Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Frankenhausen

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Autor: Otto Moser
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Titel: Frankenhausen
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aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 12–14
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Frankenhausen.


In dem mit so vielen Naturreizen geschmückten Pleissenthale liegt an der Strasse von Crimmitzschau nach Altenburg, durchschnitten von der Sächsisch-Bairischen Staatseisenbahn der Grenzort Frankenhausen mit einem ausserordentlich bedeutenden Rittergute. Erst seit drei Jahrhunderten ist Frankenhausen ein Rittersitz, vorher war es ein Nonnenkloster Cisterzienserordens, welches unter dem Bischof von Naumburg stand, zu dessen Sprengel das Pleissnerland grösstentheils gehörte.

Die Zeit der Gründung des Klosters, welches bis zum Ende des dreizehnten Jahrhunderts in Grünberg stand, und erst dann nach Frankenhausen versetzt wurde, verliert sich im Dunkel der Vergangenheit, und ebenso wenig lässt sich die Behauptung beweisen, dass Burggraf Erkenbrecht von Starkenberg, der im Jahre 1254 das Dorf Crossen bei Zwickau an das Kloster Grünberg schenkte, dessen Stifter sei. Die ältesten urkundlichen Nachrichten über das Kloster gehen bis 1271 zurück, wo Burggraf Erkenbrecht demselben einige Güter des längst verschwundenen Dorfes Friedrichsdorf überliess. Als erste bekannte Aebtissin wird Kunigundis erwähnt, von der 1286 ein Zwickauer Bürger, Gottfried von Slöwitz, einen Jahrestag erkaufte, das heisst eine Summe Geldes an das Kloster zahlte, damit an einem gewissen Tage Seelenmessen für ihn und seine Hausfrau gelesen würden. 1296 war Agnes Aebtissin; von ihr ist noch eine Urkunde vorhanden, worin sie nebst dem Probst Eberhard und dem Convent dem Pleban Hermann von Staleburg oder Stollberg für dessen von Hoyersdorf zu beziehende Einkünfte einen Jahrestag eignet, und 1297 verkaufte die Aebtissin des Weissenfelser Klosters an den Convent zu Frankenhausen eine Mark jährlichen Zinses, welchen Helene, des Markgrafen von Meissen Dietrichs des Weisen Wittwe, an Ersteres gezahlt hatte. Dieser Markgraf Dietrich, ein Bruder Albrechts des Unartigen, hatte seinen Sitz auf der Burg Landsberg bei Halle, wo er auch 1283 starb, und war der Stifter des Klosters zu Weissenfels, dem er ausserordentlich viel Gutes erzeigte, auch zwei seiner Töchter in demselben unterbrachte, wovon die älteste, Sophie, Aebtissin wurde. Während die Aebtissin, Agnes, dem Kloster zu Frankenhausen vorstand, empfing dasselbe vom Burggrafen Albert von Starkenberg alle Güter, die er in Grünberg besass, und Hermann von Schönburg, Herr auf Crimmitzschau, bezeugte, dass Albert wirklich Eigenthümer der Güter gewesen sei. Zu gleicher Zeit ertheilte der Bischof von Basel dem Convent zu Frankenhausen Indulgenzien, wodurch diejenigen, welche dem Kloster Schenkungen machten, einen bestimmten Ablass erhielten. Zur Anschaffung von Büchern kaufte 1301 eine gewisse Gertrude dem Kloster Lehn und Zinse von zwei Männern in Lutoldishain, und 1305 verlieh Friedrich von Schönburg demselben sein Patronatsrecht über die Kirche des Dorfes Scirntzsch oder Zschernitzsch, welche Schenkung 1306 Bischof Ulrich von Naumburg bestätigte.

