Sankt Georg (Die Gartenlaube 1899)

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Textdaten
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Titel: Sankt Georg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 4, S. 132
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[132] Sankt Georg. (Zu unserer Kunstbeilage.) Kein anderer Schutzheiliger der Christenheit ist von der deutschen Kunst mit solcher Vorliebe verherrlicht worden wie Ritter Sankt Georg. Nach der Legende stammte der zum Heiligen erhobene Held aus einem Patriciergeschlechte in Kappadocien. Er diente zur Zeit des Kaisers Diocletian mit Auszeichnung im römischen Heer. Doch als der Kaiser die Christen zu verfolgen begann, erhob sich der Ritter wider ihn und verwies ihm seine Grausamkeit, wofür er im Jahre 303 den Märtyrertod erlitt. Erst in der im 13. Jahrhundert erschienenen „Legenda aurea“ findet sich die Angabe, daß dieser heilige Georg einen Lindwurm getötet habe, der die Königstochter Aja zu verschlingen drohte. Aber schon die frühesten Darstellungen des Heiligen zeigen ihn als Drachentöter; sein Kampf mit dem Drachen hatte dort symbolische Bedeutung und war ein Hinweis auf sein heldenhaftes Eintreten gegen den mächtigen Widersacher des Christentums. Dieser kühne Drachentöter, der so viel Aehnlichkeit mit dem germanischen Heldenideal Siegfried hat, wurde in Deutschland frühe als Schutzpatron des Rittertums verehrt. Zur Zeit der Kreuzzüge entstanden verschiedene Ritterorden, die sich nach ihm benannten; Friedrich III stiftete einen geistlichen Ritterorden des heiligen Georg. Seine Gestalt ward zum Inbegriff aller ritterlichen Tugend, zum leuchtenden Vorbild der Tapferkeit, die sich mit christlicher Demut in den Dienst des Höchsten stellt. Aber auch jeder schlichte Reitersmann und Waffenknecht sah in dem heiligen Georg seinen Patron. Wer erinnert sich nicht der Scene in Goethes „Götz“, wo „Bruder Martin“ den braven Knappen des Berlichingers Georg nach seinem Namen fragt und nach empfangenem Bescheid ausruft: „Georg! da hast du einen tapfern Patron!“ „Sie sagen, er sei ein Reiter gewesen, das will ich auch sein!“ erwidert der frische Junge. Bruder Martin entnimmt seinem Gebetbuch ein Heiligenbild: „Da hast du ihn, sei brav und fürchte Gott!“ Und Georg jubelt: „Ach, ein schöner Schimmel! wenn ich einmal so einen hätte! – und die goldne Rüstung! – Das ist ein garstiger Drach’ – jetzt schieß’ ich nach Sperlingen – heiliger Georg! mach mich groß und stark, gieb mir so eine Lanze, Rüstung und Pferd, dann laß mir die Drachen kommen!“

Christliche und weltliche Kunst haben schon im frühen Mittelalter gewetteifert, diesen echt deutschen Volksheiligen darzustellen. Bald wurde sein Drachenkampf aufgefaßt als Symbol des Glaubens, der das Böse überwindet, bald als Vorbild für jedes tapfere Waffenwerk. Auch die moderne Kunst hat dem heiligen Georg dieses Interesse bewahrt. Altmeister Diez legt in seinem Bild den Nachdruck auf die Demut des Ritters. Der Drache ist erlegt, die Kreuzesfahne ruht gesenkt auf des Ritters Schultern und sein Antlitz ist andächtig geneigt wie im Gebet.