Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Schweinsburg

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Autor: Otto Moser
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Titel: Schweinsburg
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aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 9–12
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Schweinsburg.


In dem herrlichen Pleissengrunde erhebt sich auf einem steilen Hügel das Schloss Schweinsburg, mit seinen hellen Mauern weit hinaus schauend in die liebliche Aue, welche in bunter Abwechselung von grünen Wiesen, fruchtbaren Feldern und dunklen Waldungen zwischen den Höhen des Voigtlandes hervortretend sich nach Altenburgs Ebenen hindehnt. Das Schloss, im Jahre 1743 neu erbaut, ruht grösstentheils auf den Grundmauern der alten Burg, und enthält ein Hauptgebäude mit daran stossendem kürzeren Flügel, in welchem Letzteren sich die sehenswerthe Kapelle befindet. Der mächtige Thurm mit seinen uralten ungeheuern Mauern ist ein Ueberbleibsel des alten Schlosses und enthält einen Salon, nach welchem vom Hofe herauf eine Freitreppe führt. Ausserdem enthält Schweinsburg ein hübsches modernes Wohnhaus und einen alten gethürmten Bau, der ein Ueberrest der Vorzeit ist und zu ökonomischen Zwecken benutzt wird. Nahe beim Schlosse stehen die Wirthschaftsgebäude und eine Mühle, neben der eine Brücke über die Pleisse führt.

Erst seit dem fünfzehnten Jahrhundert führt Schweinsburg seinen jetzigen Namen; in den ältesten Zeiten hiess es die Burg Crimmitzschau, und so weit die Geschichte des nahegelegenen Städtchens Crimmitzschau zurück geht, kennt man auch die Geschichte des Schlosses, indem Stadt und Schloss bis zum Jahre 1765 stets einem Herrn gehörten. Die ältesten Besitzer Crimmitzschau’s werden im dreizehnten Jahrhundert, wo die Gegend noch kaiserliches Gebiet war, genannt – sie hiessen damals nach dem Schlosse „Herren von Crimptschawe,“ gehörten indessen vermuthlich zur Familie der Herren von Schönburg. Der erste Herr von Crimmitzschau wird in einer Urkunde vom 1210 erwähnt, und im Jahr 1212 beschwor ein Heinrich von Crematzowe einen Vergleich zwischen Kaiser Otto IV. und dem Markgrafen Dietrich zu Meissen. Derselbe Heinrich war 1221 kaiserlicher Statthalter des Pleissnerlandes, und unterzeichnete in diesem Jahre eine Urkunde, worin Bernhard und Conrad von Kamenz dem Kloster Buch ihr Erbtheil in Lastau verkaufen. Nach der Sitte damaliger Zeit that Heinrich von Crimmitzschau ein Gelübde, nach Rom zu wallfahren, um dort in der Kirche St. Pauli und Petri zu beten, und hatte bereits alle Anstalten getroffen, seine Absicht in Ausführung zu bringen, als er einen Besuch des Bischofs von Naumburg empfing, der ihn dringend bat, wegen der Abwesenheit des Kaisers, der auf seinem Römerzuge begriffen war, im Vaterlande zu bleiben und dem Himmel ein anderes Opfer zu bringen. Heinrich fügte sich den Bitten Bischof Engelhards und anderer vornehmen Leute nicht ungern, baute aber zur Erfüllung seiner frommen Verpflichtung auf Anrathen des Bischofs, zu dessen Sprengel das Pleissnerland gehörte, nicht weit von der Stadt Crimmitzschau, auf die Stelle, wo bisher ein kleines, dem heiligen Martin geweihtes Kirchlein stand, mit Einwilligung seiner sieben Söhne ein Kloster Canonicorum Regularium S. Augustini.

Dieser Heinrich wird im Jahre 1223 urkundlich das letzte Mal erwähnt, wo in seiner und Bischof Engelhards Gegenwart ein Altenburger Bürger dem Marienstifte daselbst drei Hufen Feld übergab.

