Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Elsterberg

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Autor: Otto Moser, Redact.
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Titel: Elsterberg
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 17–20
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Elsterberg.


Auf einem bewaldeten Hügel‚ an dessen Fusse die weisse Elster in weitem Bogen sich hinzieht‚ thronen die ehrwürdigen Trümmer der alten Burg Elsterberg, die einst zu den bedeutendsten und festesten Schlössern des Voigtlandes gehörte. Ihre Erbauung fällt in die Zeit‚ wo die unterdrückten Slaven einen neuen Versuch wagten, die ihrer Freiheit angelegten Fesseln zu brechen. Die Uneinigkeit König Ludwigs des Deutschen mit seinem Bruder‚ Karl dem Kahlen erregte die Hoffnungen des schwer gedrückten Volkes dergestalt, dass es dem deutschen Statthalter Zisziber den Tribut verweigerte, und als er Gewalt brauchen wollte ihn erschlug. Vereint mit den Böhmen und Siuslern drangen nunmehr die Sorben in Thüringen ein und verwüsteten dieses Land fünf Jahre lang mit aller Wuth eines längst genährten Hasses, bis endlich Ludwig des Deutschen Sohn‚ der Prinz Ludwig‚ mit einem aus Thüringen, Franken und Sachsen bestehenden Heere die empörten Slavenstämme (869) in einer blutigen Schlacht gänzlich schlug‚ wobei die Böhmen bis auf Wenige niedergehauen wurden. Die Folge dieser Schlacht war der Sorben neue Unterwerfung und der Verlust des Landesstrichs zwischen der Saale und Elster, den man mit Thüringen vereinigte‚ und somit bildete die Elster nunmehr die Grenze zwischen dem Sorbenlande und Thüringen. Die Sorbenburgen Wida, Geraha‚ Grewcz‚ Slowitz‚ Reussa und Dobena‚ nebst Dobeneck‚ Planschwitz, Magwitz und Tirbel waren jetzt Eigenthum der Sieger und dienten als Grenzfestungen‚ die man noch durch mehrere neue Burgen vermehrte‚ unter denen sich Reichenfels‚ Stein‚ Sachsgrün‚ Mühldorf und auch Elsterberg befanden.

Als ein neu entstandener Theil vom Osterlande oder Ostthüringen gehörte das jetzige Voigtland nunmehr zu der nördlichen und östlichen thüringischen Mark‚ welche aus der einstigen Sorbischen Mark gebildet worden war. Nach völliger Unterwerfung der Slaven finden wir (1046) einen Markgrafen Eckard von Nord- und Ostthüringen‚ nach dessen Tode die markgräfliche Würde an Herzog Ludolf von Sachsen und später an Ludwig den Bärtigen kam. Neben diesen Markgrafen bestanden indessen auch noch fünf kaiserliche Voigteien und einige Dynasten‚ unter welchen Letzteren der Sächsische Graf Bruno von Eberstein der mächtigste war‚ indem er nach einer noch vorhandenen Urkunde zu Anfang des zwölften Jahrhunderts ein Gebiet von fast zehn Quadratmeilen besass. Die übrigen ebenfalls reichbegüterten Voigtländischen Dynastieen bestanden aus den Grafen von Orlamünde‚ denen auch Weimar gehörte‚ und welche ihre Abkunft von dem Sachsenherzog Wittekind herleiteten; den Grafen von Gliesberg oder Gleisburg und denen von Lobdaburg. Letztere waren Besitzer Elsterbergs.

