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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Teichnitz

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Textdaten
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Autor: o. A.
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Titel: Teichnitz
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 133–134
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung: Beschreibung des Schlosses Teichnitz
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Teichnitz
Teichnitz


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Teichnitz

1/2 Stunde nördlich von Bautzen, an der Strasse nach Hoyerswerda in reizender angenehmer Gegend gelegen, auf Wendisch heisst der Ort Czichownizy.

Das dasige Schloss ist, wie dies schon die Abbildung besagt, sehr geschmackvoll und die Erbauung desselben fällt in die frühesten Zeiten zurück.

Als die ersten bekannten Inhaber erscheinen die Herrn von Gersdorf, die auch Baruth besassen. Durch die weibliche Linie kam dieses Besitzthum an die Familie von Hohenthal aus dem Hause Baruth. Im Jahre 1770 besass dieses Rittergut Frau Friederike Henriette Freifrau und Oberconsistorial-Vicepräsitentin von Hohenthal; im Jahre 1800 kam es an Henriette Sophie Gräfin von Hohenthal; im Jahre 1820 wurde der Conferenzminister Graf von Hohenthal auf Baruth damit beliehen.

Der jetzige Besitzer ist Graf Ferdinand zu Lippe-Biesterfeld-Weissenfeld, welcher 7 Jahre lang mit der grössten Uneigennützigkeit die Vormundschaft über den unmündigen Reichsgrafen von Riesch führte und die Verwaltung über dessen Majoratsgüter besorgte, und durch die unermüdete Thätigkeit und Sorgfalt ebensowohl die er seinen Geschäften widmete, als durch die Huld und Milde, welche er bewies, allgemein die dankbarste Erinnerung in Neschwiz zurückgelassen hat.

Dieselbe Liebe und Achtung geniesst dieser Herr Besitzer von seinen Untergebenen in Teichnitz und Nieder-Gurig.

Bei diesem vortrefflichen Manne sind alle Eigenschaften vereinigt, womit Seelen zu gewinnen, Menschen zu verbinden sind.

Unter den frühern Besitzern aus der Gersdorfschen Familie ist vorzüglich Herr Ober-Amts-Hauptmann Graf von Gersdorf bemerkenswerth. Es ist dies derselbe, welcher sich um die Ausbreitung der reinen christlichen Lehre und der lautern evangelischen Wahrheit unter den Wenden besonders verdient gemacht hat. Im Schlosse Teichnitz hatten sie ihre Erbauungsstunden und die unter dem Wohnsitze der Herrn Grafen von Gersdorf sich daselbst gebildete Gesellschaft stand mit der Brüdergemeinde in Herrnhut in Verbindung. Nach dem Tode des Herrn Grafen von Gersdorf, welcher in Karlsbad im Jahre 1757 erfolgte, gestattete der neue Besitzer diese Zusammenkünfte nicht mehr und die Gesellschaft siedelte mit Hülfe des Gutsbesitzers von Kleinwelka, Matthias Lange nach Kleinwelka über. Am 24. Juli 1751 trugen die eben Zusammengekommenen die bisher zu ihrer dortigen Einrichtung gebrauchten Tische, Stühle und Bänke von Teichnitz eine kleine halbe Stunde weit nach Kleinwelka in das Herrschaftshaus, wo sie nun ungestört ihre Versammlungen hielten. Dieses gab die Veranlassung zum Anbau der Brüdergemeinde in Kleinwelka. Noch in demselben Jahre (1751) wurde das erste Haus, das jetzige Grunertsche, von Franz Budin, einem geborenen Böhmen, damals in Grossseida wohnhaft, zu bauen angefangen.

Im Jahre 1756 verkaufte Matthias Lange das Rittergut Kleinwelka an Frau Agnes Sophie Gräfin Reuss, Frau von Plauen, geborene Gräfin von Promnitz in Herrnhut, welche sich mit regem Fleisse der neuen Anbauer annahm. Dieselbe wies den Ankömmlingen auf ihrem Dominio nicht allein Plätze zum weitern Anbauen an, sondern gab auch ein Grundstück zu Erbauung einer Kirche, frei von allen Abgaben, her. Die frühere in Teichnitz begründete wendische Schule wurde ebenfalls im Jahre 1757 mit nach Kleinwelka verlegt. Die hiesige Schule stand seit dieser Zeit mit jener in immer währender Verbindung.

Anlangend die Schicksale des Orts, so hat es im 7jährigen Kriege [134] zu wiederholten Malen ganz besonders in der bedrängnissvollen Zeit des Jahres 1813 und namentlich während der Schlacht bei Bautzen im Mai vollen Antheil an der Kriegsnoth erfahren.

Die Einwohner aller Lebensmittel beraubt, wurden mit Einquartirungen stark heimgesucht und Erpressungen bei Einzelnen blieben nicht aus.

Teichnitz geht vermöge freiwilligen Anschlusses mit Ausnahme der Katholiken sammt den Dörfern Sogdau, Vorwerk Schmoln, Jenkwitz, Jessnitz, Röschen, Königsmühle, Lubachau, Malsitz und Neumalsitz, Oehna, Zinschütz, Doberschau in die Michaeliskirche zu Bautzen in die Kirche.

Diese Kirche ist zum Andenken des an der Rettung der Stadt bei einer Belagerung durch die Hussiten 1429 erkannten Schutzes der Engel als Capelle zuerst erbaut worden, deren Umfassungsmauern in dem vordern östlichen Theile dieser Kirche noch vorhanden sind, um alljährlich am Sonntag nach Burchardi ein Dankfest zu begehen.

Seit 1519 ist an dasiger Kirche ein wendischer Prediger angestellt. Im Jahre 1690 erfolgte die Gründung des Diaconats in dieser wendischen Pfarrkirche.

Eigene Begräbnissplätze haben von den zu der Michaelisparochie gehörenden Ortschaften die Seidauer auf dem Proitzschenberge seit 1686, die Teichnitzer seit 1827, Grosswelka seit 1827, und Doberschau seit 1835. Die übrigen begraben ihre Leichen auf den Taucherkirchhof und[WS 1] auf den Kirchhof zum heiligen Geist. Auf dem Proitzschenberge hatten die wendischen Anwohner schon vor dem 9. Jahrhundert eine Feste.

Bei der Michaeliskirche sind die Functionen des Cantors, Organisten und Glöckners dem jedesmaligen Schullehrer an der Michaelisschule übertragen und aus der Kirchengemeinde 4 Kirchenväter angestellt.

Die Collatur über diese Kirche steht dem Stadtrathe zu Bautzen allein zu.

Das benachbarte obenerwähnte Kleinwelka ist bekannt durch das daselbst befindliche Brüderhaus, worinen unverheirathete Mannspersonen wohnen, die ihre eignen Haushaltungen haben; desgleichen befindet sich auch ein Schwesternhaus, in welchem bei ebenfalls gemeindschaftlicher Haushaltung unverheirathete Frauenspersonen zusammen leben und durch Verfertigung weiblicher Handarbeiten ihren Lebensunterhalt erwerben.

Hierher und nach Teichnitz werden viele Spaziergänge von Bautzens Bewohnern unternommen, wozu vorzüglich der im Schlosse zu Teichnitz befindliche oben schon berührte herrliche Garten die Veranlassung giebt.

Teichnitz hat 14 sogenannte Rauche, mit Neuteichnitz aber 29 bewohnte Gebäude mit 31 Familienhaushaltungen und 166 Einwohnern.

Der Ort gehört zum Gerichtsamt- Bezirksgericht- zur Amtshauptmannsschaft- zum Regierungsbezirk-Bautzen.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud