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RE:Turpilius 7

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Sextus Dichter der römischen Palliatkomödie
Band VII A,2 (1943–1948) S. 14281430
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7) Sextus Turpilius, Dichter der römischen Palliatkomödie. Von seinem äußeren Leben wissen wir nur das, was Hieron. z. J. 1914 (andere 1915) = 103 v. Chr. überliefert (p. 148 H.) Turpilius comicus senex admodum Sinuessae moritur. Setzen wir sein hohes (admodum) Sterbealter ins 80. Lebensjahr, so wäre er beim Tode des Terenz (159) rund 25 Jahre gewesen. Gemeinsame Bühnenwirksamkeit wäre also wahrscheinlich; Beeinflussung des T. durch Terenz ist nachweisbar (s. u.). Es sind folgende 13 Titel, wie bei Terenz sämtlich griechisch, überliefert: Boethuntes, Canephorus, Demetrius, Demiurgus, Epiclerus, Hetaera, Lemniae, Leucadia, Lindia, Paedium, Paraterusa, Philopator, Thrasyleon. Was die Originale betrifft, so teilt T. mit Terenz seine Vorliebe für Menander, von dem er mehrere, sicher die fünf Stücke Canephorus, Demiurgus, Epiclerus, Leucadia [1429] und Thrasyleon hergenommen hat. Der Demetrius ist nach Alexis gedichtet (vgl. H. Breitenbach De genere quodam titulorum comoediae Atticae, Basel 1908, 67. FCA II 313), Lemniae gab es von Antiphanes, Diphilos und Nikochares, einen Philopator von Antiphanes, Diphilos und Nikochares, einen Philopator von Antiphanes und Poseidippos, ein Paedium von Menander, Poseidippos und Apollodor. Neu sind für uns die Titel Hetaera, Lindia, Paraterusa (die Spionin). Genauere Vorstellungen über den Inhalt der Stücke lassen die (rund 142, meist kurzen) Fragmente nicht zu; über die Leucadia (Verwendung der in der Komödie beliebten Sappho-Phaon-Legende) vgl. O. Ribbeck Jahrb. f. Philol. LXIX (1854) 34. Ph.-E. Legrand Rev. ét. gr. XVII (1904) 311. G. Coppola Atene e Roma V (1924) 186. Bezüglich des Verhältnisses der Stücke zu den griechischen Originalen ist es bezeichnend, daß T. die monologische Expositionsszene der menandrischen Epikleros (frg. 164 Kock) durch Einführung einer Sklavenfigur in eine dialogische umgestaltet hat (frg. 50 Ribbeck). Er ist also hier den Spuren des Terenz gefolgt, der bekanntlich in seiner Andria ebenso vorgegangen war. Man darf demnach vermuten, daß T. sich überhaupt der freien Kompositionsweise, die Terenz siegreich gegen eine gegnerische Zeitströmung durchgesetzt hatte — Schule machte sie vor allem in der Togata, s. G. Jachmann o. Bd. V A S. 631 —, anschloß, möglicherweise also auch kontaminierte. Im Stil ist T. trotz nachweisbarer Nachbildung einer Wendung — frg. 147 Misero mihi mitigabat sandalio caput nach Ter. Eun. 1028 Utinam tibi conmitigari videam sandalio caput! — grundsätzlich einen Weg gegangen, welcher dem des puri sermonis amator stracks zuwiderläuft: seine Sprache war offenbar höchst buntscheckig und glossematisch, wobei es auch an Archaismen und Vulgarismen nicht fehlte; denn die Grammatiker — die meisten Fragmente verdanken wir Nonius — haben eine im Verhältnis zu der mäßigen Verszahl (218) erstaunliche Fülle von Raritäten zusammengetragen. Hier eine bezeichnende Auswahl (s. O. Ribbeck Jahrh. f. Philol. LXIX [1854] 31): vulgaria und singularia als fem. sing., copem, itiner, mercimonium, intercapedo (viermal), obsequella, scutus, dividiae esse, numero als Adverb, divitant, claret, vagas, praestolabo, limassis, torporavit, tuburcinatur, gliscor gaudio, amicos utor, meos parentis careo, serviat cupidines (servire elegantiam), vini tago, fastidit mei, uterum cruciatur mihi. Darin zeigt sich offensichtlich eine Reaktion gegenüber dem lectus sermo des Terenz mit seiner ausgeglichenen Urbanität; die Konzession an den volkstümlichen Geschmack steht im Einklang mit der damals neu erwachten Vorliebe für Plautus. Verwandtschaft mit Plautus verrät auch die metrische Komposition: es sind aus mehreren Stücken Cantica in freieren Rhythmen (Anapästen, Baccheen, Kretikern) nachzuweisen; Terenz hat sie bekanntlich im Unterschied zu Plautus nur sehr spärlich verwandt. Was die Bedeutung des T. anlangt, so erscheint er als der einzige namhafte Palliatendichter unter den Epigonen des Terenz (vgl. F. Leo GRL 374). Seine Stücke lebten noch zu Ciceros Zeiten (ad fam. IX 22, 1) auf der Bühne. Volcacius Sedigitus stellte [1430] ihn in seinem Kanon der zehn römischen Palliatendichter (Gell. noct. att. XV 24) auf den siebenten Platz, zwischen Terenz und Trabea. Die Fragmente bei P. Grautoff Turpilii comoediarum reliquiae, Diss. Bonn 1853. O. Ribbeck Comic. Rom, fragm.³ 1898, 98ff.

[Bigott. ]