Das alte Geschlecht der Lobdaburger hatte sein Stammhaus in Lobeda bei Jena‚ und besass, wie sich durch Urkunden beweisen lässt, bereits in der Mitte des zehnten Jahrhunderts bedeutende Güter in Franken. Im Jahre 958 gründete Hartmann von Lobdaburg gemeinschaftlich mit dem Grafen Ernst von Truhendingen das Benedictinerkloster Anhausen an der Wernitz‚ und durch seine Vermählung mit Truhendingens Schwester‚ welche an Kaiser Ottos I. Hofe lebte und bei dessen Gemahlin in hoher Gnade stand‚ trug Hartmann von Lobdaburg nicht wenig zur Macht und dem Ansehen seines Hauses bei. Noch existiren zwei kaiserliche Urkunden aus den Jahren 956 und 996, in denen Hartmanns von Lobdaburg Erwähnung geschieht. In einer Urkunde des Markgrafen Otto von Meissen vom Jahre 1166 werden Hartmann und Otto von Lobdaburg als Zeugen aufgeführt. Bis gegen 1220 besassen die Lobdaburger noch Güter im Anspachischen und 1315 verkaufte Herrmann von Lobdaburg die ihm zugehörige Stadt Jena an den Markgrafen Friedrich mit der gebissenen Wange. Otto von Lobdaburg war 1207 Bischof von Würzburg und 1226 bekleidete diese Würde Hermann von Lobdaburg. Die Herren von Lobdaburg breiteten sich namentlich an der Saale aus, wo sie in einen zusammenhängenden Striche als freie Reichsdynasten‚ ausser dem Stammhause Lobeda noch Jena‚ Kahla‚ die Leuchtenburg, Roda‚ Burgau und zweiundsiebzig Dörfer besassen. Die Familie bestand aus fünf Hauptlinien, Arnshaugk, Lobdaburg‚ Leuchtenburg, Burgau und Elsterberg, von welchen jedoch nur [18] die Arnshaugker Linie den Grafentitel führte‚ die übrigen aber sich einfach des Dynastenprädikats „Herr“ bedienten‚ und entweder nach dem allgemeinen Familiennamen oder nach dem ihrer Linie nannten. Im Schilde führten die Lobdaburger einen schrägen Balken. – Die Elsterberger Linie spielte im Voigtlande zwischen den Jahren 1250 und 1350, worauf sie Meissnische Vasallen wurden‚ eine bedeutende Rolle‚ indem ihre Besitzungen unterhalb des Schlosses Greiz begannen, und sich bis zum Dorfe Syra bei Plauen erstreckten, wo sie auch eine Kirche gründeten. Noch im funfzehnten Jahrhundert wird Syra ein Lehn von Elsterberg genannt.

Im Jahre 1198 gehörte Elsterberg dem Ritter Rayner von Elsterberg und 1225 den beiden Brüdern Herrmann und Hartmann von Lobdaburg, welche in Gemeinschaft mit zwei Voigten von Weida die St. Laurentiuskirche zu Elsterberg stifteten. Als nun aber die Herren von Weida beim Schlosse Greiz ebenfalls eine der heiligen Jungfrau gewidmete Kirche erbauten‚ geriethen sie mit den Lobdaburgern in Streit, weil diese die neue Kirche zu einem Filiale der Elsterberger Laurentiuskirche machen wollten. Nach langem Zwist gelang es endlich dem Bischof Engelhard von Naumburg eine Versöhnung zu stiften, worauf die von Weida ihr Mitpatronatsrecht auf die Elsterberger Kirche an die Lobdaburger abtraten. Aus der im Weimarischen Archiv aufbewahrten Vergleichsurkunde geht hervor‚ dass die Stadt Elsterberg damals ein nicht unbedeutender Ort und mit Mauern und Thürmen wohl befestigt war. Die Kirche zu Elsterberg war ehemals eine Probstei und besass die Ober- und Erbgerichte über ein Gut zu Sachswitz‚ welche Hans Röder auf Pöhl an sie übertragen hatte. – Herrmann von Lobdaburg auf Elsterberg stellte 1273 eine Urkunde aus, in der er sich bereitwillig erklärt, dem Orden der deutschen Ritter oder Marianer Niederlassungen auf seinem Gebiet zu gestatten.

