RE:Flavius 226

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Flavia Domitilla Tochter des Kaisers Vespasian
Band VI,2 (1909) S. 2732
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226) Flavia Domitilla, die Tochter des späteren Kaisers Vespasian und der Flavia Domitilla Nr. 225. Sie war die einzige Tochter aus dieser Ehe und starb geradeso wie ihre Mutter noch vor der Thronbesteigung Vespasians (also vor dem 1. Juli 69 n. Chr.), Suet. Vesp. 3 (vgl. die gefälschte Inschrift CIL VI 412* und add. p. 49* mit Suet. Vesp. 5). Eine dunkle Reminiszenz an sie oder an ihre Mutter dürfte die Erwähnung der Domitilla sein, von der sowie von Domitian der Usurpator Domitianus im 3. Jhdt. angeblich seinen Ursprung ableiten wollte, Hist. aug, tyr. trig. 12, 14. Ihre Tochter führte denselben Namen (s. Nr. 227); ihren Gemahl kennen wir nicht; daß er auch Flavius geheißen habe, ist aus dem Gentile der Tochter nicht mit Sicherheit zu erschließen, denn diese kann ihren Namen auch von der Kaiserfamilie erhalten haben, Dessau Prosop. imp. Rom. II 81, 279.

Als Schwester Domitians wird sie erwähnt (ohne genannt zu sein) bei Quintil. inst. or. IV pr. 2 und Stat. silv. 11, 98. Statius führt sie, aber nicht die Mutter Domitians, unter den divinisierten Mitgliedern des Flavischen Kaiserhauses an. Daher sind auf sie zu beziehen die Silber- und Goldmünzen der diva Domitilla Aug., aus denen sich auch ergibt, daß sie noch nach ihrem Tod bei Gelegenheit ihrer Konsekration, den Titel Augusta erhielt, Eckhel VI 345 = Cohen I² 426f. Die alexandrinischen Münzen (Eckhel VI 348; vgl. Mionnet VI 85) mit der Legende Δομιτιλλα σεβαστή und Φλαουία Δομιτίλλα sind kaum echt. Nicht, wie Eckhel glaubt, für sie, sondern zur Erinnerung an ihre Mutter geprägt sind die Münzen des Titus mit der Umschrift memoriae Domitillae (Eckhel VI 346. 349 = Cohen I² 427f.); das geht aus dem Fehlen der Bezeichnung diva und des Augustanamens sowie daraus hervor, daß auf einer dieser Münzen (bei Cohen nr. 3) gesagt ist Domitillae imp. Caes. Ves. Aug., also nicht die Tochter, sondern die Gemahlin Vespasians gemeint ist. Für den Kult der vergötterten Domitilla finden wir einen Beleg in der Grabschrift CIL V 2829 (Patavium), aus der wir eine sacerdos divae Domitillae kennen lernen. Aus den Münzporträts ersehen wir auch ihr Äußeres und ihre Haartracht, die an die Frauen des Iulisch-Claudischen Kaiserhauses erinnert: vorn schneckenförmig gekräuselte Locken, hinten geflochtenes, zu einem Zopf zusammengebundenes Haar. Ihr Gesicht weist derbe, männliche Züge auf. Vgl. Bernoulli Röm.-Ikonogr. II 2, 29.

[Stein. ]