Constantinopel entfernt seyn mochte, sah ich einen kleinlichen schmächtigen Menschen mit großer Schnelligkeit queerfeldein daher laufen, und gleichwohl trug das Männchen an jedem Beine ein bleyernes Gewicht, an die funfzig Pfund schwehr. Verwunderungsvoll über diesen Anblick rief ich ihn an und fragte: „Wohin, wohin so schnell, mein Freund? Und warum erschwehrst du dir deinen Lauf durch eine solche Last?“ – „Ich lief, versetzte der Läufer, seit einer halben Stunde aus Wien, wo ich bisher bey einer vornehmen Herrschaft in Diensten stand, und heute meinen Abschied nahm. Ich gedenke nach Constantinopel, um daselbst wieder anzukommen. Durch die Gewichte an meinen Beinen habe ich meine Schnelligkeit, die jetzt nicht nöthig ist, ein wenig mindern wollen. Denn moderata durant[1], pflegte weiland mein Präceptor[2] zu sagen.“ – Dieser Asahel gefiel mir nicht übel; ich fragte ihn, ob er bey mir in Dienst treten wollte,
Anmerkungen (Wikisource)
Gottfried August Bürger: Des Freyherrn von Münchhausen Wunderbare Reisen. London [Göttingen]: o. A. [Johann Christian Dieterich], 1786, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abentheuer_des_Freyherrn_von_Muenchhausen_(1786).djvu/98&oldid=- (Version vom 17.8.2016)