Heinrich, der Voigt zu Gera‚ hatte durch seine Vermählung mit der Gräfin Leukardis von Lobdaburg‚ der reichen Erbin der mit ihrem Vater ausgestorbenen Nebenlinie Lobdaburg-Arnshaugk-Paussa‚ die unmittelbaren Reichsherrschaften Paussa‚ Lobenstein und Saalburg erhalten‚ und den Brackenkopf, das alte Lobensteiner Wappenbild auf Schild und Helm angenommen; später als Graf Otto von Lobdaburg-Arnshaugk mit Tode abging, und mit ihm auch die Hauptlinie der Arnshaugke ausstarb‚ kamen aus dessen bedeutender Verlassenschaft die beiden Herrschaften Schleiz und Burgk in Heinrichs Besitz, und das Haus Gera erlangte dadurch eine Bedeutung, die es bald den mächtigsten Dynastenfamilien an die Seite stellte. Graf Otto von Arnshaugks Wittwe‚ aus der Familie der Voigte von Plauen‚ behielt für sich und ihre Tochter von ihres Gemahls Gütern Arnshaugk mit Neustadt und den grössten Theil des Neustädter Kreises‚ sammt einem Antheile an der Stadt Jena; die Lobdaburger aber erhoben Einsprüche gegen diese Besitzergreifung der Arnshaugkschen Güter und Graf Ottos Wittwe‚ Elisabeth‚ stellte sich unter den Schutz Landgraf Albrechts des Unartigen von Thüringen mit dem sie sich sogar später vermählte. Der Landgraf musste nun‚ um die usurpirten Rechte seiner Gemahlin zu schützen‚ auch die des Voigtes Heinrich vertreten‚ und so fanden die von Lobdaburg mit ihren Protestationen und Forderungen wenig Gehör‚ namentlich da auch die Kaiser Adolph von Nassau und dessen Nachfolger Albrecht stets mit dem Landgrafen und seinen bösen Handeln einverstanden waren. Im Jahre 1294 musste sogar auf des Kaisers Befehl der Landgraf Albrecht Heinrichen von Gera öffentlich unter seinen Schutz nehmen und 1304 empfingen des Letzteren Söhne von Kaiser Albrecht zu Recht und Sicherheit ausgestellte Schutzbriefe. Die Streitigkeiten zwischen den Lobdaburgern und Reussen endigten zum Nachtheile der Ersteren im Jahre 1325.

Heinrich von Gera hinterliess drei Söhne, von denen einer Prior im Dominikanerkloster zu Plauen wurde‚ die beiden andern aber sich in die väterlichen Güter theilten‚ und die Herrschaften Paussa‚ Schleiz‚ Burg, Saalburg und Lobensten anfänglich gemeinschaftlich besassen. Da nun die beiden Kaiser, Adolf und Albrecht nicht mehr am Leben waren, Landdgraf Albrecht der Unartige aber in schwerem Hader mit seinen eigenen Söhnen lebte‚ so hielten die Lobdaburger den Zeitpunkt für günstig, die ihnen zukommenden Arnshaugkschen Güter mit Gewalt der Waffen zurück zu erobern. Die Lobdaburger begannen die Fehde mit so grosser Erbitterung, dass sie sogar den Termin zur Belehnung mit ihren Besitzungen bei Kaiser Ludwig IV. verabsäumten und durch Fürsprache den Unwillen des Reichsoberhauptes beseitigen lassen mussten. Uebrigens gewann das Unternehmen der Lobdaburger eine günstige Aussicht durch die Vermählung Friedrichs mit der gebissenen Wange mit Elisabeth von Arnshaugk‚ des verstorbenen Grafen Otto Tochter‚ und durch den Tod Landgraf Albrechts‚ wodurch Friedrich in den ungestörten Besitz der Landgrafschaft Thüringen gelangte, und sammt der alten Gräfin Elisabeth, seiner Schwiegermutter‚ die Lobdaburger unterstützte.

