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Rolandseck (Pröhle)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Heinrich Pröhle
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Titel: Rolandseck
Untertitel:
aus: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten, S. 186–187
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Tonger & Greven
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans eines Exemplares der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung Berlin, Signatur 19 H 104 auf Commons; E-Text nach Deutsche Märchen und Sagen
Kurzbeschreibung:
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[186]
Rolandseck.

Von der Burg Rolandseck werden mehrere Sagen erzählt, die den Namen der Burg erklären sollen.

Nach einer dieser Sagen hatte die Feste sonst einen anderen Namen, und es wohnte auf ihr ein Ritter, der sich früher mit großem Ruhme bedeckt hatte, nunmehr aber alt und schwach geworden war. Er hatte eine sehr schöne Tochter, mit welcher er in einigen Sorgen lebte, weil er sein Kind nicht mehr gegen die bösen Junker am Rheine schützen konnte, denen sie ihre Hand versagt hatte.

Einst saßen Vater und Tochter auf der Burg, da stieß der Türmer ins Horn und meldete, daß eine reisige Schar nach der Burg im Anzuge sei.

Der alte Ritter erschrak, denn er meinte, es seien Feinde, welche seine Tochter, als sie sich um ihre Hand bewarben, beleidigt hatte. Aber das Burgfräulein tröstete ihren Vater. Sie hatte bereits wahrgenommen, daß ein überaus stattlicher Ritter in kostbarer, herrlicher Rüstung mit einigen Knappen zur Burg hinauf ritt. Diese wenigen Männer konnten unmöglich in feindlicher Absicht sich nähern.

Dennoch verlangte die Wache am Thore erst Auskunft über den Ritter, ehe er eingelassen wurde. Dieser aber erklärte, daß er Roland, König Karls Neffe, sei. Nach manchem kühnen Abenteuer zog er mutig am Rheine [187] hinauf und mochte es sich nicht versagen, den Helden aus einer älteren Zeit, dessen König Karl oft selbst noch rühmend gedachte, auf der Burg seiner Väter heimzusuchen und einige Tage lang froh bei ihm und seinem Töchterlein zu verweilen.

Der alte Burgherr war nun voller Freude, und sein Töchterlein ließ es sich angelegen sein, Roland mit dem allerbesten zu bewirten, was sich in der Küche und in der Speisekammer der Burg fand. Als aber an einem der nächsten Tage der alte und der junge Ritter die vollen Humpen mit Rheinwein leerten, blies der Türmer wieder das Signal, daß eine Reiterschar zur Burg hinaufzöge. Diesmal war die Besorgnis des alten Ritters nicht unbegründet: es kamen wirklich die Junker, an welche das Burgfräulein Körbe ausgeteilt hatte, mit hunderten von Knappen in feindlicher Absicht vor das Burgthor geritten.

Allein Graf Roland tröstete den alten Herrn, und obgleich der alte Ritter nur wenig Knechte besaß und in Rolands Begleitung nur zwei waren, so verteidigte des Königs Neffe doch mit dieser geringen Mannschaft das Burgthor auf das beste. Da griffen die Belagerer zur List, bestürmten das Burgthor nur noch zum Schein und erstiegen zu dreißigen heimlich in der Nacht die Burgmauer an einer Stelle, welche Roland mit seiner geringen Mannschaft nicht hatte besetzen können. Diese List war allerdings gelungen, aber Roland tötete alle die Ritter und Knappen, welche von der Burgmauer auf den Burghof heruntergesprungen waren, und jagte dadurch denen, die sich noch vor dem Burgthore befanden, einen solchen Schrecken ein, daß sie die Belagerung aufgaben und noch während dieser Mordnacht davon zogen. Zum Andenken an diese Begebenheit soll dann die Burg den Namen Rolandseck erhalten haben. Auch soll Roland das Fräulein geheiratet haben.

Eine andere Sage erzählt, Roland habe die Burg Rolandseck erbaut, aber nur um einem Edelfräulein nahe zu sein, welches er liebte. Sie hieß Hildegard und hatte in dem Kloster, das auf der Insel Nonnenwerth zu den Füßen von Rolandseck liegt, den Schleier genommen. Von Rolandseck soll Roland beständig zu ihr hinabgeschaut haben und auf Rolandseck gestorben sein, sobald sie ihm im Tode vorangegangen war.