Rauchopfer für Kranke und Sterbende und deren Freunde/V. Alte Reimgebete

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« IV. Gebete an Kranken-, Sterbe- und Todtenbetten Wilhelm Löhe
Rauchopfer für Kranke und Sterbende und deren Freunde
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V.
Alte Reimgebete.


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Vorbemerkung.
Gereimte Wahrheit
 geht leichter ein,
 bleibt leichter,
 bleibt fester
hängen.


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1.

Ach Gott, wie manches Herzeleid
Begegnet mir zu dieser Zeit.
Der schmale Weg ist trübsalvoll,
Den ich zum Himmel wandeln soll.
Wie schwerlich läßt sich Fleisch und Blut
Zwingen zu dem ewigen Gut.
Wo soll ich mich denn wenden hin?
Zu dir, Herr Jesu, steht mein Sinn.
Bei dir mein Herz Trost, Hilf und Rath
Allzeit gewiß gefunden hat;
Niemand jemals verlaßen ist,
Der getraut hat auf Jesum Christ.
Du bist der große Wundermann,
Das zeigt dein Amt und dein Person.
Welch Wunderding hat man erfahrn,
Daß du, mein Gott, bist Mensch geborn,
Und führest uns durch deinen Tod
Ganz wunderlich aus aller Noth!

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Jesu, mein Herr und Gott allein,
Wie süß ist mir der Name dein.
Es kann kein Trauern sein so schwer,
Dein süßer Nam erfreut viel mehr.
Kein Elend mag so bitter sein,
Dein süßer Nam erlindert fein.
Ob mir gleich Leib und Seel verschmacht,
So weißt du, Herr, daß ichs nicht acht.
Wenn ich dich hab, so hab ich wohl,
Was mich ewig erfreuen soll.
Dein bin ich doch mit Leib und Seel:
Was kann mir thun Sünd, Tod und Höll?
Kein beßer Treu auf Erden ist,
Denn nur bei dir, Herr Jesu Christ.
Ich weiß, daß du mich nicht verläßt,
Dein Wahrheit bleibt mir ewig fest.
Jesu, mein Freund, mein Ehr und Ruhm,
Meins Herzens Schatz und mein Reichthum,
Ich kanns doch ja nicht zeigen an,
Wie hoch dein Nam erfreuen kann.
Wer Glaub und Lieb im Herzen hat,
Der wirds erfahren mit der That.
Drum hab ich oft und viel geredt,
Wenn ich an dir nicht Freude hätt,

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So wollt ich den Tod wünschen her,
Ja, daß ich nie geboren wär.
Denn wer dich nicht im Herzen hat,
Der ist gewiß lebendig todt.
Jesu, du edler Bräutgam werth,
Mein höchste Zier auf dieser Erd,
An dir allein ich mich ergetz
Weit über all güldene Schätz.
So oft ich nur gedenk an dich,
All mein Gemüth erfreuet sich.
Wenn ich mein Hoffnung stell zu dir,
So fühl ich Fried und Trost in mir.
Wenn ich in Nöthen bet und sing,
So wird mein Herz voll guter Ding.
Dein Geist bezeugt, daß solches frei
Des ewgen Lebens Vorschmack sei.
Drum will ich, weil ich lebe noch,
Mein Kreuz dir fröhlich tragen nach.
Mein Gott, mach mich dazu bereit,
Es dient zum Besten allezeit.
Hilf mir mein Sach recht greifen an,
Daß ich mein Lauf vollenden kann.
Hilf mir auch zwingen Fleisch und Blut,
Vor Sünd und Schanden mich behüt;

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Erhalt mein Herz im Glauben rein,
So leb und sterb ich dir allein.
Jesu, mein Trost, hör mein Begier:
O mein Heiland, war ich bei dir. Amen.


2.

Ach Herr, sei du mein Zuversicht,
Wann mein Mund nun kein Wort mehr spricht;
Ja, so die Ohren nicht mehr hören,
Durch deinen Geist thu du mich lehren.
Herr, bist mein Fels, mein Stärk und Trost,
Wann mich der Tod ins Herze stoßt,
Dadurch sich meine Augen wenden.
O steh mir bei und hilf mir enden!
Herr, meinen Geist befehl ich dir,
Dein gnädigs Angsicht wend zu mir.
Durch dein bitter Leiden und Sterben
Laß mich in keiner Sünd verderben,
Die mir der Feind so groß thut machen.
O Herr, reiß mich aus seinem Rachen
Und leg das tröstlich Wort in mich
Deiner Versöhnung, bitt ich dich.
Laß mein Gewißen auch empfinden,
Daß ich rein sei von allen Sünden.

