Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Tannhof
auch Thanhof und Thannhof, ein Name, welcher von Lichtentanne abstammt und eigentlich Tannenhof geschrieben werden muss, ein Vorwerk in der frühesten Zeit, welches zu Lichtentanne gehörte.
Der Ort liegt 1¾ Stunden südöstlich von Zwickau, unfern der Chaussee von Zwickau nach Plauen, 1 Stunde südlich von Werdau, in einer von Basalthügeln angefüllten, schönen Gegend zwischen den Thälern der Neumärker und Lichtentanner Bäche, welche zusammen die Pleisse bilden.
Das Rittergut, getrennt von Lichtentanne, kommt schon im Jahre 1527 vor und die damaligen Besitzer waren die Herren von Gahren (Gauern) welche auch Lichtentanne besassen und im Jahre 1589 ihren Schwager Urban von Feilizsch auf Treuen das Gut Tannhof verkauften. Letzterer acquirirte die luschwitzischen Theile dazu, veräusserte es aber an seinen Bruder Hans Christoph, obschon die alten Nachrichten hier von einander abweichen. Denn nach einer anderen Urkunde soll zu Anfang des 16. Jahrhunderts Hiob von Milkau auf Altschönfels Tannhof mit besessen haben; so viel steht fest. Nach dem Ableben des Hans Christoph von Feilitzsch kam das Gut an seinen jüngsten Sohn seines Bruders, Jobst Heinrich, dem es im Jahre 1718 ein älterer Bruder abkaufte, welcher ebenfalls im Jahre 1729 ohne Decendenten mit Tode abging.
Noch im 18. Jahrhundert erkaufte es eine Familie Mühlmann. Von dieser Familie ist es von Herrn Christian Friedrich Mühlmann an dessen Herrn Sohn, dem vormaligen Besitzer, Herrn Otto Friedrich Mühlmann, übergegangen.
Das Gut selbst erlangte erst im Jahre 1789 die Schriftsässigkeit, wogegen die Obergerichte Wolf von Weissenbach als Besitzer von Altschönfels schon im Jahre 1527 an die vormaligen Besitzer von Tannhof, an Quirin, Jobst und Georg von Gahren (Gauren) verkauft hatte.
Die herrschaftliche Wohnung besteht aus neuen schönen Gebäuden, wie wir solche in der Abbildung erblicken.
Zum Gute gehört eine grosse Schäferei und schöne basaltartige Steinbrüche.
Die dazu gehörigen Felder sind von ausgezeichneter Bodenklasse, die Wiesen und Holzungen vortrefflich und in dem besten Zustande. Die ebenfalls dem Rittergute zugehörigen Teiche zeichnen sich wegen ihrer Grösse nebst den Würschnitzern in dasiger Gegend vorzüglich aus.
Auf Ritterguts Grund und Boden sind ausserdem 32 Häuslerwohnungen erbaut, von denen jede so viel Grund und Boden hat, um eine Kuh halten zu können.
[190] Die Einwohner von Tannhof treiben vorzüglich Handarbeit. Unter die frühere Gerichtsbarkeit von Tannhof gehörten aber 17 Bauern von Lichtentanne und 8 von Gospersgrün.
Aus den Steinbrüchen Tannhof werden jährlich über 500 Ruthen verkauft. Die Steinart selbst ist wasser und feuerfest und leicht bearbeitbar.
Früher wurden auch hier Kupfererze gewonnen, wie noch jetzt die alten Schächte beweisen und muss dieser Bergbau ein sehr ergiebiger gewesen sein.
Eingepfarrt ist Tannhof mit Brand und Vorholz nach Lichtentanne.
Brand liegt nur ¼ Stunde rechts ab von der Chaussee nach Plauen, also zwischen Tannhof und Lichtentanne, am Rande eines Holzes, welches sich sehr schmal und unter verschiedenen Namen bis in die meranische Gegend ausdehnt. Es wird dieser Ort gewöhnlich das Brandgut genannt, weil es ohne Zweifel aus einem Vorwerke Brand entstanden ist und zu Lichtentanne und Tannhof früher gehörte.
Wenn auch die Gegend von unserm Brandgut nicht so reizend, wie von Brand in der sächsischen Schweiz ist, so wird man sie immer lieblich und angenehm, wenn auch etwas rauh finden.
Unerwähnt können wir nicht lassen, dass der obenerwähnte Ort Gospersgrün, wovon 8 Bauern unter die früheren Gerichte von Tannhof gehörten, überhaupt 5 verschiedenen Gerichten unterworfen war, ein Fall, der in hiesiger Gegend öfters vorgekommen ist; denn der Kirchort Baiersdorf, wohin Gospersgrün gepfarrt ist, stand unter eben so verschiedenen Gerichtsbarkeiten.
Gospersgrün ist noch merkwürdig wegen seines anmuthigen Thales, durch welches das Neumarker Wasser fliesst. Dieses Wasser wird sehr häufig auch der Gospersgrüner Bach, ja nicht selten wird er schon von der, unter Gospersgrün bei genanntem Holze oder Pleissenmühle an, die Pleisse genannt, doch in der Regel erst bei Steinpleiss.
Wir finden uns um so mehr bewogen, dieses hier zu erwähnen, weil wir oben schon gesagt haben, dass Tannhof zwischen den Thälern der Neumarker und Lichtentanner Bäche liegt, da diese Bäche es sind, aus welchen eben die Pleisse sich bildet, welche zwar in ihrem mittlern Laufe dem Fürstenthume Altenburg, übrigens aber ganz dem Königreiche Sachsen, namentlich dem Gerichtsamte Zwickau und Werdau und den Gerichtsämtern Borna, Pegau und Leipzig angehört.
Der Lichtentanner Bach entspringt südöstlich von seinem Zusammenflusse mit dem Neumarker Wasser auf grosser Höhe am Schönfelser Oberwalde, aus dem sogenannten Lindenborn, welcher in sehr alten Urkunden unter dem Namen Albo Distudinga vorkommt.
Der Bach fliesst sehr schnell und jäh nach Ebelsbrunn herab, durchfliesst es in nördlicher Richtung, sowie das daran stossende Stenn in nordwestlicher; Lichtentanne, welches an Stenn stösst, hat wieder meist nördliche Richtung und damit verbindet sich theils Moselgut, theils das schöne grosse Dorf Steinpleiss, wo der Bach gegen Nordwest und West fliesst.
Sein Gang ist schon in Stenn etwas träge und wird es noch mehr in Lichtentanne – eine Eigenheit, welche ihn allerdings des Namens der Pleisse würdig macht.
Das viel stärkere Neumärker Wasser bildet sich in Neumark durch Zusammenfluss des Schönbacher Wassers und des Oberneumärkischen, das am Gotteswalde über Oberneumark seine Quelle hat; diese liegt unter allen des Flussgebiets am höchsten (gegen 1000 Pariser Fuss über dem Meere) und muss als dessen Hauptquelle betrachtet werden; dass durch sie gebildete Gerinne heisst auch das Keilwasser. Der vereinigte Bach fliesst in sehr geschlungenem Laufe durch Unterneumark nach Ehrlmühle hinab und nimmt hier eine nördliche Richtung an, in welcher sich dann im Allgemeinen der ganze Fluss erhält.
Jener Bach aber verstärkt sich dann in dem erwähnten Gospersgrüner Theile sehr ansehnlich durch das Altschönfelser Wasser und fliesst nach dem niederen Ende von Steinpleiss zu der genannten Vereinigung hinab, nimmt jedoch noch zuvor den durch das Freyreuther Wasser verstärkten Ruppertsgrüner oder Beyersdorfer Bach auf.