Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Kotitz
an der Strasse von Bautzen nach Görlitz, ½ Stunde von Weissenberg entfernt gelegen, wird eigentlich in Ober- und Nieder-Kotitz oder Alt- und Neu-Kotitz eingetheilt. Ein Bestandteil von Kotitz war Särke, und Kotitz und Särke bildeten daher in früherer Zeit auch nur ein Rittergut.
Der Rittersitz war Kotitz, von dessen Erbauer der Ort seinen Namen entlehnt hat. Sehr frühzeitig kam dann Kotitz mit Särke in den Besitz der von Gersdorf’schen Familie.
Zur Zeit des 30jährigen Krieges besass Kotitz mit Särke Peter von Gersdorf, welcher ohne männliche Lehenserben verstarb und die Güter wurden an einen gewissen Philipp Junghans in Bausch und Bogen verkauft. Von Letzterem acquirirte solche im Jahre 1655 Hans Adolph von Haugwitz, welcher dieselben 1659 an Joachim Ernst von Ziegler und Klipphausen auf Nostitz, Landesältesten des Budissiner Kreises, überliess. Dieser war es, welcher laut eines Kaufbriefes vom 22. März 1660 die Hälfte seiner Güter Kotitz und Sarigk an Friedrich Ferdinand von Gersdorf auf Lehne also verkaufte, dass der Verkäufer von Kotitz, „den freyen Kretzscham darinnen frey Wein und Bier zu schenken, zu backen und zu schlachten, sammt Pertinenzien für sich behielt, das übrige Kotitz aber sammt dem Rittersitze und Wohnhause in Kotitz an den Käufer kam. So sind die beiden Güter getrennt und bis zur heutigen Stunde nicht wieder vereinigt worden.
Friedrich Ferdinand von Gersdorf auf Kotitz und Lehne starb am 1. Juli 1690 und hinterliess 5 Söhne: Hans Friedrich, Hans Ludwig, welcher im Auslande gelebt hat und nicht wieder nach Hause gekommen ist; Gottlob Ehrenreich, Hans Asmus, welcher im August 1690 auf einem Feldzuge gestorben ist, und Hans Wenzel, welcher erst im Jahre 1700 mündig wurde. Nach gehaltener brüderlicher Theilung hatte Hans Friedrich von Gersdorf Kotitz bis 1696, wo er starb. Ihm folgte Gottlob Ehrenreich von Gersdorf auf Lehne im Besitz von Kotitz bis zur Mündigkeit seines jüngsten Bruders durch Interims-Kauf und bedingten Wiederkauf. Denn das Gut Kotitz war dem Hans Wenzel durchs Loos zugefallen, dem Gottlob Ehrenreich aber Lehne. Hans Wenzel von Gersdorf besass das Gut Kotitz von 1700 bis zum October des Jahres 1707, wo er es an Johann Christian von Heldrich auf Pommritz und Niethen um 12,000 Thaler verkaufte.