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O treuer Gott, ich bitt von Herzen,
Gib mir Geduld in meinen Schmerzen.
Durch Jesum Christ erhör mein Bitt,
Laß deinen Knecht sterben im Fried.
Erlös mich aus der Noth und Qual,
Begleit mein Seel ins Himmels Saal,
Durch deine Engel in dein Reich,
Daß ich dich lob dort ewiglich! Amen.


3.

Herr Jesu Christ, du treuer Hort,
Du Sohn Gottes und ewigs Wort,
Mein Trost, mein Heil und wahre Freud
In meiner Angst und großem Leid,
Mein feste Burg und Zuversicht,
Mein Stärk, mein Kraft, meins Lebens Licht,
Groß ist dein Gnad und Gütigkeit,
Grundlos dein Lieb in Ewigkeit,
Durch deine große Barmherzigkeit
Mein traurigs Herz erquick allzeit.
Mein Sünd mich kränken Nacht und Tag:
Ach, tröst mich, daß ich nicht verzag.
Bespreng mich, Herr, und mach mich rein
Mit dem rosinfarben Blute dein.

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Erlös mich von dem ewigen Tod
Durch dein heilige Wunden roth.
Laß mein Herz fühlen die englisch Freud,
Die währt und bleibt in Ewigkeit!
 Amen.


4.

Herr Jesu Christ, in deine Händ
Befehl ich an meim letzten End
Mein Seele, nimm du sie zu dir
Und sie zu deinem Vater führ!
Sie ist besprengt mit deinem Blut;
Dasselb ist auch mein höchstes Gut.
Ich sterb und will nun bei dir sein
Ohn alle Klag, ohn alle Pein.
Mein Leben ist hie nichts auf Erd,
Wenn es auch gleich viel Jahre währt.
Herr, hilf mir, daß ich solchs bedenk
Und mich in deine Gnade senk.
Ich trau und glaub durch Jesum Christ,
Daß du, o Gott, mir gnädig bist.
 Amen.


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5.

Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott,
Der du littst Marter, Angst und Spott,
Für mich am Kreuz auch endlich starbst
Und mir deins Vaters Huld erwarbst:
Ich bitt durchs bitter Leiden dein,
Du wollst mir Sünder gnädig sein.


Wenn ich nun komm in Sterbensnoth
Und ringen werde mit dem Tod;
Wenn mir vergeht all mein Gesicht,
Und meine Ohren hören nicht;
Wenn meine Zunge nichts mehr spricht,
Und mir vor Angst mein Herz zerbricht;


Wenn mein Verstand sich nichts mehr bsinnt,
Und mir all menschlich Hilf zerrinnt:
So komm, Herr Christe, mir behend
Zu Hilf an meinem letzten End,
Und führ mich aus dem Jammerthal,
Verkürz mir auch des Todes Qual.


Die bösen Geister von mir treib,
Mit deinem Geist stets bei mir bleib,

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Bis sich die Seel vom Leib abwend:
So nimm sie, Herr, in deine Händ;
Der Leib hab in der Erd sein Ruh,
Bis sich der jüngst Tag naht herzu.


Ein fröhlich Urständ mir verleih,
Am jüngsten Gricht mein Fürsprech sei
Und meiner Sünd nicht mehr gedenk,
Aus Gnaden mir das Leben schenk.
Wie du hast zugesaget mir
In deinem Wort, das trau ich dir:


Fürwahr, fürwahr, euch sage ich:
Wer mein Wort hält und glaubt an mich,
Der wird nicht kommen ins Gericht
Und den Tod ewig schmecken nicht;
Und ob er schon hier zeitlich stirbt,
Mit nichten er drum gar verdirbt.


Sondern ich will mit starker Hand
Ihn reißen aus des Todes Band
Und zu mir nehmen in mein Reich.
Da soll er denn mit mir zugleich
In Freuden leben ewiglich.
Dazu hilf uns ja gnädiglich.


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Ach Herr, vergib all unsre Schuld!
Hilf, daß wir warten mit Geduld,
Bis unser Stündlein kommt herbei;
Auch unser Glaub stets wacker sei,
Deim Wort zu trauen festiglich,
Bis wir einschlafen seliglich.

Paul Eber. 


6.