Von Heinrichs sieben Söhnen war Günther im Jahre 1223 Statthalter des Pleissnerlandes und trat 1273 in den deutschen Orden. Tzymo von Kirmaschowe kommt in einem Diplom von 1270 als Zeuge vor, und Ulrich von Kirmaschowe unterzeichnete 1271 einen Vergleich des Burggrafen Erkenbert von Starkenberg mit dem Kloster Grünberg. Ulrichs Todesjahr ist nicht bekannt, im Necrologio Chemnizense ist nur gesagt: VIII Id. Octob. Depositio Ulrici militis de Krimaczhou et uxoris ejus Sophie. Der letzte Herr von Crimmitzschau hiess Heinrich, und soll als Kanzler des Königs Johann von Böhmen bei seinem Gebieter in grossem Ansehen gestanden haben.

Mit dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts waren Schloss und Stadt Crimmitzschau Eigenthum der Herren von Schönburg; es ist indessen nicht unwahrscheinlich, dass die Güter der Herren von Crimmitzschau an eine andere Linie ihrer Familie gelangten, die sich von Schönburg nannte. Fricz von Schonenburg befand sich 1301 im Besitz von Crimmitzschau. Von ihm spricht eine Urkunde des Klosters Frankenhausen, worin eine gewisse Gertrud den Nonnen Zinsen im Dorfe Leitelshain überliess. Im Jahre 1305 schenkte dieser Fritz von Schönburg, der theils auf der Schweinsburg, theils auf dem Schlosse Lichtenstein hauste, dem Kloster Frankenhausen das Patronatrecht über die Kirche zu Zschernitzsch, und 1306 leistete er den verbündeten Städten Altenburg, Chemnitz und Zwickau – die zu jener Zeit mit den Markgrafen von Meissen um ihre Unabhängigkeit kämpften – die schriftliche Zusage, ihnen keinen Schaden zuzufügen. Die Städte schlossen später mit Fritz von Schönburg einen Bund, dass sie einander gegen alle Feinde beistehen wollten.

Im Jahre 1317 wird ein Frizko von Schönburg auf Crimmitzschau erwähnt, und 1322 Friedrich von Schönburg, welcher dem Kloster vier Schillinge Pfennige jährlicher Einkünfte verkaufte, und 1328 übergab Fritzko von Schönburg seine Ansprüche auf die Mühle zu Podelwitz bei Weissenfels dem Kloster Beutitz. 1322 treten Hermann und Friedrich von Schönburg, zwei Brüder, als Zeugen einer Vereinigung zwischen dem Abte des Klosters Buch und dem Probste des Klosters Sornzig auf, wobei Hermann, obgleich sein Vater noch lebte, Herr von Crimmitzschau genannt wird. Friedrich von Schönburg, der Vater, Herr in Crymatschow, übergab 1333 dem Convent zu Beutitz ein Lehn Feld und sieben Acker in Corbetha.

