RE:Hegesianax 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
Schriftsteller aus Alexandreia in der Troas, Günstling des Antiochos
Band VII,2 (1912) S. 26022606
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Hegesianax (Ἡγησιάναξ). 1) Sohn des Diogenes, aus Alexandreia in der Troas (Ἡγησιάναξ Διογένους Ἀλεξανδρεὺς ἐκ τᾶς Τρωάδος wird erwähnt in der delphischen Inschrift Dittenberger Syll.² 268, 43f. = Samml. d. griech. Dialektinschr. II nr. 2581 als Proxenos der Delpher in der zweiten ἑξάμηνος des Archontats des Peithagoras, d. h. in der ersten Hälfte des J. 193 v. Chr.). Er war einer der φίλοι Antiochos d. Gr. (Demetrios von Skepsis frg. 7 (Gaede) bei Athen. IV 155b) und wurde von ihm wiederholt als Gesandter verwendet. Im J. 196 reiste er mit Lysias nach Korinth und wurde dort nach der berühmten [2603] Isthmienfeier von T. Quinctius Flamininus empfangen; von Korinth begaben sich die beiden Gesandten nach Lysimacheia zu Antiochos zurück. Polyb. XVIII 47, 4. 50, 8 (Liv. XXXIII 34, 1—4 ohne Nennung der Gesandten). Die zweite uns bekannte Gesandtschaftsreise unternahm H. im J. 193 mit Menippos zusammen nach Rom; im Namen des Senats verhandelte eine von T. Quinctius Flamininus präsidierte Zehnerkommission mit den Gesandten und übergab ihnen das römische Ultimatum an Antiochos. Liv. XXXIV 57, 6. 58, 4. 59, 1 aus Polybios (vgl. Nissen Krit. Untersuch. 162ff.); ebenso Diod. XXVIII 15, der nur den Menippos nennt, während App. Syr. 6 neben H. und Menippos hier wohl irrigerweise den Lysias einführt, der drei Jahre früher der Begleiter des H. nach Korinth gewesen war. Vermutlich berührte H. auf dieser zweiten Reise auch Delphi und wurde daselbst zum Proxenos ernannt (s. o.), vgl. Foucart Rev. de philol. II (1878) 216f. Rohde Rh. Mus. XXXIV 153. Bergk Philol. XLII 244. Seine Gunst bei Antiochos verdankte er dem gewandten Vortrag eigener ποιήματα nach der Nachricht des Demetrios von Skepsis a. a. O. Derselbe Autor behauptet, daß H. sich den Wohllaut der Stimme erworben habe, indem er während 18 Jahren keine Feigen aß (frg. 9 Gaede bei Athen. III 80d). H. wird als Dichter, Historiker und Grammatiker bezeichnet. Steph. Byz. s. Τρωάς: Ἐντεῦθεν ἦν καὶ Ἡγησιάναξ γραμματικός γράψας περὶ τῆς Δημοκρίτου λέξεως βιβλίον ἕν καὶ περὶ ποιητικῶν λέξεων, ἦν δὲ Τρωαδεύς. Von den hier genannten Schriften hat sich kein Bruchstück erhalten. Seine Τρωικά oder Ἱστορίαι gab H. unter dem fingierten Autornamen eines uralten (vgl. Dion. Hal. I 49. 72) Gergithiers Kephalon oder Kephalion heraus (Athen. IX 393d: ὁ δὲ τὰ Κεφαλίωνος ἐπιγραφόμενα Τρωικά συνθεὶς Ἡγησιάναξ ὁ Ἀλεξανδρεύς). ‚Wenn H. im Gegensatz zu Homer auf Grund eines uralten Berichtes die wahre Geschichte des troischen Krieges berichten will, so sehen wir schon die Mythenbearbeitung ausgebildet, die später in die Schwindelbücher des Diktys und Dares ausläuft‘ Wendland Einl. in die Altertumswiss. I 359. Da Demetrios von Skepsis frg. 21 (Gaede) bei Strab. XIII p. 594 den H. selbst für ein Ereignis der spätesten troianischen Geschichte zitiert, so scheint es, daß H. die jüngste Vergangenheit Troias unter seinem eigenen Namen, sei es in einer Einleitung oder einer Fortsetzung zu Kephalon, behandelt hat. Vgl. Susemihl Gesch. d. griech. Literatur II 31f.. 15. Von dem Alexandriner H. aus der Troas ist wohl nicht zu trennen der gleichnamige Verfasser eines astronomischen Gedichtes Φαινόμενα, der in einem Epigramm der Ἰδιοφυῆ des Königs Ptolemaios (Vita Arati I, Westermann Biogr. 55) neben Aratos und Hermippos genannt wird. Wörtliche Zitate daraus liegen vor in den Versen des ‚Ἀγησιάναξ‘ bei Plut. de facie in orbe lunae c. 2 p. 920E und c. 3 p. 921B, wie Meineke Analecta Alexandrina 243f. erkannt hat. Ferner wird H. dreimal als Gewährsmann zitiert in den Astronomica des Hyginus II 6 p. 41, 21ff. (Bunte). 14 p. 50, 11ff. 29 p. 70, 11ff. Weitere Vermutungen über H. als Quelle für Astronomisches: bei Robert Eratosthenis Catasterismorum reliquiae 32, 66. [2604] 221f. Maass Analecta Eratosthenica 91. 104. Knaack Quaestiones Phaethonteae 60. Maass Aratea 160. 220f. Skeptisch äußert sich gegen mehrere dieser Vermutungen Boll Sphaera 111 Anm. und 123, 1. Einige schrieben auch Arats Buch περὶ ἀνατολῆς dem H. zu, vgl. Vita Arati II, Westermann Biogr. 56. Deutlich zeigt sich schon in den wenigen erhaltenen Fragmenten der Φαινόμενα, daß H. mehr als Aratos die Mythologie berücksichtigt und eine besondere Vorliebe für attische Sagen gezeigt hat. Ein Titel Λιβυκά bei Ps.-Plut. Parallela minora c. 23 p. 311D, wo übrigens Ἡσιάναξ überliefert ist, ist ohne alle Gewähr. Im allgemeinen vgl. über H. Susemihl Gesch. d. griech. Literatur II 31ff. und Müller FHG III 68ff. [Im allgemeinen zuzustimmen ist Niese Gesch. d. griech. und maked. Staaten II 647. 669. 675. 677, 4. Bevan The house of Seleukus II 48f. 57ff., dagegen bietet auch noch Dittenberger Syll.² I p. 423 Falsches. Otto.]

Da Demetrios (Athen. 155 A B) poetische Betätigung des H. bezeugt, dem er sonst entsprechend seinem speziellen Interesse an ihm das Signum ὁ τὰς ἱστορίας γράψας gibt (Athen. 155A, vgl. 80D), so erscheint, zumal bei dem Charakter dieser Ἱστορίαι (s. u.), die Identifikation mit dem Ἡ. γραμματικός .. ἦν δὲ Τρωαδεὺς sicher, der περὶ τῆς Δημοκρίτου λέξεως βιβλίον ἓν καὶ περὶ ποιητικῶν λέξεων geschrieben hat (Steph. Byz s. Τρωιάς. [...]

Rest: ( gemeinfrei ab 2030)

[Jacoby. ]