Cloaca maxima in Rom, der bedeutendste und älteste der Abzugscanäle, durch welche die in der Urzeit sumpfigen Niederungen zwischen den sieben Hügeln erst bewohnbar gemacht wurden. Die Tradition schreibt den Bau der Dynastie den Tarquinier zu (Liv. I 38, 6. 56, 2. Dionys. III 67, 5. IV 44, 1. Plin. XXXVI 106), und ohne Zweifel gehört die erste Anlage noch in vorrepublicanische Zeit; aber man muss sich hüten, den gesamten Bau, wie er jetzt ist, in eine so frühe Epoche zu datieren, und namentlich die Einwölbung ohne weiteres als ein Werk des 6. Jhdts. v. Chr. zu betrachten. Vielmehr ist ohne Zweifel auch hier die Entwicklung eine ähnliche gewesen, wie beim Eridanos in Athen (Dörpfeld Athen. Mitt. 1888, 213–220): man hat einen natürlichen Wasserlauf reguliert und zur Abführung der Abwässer in den Fluss benützt, indem man zuerst die Ufer mit Holz- oder Steinwerk befestigte, dann zum Teil überbrückte, endlich vollständig eindeckte. Noch im 6. Jhdt. der Stadt muss der canalis auf dem forum medium wenigstens teilweise sichtbar gewesen sein (Plaut. Curcul. 476. Fest. ep. 45 s. canalicolae). Wann die Überwölbung hergestellt ist, wird nirgends bezeugt; dass sie älter ist als das Ende der Republik, ist an sich unzweifelhaft und wird bezeugt durch den baulichen Zustand an der Ostecke der Basilica Iulia, wo infolge des Baus der Basilica das Gewölbe abgenommen und durch eine Eindeckung mit grossen Platten ersetzt ist. Ob die Einwölbung zusammenhängt mit der grossen Wiederherstellung der Cloaken in der Censur von 184 v. Chr., wahrscheinlich derselben, welche nach C. Acilius 24 000 000 Sesterzen kostete (Liv. XXXIX 44, 5. Dionys. III 67, 5, vgl. Mommsen R. G. I⁴ 808)? Die C. m. hatte ihren Ursprung in der Niederung zwischen Oppius und Cispius bezw. Quirinal (vgl. Iuven. sat. V 105 anguilla … vernula riparum, pinguis torrenti cloaca et solitus mediae cryptam penetrare Suburae), floss dann unter dem Argiletum hin (Stück unter dem Minervatempel auf dem Forum Nervae, 1889 aufgedeckt, Lanciani Bull. com. 1890, 95–102. Hülsen Röm. Mitt. 1891, 86–88), trat südlich vom Comitium ins Forum ein (hier das Heiligtum der Cloacina, [s. d.]), durchkreuzte dessen Arme in mehrfach gebrochener Linie, ging sodann durch das Velabrum und Forum Boarium (auch in diesem Teile des Laufes zwei scharfe fast rechtwinkelige Biegungen, zuerst fast genau unterhalb der kleinen Kirche S. Eligio, unweit der Consolazione, dann südlich von dem sog. Ianus quadrifrons) und mündete, sich mit dem das Circusthal entwässernden Canal (Marrana di S. Giorgio) vereinigend, in den Tiber zwischen dem Pons Aemilius und dem kleinen, wahrscheinlich dem Portunus geweihten Rundtempel (Aufnahme des Mündungsstücks mit seinem dreifachen Quaderbogen häufig, am besten jetzt von Fürstenau Alte Denkmäler I Text 27. 28). Das Material [60] ist Tuff und Sperone (lapis Gabinus), in später ausgebesserten Teilen findet sich auch Ziegelwerk; die Sohle des Canals meist mit grossen Basaltblöcken gepflastert. Die C. m. wurde, wie alle übrigen, unter der Aedilität des M. Agrippa 33 v. Chr. repariert (Plin. n. h. XXXVI 104. Cass. Dio XLIX 43) und functionierte ohne Zweifel bis ins späteste Altertum (zwar nennen die Zeugnisse aus dem 6. Jhdt., Procop. b. Goth. I 20. Cassiod. var. III 30 die C. m. nicht ausdrücklich, aber der Name ist noch späteren Märtyreracten, so den Acta S. Sebastiani, Act. SS. Jan. II 642f. bekannt); erst nach dem 11. Jhdt. scheint z. B. das Augustusforum durch Unterbrechung der Entwässerung in einen Sumpf (pantano) verwandelt zu sein. Der unterste Strang, durch das Velabrum bis zur Mündung, scheint immer in Thätigkeit geblieben zu sein; der Teil weiter aufwärts bis zum Forum ist erst nach 1872 wieder activiert, das oberste Stück unter dem Nervaforum 1889 freigelegt und gleichfalls wieder der modernen Stadtentwässerung dienstbar gemacht. Als Ortsangabe faber lectarius de c. M., CIL VI 7882. Vgl. Jordan Topogr. I 1, 441–443. 447–452. I 2, 172. Richter Antike Denkmäler I Taf. 37. Narducci Fognatura di Roma 39–49. Gilbert Topogr. II 410–415. Lanciani Ruins and excavations of A. R. 29f.