27) Bischof von Vercellae, gestorben 370. Nach Hieron. de vir. ill. 90 war er von Geburt Sardinier, in Rom Lector, und von da aus zum (ersten) Bischof von Vercelli ordiniert, spätestens wohl um 350. Ambrosius rühmt später seine asketische [1442] Strenge, die er auch bei seinen Klerikern durchzusetzen wußte, und noch mehr wird seine korrekte Orthodoxie gelobt. Der entschiedene Athanasianer wird durch Liberius von Rom nach 353 veranlaßt, beim Kaiser Constantius die Berufung einer neuen abendländischen Gesamtsynode durchzusetzen; diese ist 355 zu Mailand zusammengetreten, führte aber nicht zu einem Siege der Nicaener. E. war ihr auch von Anfang an mißtrauisch entgegengetreten, hatte dann vor jeder anderen Erörterung ein Bekenntnis der Synode zum Nicaenum verlangt, an das die Majorität nicht dachte. Er wurde exiliert, erst nach Scythopolis in Palästina, später nach Kappadokien, zuletzt nach Ägypten; die Thronbesteigung Iulians schenkte ihm die Freiheit. 362 assistiert er der Synode zu Alexandrien, deren Glaubensbekenntnis sehr nach seinem Geschmack ausfiel; nach einem vergeblichen Versuch in Antiochien, das Schisma beizulegen, ist er nach Vercelli zurückgekehrt und hat von hier aus den im Abendland noch übrigen arianischen Bischöfen das Leben sauer gemacht, wie wir durch Auxentius von Mailand wissen (s. Migne Lat. 10, 617f.). Gestorben ist er nach Hieron. chron. a. Abr. 2386 im J. 370. Andere nehmen 371 oder gar 375 an, doch gestattet auch Hieron. de vir. ill. 96 nur das J. 373 als unterste Grenze. Hieronymus nennt a. a. O. und ep. 61, 2 als sein literarisches Werk bloß die Übersetzung des großen Psalmenkommentars von E. von Caesarea ins Lateinische; diese ist verloren gegangen. Der Evangeliencodex der Itala, der zu Vercelli aufbewahrt wird und 1749 von Bianchini, zuletzt von Belsheim 1894 herausgegeben worden ist, kann sehr wohl aus der Zeit unsers E. herrühren; weit wichtiger aber ist eben dies sein Alter, seine Vorzüglichkeit und die ziemliche Gewißheit seiner norditalienischen Herkunft, als die auf ,alte und glaubwürdige Nachrichten‘ gestützte Annahme, daß er von der Hand des heiligen Confessors E. selber geschrieben worden sei. Wir besitzen noch drei Briefe von E., einen an Constantius aus dem J. 354, einen aus Scythopolis an seine Gemeinde in der Heimat geschrieben, in diesen eingefügt ein Schreiben an den Bischof Patrophilus von Scythopolis, einen aus dem dritten Exil an den spanischen Bischof Gregor von Illiberis (Migne Lat. 12, 947ff. 10, 713f.). Ε. gehört zu den unglücklichen Schriftstellern, denen die moderne Patristik auf der Suche nach Autoren für anonyme oder pseudonyme Schriftstücke mit Vorliebe Stoffe darreicht; eine confessio S. Trinitatis geht bei Migne Lat. 12, 969ff. auf seinen Namen, G. Krüger Lucifer von Calaris 1886, 118ff. hat ihm eine Taufrede zuerkannt, die C. P. Caspari Ungedruckte Quellen z. Gesch. d. Taufsymbols II 132ff., vgl. Alte und neue Quellen 1879, 186ff., publiziert und dem Lucifer zugewiesen hatte, C. H. Turner The Journal of theological Studies I 1900, 126ff. schlägt vor, die unter dem Namen des Vigilius von Thapsus laufenden sieben Bücher de trinitate, für die 359 der terminus ante quem non sei, als ein Werk unsers E. zu nehmen er ist sogar geneigt, das Symbolum Athanasianum (Quicumque), dessen voraugustinischen Ursprung ja Kattenbusch festgestellt habe, entsprechend einer Notiz im irischen Liber hymnorum, [1443] dem Ε. zuzuschreiben; würden darin doch weiter keine Häresien berücksichtigt, als die auf der Synode zu Alexandrien 362 verdammten. Über das Wirken E.s unterrichten uns die Kirchenhistoriker des 4. Jhdts., die Konzilienakten (Mansi III), die Briefe des Liberius und ein paar Stellen bei Athanasius, Epiphanius (Panar. 30, 5), Hilarius und Ambrosius, mit großer Vorsicht sind zu gebrauchen die Vita Eusebii (Ughelli Italia sacra IV 749ff.) und an seinem Gedenktage gehaltene Predigten (dem Ambrosius fälschlich und dem Maximus von Turin zugeschrieben), Migne Lat. 13, 743ff. 57, 413ff. 697ff. 855ff.