[10] Dieser Friedrich von Schönburg, Herr auf Crimatzau, hatte im Jahre 1335 mit mehreren reichen und angesehenen Herren der Ritterschaft gegen den damaligen Landesherrn, Friedrich den Ernsthaften, einen Sohn Friedrichs mit der gebissenen Wange, einen Bund geschlossen, und ihn sogar mit Waffengewalt angegriffen. In einer noch vorhandenen Urkunde befiehlt Kaiser Ludwig der Baier, des Markgrafen Schwiegervater, dem Herrn von Schönburg auf Crimatzaw sehr ernstlich, sich jeder Gewaltthat gegen den Landesfürsten zu enthalten. Friedrich starb 1338, worauf sein Sohn Hermann ihm im ungetheilten Besitz der Güter folgte, und 1349 dem Kloster zu Crimmitzschau alle bisher genossenen Zinsen bestätigte. Sein Bruder Friedrich wird in einem Diplom genannt, worin Burggraf Hermann von Golfin wegen des Gutes Polssnitz dem Markgrafen Friedrich von Meissen verspricht, im Laufe des Jahres 1347 die Summe von hundert Schock breiter Groschen als Lehnsgeld zu entrichten, widrigenfalls der Markgraf befugt sein solle, das Gut Polssnitz dem Edelen Mann Friedrichen von Schönenburg dem Jüngeren von Crimmazschau, oder dem gestrengen Ritter Thymen von Hunnenrode einzuräumen. Hermann, Friedrich und ein dritter Bruder, Dietrich von Schönburg hatten im Jahre 1340 einen Vergleich vollzogen, wonach sie die väterlichen Güter gemeinschaftlich zu verwalten beschlossen; als aber nach einigen Jahren Dietrich in den geistlichen Stand trat, und nach den Bedingungen des Uebereinkommens seine Rechte auf die Güter an einen seiner Brüder abtreten musste, so übergab er dieselben an Friedrich, wodurch zwischen diesem und seinem älteren Bruder Hermann ein heftiger Zwist entstand, der im Jahre 1355 durch ein Machtwort des Kaisers Karl IV. entschieden wurde. Bei einer hierauf erfolgten Gütertheilung bekam Friedrich Glauchau und Lichtenstein; Hermann aber behielt Crimmitzschau, Meerane und Waldenburg. Letzterer errichtete 1360 einen Vertrag mit dem Kloster Frankenhausen wegen der Gerichte zu Grünberg und lieh seinem Bruder Friedrich gegen Verpfändung der fünf Dörfer Friedrichsdorf, Henrichsdorf, die beiden Grünberg und die Yetze sechzig Schock Meissner Groschen, wobei die Ritter von Weissbach und der Burggraf von Starkenberg als Zeuge zugegen waren. Hermann starb 1364 und hinterliess drei Söhne, Hermann, Herrn auf Crimmitzschau, Bernhard, Herrn zum Hassenstein und Sigismund. Letzterer gelangte nach Hermanns 1385 erfolgtem Tode zu dem Besitz von Crimmitzschau, und wird in einer Urkunde von 1390 erwähnt, wo Heinrich von der Gabelenz auf einige Güter und Zinsen verzichtet, welche er zum Vortheil des Klosters zu Crimmitzschau verkaufte und von Sigismunden zur Lehn hatte. Im Jahre 1396 bestätigte Sigismund einen Kauf, den Dietrich Sifirsdorf, Richter in Crimmitzschau mit Hannsen von Forchheim um zweiundzwanzig Schock gute Cruziger Groschen zu Gunsten der Kirche St. Laurentii abschloss. Sigismund starb 1413 ohne Nachkommen und war somit der letzte Herr des Crimmitzschauer Stammes. Seine Güter fielen als offenes Lehn an den Markgrafen von Meissen; nur Meerane blieb der Wittwe, welche sich nachher an Heinrich Reuss von Plauen vermählte, als Leibgeding.

Den grössten Theil des funfzehnten Jahrhunderts hindurch gehörten Schloss und Stadt Crimmitzschau dem Markgrafen von Meissen und späteren Churfürsten von Sachsen. Markgraf Wilhelm bestätigte der Stadt 1414 ihre Rechte und Freiheiten, ertheilte ihr ein Weichbild und wies sie in zweifelhaften Fällen nach Altenburg. Bei der Theilung der Sächsischen Länder zwischen den Söhnen Friedrichs des Streitbaren bekam Churfürst Friedrich der Sanftmüthige Sachsen und Meissen, das Osterland und Voigtland, mithin auch Crimmitzschau, welchem er 1453 gleichfalls alle von seinem Oheim Wilhelm zugesicherten Rechte und Freiheiten bestätigte; 1456 befanden sich die Stadt und das Schloss jedoch im Besitz Heinrichs, Herrn von Reuss, der in Crimmitzschau einen Richter hielt. Beweis dafür liefern zwei noch jetzt vorhandene Urkunden, in deren einer von 1457 gesagt wird, dass Hanns Müller gen Krimitschaw vor unsers genedigen Herren Reussen Gerichte gekommen sei. Wann und wodurch der Ort an die Reussen und von diesen wieder späterhin an die Churfürsten gekommen sei, lässt sich historisch nicht nachweisen, doch ist es wahrscheinlich, dass es durch Tausch geschah, denn eine alte schriftliche Nachricht sagt, die Sächsischen Fürsten hätten dem Reuss für Crimmitzschau die Engelsburg in Böhmen abgetreten. Die Herrschaft der Reusse dauerte indessen nur wenige Jahre, denn schon 1462 wird eines Hans von Metzsch Erwähnung gethan, der Amtmann auf dem Crimmitzschauer Schlosse war. Auch die fürstlichen Brüder Ernst und Albrecht bestätigten Crimmitzschaus bisherige Rechte (1464) und im Jahre 1472 kommt Hans von Metzsch in einem Vertrage wiederum als churfürstlicher Amtmann vor. Ihm hatten die beiden Fürsten Ernst und Albrecht Stadt, Schloss und Amt Crimmitzschau für 7500 rheinische Gülden verpfändet.

