2) Bezeichnung einer göttlichen Macht, die dreimal in dem auf die etruskische Disziplin zurückgehenden Verzeichnisse der in den 16 Regionen des Himmelstemplums wohnenden Götter bei Martianus Capella I 41ff. vorkommt: in der ersten Region (§ 45) treten in der Mehrzahl Favores opertanei (so zu verbinden nach C. Thulin Die Götter des Martianus Capella und der Bronzeleber von Piacenza [Religionsgesch. Versuche und Vorarbeiten herausg. von A. Dieterich und R. Wünsch III 1, 1906] 2, 4) auf, in der vierten (§ 48) einfach Favor, in der sechsten (§ 50) Iovis filii Pales et Favor. Jedenfalls liegt hier die gesuchte Umschreibung eines andern Götternamens vor; Selma Skutsch-Dorff (Archiv f. Religionswiss. VII 529ff.) dachte unter Heranziehung der von Notker gegebenen Übersetzung F. = spelsekko ,Spruchsager‘ an den römischen Faunus als fatidicus, wahrscheinlicher ist die Deutung von Thulin (a. a. O. 39, 1. 64), der in F. die Übertragung des im astrologischen System der XII loci (Firm. Mat. math. II 19, 12) an entsprechender Stelle erscheinenden Bonus daemon vel Bonus Genius (= ἀγαθὸς δαίμων) erkennt und dementsprechend die Favores opertanei mit den etruskischen di superiores et involuti (Sen. nat. quaest. II 41, 2) identifiziert (a. a. O. 33). Völlig zu trennen davon ist die Gottheit Favor auf einer Kölner Inschrift CIL XIII 8189, deren früher angezweifelte Lesung jetzt durch das Zeugnis Zangemeisters sicher steht: [H]onori Favori Saturn[i]nius Lupulus: hier kann wohl nur eine Personifikation der Gunst höher Stehender gemeint sein, welcher der Weihende äußere Ehren dankt oder zu danken hofft: ganz ähnlich ruft Martial X 50 zur Klage um den gestorbenen Wagenlenker Scorpus Victoria, Favor, Honor und Gloria auf.