Mit Herrmann von Lobdaburg‚ Albrecht von Lobdaburg-Leuchtenburg und Herrmann von Lobdaburg-Elsterberg hielten es der Erzbischof Burkhard von Magdeburg‚ einige Harzgrafen, die Burggrafen Ludwig und Heinrich zu Leissnig und Burggraf Eckenbrecht von Starkenberg; auf Seiten der Herren von Gera standen Heinrich von Weida‚ Friedrich von Schönburg‚ Heinrich von Wildenfels‚ die von Tannenroda‚ Heinrich von Kirchhof nebst Thymo und Albrecht von Kunthen und mehreren anderen mächtigen Edelherren. Aber die Fehde dauerte Jahre lang‚ ohne dass Friedrich der Gebissene bei seinen eigenen Händeln die Lobdaburger kräftig unterstützen konnte‚ und endlich blieben die von Gera dennoch im Besitze der bedrohten Güter‚ da 1316 am Michaelistage zu Altenburg durch Friedrichs Vermittelung die Fehde beigelegt wurde. Als Zeugen bei dieser Sühne nennt die Urkunde Albrechten von Hackeborn‚ Busso von Elsterberg‚ Ludwig von Blankenhain‚ Günther von Salza, Hartmann von Beulwitz, Günther von Planitz, Johann von Neuenhofen, Meister Walther den Kanzler und Cunrad den Schreiber von Arnstadt.

Aber Herrmann von Lobdaburg und sein Vetter Albrecht von Leuchtenburg konnten die herrlichen Besitzungen nicht verschmerzen und griffen bald wieder zu den Waffen, ohne dass jedoch die von Elsterberg ihr Beginnen unterstützten. Von den meisten ihrer Bundesgenossen und den Sächsischen Fürsten verlassen‚ waren sie der Macht der Voigte von Gera nicht mehr gewachsen und wurden nach den hartnäckigsten Kämpfen 1320 zu einem Waffenstillstande gezwungen‚ der die von Gera in den ruhigen Besitz der Arnshaugkschen Güter brachte. Die Lobdaburger aber hatten sich durch die lange blutige Fehde dergestalt geschwächt‚ dass sie ihre Besitzungen bald nachher an die Grafen von Schwarzburg veräussern mussten. Von dem alten stolzen Geschlechte der Lobdaburger blieb nur die Elsterberger Linie übrig, welche sich bei den Kriegswirren in den Besitz der Herrschaft Paussa zu [19] setzen gewusst hatte‚ die ihr jedoch Heinrich der Lange von Plauen wieder abnahm; und auch diese letzte Linie der einst so mächtigen Dynastie trat nach 1360 in Meissnische und Böhmische Vasallenschaft, und wurde mit Elsterberg und Falkenstein in aller Form belehnt.

Ehe indessen die Lobdaburger auf Elsterberg die Hoheit der Meissner Markgrafen und des Königs von Böhmen anerkannten, suchten sie ihre Selbstständigkeit dadurch zu erhalten‚ dass sie sich mit den ebenfalls durch die Macht des Meissnisch-Thüringischen Hauses gefährdeten Voigten eng verbanden‚ und ein Schutz- und Trutzbündniss schlossen. Im Jahre 1327 fand auf Veranlassung Bussos von Elsterberg und seines Sohnes zu Ronneburg eine Versammlung statt‚ bei der die sämmtlichen Reusse sammt ihren Anhängern den sogenannten „Ronneburger Verein“ bildeten. Bald darauf trat Busso mit seinem Bruder Herrmann nebst Heinrich Reuss dem Kleinen auch einer Verbindung mehrerer Thüringischen Grafen und Städte bei, worauf die sogenannte Orlarmündische Fehde gegen das Haus Meissen begann‚ welche den Grafen von Orlamünde ihre schönsten Besitzungen‚ darunter Orlamünde und Weimar‚ kosteten‚ und sie zwang sich Markgraf Friedrich dem Strengen als Vasallen zu unterwerfen.