Dieser Johann Christian von Heldrich hat den Rittersitz zu Kotitz von Grund aus neu aufgeführt, wie wir solches jetzt in der Abbildung zu sehen Gelegenheit haben. Ausserdem aber hat er das Rittergut in zwei Güter getheilt; sodann hat er Kotitz mit der neuerbauten herrschaftlichen Wohnung als das Lehngut Oberkotitz an Joachim Ernst von Nostiz auf Gersdorf um 15,600 Thaler verkauft, sein Niedervorwerk aber, zu welchem er einige Feldstücke und Unterthanen vom Obergute hinüber genommen hatte, als das nun ebenfalls für sich bestehende Lehngut Niederkotitz annoch behalten. Dies geschah im Jahre 1709. Joachim Ernst von Nostitz auf Oberkotitz starb im Jahre 1714 und hinterliess 4 Söhne, deren einer, Julius Heinrich von Nostitz, nach gehaltener brüderlicher Theilung das Gut Oberkotitz erhielt, welchem es aber der obengenannte Johann Christian von Heldreich im Jahre 1719 wieder abkaufte. Doch besass auch von Heldreich das Gut wieder nur bis 1721, wo er es an Christian Gottlob von Metzradt auf Wawitz und Drehsa verkaufte. Dieser acquirirte auch wieder Niederkotitz, von welchem beide Güter an Hans Rudolph von Metzradt gekommen sind. Letztrer starb im Jahre 1758 zu Kotitz und hatte noch vor seinem Tode 1753 beide Güter an seine Gemahlin Christiane Margarethe von Metzrath, geb. von Heldreich, verkauft, wodurch Ober- und Niederkotitz an Carl Gottlob von Heldreich auf Bellwitz und Rosenhain gekommen sind. Letztrer war kursächsischer Appellationsrath und ein mildthätiger und doch sonst strenger Mann. Nach dem Tode desselben im Jahre 1783 kamen die Güter durch Kauf von den Heldreich’schen Erben an den geheimen Finanzrath, Friedrich Herrmann Carl Greif von Langenau. Von diesem erwarb im Jahre 1791 beide Güter Henriette Louise, verw. Kammerherrin von Miltitz, geb. von Schönberg, Stiftshofmeisterin zu Radmeritz und überliess sie 1797 wieder käuflich [197] an Gottlieb Wilhelm Grafen von Bressler, nachdem sie sich durch Lehdenanbau und durch Anpflanzungen, sowie durch ihre Mildthätigkeit ein gutes Andenken gestiftet hatte. Nach der Zeit hat die schon genannte Tochter des Grafen von Bressler die Güter Ober- und Niederkotitz so lange besessen, bis sie unter Sequestration kamen. Im October des Jahres 1836 hat Ernst Gottlob von Heynitz, früher Besitzer des Rittergutes Hermsdorf und Grünberg bei Dresden, die Güter Ober- und Niederkotitz an sich gekauft.
Das jetzt vereinigte Rittergut Kotitz ist nicht unbedeutend und hat vortreffliche Felder und Wiesen. Die Lage selbst und die Umgebung des Ortes hat viel Anmuthiges. Vom Thurme aus sind die Aussichten wahrhaft lieblich zu nennen.
Nach alten Urkunden bestand vordem das ganze Kotitz nur aus zwei Bauergütern und sechs Gartennahrungen, welche, sammt der sehr alten Mahlmühle, dem Rittergute Kotitz zugehörten.
Im Jahre 1709 sind die zwei Bauergüter nicht mehr im Besitze gewesen, sondern wüste liegen geblieben und nur die Gebäude haben noch darauf gestanden. Sie wurden zum Rittergute geschlagen und seit dieser Zeit hat Kotitz kein Bauergut mehr, sondern nur Garten- und Häuslernahrungen.
Niederkotitz, auch Klein-Kotitz, Neu-Kotitz oder nur „das Vorwerk“ genannt, hat keine besonderen Nummern, sondern dieselben werden in Oberkotitz mit eingezählt.
Noch um’s Jahr 1780 machten nur eine Gartennahrung und vier Häuslernahrungen mit dem Gute das Niederkotiz aus.
Seit den 80er Jahren aber und bis in die neueste Zeit sind dort nach und nach dreissig neue Häuser entstanden.
Die Grundherrschaft hat nach und nach aus allen Gegenden Menschen dahingezogen, welche nun grösstentheils mit Tagelöhnerarbeit ihr und ihrer Familien Leben gut durchbringen können.
Oherkotitz, welches noch ums Jahr 1780 7 Gartennahrungen und 3 Häuslernahrungen zählte, hat sich seitdem gleichfalls um 11 Häuser vergrössert, unter welche auch die im Jahre 1821 neuaufgebaute vor der Pfarre stehende obere Schmiede gehört.
Wenn man nun den sammt der niedern Schmiede unter die Gerichtsbarkeit von Nostiz gehörigen, an der alten Strasse liegenden, sehr alten Kretzscham, sowie eine Gartennahrung und drei Häusler, die unter den Gerichten von Wurschen stehen, mit rechnet, weil diese Häuser nach Kotitz eingepfarrt sind, auch der Lage nach zum Dorfe Kotitz gehören, so zählt Ober- und Niederkotitz zusammen mit der Kirche, dem Pfarrhaus, dem Schulhaus und der Mühle, 63 Hausnummern, welche unter dem Gerichtsamte Weissenberg stehen.
