RE:Equester 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Kultbeiname der Fortuna
Band VI,1 (1907) S. 266
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Equester. 1) Equester, equestris, als Götterbeiname Übersetzung der griechischen Epikleseis ἵππιος (z. B. Neptunus equester Liv. I 9, 6) oder ἕφιππος (z. B. Venus equestris Serv. Aen. I 720, vgl. Art. Ephippos Nr. 2), in der römischen Religion Kultbeiname der Fortuna in ihrer Eigenschaft als Beschützerin der equites Romani. Eine Heldentat der legionarii equites im Kampfe gegen die Keltiberer 574 = 180 veranlaßte die Gelobung eines Tempels dieser Göttin durch den Propraetor Q. Fulvius Flaccus (Liv. XL 40, 10); im folgenden Jahre durch duoviri aedi locandae in Angriff genommen (ebd. c. 44, 9f.), wurde er im J. 582 = 172 von demselben Q. Fulvius Flaccus [267] als Censor unter Abhaltung mehrtägiger Spiele eingeweiht (Liv. XLII 10, 5; über den frevelhaften Versuch des Stifters, den Bau mit den vom Tempel der Hera Lacinia bei Kroton geraubten marmornen Dachziegeln auszustatten, s. Liv. XLII 3 = Val. Max. I 1, 20). Der in der Gegend des späteren Pompeiustheaters gelegene Tempel (ad theatrum lapideum Vitr. III 2, 2, wahrscheinlich meint denselben auch Obsequ. 16 [75] in circo Flaminio porticus inter aedem Iunonis Reginae et Fortunae tacta) war ein systylos und wird (außer bei Gelegenheit eines Prodigiums vom J. 662 = 92, Obsequ. 53 [113]) noch von Vitruv a. a. O. als bestehend erwähnt. Dann muß er aber (wohl durch einen der zahlreichen Brände der augusteischen Zeit) zerstört worden sein, da im J. 22 n. Chr. die römische Ritterschaft in Verlegenheit war, wohin sie ein von ihr für die Genesung der Kaiserin-Mutter Livia der Fortuna E. gelobtes Weihgeschenk stiften sollte, da sich unter den zahlreichen Fortunentempeln Roms keiner mit diesem Beinamen fand; schließlich stellte man das Geschenk in einem Tempel der Fortuna E. zu Antium auf mit der Begründung: cunctas caerimonias Italicis in oppidis templaque et numinum, effigies iuris atque imperii Romani esse (Tac. ann. III 71); ob diese Fortuna E. in Antium eine der beiden dort verehrten Schwester-Fortunen war (so Preller-Jordan Röm. Myth. II 193) oder neben ihnen stand, ist nicht mit Sicherheit auszumachen.