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RE:Ebioniten

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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eine juden-christliche Sekte
Band V,2 (1905) S. 18951896
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Ebioniten, eine bei den christlichen Häresiologen von den ältesten Zeiten an aufgeführte judenchristliche Sekte. Schon Hippolyt Philosoph. VII 34 und Tertullian de praescr. haer. 33 leiten sie von einem Irrlehrer Ebion ab, zweifellos verkehrt; ihr Name stammt aus dem Hebräischen (ebjonim = die Armen) und bezeichnete ursprünglich alle Christen, nachher nur die von jüdischer Abstammung, dann sehr bald bei der heidenchristlichen Mehrheit mit dem Nebenbegriff judaisierender Rückständigkeit. In der Tat haben die auf palaestinischem Boden und im Gebrauch ihrer Muttersprache von der lebendigen Entwicklung der neuen Religion in der griechischen Welt abgeschnittenen Messianer immer einseitiger Jüdisches in Glaube und Brauch betont, den Apostel Paulus verworfen, die Beobachtung des mosaischen Gesetzes verlangt, zum Teil auch die Jungfrauengeburt und die Präexistenz bestritten, während wieder andere gnostisierende Ideen und dualistisch-asketische Praktiken sich aneigneten. Die [1896] leider recht verworrenen Mitteilungen bei Epiph. Panarion haer. 29. 30. 40. 41. 52. 53 gehen noch am ehesten auf persönliche Bekanntschaft mit den beschriebenen Sekten zurück; Hieronymus hat sehr oberflächliche Kenntnisse, und im allgemeinen hat sich die Kirche um diese ungefährlichen, an den Grenzen des Reichs im Südosten und auch jenseits derselben vegetierenden Sekten wenig gekümmert. Von einem Hebräerevangelium, einer Bearbeitung des Matthäus in ihrer Sprache und nach ihrem Geschmack haben wir einige Reste; s. Preuschen Antilegomena 1901, 3–8, ferner 9–11 Reste des ‚Evangeliums der E.‘, die allesamt aus Epiphanius stammen; die Clemensromane (Homilieen und Recognitionen) sind in den gleichen Kreisen entstanden, auch wohl einige andere Apokrypha, doch kaum etwas unverarbeitet erhalten. Was man später mit der Marke ‚ebionitisch‘ behängte, wie die Christologie der beiden Theodoti um 200, hat mit jenem Judenchristentum gar nichts gemein, sondern ist das Produkt gut griechischer Reflexion.