RE:Theodotos 14

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Rhetor aus Chios oder Samos
Band V A,2 (1934) S. 19561957
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14) T. aus Chios (Plut. Pomp. 77, 3; Brut. 33, 2) oder aus Samos (Appian. bell. civ. II 345) war ein Rhetor (Appian. ebd. (σοφιστής. Plut. Pomp. 80, 9; Brut. 33, 2) und Lehrer des jungen Königs Ptolemaios XIV. von Ägypten (praeceptor Liv. ep. CXII. magister Flor. II 13, 60. ἐπὶ μισθῷ ῥητορικῶν λόγων διδάσκαλος Plut. Pomp. 77, 3; Brut. 33, 2. διδάσκαλος Appian. ebd.). Als Pompeius Ende September 706 = 48 zu Schiffe nach Pelusion kam, und die Leiter und Berater des Ptolemaios sein Gesuch um Aufnahme in Ägypten erwogen, nahm mit dem Minister Potheinos und dem Truppenbefehlshaber Achillas auch T. an der Beratung teil, cuius magna apud regem auctoritas erat (Liv. im Gegensatz zu dem absichtlich herabsetzend en Plut. Brut. 33, 2: ἠξιωμένος τότε τοῦ συνεδρίου δι’ ἐρημίαν ἀνδρῶν βελτιόνων). Weder Caesar noch Lucan würdigen ihn neben jenen zwei verantwortlichen Regenten überhaupt einer Erwähnung, aber doch war er es, der mit seiner berufsmäßigen Redegewandtheit den Vorschlag zur Ermordung des Pompeius begründete und durchbrachte, indem er mit dem Sprichwort schloß, eine Leiche beiße nicht (Plut. ebd. und mit ὥς φασιν Pomp. 77, 7). Liv. sagt davon: Pompeius ... iussu Ptolemaei regis ... auctore Theodoto ... et Pothino occisus est ab Achilla, und sein ausführlicher Bericht lag offenbar auch den verkürzten bei Vell. II 53, 2 (consilio Theodoti et Achillae) und Flor. (Th. auctor totius belli) zugrunde; [1957] Plut. Brut. 33, 2 beruft sich für seine ausführliche Darstellung auf T. selbst (τῆς Θεοδότου ῥητορείας καὶ δεινότητος ἔργον, ὡς αὐτὸς ὁ σοφιστὴς ἔλεγε μεγαλαυχούμενος; ähnlich Pomp. 77, 6: δεινότητα λόγου καὶ ῥητορείαν ἐπιδεικνύμενος), und Appian stimmt mit ihm überein (auch in der Einführung des T. nach Achillas und Potheinos als hinzugezogen: καὶ παρών nach οἳ βουλὴν προυτίθεντο). Wenige Tage später traf Caesar in Alexandreia ein; nach Liv. und Plut. Caes. 48, 2 war es T., der ihm den abgeschlagenen Kopf und den Siegelring des Pompeius überbrachte; von Plut. Pomp. 80, 6 wird der Überbringer nicht genannt und von Auct. de vir. ill. 77, 9 (Zusatz) statt des T. vielmehr Achillas, Ptolemaei satelles (vgl. Lucan. IX 1010f. satelles regis). Vom Schicksal des T. und der Eunuchen Potheinos und Ganymedes sagt Flor: diversa per mare et terras fuga morte consumpti, und hat dabei vornehmlich den ersteren im Auge, da Potheinos ebenso wie Achillas während des alexandrinischen Krieges ein gewaltsames Ende fand (über Ganymedes s. o. Bd. VII S. 749 Nr. 3). T. entkam aus Ägypten und führte mehrere Jahre lang ein unstätes und elendes Leben, bis ihn im J. 711 = 43 oder 712 = 42 Brutus (so Plut. Pomp. 80, 9; Brut. 33, 3) oder Cassius (so Appian. bell. civ. II 377) in der Provinz Asia festnahm und hinrichten ließ (nach Plut. Pomp. 80, 9 πᾶσαν αἰκίαν αἰκισάμενος; nach Appian. ἐκρέμασεν). Nach Quintilian. inst. or. III 8, 55-57 wurde in den Rhetorenschulen als eine aus dem Genus iudiciale und dem Genus deliberativum gemischte Controversia: apud C. Caesarem consultatio de poena Theodoti behandelt, wobei vielleicht die eigene Ausführung des T., die er nachträglich veröffentlicht haben kann, verwertet wurde (vgl. damit auch seine dem Potheinos in den Mund gelegten Darlegungen bei Lucan. VIII 484-535).