RE:Guntarith

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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aufständischer vandalisch-römischer Offizier in Africa unter Iustinian 546 n. Chr.
Band VII,2 (1912) S. 19411942
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Guntarith (Γόνθαρις), aufständischer römischer Offizier in Afrika unter Iustinian. Er war ursprünglich Doryphoros des Solomo, der ihm wegen seiner Tüchtigkeit beim Berberaufstand des J. 539 die Führung der Vorhut anvertraute; freilich wurde G. geschlagen und nur durch das Eingreifen des Oberfeldherrn gerettet (Procop. bell. Vand. II 19). Auch an der unglücklichen Schlacht bei Cillium nahm er teil im J. 544, wenn auch der Vorwurf des Corippus, daß er schon damals durch seine vorzeitige Flucht verräterischer Weise die Niederlage herbeigeführt habe, schwerlich begründet ist (Iohannis III 431). Wie sollte man es sonst erklären, daß G. es bald darauf zum Dux Numidiae gebracht hat? Bald darauf freilich, unter dem unfähigen Patricius Areobindus im J. 546 hielt er die Zeit für gekommen, ehrgeizigen Plänen nachzugehen. Während er einerseits die Maurenchefs zum Vorgehen gegen Karthago anreizte, schlich er sich auf der anderen Seite in das Vertrauen des Areobindus. Glückte der Plan, so sollte sich Areobindus kompromittieren und G. als Retter des Landes durch den Kaiser an dessen Stelle gesetzt werden (bell. Vand. II 25); anderseits versprach er dem Antalas, ihm die Byzacena und den halben Schatz des Areobindus abzutreten, wenn dieser ihn dafür als König des übrigen Afrika anerkenne. Areobindus wurde gewarnt, aber vergeblich. Er ließ sich durch G. veranlassen, vor den Mauern Karthagos eine Hauptschlacht zu liefern, die dem G. doch nur dazu dienen sollte, im Kampfgewühl sich des Areobindus zu entledigen. Am Morgen [1942] vor der Schlacht freilich glaubte sich G. entdeckt, ließ die Maske fallen und erhob offen das Banner der Empörung. Gegenüber dem energielosen Areobindus hatte er vollen Erfolg, und es war selbst von G.s Standpunkt aus fast überflüssig, daß er den Areobindus, mit dem er sich durch den wohl auch am Verrat beteiligten Bischof von Karthago, Reparatus (Migne Patrol lat. 69, 116. Chron. min. Mommsen II 2), in Verbindung gesetzt hatte, ermorden ließ. Wohin G.s Pläne gingen, sieht man daraus, daß er daran dachte, die Witwe des Areobindus zu heiraten und durch ihre Vermittlung die Bestätigung von Iustinian als Amtsnachfolger ihres ersten Gatten zu erlangen. Aber ein Teil der kaiserlichen Truppen war innerlich gegen G., die Maurenchefs mißtrauten ihm wie der ungenügend belohnte Antalas oder waren ihm geradezu feindlich. An die Spitze dieser Elemente nun trat Artabanes, ein kaiserlicher Offizier aus dem Hause der Arsakiden, der erst zuletzt und nur äußerlich zu G. übergetreten war; ob neben ihm wirklich der Praefectus praetorio Athanasius (Corippus Iohannis IV 234) entscheidend mitgewirkt hat, bleibt zweifelhaft. Artabanes also, der von G. an die Spitze seiner Truppen gestellt war, um gegen Antalas, der von G. derweile abgefallen war, zu marschieren, kehrte unter leeren Vorwänden nach Konstantinopel zurück, aber nur um einige Tage darauf den G. bei einem Gastmahl – am 36. Tage seiner Herrschaft – durch seine Doryphoren ermorden zu lassen; unmittelbar darauf wurden G.s nächste Anhänger in der Stadt ergriffen und getötet (Mai 546, Procop. bell. Vand. II 25–28. Corippus Iohann. IV 369. 426. VI 70–73. Ch. Diehl L’Afrique Byzantine 351.