Die Kirche zu Kotitz anlangend, so stand eine solche schon im 14. Jahrhundert. Auswendig an die Kirchmauer ist eine Gruft angebaut, welche die Weichaische heisst und eine besondere Geschichte hat. Ihr Begründer ist Hans von Gersdorf, ein ehemaliger Besitzer des Gutes Weicha gewesen. Dieser hat bei Joachim Ernst von Ziegler und Klipphausen auf Nostitz, als dem seit 1693 vollgewaltigen Collator der Kirche zu Kotitz angesucht und auch erlangt, auf dem Kirchhofe zu Kotitz für zwei Personen ein Begräbniss auf seine Unkosten gegen ein Gewisses, so inhalts seines Testamentes der Kirche zu Kotitz und zwar infinite gereichet werden sollte, bauen zu dürfen.
Hans von Gersdorf ist auch wirklich mit seiner Gemahlin in seiner damals neuerbauten Gruft zu Kotitz beigesetzt worden. Doch ist seit dem Napoleonischen Kriege die Gruft leer und es sind nur noch zwei Leichensteine vorhanden, welche von ihm und seiner Gemahlin Nachricht geben. Seit Anfang der 40er Jahre ist vielmehr in diese Gruft die Sacristei verlegt, wodurch in der Kirche selbst eine bedeutende Ständevermehrung entstanden ist.
Das Collaturrecht über Pfarre und Schule steht dem Besitzer von Kotitz zu. Bis zum Jahre 1678 hatte dieses Besetzungsrecht der Besitzer von Särke. Allein im Jahre 1773 hat Carl Gottlob von Heldreich auf Ober- und Niederkotitz dem damaligen Besitzer des Gutes Särke, dem Johann Erdmann von Gersdorf auf Wurschen, Belgern, Nechern, Kohlwesa, Rodewitz u. s. w., das allein habende Jus patronatus um 350 Thaler abgekauft und somit wieder zum Gute Kotitz gebracht, wobei es bis auf unsre Zeiten geblieben ist, und der Himmel mag den derzeitigen Herrn Besitzer als Collator der Kirche und Schule von Kotitz noch lange beschützen und erhalten.
Die Kirche von Kotitz besitzt mehrere Legate von früheren mildthätigen Gerichtsherrschaften, wie z. B. das von Ziegler’sche, das von Heldreich’sche, das von Langenau’sche und von Miltitz’sche. Von dem Letztern sollen die Kinder in Ober- und Niederkotitz unentgeldlichen Schulunterricht erhalten.
Die Höhe, auf welcher die Kirche, wie auch ein Theil des Dorfes steht, läuft nach Morgen in ebenes Land aus, nach Mittag und Mitternacht aber hat sie einen ziemlich steilen, nach Abend gar einen abschüssigen Abhang, an dessen Fusse das Kotitzer Bächlein vorbeifliesst.
Dieser abschüssige Abhang, gleich hinter der Kirchhofsmauer, enthält einen kleinen Steinbruch und heisst der Kirchberg, worauf noch einige Linden stehen, welcher Abhang ausser dem Kirchhofsplatze das einzige liegende Besitzthum der hiesigen Kirche ist. An jedem der beiden Eingänge des Kirchhofs stehen zwei der Kirche zugehörige im November des Jahres 1768 gepflanzte Linden.
In die Schule zu Kotitz gehen die Kinder von Ober- und Nieder- und Neukotitz und Särke, sowie auch die von Lauske, und werden in derselben zusammen 160 Kinder unterrichtet.
Trotz der kleinen Häusler und Besitzlosen, so hat doch in neurer Zeit der Ort selbst sich gehoben und finden die einzelnen Bewohner stets ausreichende Arbeit bei der hiesigen Gerichtsherrschaft und in der Umgegend.