Hans von Metzsch behielt die Herrschaft bis zum Jahre 1474, wo sie Hans Federangel, ein reicher Bürger in Zwickau, für eine gleiche Pfandsumme übernahm, doch war er verpflichtet dem Landesherrn das Oeffnungsrecht zu überlassen, und wenn eines der einbezirkten Lehn- und Rittergüter lediges Lehn wurde, sollte der Inhaber des Amtes, Städtleins und Schlosses, solches bis zum Wiedererkauf an sich behalten und unter gedachter Wiederkaufssumme nutzen und brauchen. Wahrscheinlich bewirkte Federangel die Wiedereinlösung, und erhielt die noch jetzt im Schweinburger Schlosse aufbewahrte Wiederkaufsverschreibung, welche vom Sonnabend nach Kilian 1474 datirt ist. In Urkunden wird Federangel Capitaneus in Castro Crymptzschaw genannt.

Das Kloster der Regulerherren, welches 1222 Heinrich von Crimmitzschau wegen eines gethanen Gelübdes gründete, war niemals recht in Aufnahme gekommen. Innerliche Fehden, sowie die Einfälle der Hussiten und während des Bruderkrieges Herzog Wilhelms von Thüringen wilde Kriegesschaaren, hatten die Gebäude des Klosters theils gänzlich vernichtet, theils in einen so traurigen Zustand versetzt, dass bei dem geringen Einkommen des Convents an eine Herstellung derselben nicht zu denken war und das Kloster seiner Auflösung entgegen ging. Da fügte es sich, dass Margarethe, Churfürst Friedrichs des Sanftmüthigen Wittwe, ein neues Kloster zu gründen beschloss, und mit Federangels Beistand die Mönche des verfallenen Klosters dahinbrachte, dass sie dasselbe unter nicht ungünstigen Bedingungen abtraten, und der Churfürstin gestatteten, an der Stelle des alten ein neues Kloster, Carthäuser-Ordens zu erbauen. Hans Federangel musste sich verpflichten einen der Augustinermönche als Kaplan auf das Schloss Schweinsburg zu nehmen, und im Jahre 1481 war das neue Kloster soweit hergestellt, dass es von den aus Erfurt herbeigerufenen Mönchen bezogen werden konnte. Anfänglich hiess das Kloster: das Haus der Verklärung Jesu Christi des Thales St. Martin an der Pleisse, später nannte man es einfach die Carthause oder auch das Kloster [11] Crimmitzschau. Ausserdem was die Churfürstin zur Stiftung des Kloster hergegeben, wurden die Mönche desselben aus Federangels Mitteln erhalten, der zu diesem Zwecke einige beträchtliche Kapitale auf ewige Zeiten deponirte. Nach Federangels, um das Jahr 1487 erfolgtem Tode, gelangte Crimmitzschau in den Besitz seines Schwagers, Kilian Schicker, doch muss der Churfürst den Pfandschilling noch vor 1495 an Schicker zurückgezahlt haben, denn in diesem Jahre wird der Ritter Ehrenfried von Ende als Amtmann von Crimmitzschau genannt.

Bis 1524 blieb Ehrenfried von Ende churfürstlicher Amtmann, in diesem Jahre aber beliehen ihn die Gebrüder Churfürst Johann Friedrich und Herzog Johann von Sachsen mit Schloss, Stadt und Amt Crimmitzschau, wie es Federangel innegehabt und vermehrt, gegen Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die Summe von 1970 Gülden. Federangel hatte die Herrschaft mit dem damaligen Vorwerke Lauterbach und einem Bauerngute zu Schiedel vermehrt, weshalb der Pfandschilling um 460 Gülden erhöht war. Jedoch schon im Jahre 1527 überliess Ehrenfried von Ende die Güter mit Bewilligung des Churfürsten dem Reichsfreiherrn Hans von Weissbach, der 1550 starb und drei unmündige Söhne hinterliess, Hermann, Hans und Wolf, während deren Minderjährigkeit Hans Pflugk Hildebrand von Einsiedel und Dietrich Stange die Vormundschaft über dieselben und die Verwaltung ihrer väterlichen Güter führten. Im Jahre 1555 wurden die jungen Herren von Weissbach mit den Gütern belehnt und theilten dieselben in der Folge dergestalt, dass Hermann das Schloss Schweinsburg nebst Zubehör, Hans die Stadt Crimmitzschau mit Schiedel und Wolf Thurm erhielt. Späterhin verkaufte Hans Crimmitzschau an seinen Bruder Hermann und zog nach Eckstädt, somit waren Schloss und Stadt Crimmitzschau wieder vereinigt.

