Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Schönfeld (Landkreis Meißen)

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Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Schönfeld
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aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 105–107
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
Kurzbeschreibung: siehe auch: Schönfeld (Großenhain)
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[105]
Schönfeld
bei Hain.


Das frühere Amt Hain, wozu auch Radeburg gehört, war grösser an Seelenzahl, als das jetzige Gerichtsamt Grossenhain, wozu unser Schönfeld gerechnet wird. Radeburg bildet jetzt ein eignes Gerichtsamt.

Das Amt Hain, welches in Norden und Nordwesten an Preussen, in Westen ans Amt Oschatz, in Südwesten an Meissen, in Süden an Moritzburg, in Südosten an Laussnitz, in Osten an die Oberlausitz grenzt, war vor 1835 weit grösser, es fasste 33,786 Seelen, nachdem es im Jahre 1836 von den aufgelösten Meissnischen Procuratur und Schulämtern 16 Orte, so wie das Moritzburger Dorf Gerstliz und die Lausitzer Hälfte von Crakau erhalten, und seine Antheile an Reichenau und Reichenbach an den Bautzner Bezirk, Oberau ans Amt Meissen abgetreten hatte. Jetzt fasst das Gerichtsamt Grossenhain nur 28575 Seelen in einer Stadt und 98 Landgemeinden, wogegen früher zum Amte Hain 2 Städte, 132 Dörfer, mehrere Häusergruppen, 40 Rittergüter und einige Vorwerke gezählt wurden.

Die Elbe und Pulsnitz – jene in Westen, diese in Osten, begränzen das von der Röder durchflossene Amt und in Nordwest zieht sich der aus Preussen kommende Flosskanal, der Neugraben, zur Elbe. Von dem Austritte der Röder nach Preussen steigt der theils ebene, theils hügelige Boden südostwärts nach der Lausnitzer Haide hin, doch der höchste Gipfel des Kotzschenberg befindet sich an der Gränze von Preussen bei Ortrand. Der Boden ist grösstentheils sehr sandig und an der untern Röder sehr moorig, im Südwesten trägt er viel Reben, im Osten die Kiefernhaiden, wie den Raschütz, die Kien- und Glauschnitzer Haide, die Zschorner Haide.

Auf dem Lande findet man keine Fabrikzweige und die Bewohner desselben leben von Ackerbau und Handarbeit, weshalb auch die Bevölkerung verhältnissmässig gegen andere Orte Sachsens eine geringe genannt werden kann. Es kommen durchschnittlich 2500 Seelen auf jede Quadrat-Meile. Das Land selbst aber ist merkwürdig durch seine Vorzeit und jeder Ort hat beinahe seine besondere Geschichte. Die meisten Orte verdanken ihre Entstehung den Sorben-Wenden und sind deshalb sehr alten Ursprungs. Die ältesten Schlösser und Burgen findet man hier mit.

Auch Schönfeld bei Hain genannt, gehört zu diesen alten Orten.




Schönfeld mit Dammmühle liegt ungefähr drei Stunden östlich von Grossenhain, im Meissner Kreise und gehört jetzt zum Bezirksgerichte von Meissen, zum Gerichtsamte Grossenhain, unter die Amtshauptmannschaft von Meissen, zum Regierungsbezirk Dresden.

Eigentlich wird es Schönfeld an der Kienhaide, dem Forst und der Breslauer Strasse genannt und zerfällt das Schloss in ein zweifaches Gut, in Unter- oder Alt-Schönfeld, in Hinter- oder Neu-Schönfeld. Die Vorwerke sind in Lötschen, am Zschorner Teiche und in Liega am Wolfsberge [106] und Forste. Auch gehören hierher Schönborn am Raschütz, Welxsande am Forste, Thiendorf mit Dammenhain.

Die Nachrichten über Schönfeld gehen zurück bis ins zwölfte und dreizehnte Jahrhundert, wo wir hier die Familie von Kötteritz vorfinden, die das Gut ungetheilt bis zum Anfang des funfzehnten Jahrhunderts besessen hat. Dann ist dasselbe an eine wichtige, berühmte Familie gekommen, an die von Sahla, die zugleich Schönfeld im Amte Dresden, zwei Stunden nördlich von Pillnitz gelegen, besessen haben. Die Tochter von Anna von Sahla, Margaretha, Hoffräulein bei der Herzogin Elisabeth zu Rochlitz, nahm der Landgraf Philipp von Hessen zur linken Hand. Margaretha residirte auf Spangenberg und hiess in der Volkssprache „die linke Landgräfin“. Herzog Heinrich der Fromme, durch seine Gemahlin Katharine und den Unmuth von Philipps Schwester Elisabeth zu Rochlitz gereizt, war sehr entrüstet über des Landgrafen Digamie und schob die Schuld auf Margarethens Mutter, die seine Vasallin war. Nach ihrer Rückkehr aus Hessen lies er sie nach Dresden holen, wo sie in Untersuchung genommen und über die Digamie befragt wurde. Sie lieferte die erhaltenen Ehedocumente aus, ob nothgedrungen oder aus weiblichem Ehrgeiz lassen die frühern Geschichtsschreiber dahingestellt.

Auf Vorstellung des Kurfürsten gab Heinrich die von Sahla wieder frei. Diese aber beklagte sich beim Schwiegersohne, sie sei ex demo sua per lictores evocata et Dresdae custodita minisque terita, was Heinrich nie zugegeben hat.

Anna kam bei der Herzogin Elisabeth in Rochlitz nie wieder zu Gnaden.