Auch die Verbündeten waren nicht im Stande den Waffen der Meissner zu widerstehen. Der Thüringische Heerführer Graf Heinrich von Hohenstein übte fürchterliche Rache. Eine Anzahl Städte wurden erstürmt und zerstört, und auch vor die Burg Elsterberg zog ein Haufen wuthentbrannter Kriegsleute und stürmte mit unwiderstehlicher Gewalt ihre festen Mauern und Thürme. Der Sohn Bussos von Elsterberg nebst zwölf gefangenen Edelleuten wurden sofort auf dem Marktplatze des Städtchens enthauptet, die Besatzung in Stücken gehauen und das Schloss geschleift. Die Folgen dieses blutigen Krieges‚ der in der Geschichte unter dem Namen des „Voigtländischen Krieges“ bekannt ist, traf fast sämmtliche Verbündete sehr hart, und die Oberherrschaft Böhmens und des Meissnisch-Thüringischen Hauses war gesichert für immer.

Die Lobdaburger Herren‚ von denen 1415 noch ein Herrmann von Elsterberg und Plan genannt wird‚ welcher von Hans von Riesenberg die Herrschaft Luditz in Böhmen erbte‚ blieben im Besitze von Elsterberg bis gegen das Jahr 1440‚ wo es als offenes Lehn an die Landgrafen fiel‚ und von diesen den Herren von Bünau überlassen wurde, von welchen Günther von Bünau 1440‚ auch Christgrün besass. Ihm folgte Heinrich von Bünau, dessen gleichnamigem Sohne auch Thürnhof und Kummerhof gehörte. Heinrich von Bünau auf Schlöben‚ sein Sohn war Kreishauptmann des Voigtländischen Kreises‚ und 1578 besassen die Bünaus auf Elsterberg auch Steinsdorf und Kleingera. Im Jahre 1634 war der steinreiche Oberst von Bose auf Netzschkau Eigenthümer der Burg und des Städtleins Elsterberg‚ 1753 aber gehörte der Ort dem Obersteuereinnehmer Rudolf von Bünau auf Frankenhof, Kleingera und Kunsdorf‚ und 1818 dem Oberstlieutnant Heinrich Adolf von Beust. Ueber die eigentlichen jetzigen Besitzesverhältnisse können wir blos noch angeben, dass Elsterberg 1830 mit einigen andern Gütern dem Kammerherrn Freiherrn von Beust in Lehn gegeben wurden‚ obgleich sie zur Freiherrlich von Hünefeldschen Stiftung gehören‚ für deren Besitzungen 1832 ein Herr von Schlieben die Lehn übernahm.

Die alte Burg Elsterberg besteht noch aus einigen grauen Mauern und Thurmresten‚ ist aber erst in neuerer Zeit zur Verwendung der Steine niedergebrochen worden, denn noch vor siebzig Jahren stand die Schlosskirche unter Dach, und bei dem Brande des Städtchens, 1816, war die alte Veste noch so wohl erhalten, dass eine grosse Anzahl der Abgebrannten in ihren Räumen Wohnung und Unterkommen finden konnten. Die Sage‚ dass die Burg einst ein Raubnest gewesen sei‚ ist völlig ungegründet‚ und es mag wohl die im Munde des Volkes noch jetzt fortlebende Hinrichtung des jungen Busso von Elsterberg und seiner zwölf Ritter dazu Veranlassung gegeben haben.

