Schöpfungslieder
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Schöpfungslieder. I. Im Beginn schuf Gott die Sonne, 5 Später schuf er wilde Bestien,Löwen mit den grimmen Tatzen; 10 Ward hernach der Mensch erschaffen;Nach des Menschen holdem Bildniß [130] Satan sah dem zu und lachte:Ey, der Herr kopiert sich selber! 15 Nach dem Bilde seiner OchsenMacht er noch am Ende Kälber! II. [131] Und der Gott sprach zu dem Teufel:Ich der Herr kopier’ mich selber, 5 Nach den Löwen mit den TatzenMach’ ich kleine liebe Katzen, III. [132] Ich hab’ mir zu Ruhm und Preiß erschaffenDie Menschen, Löwen, Ochsen, Sonne; IV. [133] Kaum hab’ ich die Welt zu schaffen begonnen,In einer Woche war’s abgethan. 5 Das Schaffen selbst ist eitel Bewegung,Das stümpert sich leicht in kurzer Frist; 10 Tagtäglich drüber nachgedacht,Wie man am besten Doctores Juris V. [134] Sprach der Herr am sechsten Tage:Hab’ am Ende nun vollbracht 5 Wie die Sonne rosengoldigIn dem Meere wiederstralt! 10 Dort die Lämmchen auf der Flur?Ist sie nicht so schön vollendet [135] Erd’ und Himmel sind erfülletGanz von meiner Herrlichkeit, 15 Und der Mensch er wird mich lobenBis in alle Ewigkeit! VI. [136] Der Stoff, das Material des Gedichts,Das saugt sich nicht aus dem Finger; 5 Aus vorgefundenem UrweltsdreckErschuf ich die Männerleiber, 10 Und Engel aus Weiberentfaltung;Der Stoff gewinnt erst seinen Werth |