Scherz und Ernst (Geisheim)
Scherz.
Bleib’ Ernst, doch heute lieber fern;
Man sieht, man höret dich nicht gern.
Laß mich um Gunst des Tages werben,
Du möchtest mir den Spaß verderben.
Ernst.
Da kennst du deine Leute schlecht.
Du bist zwar Vielen lieb und recht;
Doch fürchte, wenn ich dich nicht halte,
Daß bald die Gunst für dich erkalte.
Scherz.
O, wer die Lacher für sich hat,
Der herrschet in der Geister Staat.
Ernst.
Nun, lacht nur, lacht! ich will’s nicht wehren,
Doch wird der Spaß nicht lange währen.
Scherz.
Wie so? Ist wo ein Unglück los?
Wir sitzen doch in Abrah’ms Schooß.
Das Unglück keimt in deiner Frage,
Du fühlst, es droht dir alle Tage.
Und ist nicht ernst genug die Zeit,
Die überall im Hülfe schreit,
Und die des Friedens junge Palmen
Von Neuem will in Spreu zermalmen?
Scherz.
Vergessen lehr’ ich dich, was droht,
Vergessen dich und deine Noth.
Ernst.
Aus Lethe könnt ihr dann nur trinken,
Wenn euch die Geister jenseits blinken.
Hier blüht das ernste Mißgeschick
Oft in des Scherzes Augenblick.
Scherz.
Willst Du den Leuten bange machen,
Und stören sie im frohen Lachen?
Ernst.
Das nicht. Doch wer sich mir vertraut,
Dem minder vor dem Schicksal graut.
Gefaßt zu sein auf das, was kommet,
Ist, was ich lehre, was euch frommet.
Wo nähme man die Fassung her,
Wenn ich dann nicht dir hilfreich wär’?
Ernst.
Vergiß nicht, daß mein Sohn du bist,
Daß der nur wahrhaft fröhlich ist,
Der dich durch mich versteht zu finden,
Und Scherz weiß auf den Ernst zu gründen.
Scherz.
Das ist zu hoch für meinen Sinn,
Ich geh durch’s Leben harmlos hin.
Ernst.
So geh! Ich will dich treu begleiten
Und väterlich zur Freude leiten.