Am Fusse des Schlossberges liegt‚ wie schon erwähnt‚ das Städtchen Elsterberg mit beinahe dreihundert Häusern und 2500 Einwohnern. Man webt hier namentlich für die nahen Fabrikstädte Plauen und Greiz Musselin und Baumwollenzeuge‚ und schon 1802 gab es über 230 Meister, die 1803 an 20,000 Stück lieferten; 1813 gegen 600 gangbare Stühle, und 1831 306 Meister mit 126 Gehülfen, aber nur fünf Schleierherren, da doch 1813 deren zwölf waren. Ueberhaupt zählte man 1831 28 Handelsleute und 520 Webende. Auch die Lohgerberei wird hier sehr stark getrieben‚ die Oekonomie aber durch die steilen Bergeshöhen‚ welche Elsterberg umgeben‚ sehr erschwert. Bemerkenswerth ist die hiesige Brauerei und Schafzucht. Von den beiden Elstermühlen gehört die sogenannte Franzmühle zum Frankenhofe‚ einem seit 1741 ebenfalls schriftsässigen Rittergute‚ welches durch Erbtheilung aus dem Schlossgute hervorgegangen ist und zu welchem der Ort Pansdorf gehört; die Stadtmühle aber hat auch Walk-, Graupen-, Loh-, Oel- und Schneidezeug. Ausserdem befinden sich in der Stadt eine Apotheke, zwei Gasthöfe, eine Färberei und zwei Töpfereien; eine Papiermühle befindet sich im nahen Görschnitz.

Das Städtchen Elsterberg hat jenseits der Elsterbrücke kleine Vorstädte‚ und südöstlich erhebt sich der hohe Kuhberg. Nicht weit von dem Orte mündet südwestlich die Weida und nordwestlich die Tremnitz in die Elster, welche drei Flüsse zum Theil die Landesgrenze bezeichnen. Die Kirche wurde‚ wie schon bemerkt‚ zu Anfang des zwölften Jahrhunderts von einem Ritter von Lobdaburg auf Elsterberg erbaut und stand eine Zeit lang auch unter dem Patronate der Voigte von Weida, bis durch die Gründung der Greizer Kirche eine eigene Pfarrei zu Greiz entstand‚ und die Voigte für die Erlaubniss zu der neuen Stiftung ihr Mitpatronatsrecht dem Ritter von Lobdaburg abtraten. Die Gemahlin eines dieser Voigte war eine geborene von Lobdaburg. Im Jahre 1430 verkaufte Hans von Röder auf Pöhl der Kirche zu Elsterberg die Ober- und Erbgerichte über ein Gut zu Sachswitz, welchen Kauf Heinrich von Reuss auf Greiz bestätigte; der Pfarrer zu Elsterberg übte deshalb über das genannte Gut, welches jetzt das Gotteshausgut heisst‚ bis in die neuesten Zeiten die Gerichtsbarkeit aus‚ die Obergerichtsbarkeit aber haftet an dem alten Schlossgute.

Mit den zur Kirche in Elsterberg eingepfarrten Dörfern sammt den Filialen Hohndorf und Steinsdorf zählt die Parochie etwa 4500 Seelen und beschäftigt drei Geistliche‚ von denen die beiden Diakonen abwechselnd den Filialdienst zu versehen haben. Ehedem erhielt der Pfarrer seine Besoldung vom Stiftscapitel zu Altenburg‚ Churfürst Ernst bestimmte dieselbe im Jahre 1471 auf neunundvierzig Schock Groschen; aber 1492 entstand zwischen dem Stiftscapitel und dem Ritter Heinrich von Bünau auf Elsterberg über die Dotation des Pfarrherrn ein neuer Vergleich. Der erste protestantische Prediger [20] an hiesiger Kirche war Paul Lindemann‚ der 1524 zu Zwickau sich verheirathete‚ 1529 aber von dort vertrieben‚ und später Herzog Heinrichs des Frommen Hofprediger wurde. Elsterberg ist auch der Geburtsort des berühmten Gothaischen Philologen und Schulmannes Oberconsistorialrathes Friedrich Wilhelm Döring‚ welcher 1837 mit Tode abging. – Bei den grossen Bränden‚ welche die Stadt in den Jahren 1816 und 1838 betrafen‚ blieb die Kirche unversehrt. Die eingepfarrten Ortschaften sind Brokau‚ Christgrün, Feldwiese‚ Wipplas‚ Rückisch‚ Pfannenstiel‚ Görschnitz mit den Gipphäusern, Kleingera, Reuth, Lohsa, Nosswitz, Sachswitz, Reimersgrün, Scholis, Thürnhof, Coschütz und einige einzeln stehende Häuser.

Otto Moser, Redact.