Seite:Abschaffung des Christenthums Swift.pdf/21

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Und erstlich zwar ist mir freylich nicht unbekannt, (ich möchte es auch von Herzen gerne anders wünschen) wie sehr sich unsere wizigen und lustigen Herren an der schmuzigen Kleidung so vieler Geistlichen ärgern, die ihnen etwan aufstossen, und ihre Augen beleidigen. Allein es mögen zugleich diese klugen Reformatoren wol nicht bedenken, was für ein Vortheil und Glük für grosse Geister es ist, wenn sie stets Gegenstände des Spottes und der Verachtung vor sich finden, an denen sie ihre Talente üben und schärfen, und dadurch zugleich verhüten können, daß ihre Galle sich nicht gegen sie unter einander, oder auch gegen ihre selbst eigenste Personen ergießt: Ein Vortheil der desto beträchtlicher wird, da dieses alles izo von ihnen geschehen kann, ohne daß sie deswegen das geringste zu befahren haben.

Mit dieser Vorstellung will ich die nächst folgende verbinden, weil sie beyde von ähnlicher Natur sind: Man sage mir nemlich, wo doch, im Fall das Christenthum einmal abgeschaft wäre, die Freydenker, die grossen Philosophen, und andere tiefsinnige Gelehrte, eine andere, in allen Absichten ebenso unvergleichlich-schikliche Materie finden wollten, ihre Talente daran sehen zu lassen, wie das Christenthum ist? Wie vieler bis zum Wunder geistreichen Schriften, würden wir entbehren müssen, welche uns izo von Verfassern geliefert werden, deren ganze Seele durch eine lange Uebung sich einzig in die Falte geleget hat, die Religion zu schimpfen und zu verlachen, und die sich deswegen in keiner andern Sache hervorthun oder unterscheiden könnten? Wir klagen täglich über das Abnehmen des Wizes, und wollen doch die vornemste, vielleicht auch die einzige noch