Hermann starb 1571 und hinterliess fünf Söhne und zwei Töchter, von denen Letztere sehr jung mit Tode abgingen. Einer der Söhne, Wolf, wurde nur fünf Jahre alt, ein anderer fand seinen Tod in Frankreich; von den Uebrigen erbte Hans Ernst von seinem Oheim Wolf das Gut Thurm, Hans und Hermann aber Schweinsburg und Crimmitzschau nebst Schiedel, Hans ausserdem noch Lauterbach. Im Jahre 1583 verkauften Hans und Hermann ihre Güter, mit Ausnahme des Vorwerks Lauterbach, an Hildebrand von Einsiedel, der 1586 vom Churfürsten Christian und 1592 vom Administrator Friedrich Wilhelm die Lehn empfing. Nach Hildebrand von Einsiedels Absterben (1503) wurde Andreas Pflugk sowohl für sich wie auch als Vormund der unmündigen Brüder Haubold und Heinrich Hildebrand von Einsiedel nebst seinem Mitvormunde Heinrich von Friesen gehuldigt.

Zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts finden wir Stadt und Schloss Crimmitzschau im Besitz des Hofmarschalls und Obersten Bernhard von Starschedel, der das Besitzthum auf neun Jahr widerkäuflich an Haubold von Starschedel, seinen Schwiegersohn, verpfändete; da Letzterer indessen schon nach einigen Jahren starb, so fiel das Pfand 1633 an Bernhardt von Starschedel zurück; dem 1647 im Besitze Crimmitzschaus[WS 1] der Amtshauptmann von Zwickau und Werdau, sowie Obrist zu Ross und Fuss, Carl Bose, folgte. Diesen beerbten im Jahre 1657 seine vier Söhne, welche die Güter friedlich theilten, wobei Schweinsburg nebst Crimmitzschau Carl Christian Bose zu Theil wurde, der jedoch bald starb. Von den noch lebenden drei Brüdern gelangte Crimmitzschau sammt dem Schlosse an Friedrich Carl Bose, Fürstlich Sächsisch Altenburgischen Kammerjunker, und nach diesem von einen seiner Söhne, den Appellationsrath Carl Gottfried Bose, welcher es zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts seinem Bruder, dem Hausmarschall des Herzogs zu Sachsen-Eisenberg und Amtshauptmann zu Camburg, verkaufte. Dieser veräusserte Crimmitzschau 1715 an die Geheimräthin Sophie von Schleinitz, nach deren Tode es ihre Mitbelehnten, die Brüder von Bose und von Görne erbten, diese aber überliessen das Gut 1721 dem Sächsischen Obristlieutenant von der Garde du Corps Hans August von Berbisdorf. Nach dessen Ableben nahm der älteste seiner Söhne, Adolf August von Berbisdorf von Crimmitzschau Besitz, wegen Minderjährigkeit desselben verwaltete es jedoch sein Onkel, der Kammerherr von Planitz, bis 1759. Fünf Jahre nachher überliess Adolf August von Berbisdorf, der jetzt Domherr in Merseburg war, Schloss und Stadt käuflich seiner Mutter, und diese verkaufte 1765 die Stadt Crimmitzschau nebst Zubehör an den Besitzer von Schiedel, den Kaufmann Seyfarth, für 9000 Thaler, wodurch Schweinsburg bis auf die jetzige Zeit von der Stadt getrennt blieb. Im neunzehnten Jahrhundert war Schweinsburg Eigenthum eines Herrn Christian Friedrich Meinhold, dessen Sohn, Herr Referendar Robert Meinhold zu Dresden es noch jetzt besitzt.