Im Jahre 1325 übergab Bischof Heinrich von Naumburg dem Kloster Frankenhausen die Kirche zu Grünberg. In der Urkunde wird gesagt, es geschähe diese Schenkung deshalb, weil durch die Räubereien der nahewohnenden Uebelthäter die Einkünfte der Nonnen so gering wären, dass sie sich durch ihrer Hände Arbeit ernähren müssten und deshalb vielfach von ihren heiligen Pflichten abgehalten würden. Kunigunde von Haugwitz war 1348 Aebtissin, von ihr rührt eine Quittung her, welche Adelheid Rywinstorf über eine Mark geschenkten jährlichen Zinses empfing. Heinrich Reuss von Plauen zu Ronneburg überliess 1365 dem Kloster dritthalb Mark jährlichen Zinses im Dorfe Zschernitzsch, wovon drei Nonnen, Agnes von Olsen, Margarethe von Weissenbach und Catharine von Werda bis zu ihrem Tode den Genuss haben sollten; dafür mussten alljährlich Vigilien und Messen für die Seelen Heinrichs von Weissbach, Heinrichs von Eichicht, Conrads von Einsiedel und seine Hausfrau, sowie seine Töchter Katharina und Gertrud, gelesen werden.

Um das Jahr 1388 war Anna von Borndorf Aebtissin, und Kunze Oelzen Priorin, zu welcher Zeit die Nonne Elisabeth Gryssin zehn Schock zum Andenken ihrer Aeltern und Freunde, sowie ihrer selbst aussetzte. Einen Theil dieses Geldes sollten nach ihrem Tode Elze und Kele von Nabdenitz, ebenfalls Nonnen, erhalten, und nach deren Ableben eine Kellnerin, später aber das Kloster, die Nutzniessung desselben haben. Anna von Borndorf scheint 1388 gestorben zu sein, denn noch im nämlichen Jahre wird Clara von Waldenburg als Aebtissin genannt, sowie 1394 Kune von der Heyde, unter deren Herrschaft Ilse von Dobeneck, eine Küsterin, vom Kloster ein halb Schock Groschen Freiberger Münze erkauft. Im Jahre 1410 wurde das Kloster von einer [13] Feuersbrunst heimgesucht, die es gänzlich zerstörte; zur Förderung des Wiederaufbaus ertheilte der Bischof Gerhard von Naumburg denen, welche durch Schenkungen dazu beitrugen, Indulgenzen.

Ilse von Kaufungen war 1437 Aebtissin, als Herzog Sigismund von Sachsen das Kloster mit drei Schocken Groschen auf dem Dorfe Grünberg belehnte, welche zuvor Hildebrand Trebis gehabt, und 1443 Conrad und Heinrich von Kaufungen den Nonnen Elisabeth und Margarethen von Kayn fünf Gulden Zins in Waldsachsen verkauften. 1444 wird Anna Rumpf als Aebtissin genannt und Anna von Haselbach als Priorin; 1465 war Elisabeth Gryss Aebtissin und Elisabeth Cosweda Priorin. Wie bereits im Jahre 1360 verglich sich der Amtmann von Crimmitzschau, Hans Federangel, 1482 nochmals mit dem Kloster Frankenhausen wegen der Gerichte.

In den Jahren 1494 und 1500 erscheint als Aebtissin Margarethe von Kayn, der Heinrich von Ende auf Ponitz 25 Groschen Jahreszins, und später vier Thaler Gulden Zins verkaufte. Drei ihrer Nonnen, Gertrud, Elisabeth und Ottilie des Geschlechts von Zschocher, eigneten der Küsterei eine Anzahl Schaafe, von deren Wolle zehn Groschen zu frommen Zwecken abgegeben, und das Uebrige der Küsterei zur Disposition gestellt werden sollte. Der Convent bestand damals, ausser der Aebtissin, aus Elisabeth von Zedtwitz, Priorin; Gertrud Zschocher, Küsterin; Helene von Uttenhof, Kellnerin; Katharina von Sczweytzschen, Sangmeisterin.

