Clementia. Die vielgepriesene Milde Caesars fand nach seiner Ermordung als Göttin Aufnahme in den öffentlichen Cult, ihr und Caesar wurde ein gemeinsames Heiligtum gestiftet, in dem beide, sich gegenseitig die Hände reichend, dargestellt waren (Plut. Caes. 57. App. b. c. II 106. Cass. Dio XLIV 6; vgl. die Münze des Sepullius Macer Cohen Méd. imp.² César 44 = Babelon Mon. de la rép. Rom. II 29 nr. 52 mit dem Bilde eines viersäuligen Tempels und der Umschrift Clementiae Caesaris). Ein Senatsbeschluss bestimmte im J. 28 n. Chr. den Bau eines Altares für die C. des Tiberius (Tac. ann. IV 74; vgl. Cohen a. a. O. Tib. 4), im J. 39 n. Chr. die Darbringung eines jährlichen Opfers an die C. des Caligula (Cass. Dio LIX 16). Ob die gerade in dem Götternamen unsichere pompeianische Inschrift (CIL IV 1180) zur Errichtung eines Altars der C. und dem Kaiser Claudius in Beziehung steht, muss dahingestellt bleiben (Zangemeister Arch. Zeitg. XXVI 1868, 67). Unter Nero opfern im J. 66 n. Chr. die Arvalbrüder bei aussergewöhnlichem Anlass neben andern Göttern der C. eine Kuh (Henzen Act. fratr. Arv. LXXXII = CIL VI p. 490 nr. 2044 d 17f.). Bei den späteren Kaisern begegnet uns C. nur auf Münzen, zuerst als C. Augusta a) sitzend, mit Zweig und Scepter, späteren Bildern der Iustitia gleichend (Cohen a. a. O. Vitellius 7–11), b) stehend, in der Rechten die patera, die Linke stützt sich auf das Scepter oder hebt das Gewand (Cohen Adrien 212f.; Antonin 122f.; M. Aurèle 14f.; Albin 6), später als C. temporum a) stehend mit einem Scepter auf eine Säule gestützt (Cohen Gallien 101; Tacite 15–18; Florien 7. 8; Probus 84–86). b) mit symbolischen Darstellungen (Cohen Tacite 19. 20; Probus 87f.; Carus 13; Numérien 8. 9; Carin 19-21; Dioclétian 18–20; Maximien Hercule 30–33). Über einzelne Varianten vgl. R. Peter in Roschers
[21]
Mythol. Wörterbuch I 911f. und bes. F. Quilling Zeitschrift f. Numism. XX (1897) 210ff. Die Fiction des Statius (Theb. XII 482f.), C. habe zu Athen einen Götteraltar errichtet, geht die Cultgöttin ebensowenig an wie die Stellen bei Claudian (de Manl. Theod. cons. 166; in prim. cons. Stil. II 6), wo C. als Schwester der Iustitia bezw. Ordnerin des Chaos erscheint.