Wie schon erwähnt, war Schweinsburg in den ältesten Zeiten ein festes mit Thürmen, Mauern und Gräben wohlverwahrtes Schloss, hinter dessen aufgezogener Zugbrücke man in gefährlicher Zeit ziemliche Sicherheit zu finden hoffen konnte. Als die Herren von Schönburg in Besitz der Stadt und des Schlosses gelangten, setzten sie wegen ihrer häufigen Abwesenheit Burgmannen oder Voigte auf das Schloss, welche dasselbe bewachen und vertheidigen mussten. Im Jahre 1305 werden Hermann von Oelsnitz, Heinrich von Cowitz und Erich von Gablenz als solche Burgmannen genannt und 1349 kommen in einer Confirmation für das Kloster Crimmitzschau Ranfoldus de Olsen, Nicolaus de Tanna, Hannus de Cowitz und Conze Iongus als Castellane vor. In einer Urkunde des Klosters Frankenhausen geschieht eines Conrad Trützschler Erwähnung mit dem Zusatze „unser Burgmann uff dem Husse.“ Dabei hatten die um das Schloss wohnenden Männer die Verpflichtung, bei drohender Gefahr sich auf dasselbe zu begeben und unter dem Befehl des Burgvoigts zu stellen; auch mussten einige Leute aus Neukirchen diesen Dienst verrichten. Diese Vertheidiger führten den Namen „Schlosserer“ und ein Mönch des Klosters Crimmitschau hatte die Obliegenheit die Schlosserer vor dem beginnenden Kampfe mit den Sakramenten der Kirche zu versehen und zu muthiger Ausdauer bei der Vertheidigung zu ermahnen. Die Stadt Crimmitzschau hatten nebst dem Kloster und verschiedenen andern Häusern auf dem Schlosse das Jus praesidii, oder das Recht, in Kriegszeiten die beste Habe auf dasselbe zu flüchten, wofür der Crimmitzschauer Rath eine Tonne Häringe und ein Stück graues Tuch zu liefern verpflichtet war; Andere, namentlich das Dorf Rudelswalde gaben eine Quantität Hafer, mit dem man wahrscheinlich die Pferde der Besatzung fütterte.

Woher das Schloss Crimmitzschau den Namen Schweinsburg erhielt, ist nicht mit Gewissheit nachzuweisen. Es wird zunächst zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts so genannt, und da das Schloss kurz vor jener Zeit, sammt der Umgegend, ein fürstlisches Amt gewesen war, so liegt die Wahrscheinlichkeit sehr nahe, dass der Landesherr in der nahen Waldung – Harth – worin damals eine grosse Menge Schwarzwild hauste, häufige Jagden anstellte, und [12] die Crimmitzschauer Burg dabei als Jagdschloss benutzte. Ein Platz beim Schlosse, die Stecherei genannt, beweist dass einst in Schweinsburg[WS 2] auch ritterliche Spiele getrieben wurden, und der Mönchsgang erinnert an den Burgpfaffen, welcher den Gottesdienst in der Schlosskapelle abzuhalten hatte. Unter Carl Boses Herrschaft wurde der Gottesdienst wieder in gehörige Ordnung gebracht und dem Pfarrer zu Neukirchen dafür eine Besoldung ausgesetzt, auch liess Carl Bose am Weihnachtstage 1655 drei Glocken im Schlossthurme aufhängen.

Das Schloss Schweinsburg hat 121 Unterthanen, davon befinden sich 40 Mann in Schweinsburg, 3 Mann in Neukirchen, 8 Mann in Culten, 14 Mann in Kleinhessen, 6 Mann in Naundorf, 1 Mann in Gablenz, 14 Mann in Leitelshain, 5 Mann in Thonhausen, 3 Mann in der Kniegasse und 22 Mann in Wahlen, ausserdem besitzt es die Gerichte über die drei Mühlen in Crimmitzschau, die Walkmühle in der Kniegasse, das Ziegelgut und die Meisterei. Zu dem Rittergute gehört die Fischerei in der Pleisse, die Collatur über Kirche und Schule zu Neukirchen und das Filial Kleinbernsdorf. Es hat eine bedeutende Schäferei mit weit ausgedehnten Triften, eine Kalkhütte, bedeutende Waldung in der Harth und etwa 200 Scheffel Aussaat. Das Dorf besteht aus vierzig und einigen Wohnhäusern mit etwa 200 Bewohnern.

Otto Moser, Redact.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Crimmitzchaus
  2. Vorlage: Schweinsbnrg