Eine Urkunde vom Jahre 1504 beweist, dass das Kloster damals die Obergerichte im Dorfe Frankenhausen, sowie über Dietrich Stangens Leute ausübte. Heinrich von Breitenbach in Priebel verkaufte 1505 dem Kloster funfzehn Gulden vier Groschen Zinsen in Priebel, und Johannes von Weissenbach in Weissbach zehn Gulden fünf Groschen im Dorf Heyersdorf; 1506 übergab der Convent diesem Herrn von Weissbach hundert Schaafe um vier Stein Wolle jährlichen Pachtes, und 1510 verglichen Nickel Tilemann, Canonicus des Stiftes Zeitz, und Caspar von Lipsdorf das Kloster mit einigen Unterthanen zu Wahlen, wegen des Abzugsgeldes. Die Aebtissin Gertrude von Zschocher erkaufte 1516 von dem Bürger Puster in Zeitz einige Zinsen, und 1518, wo Helene von Uttenhof Aebtissin war, verglich sich der Convent wegen gewisser Zinsen mit Dietrich von Breitenbach und dessen Schwägerin, Heinrichs von Breitenbach Wittwe. Die letzte vorhandene Urkunde dieser Aebtissin datirt vom Jahre 1521, wo Conrad und Carl von Trützschler auf Schiedel vom Kloster vierundzwanzig Gulden sieben Groschen vier Pfennige liehen, und dafür zwanzig Groschen und zwei Hühner Zins, sowie zwei Tage Erndtearbeit auf den Klosterfeldern zusicherten. Aus diesem Allen geht hervor, dass das Kloster Frankenhausen an Gütern und Gerechtigkeiten, sowie an Erbzinsen ziemlich reich war: Letztere bestanden in der für damalige Zeiten sehr beträchtlichen Jahreseinnahme von 100 Gulden 6 Groschen 2 Pfennigen.

Die Reformation brachte dem Kloster schon im Jahre 1526 den Untergang, wo ein besonders dazu verordneter churfürstlicher Verwalter die Administration der Güter übernahm und den Befehl erhielt: einigen alten hülflosen Nonnen bis an ihr Lebensende den nöthigen Lebensunterhalt zu reichen. Von den jungen Nonnen entschlossen sich mehrere zur Ehe, wie Margarethe Dölen, die Sebastian Seldner, ein Bürger in Crimmitzschau heirathete, und Margarethe Holläuferin, die Wolf Kollers, Bürgers in Schmölln Hausfrau wurde. Der Pastor Biedermann in Neukirchen wählte sich ebenfalls eine Frankenhäuser Nonne zum Ehegespons; sie hiess Euphemia von der Pforten.

