch., welche im Druck erschienen, sind Epitaph. Procop. und Laudatio Summi (Fabricius Biblioth. Gr. VIII 841–876 mit lateinischer Übersetzung von Chr. Wolf; Fabricius entnahm sie einer in Hamburg befindlichen Abschrift des Luc. Holsten aus Vatic. gr. 938); demnächst hat Villoison Anecd. Gr. II (Venedig 1781) 18ff. die von Makarios erhaltenen Fragmente des Ch., die Trauerrede auf Maria (p. 21ff.) und den Tyrannicida (p. 52ff.), beide aus Parisin. 2967 saec. XVI, herausgegeben. Es folgen die oben citierten Ausgaben von Boissonade (Paris 1846), Graux (1877; vgl. Oeuvres II 1ff.) und Förster (1882–1894).

Die dürftigen Testimonia über Ch. sind vor Boissonades Ausgabe abgedruckt (Phot. cod. 160 und eine wertlose Verwässerung dieses Artikels, [2431] welche den Reden des Ch. im Parisin. 2967 vorangeschickt ist). Textkritisches zu Or. in Arat. aus Anlass der Ausgabe von Graux bei Cobet Collect. crit. 139ff.; Mnem. N. S. V 159ff. M. Haupt Opusc. III 611ff. Gomperz Rev. de philol. II 11ff. Headlam Journ. of philol. XXIII 261ff. Die kritischen Bemerkungen von R. Hercher (Herm. V 291) beziehen sich nur auf die Pseudochoriciana aus Cod. Vat. 1898. Im allgemeinen s. ausser den oben citierten Abhandlungen B. Stark Gaza und die philistaeische Küste 639. Kil. Seitz Die Schule von Gaza (Heidelberg 1892) 21ff.