Romanze (Pattberg)
Es war einmahl ein schöner Knab,
Der liebt sein Liebchen bis ins Grab,
Sieben Jahr und noch viel mehr,
Die Lieb die nahm kein Ende mehr;
Da ward sein Allerliebste krank,
Krank und kränker alle Tag,
Drei Stunde lang kein Wort mehr sprach.
Und als der Knab die Bottschaft hört,
Und er liess sein Haab und Gut
Und schaut, was seine Liebste thut.
Er greift ihr leisslich an den Arm,
Der war schon kalt und nicht mehr warm:
Sonst stirbt mein Schaz und sieht mich nicht.“
„Grüss Gott, Grüss Gott, mein schöner Knab,
Mit mir wirds heisen in das Grab,
Auf meinem Grab da steht ein Stein,
Da soll darauf geschrieben sein,
Dass wir die zwei allerliebsten sein,
Dass du mein allerliebster Knab
Mich treu geliebt bis an das Grab.“
Dann will ich auch ins Grab hinein,
Dann trag ich stets ein schwarzes Kleid,
Zum Zeichen meiner Traurigkeit.“[1]
- ↑ Aus der eigenhändigen Niederschrift der Frau Auguste Pattberg. Eine Nach- und Umdichtung, wahrscheinlich von Frau Pattberg selbst (vgl. oben S. 76), in Des Knaben Wunderhorn 3, 34 bis 36 mit der Aufschrift „Die gute Sieben. (Mündlich).“