Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Beiersdorf

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Autor: Moritz Grimmel
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Titel: Beyersdorf
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 211–212
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
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Beiersdorf
Beiersdorf


[211]
Beyersdorf,


zwei kleine Stunden von Neusalza nördlich und drei Stunden westlich von der Stadt Löbau entfernt, zwischen den Dörfern Oberschönbach, Oberhennersdorf, Lindenberg und Cunewalde, an der Strasse von Neustadt nach Löbau, in fruchtbarer Flur gelegen.

Es wird eigentlich in Ober- und Nieder-Beyersdorf getheilt, der Ort selbst war aber immer im Besitze eines Herrn.

Schon 1272 gehörte der Ort dem Stifte Meissen, wogegen die Gerichtsbarkeit dem Markgrafen von Brandenburg zustand, welcher damals Herr der Bautzner Pflege war.

Das dasige Rittergut (vor Alters Sattelhof genannt) wozu ansehnliche Waldungen und grosse Teiche gehörten, besass später im 14ten Jahrhundert die Familie von Rechenberg, und behauptete solches bis ins 17te Jahrhundert.

Im Jahre 1662 wurde der dasige Besitzer Herr von Rechenberg von einem Herrn von Gersdorf im Duell tödtlich verwundet.

Von 1716–42 besass es der Appellationsrath von der Sahla, dann 1753 Johann Gottlob und 1764 Christian Gottlieb Schlenker. Im 19ten Jahrhundert und zwar von 1815 bis 1818 der Premierlieutenant von Meynhardt. Nachher wurde Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Carl Julius Leipoldt. Der derzeitige Besitzer aber ist Herr Kopke.

Das herrschaftliche Wohnhaus ist ein schönes Gebäude und die Wirthschaftsgebäude sind in gutem vortrefflichen Zustande. Die Fluren des Rittergutes gehören der mittleren Bodenclasse an; die Waldungen sind nicht unbedeutend.

Beyersdorf liegt in einem lieblichen Thale, um welches rings herum Anhöhen sich erheben, die zu beträchtlichen Bergen ansteigen. Der höchste unter ihnen ist der Belibog, zwischen Beyersdorf und Cunewalde gelegen, dem hinter Cunewalde sich erhebenden Czorny-Bog gegenüber. Beide Berge erinnern durch ihren serbischen Namen: der weisse und der schwarze Gott – an die Ueberlieferung, dass in den heidnischen Zeiten von den Serben auf ihnen den genannten Gottheiten Opfer gebracht worden seien.

Indessen ist der Beli-Bog in der Umgegend fast nur unter dem Namen des Beyersdorfer Berges oder – nach dem Namen eines ehemaligen Besitzers eines grossen Theils von dem Felde und dem Walde an und auf ihm – des Kaspers bekannt.

Rechts von diesem, nur durch das Thal, in welchem Beyersdorf liegt, von ihm getrennt, erhebt sich, von Oppach ostnord östlich, in minder beträchtlicher Höhe der Beyersdorfer Hain, auf welchem die überall vorkommenden Granitblöcke als ganze Felsmassen übereinander geschichtet gefunden werden.

Höher wiederum steiget, rechts von dem Haine, jenseits des Thales, welches zu den Höhen von Oppach hinanreicht, von Oppach östlich der Spremberger Berg empor.

In südwestlicher Richtung senkt sich dieser allmälig bis zur Spree abwärts, welche, jedoch nur eine kleine Strecke, auf der Südseite die Grenze der Oppacher Fluren und zugleich des Landes bildet, indem an ihrem linken Ufer der böhmische Ort Fuga gelegen ist.

[212] In westlicher Richtung erhebt sich die Gegend nun in sanften Ansteigen, wogegen nordwestlich der Pickaer Berg fast wieder so hoch wie der Beli-Bog empor ragt, mit welchem ihn nördlich ein fortlaufender Höhenzug verbindet.

Auf diesen genannten Bergen geniesst man, wiewohl sie mehr oder minder bewaldet sind, zum Theil schöne Fernsichten.

Ausser dem Rittergute ist noch die Kirche zu erwähnen. Dieselbe war im Hussitenkriege ziemlich zerstört worden und ist dann bis zum Jahre 1559 wüste gelegen. Den eignen Pfarrer hat Beyersdorf erst 1579 erhalten. Bis dahin war es Filial von Oppach.

Der Pfarrer Knoloch stand der Kirche als Pfarrer beinahe 10 Jahre vor, während vor seiner Amtsführung in 70 Jahren nicht weniger als 5 Pfarrer hier gewesen sind.

Das Kriegsjahr 1632 ist für das Dorf sehr verderblich gewesen. Denn selbst der Pfarrer flüchtete nach Bautzen und hielt sich daselbst 12 Wochen auf.

Dessen Nachfolger nahm sich aus Schwermuth das Leben, ein Unglück, welches dem Orte, vorzüglich für die Gemeinde und deren Seelsorger aber wieder von ersprieslichen Folgen war. Bis 1658 hatte der hiesige Pfarrer zugleich die Aemter des Schulmeisters, Steuereinnehmer und Gemeindeschreibers mit zu verwalten. Von jetzt an wurde ein besonderer Schulmeister angestellt und diesem die bisherige Pfarrwohnung zur Amtswohnung angewiesen, dem neuen Pfarrer aber ein ganz neues Pfarrhaus erbaut.

Noch sind nicht unerwähnt zu lassen die Drangsale im 7jährigen Krieg, namentlich hat auch der einjährige Krieg und das Jahr 1813 seine Leiden über Beyersdorf gebracht.

Beyersdorf gehörte sonst zum Amte Stolpen und wurde deshalb zum Meissner Kreis gerechnet. Jetzt gehört es zum Gerichtsamte Neusalza, und heisst Beyersdorf mit Schmiedenwalde.

In den Jahren von 1662 bis 1678 hatte Ober- und Niederhof zu Beyersdorf ihre besonderen Besitzer.

Die geistliche Inspection stand vor der Reformation dem Erzpriester zu Löbau zu, jetzt steht es unter der Inspection von Bischofswerda.

Beyersdorf ist wegen des etwas kalklehmigen Bodens nicht so sehr fruchtbar, wiewohl Kartoffeln wohl gedeihen. Dagegen wird die Weberei verschiedener leinener und baumwollener Gewebe hier stark betrieben.

Die Waaren werden grössten Theils für sogenannte Factors gefertigt, deren sich einige im Orte und in dem nahen Oppach befinden. Von Mehreren wird das Geschäft auch auf eigene Rechnung betrieben.

Beyersdorf hat sich in den letzten Jahren sehr vergrössert, so dass jetzt in 70 Häusern 400 Einwohner leben, während im Jahre 1827 in beiden Theilen 50 Häuser mit 260 Einwohnern existirten.

Die Einwohner stehen unter dem Gerichtsamte Neusalza.

(M. G.)