Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Gävernitz

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Autor: Otto Moser
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Titel: Gävernitz
Untertitel:
aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 14–15
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Gävernitz.


Am Ausgange des sogenannten Schiebockgrundes, auf dem linken Elbufer, und zwar drei Stunden von Dresden, zwei Stunden von Meissen und anderthalb Stunden von Wilsdruf entfernt, liegt das Schloss Gävernitz, – auch Gävertitz, Gävernitz und Gaueritz geschrieben, – inmitten einer äusserst reizenden und fruchtbaren Gegend. Die Bergeshöhen sind hier flacher als die bei Weisstropp und Scharfenberg, und in der Nähe befinden sich mehrere durch den Elbstrom angeschwemmte Heger, von denen der grösste einen bedeutenden Umfang hat und früher mit vortrefflichen Gartenanlagen geziert war, die indessen durch Hochfluthen häufig verwüstet worden sind.

Was die älteste Geschichte des Schlosses Gävernitz betrifft, so lässt sich mit Gewissheit behaupten dass es bald nach dem langen blutigen Kriege der Deutschen mit den Slaven entstand und ursprünglich zur Ueberwachung der nahen sorbischen Ansiedelungen diente. Alte Nachrichten behaupten, das Gävernitz sammt Grossröhrsdorf und dem jetzt nicht mehr vorhandenen Vorwerke Kleinröhrsdorf, sowie dem Schlosse Klipphausen um das Jahr 1100 Eigenthum des frommen Bischofs Benno von Meissen gewesen sei. Im vierzehnten Jahrhundert wird das Schloss Jauernytz genannt, und gehörte damals den Herren von Ziegler. Von dieser Familie besassen um das Jahr 1360 die Brüder Nikol, Wyrand und Michel das Schloss und Dorf Gävernitz nebst dem nahen Constappel, – welches Letztere sehr lange für ein besonderes Gut galt, und Michel von Ziegler, der jüngste Bruder, gründete die Gauernitzer Linie, welcher das Gut bis 1595 gehörte. Im Jahre 1496 wurde auf dem Gävernitzer Schlosse der berümte Leipziger Professor der Theologie Bernhard von Ziegler geboren, der am 1. Januar 1552 starb und in der Paulinerkirche zu Leipzig begraben liegt, wo man sein Denkmal noch heute sehen kann. In der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts besassen Gävernitz eine Zeit lang die Herren von Schleinitz, von denen 1446 Jörg und Dietrich von Schleinitz auf dem Schlosse wohnten, und hieraus entsteht die Vermuthung, dass damals die Herren von Ziegler Gävernitz blos als ein Afterlehn von dem sogenannten Schleinitzer Ländchen innehalten. Die Ziegler blieben im Besitz von Gävernitz bis zum Jahre 1595, wo der tief verschuldete Franz von Ziegler das Gut an Caspar Pflugk auf Zabeltitz verkaufte, dessen Familie es bis zur Mitte des siebzehnten Jahrhunderts gehörte. In Jahre 1752 kam Gävernitz an die Gräfin von Callenberg, Gemahlin des Geheimen Rathes von Zinzendorf und später an die Familie von Hopfgarten, welche es bis 1819 besass, wo Sr. Durchlaucht der Fürst Otto Victor von Schönburg-Waldenburg das Gut sammt Zubehör erkaufte und es noch jetzt besitzt. – Das Rittergut hat mittle und niedere Jagd, das Recht der Fasanenzucht und darf zum eigenen Bedarfe eine Elbfähre halten. Zu ihm gehören das Vorwerk zu Constappel, Kleinschönberg, Pinkewitz, ein Bauergut zu Pinkewitz, und eine [15] Mühle. In alten Zeiten gehörten zu Gävernitz auch Pretschitz, drei Güter zu Leuben und die nach Heselicht zustehenden vier Hufen zu Weitzschen. Kleinschönberg kam von Klipphausen an Gävernitz; dagegen gehörte schon 1554 zu Klipphausen das isolirte Bauergut zu Gävernitz, welches unweit Scharfenberg steht und dessen Grenzen bis an die Bergränder des Gävernitzer Territoriums reichen. Von dem Schlosse Klipphausen nahm eine zweite Linie der Ziegler’schen Familie ihren Unterscheidungsnamen an, und ein Fusssteig durch die Röhrsdorfer Fluren, der Rittersteg genannt, deutet noch jetzt auf eine frühere Verbindung zwischen Gävernitz und Klipphausen hin.

Das Dorf Gävernitz besteht aus dreissig und einigen Häusern mit etwa vierhundert Einwohnern, unter denen sich eine grosse Anzahl von Gärtnern und Weinbauern befinden, welche auf den hiesigen Bergen eine sehr starke und gewinnreiche Rebenzucht treiben. Erwähnenswerth ist auch das vortreffliche Gävernitzer Bier, welches weit und breit gern getrunken wird. Gävernitz ist mit Hartha und Pinkewitz in die Kirche zu Constappel eingepfarrt.

Die Kirche zu Constappel wurde wahrscheinlich im elften Jahrhundert gegründet, denn zwei päpstliche Bullen, von denen eine 1358 von Innocenz VI. zu Avignon, die andere 1515 von Leo X. ausgestellt wurde, nennen das Gotteshaus „ein altes Gestift zu Ehren des heiligen Nikolaus“, welchen man damals als Patron des Elbstromes verehrte, und zu dessen Verehrung Wallfahrten nach der Kapelle zu Constappel unternahm. Die beiden genannten Bullen befanden sich zu Constappel im Pfarrarchive, der zweite protestantische Prediger aber, M. Starke, welcher 1552 starb, hatte den unglücklichen Einfall aus allzugrossem Eifer für die Reformation die beiden interessanten Urkunden in das Feuer zu werfen. Vielleicht trägt der übereifrige Pfarrer auch die Schuld, dass alle schriftlichen Nachrichten über die frühesten Schicksale der Constappler Kirche verloren gegangen sind. Im Jahre 1652 war das alte Gotteshaus so baufällig geworden, dass man sich gezwungen sah, einen Neubau desselben vorzunehmen, und 1723 sowie 1788 richtete der Sturm an dem Gebäude solche Verwüstungen an, dass bedeutende Reparaturen nöthig wurden, mit denen man auch Veränderungen im Inneren verband. Die Kanzel und der Altar sind im Jahre 1823 neu erbaut, und erstere, die sich vormals an einem Seitenpfeiler befand, erhielt ihren Platz über dem Altar. Das Collaturrecht über die Kirche zu Constappel übt der jedesmalige Besitzer des Rittergutes Gävernitz. Die Schule besuchen gegen 150 Kinder.

Otto Moser, Redact[WS 1].     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Readact.