Auf Riegers Einladung fand am 20. Mai abends eine Vorbesprechung im Garten des „Goldenen Ring“ am Postplatz statt (Marienstraße 31, Ecke der Annenstraße, wo jetzt das Gebäude der Hauptpost steht), wozu Rieger, Gautsch, Springer, Hantzsch, Hagedorn und als neues Mitglied der Juwelier Widemann erschienen. Obwohl nur erst gering an Zahl, beschloß man die Gründung des Vereins und Weiterwerbung. Gautsch übernahm den Entwurf von Statuten und eines Einladungsschreibens an andere Persönlichkeiten. Beide wurden in einer zweiten Zusammenkunft (am 24. Mai im gleichen Lokale) von Rieger, Gautsch, Springer, Hantzsch, Lindau, Hagedorn, Widemann und den neu hinzutretenden Buchhändler Ernst am Ende, Kaufmann Schnecke, Buchführer der Schutzgemeinschaft Ernst Nestler besprochen und festgestellt. Die konstituierende Versammlung wurde auf den 10. Juni angesetzt und zu ihr öffentlich eingeladen.
Sie fand des Abends im hinteren Zimmer des 1. Stockes im Café de l’Europe (Frauenstraße 1, jetzt Nr. 14, das linke Eckhaus am Neumarkt mit dem schönen Runderker) statt. An neuen Mitgliedern fanden sich ein: Tischlermeister Ldw. Helm, Privatschuldirektor Moritz Weinhold, Regierungsrat Königsheim, Bürgermeister Hnr. Mor. Neubert, Hilfskalkulator beim kgl. sächs. statist. Bureau Emil Herzog, Bibliothekar und Kalkulator an demselben Bureau Emil Kießling, früherer Gutsbesitzer Moritz Heichen, Regierungsrat Julius Sperber, Appellationsrat Herm. Pietzsch, Sekretär an der kgl. Bibliothek Frz. Ldw. Bösigke, Verlagsbuchhändler Thd. Kuntze, Major a. D. Kastor von Kochitzky, Buchhändler Em. Schilling, Buchhändler Hnr. Naumann, Lehrer an der 1. Gemeindeschule Arth. Müller und der Dresdner Geschichtsforscher Privatgelehrter Dr. Wilh. Schäfer.
Mit Neubert und Wilh. Schäfer waren zwei weitere tätig in der Dresdner Geschichtsschreibung hervortretende Mitglieder gewonnen. Neubert wurde sofort am 10. Juni 1869 zum Vorsitzenden „allseitig“ vorgeschlagen und hat bis zu seinem Tode (26. Aug. 1881) mit Wort und Tat für den Verein gewirkt. Wilh. Schäfer starb bereits am 6. Dezember 1869. Die Organisation war zunächst sehr einfach (sie ist es auch im ganzen bis jetzt geblieben): Vorsitzender und Schriftführer mit je einem Stellvertreter, Bibliothekar und Kassierer. Der Bibliothekar im besonderen hatte die Sammlungen an Büchern Handschriften, Bildern, Gerätschaften und Altertümern zu beaufsichtigen, in Kataloge zu bringen und für Erhaltung und Bewahrung zu sorgen. Von der Bestellung eines besonderen Raumes für sie wurde zunächst abgesehen, doch war es schon im September 1869 nötig, einen Schrank (beim Möbelhändler Böttger für 8 Thlr.) anzuschaffen. Der Mitgliedsbeitrag war auf 1 Thlr. 10 Gr., in vier Raten vorauszuzahlen, festgesetzt. Ein Aufnahmegeld von 1 Thlr. war „zur Unterhaltung der Sammlungen“ bestimmt. Eine merkwürdige Beschränkung, daß nämlich Nichtmitglieder nur dreimal im
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/10&oldid=- (Version vom 14.9.2022)