Frankenhausen blieb nicht lange Kammergut, es wurde um das Jahr 1584[VL 1] dem Ritter Wilhelm Thumshirn verliehen, einem tapferen Kriegsmanne, der Kaiser Karl V. in Italien gegen König Franz I. von Frankreich beistand, bei der Erstürmung Roms im Jahre 1527 durch seine ungemeine Kühnheit sich die Mauerkrone und den Ritterschlag erwarb und später dem Schmalkaldischen Bunde diente. Nach vielen tapferen Kriegsthaten, und nachdem er in der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg seinem Kriegsherrn, dem Churfürsten Johann Friedrich von Sachsen bis zum letzten Augenblicke treulich beigestanden, bot er sein Schwert und seine Kriegserfahrung dem neuen Churfürsten Moritz an, der den tapferen Obersten später mit dem Kammergute Frankenhausen erblich belehnte. Der Ritter von Thumshirn starb 1551 zu Zwickau, wo er auch begraben liegt. Nach ihm besass das Gut Abraham von Thumshirn, Churfürst Augusts Rath und Hofmeister bei dessen Gemahlin Anna. Derselbe war ein vortrefflicher Landwirth und schrieb ein Werk über die Haushaltung, welches unter dem Titel „Oeconomia oder nothwendiger Unterricht vom Haushalten“ erschien, und auf des Churfürsten Befehl den Verwaltern der Kammergüter zugeschickt wurde. Abraham von Thumshirn starb 1593 als Vater von vier Söhnen und elf Töchtern! – Ihm folgte Wilhelm Dietrich von Thumshirn auf Frankenhausen und Gablenz, der 1631 starb und die Güter seinem Sohne Wilhelm Abraham, Herrn von Frankenhausen, Breunsdorf, Gablenz und Kaufungen hinterliess, einen wissenschaftlich sehr gebildeten Manne, der 1660 mit Tode abging. Frankenhausen gelangte nunmehr an Volmar Dietrich von Zehmen – den Gemahl einer Tochter Wolf Conrads von Thumshirn auf Ponitz – der früher auch Lauterbach besass. Sein Sohn, Georg Ernst, dem auch Carthause und Ponitz gehörte, starb 1724 ohne männliche Nachkommen, und die Güter fielen an seinen Schwiegersohn Carl August Edlen von der Planitz, dessen Sohn Gottlieb Heinrich Edler von der Planitz Sachsen-Gothaischer Kammerherr, Hof- und Justizrath im Jahre 1741 das noch jetzt stehende Herrenhaus zu Frankenhausen erbaute, das Gut aber bald darauf seinem Bruder Carl Gotthelf, Edlen von der Planitz überliess. Von diesem kaufte Frankenhausen 1764 der churfürstlich Sächsiche Kammerrath und Handelsherr David Heinrich Oehmichen in Crimmitzschau, welcher 1797 mit Tode abging, worauf seine Erben im Jahre 1805 das Gut an den Besitzer des Hammerwerks Unterblauenthal, Heinrich Ludwig Hennig, veräusserten, nach dessen 1821 erfolgtem Tode es seine Wittwe bis 1828 besass. Der jetzige Besitzer ist der Freiherr Herr Heinrich von und zu Mannsbach.

Das Rittergut ist, wie schon erwähnt, eins der bedeutendsten Sachsens, und zeichnet sich durch seine Gebäude, Gärten und vortrefflichen Felder, sowie Branntweinbrennerei, Schaafzucht und anderen Branchen der Oekonomie ungemein vortheilhaft aus. Ueber die Dörfer Ober- und Niedergrünberg, Heyersdorf und Gösau, sowie einzelne Güter in nahen Altenburgischen Ortschaften steht ihm die Gerichtsbarkeit, und über Kirche und Schule in Frankenhausen das Patronatsrecht zu. – Die Kirche ist ein uraltes Gebäude, das im Jahre 1729 eine Hauptreparatur erfuhr, im Jahre 1834 eine neue Orgel und 1840 ein neues sehr schönes Geläute erhielt.

Das Dorf Frankenhausen liegt in Mitten üppiger Obstpflanzungen, kaum eine Viertelstunde von der Altenburgischen Grenze entfernt, zwischen den lieblichen Höhen des Pleissengrundes, von denen man eine reizende Aussicht [14] über das Thal geniesst, namentlich von den drei Linden am Sahnwalde und dem sogenannten Weinberge, einer mit Obstbäumen reichbesetzten Anhöhe am westlichen Ende des Dorfes. Dasselbe enthält drei Abtheilungen, mit den Namen Dorf-, Tempel- und Obertempel-Frankenhausen, mit 26 Bauergütern, 72 Häusern und drei Mühlen. Die Einwohnerzahl besteht aus 750 Köpfen, die sich theils von Feldbau und Obstzucht, theils durch Handarbeit auf dem Rittergute und in den umliegenden Fabriken nähren, auch wird in Frankenhausen etwas Leinweberei getrieben. – Vier Feuerstätten gehören unter die Gerichtsbarkeit zu Gablenz, sowie sechs Häuser nebst der Sahnmühle, welche sämmtlich den Obertempel ausmachen, unter das Kitschergericht zu Crimmitzschau.

Otto Moser, Redact.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1534