Hie lieg ich armes Würmelein,
Kann regen weder Hand noch Bein.
Vor Angst mein Herz im Leib zerspringt,
Mein Leben mit dem Tode ringt.
Vernunft und alle Sinn sind matt,
Meins Lebens bin ich müd und satt.
Hören und sehen ist dahin,
Selig sterben ist mein Gewinn.
Darum, Herr Christe, zu mir eil,
Vertreib des Teufels feurige Pfeil,
Der jetzt um mich thut brüllen her,
Gleichwie ein Löw und grausam Bär,
Daß mich von deiner Lieb nicht scheid
Kein Anfechtung, Angst oder Leid.
Laß mich doch in dem Reiche dein
Deinen geringsten Diener sein.

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Ein festen Glauben mir verleih,
Daß ich gerecht und selig sei,
Erworben durch dein theures Blut
Von Sünden, Tod und Höllenglut.
Wenn nun mein Stündlein kommt heran,
So laß dein Engel um mich stan,
Und führen aus dem Jammerthal
Mein Seele in des Himmels Saal,
Daß ich sammt allen Heiligen dein
Im Chor der lieben Engelein
Preiße deinen heiligen Namen
In alle Ewigkeit. Amen.


7.

Hilf, Helfer, hilf in Angst und Noth,
Erbarm dich mein, du treuer Gott.
Ich bin doch ja dein liebes Kind
Trotz Teufel, Welt und aller Sünd.


Ich trau auf dich, mein Gott und Herr,
Wenn ich dich hab, was will ich mehr.
Ich hab ja dich, Herr Jesu Christ,
Du mein Gott und Erlöser bist.


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Des freu ich mich von Herzen fein,
Bin gutes Muths und harre dein,
Verlaß mich gänzlich auf dein Nam.
Hilf, Helfer, hilf! drauf sprech ich Am’n.


8.

Ich armer Sünder gar nichts bin,
Allein Gotts Sohn ist mein Gewinn.
Daß er Mensch worden, ist mein Trost.
Er hat mich durch sein Blut erlost.
O Gott Vater, regier du mich
Mit deinem Geiste stetiglich.
Laß deinen Sohn, mein Trost und Lebn,
Allzeit in meinem Herzen schweben.
Und wenn die Stund vorhanden ist,
Nimm mich zu dir, Herr Jesu Christ;
Denn ich bin dein, und du bist mein,
Wie gern wollt ich doch bei dir sein.
Herr Jesu Christe, hilf du mir,
Daß ich ein Zweiglein bleib an dir,
Und nachmals mit dir aufersteh,
Zu deiner Herrlichkeit eingeh,
Mit deinen Engeln in deim Reich,
Dich lob und preiße ewiglich! Amen.


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9.

O Herre Gott, In meiner Noth
Ruf ich zu dir; Du hilfest mir.
Mein Leib und Seel Ich dir befehl
In deine Händ. Dein Engel send,
Der mich bewahr, Wenn ich hinfahr
Aus dieser Welt, Wenn dirs gefällt.

Herr Jesu Christ, Gestorben bist,
Am Kreuzesstamm. O Gotteslamm,
Dein Wunden roth, – In aller Noth, –
Dein theures Blut Komm mir zu gut.
Dein Leiden und Sterben Mach mich zum Erben
In deinem Reich, Den Engeln gleich,
Daß ich bei dir Bleib ewiglich.

O Heilger Geist, Mein Tröster heißt.
An meinem End Dein Trost mir send.
Verlaß mich nicht, Wenn mich anficht
Des Teufels Gwalt, Des Tods Gestalt.
O Herr, mein Hort, Nach deinem Wort
Wollst du mir geben Das ewig Leben. Amen.


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10.

O Jesu, Gottes Lämmelein,
Ich leb oder sterb, so bin ich dein.
Ich bitt, laß mich mit dir zugleich
Ein Erbe sein in deinem Reich.

Denn was wär sonst dein Sterbensnoth,
So viel Striemen und Wunden roth,
Wenn ich auch nicht der Seligkeit
Genießen sollt in Ewigkeit?

Warum hast du dein Leib und Lebn
Im Grab verschloßn und aufgebn,
Wenn nicht mein Tod durch deinen Tod
Verjagt sollt werdn, du treuer Gott?

Darum, o Jesu, steh mir bei,
Gewissen Trost und Hilf verleih.
Verlaß den nicht, Herr Jesu Christ,
Der mit deim Blut gewaschen ist.

Im Friede laß mich schlafen ein
Und in dir haben Ruhe fein.
Dein Antlitz laß mich sehen, Herr,
Ein seligs Ende mir bescheer:


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Das bitt ich durch das Leiden dein,
Laß das mein letztes Wünschen sein,
So will ich loben allezeit
Dich, o Herr Gott, in Ewigkeit.
 Amen.



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