Ob die Mutter der Margarethe, Anna von Sahla, schon Schönfeld im Amte Hain mit besessen hat, darüber schweigen die Urkunden. Es ist dies aber mit Gewissheit anzunehmen, da eben dieses Gut der eigentliche Stammsitz der completten Herrschaft war.

Ja es scheint auch unser Schönfeld der Stammsitz derer von Sahla gewesen zu sein, da sich das Geschlecht bis 1800 hier erhalten hat, wogegen auf Schönfeld im Amte Dresden andre Besitzer folgten. Denn im Jahre 1568 finden wir hier den berühmt gewordenen Dr. Krakow, welcher seinen Freunden einen Einzugsschmaus gab, welchen auch Dr. Peucer, Melanchthons Schwiegersohn, Kurfürst Augusts Leibarzt und Gevatter, mit beiwohnte.

Dieser Dr. Peucer war in Hinsicht auf seinen Glauben als Calvanist bekannt. Daher auch die vielen Anspielungen von Kurfürst August darauf: Als der Kurfürst einmal nach Wittenberg zu Peucers Tafel geladen war, sagte er beim Einsteigen in den Wagen zu den umstehenden Räthen: proficiscor convitatum ad Archicalvinistam und nach seiner Rückkehr sagte er zum Kanzler Dr. Kiesenwetter: se fuisse conviram Archicalvinistae. Ueber jenen Einzugsschmaus bei Dr. Krakow und seine Theilnahme daran liess sich Dr. Peucer 1576 in seinem Gefängniss zu Leipzig gegen den ihn verhörenden Bürgermeister Hyronimus Rauscher folgendermaassen vernehmen: invitatum me a Cracovio, Dresda escurrisse ad visendum praedium, quodnuper emerat, adducto mecum Johanne Hermanno medico. Cum renissemus, ad prandium exceptos nos esse, ut in hospitio novo, salutatorio poculo, plusculumque paulo ad bibisse. Stoesselium nobis ignaris vocatum a Cracovio, advenisse serius et adduxisse secum Rectorem scholae Pirnensis, eodemque propemodum momento adfuisse Camerarium aulae cum familia sua. In coena nullos fuisse sermones, nisi ludicros, ut inter pocula. Postridie me summo mane nemine salutato, ne quidem hospite ipso abiisse. Tantum me scire, de illo congressu, ne aliud quidquam Sed hujus articuli et contraversiae mentionem, quod sciam, non esst factam.

Doch dieses Alles gehört eigentlich nicht hierher und man verzeihe daher eine solche Abschweifung. Unser Schönfeld blieb, wie erwähnt, im Besitze des Geschlechtes derer von Sahla bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Noch im Jahre 1818 war Besitzerin beider Rittergüter Frau Erdmuthe, verwittwete Gräfin von Bünau geborene von der Sahla, von welcher es der preussische Oberforstmeister von Erdmannsdorf übernahm. Sein Sohn, Otto von Erdmannsdorf, ist seit 1842 der dermalige Besitzer von Schönfeld, und wurde derselbe am 3. October 1845 Mitglied der ersten Ständekammer Sachsens.

Schönfeld ist ein grosses schönes Gut mit Schäferei und grossen Teichen. Auch ist eine Mühle und ein Gasthof im Orte.

Nicht weit von Schönfeld liegt Zschorna mit seinen berühmten grossen Teichen und Haiden. Zu Schönfeld selbst gehörte früher schriftsässig das Dorf Schönborn, unfern Thiendorf, 2½ Stunden östlich von Grossenhain, welches nicht mit dem eine Stunde von Radeberg entfernt liegenden Schönborn zu verwechseln ist. Letzteres gehörte zum Rittergute Seifersdorf, welches einst der Premierminister Graf von Brühl besessen hat.

Auch Thiendorf mit Dammenhain gehört zu unserm Schönfeld, an den Breslauer und Ortrand-Dresdner Strassen gelegen. In Thiendorf befinden sich ein Gasthof und zwei Mühlen, sowie auch mehrere grosse Teiche.

Die Kirche von Schönfeld ist sehr alten Ursprungs. Sie steht unter der Inspection Hain und Collator darüber ist der jedesmalige Besitzer von Schönfeld. Vor der Kirchenverbesserung gehörte die Kirche auch schon in die stiftisch Meissnische Probstei Hain.

[107] Schönfeld liegt nicht in einer der fruchtbarsten Gegenden, aber sehr anmuthig und reizend. Rücksichtlich seiner Lage an einer Hauptstrasse hat es in allen Kriegsperioden viele Drangsale zu ertragen gehabt und die Leiden eines Krieges in vollem Maasse kennen gelernt.

Ob Barbara von Sahla, Hofmeisterin der Gemahlin Herzog Georgs und die andächtige Zuhörerin Luthers bei der Mönchspredigt, von Schönfeld hier oder von Schönfeld im Amte Dresden stammte, darüber sind die Urkunden scheinbar nicht einig. Die gewichtigeren Autoren sagen allerdings, dass Barbara von Sahla von dem hier in Frage kommenden Schönfeld stamme. Sie starb am 25. August 1517 todtesfreudig durch jene Predigt, in welcher Luther im Schlosse zu Dresden vor Herzog Georg den Satz ausführte: „Niemand, der Glauben habe, müsse an seiner Seligkeit zweifeln.“

Schönfeld hat 71 bewohnte Gebäude mit 105 Familienhaushaltungen und 514 Bewohnern. Lötzschen mit 21 Gebäuden und 21 Familienhaushaltungen und 118 Einwohnern. Liega mit 123 Einwohnern in 20 bewohnten Gebäuden und 30 Familienhaushaltungen. Schönborn mit 160, Welxsande mit 110 und Thiendorf mit Dammenhain mit 136 Einwohnern.

M. G.