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zunächst wieder an Süddeutschland – die Aufhebung des Summepiskopats etc.? Niemand als etwa die in kirchlicher Beziehung ganz nach links Gerichteten, und etwa auch einzelne jugendliche geistliche Kräfte, kaum Pfarrer, sondern Candidaten, die in ziemlicher Ferne von der Wirklichkeit des Lebens sich für die Idee eines Freikirchenthums erwärmen ließen. Hätten wir auch ein innerliches Recht, es zu verlangen? Es widersteht uns, unsere Verhältnisse zu rühmen. Aber wahrlich man hat z. B. in Bayern auch von katholischen Landesherrn in kirchlicher Beziehung viel Gutes erfahren. König Ludwig I. hat seiner Zeit den edlen, hochgebildeten, der Kirche warm zugethanen Friedrich von Roth zum Präsidenten des Oberconsistoriums erkoren, den Mann, der an der Reorganisation der bayerischen ev.-lutherischen Landeskirche den wesentlichsten Antheil hat. Sein Bruder, der als würtembergischer Prälat verstorbene Carl Ludwig von Roth, einer der ersten klassischen Schulmänner dieses Jahrhunderts, sagt in seinem Vortrag zur Erinnerung an den Genannten von ihm S. 11 f.: „Er erkannte, daß es seine Aufgabe sei, daß ein anderes wissenschaftliches und gläubiges Geschlecht von Geistlichen nachwüchse – – es ist ihm dieses und gleichgesinnten Freunden in der Weise gelungen, daß das geistliche Amt kaum anderswo mit solcher Redlichkeit und Treue gepflegt wird, als in der bayerischen protestantischen Kirche.“ Dieser Mann pflegte nicht leicht von sich und seiner Thätigkeit zu sprechen, aber eines hob er doch gerne hervor, daß er nämlich die theologische Facultät der Landesuniversität gehütet habe wie seinen Augapfel. Den ungemein großen Segen, der seit 30–40 Jahren von Erlangen auf die gesammte lutherische Kirche ausgegangen ist, verdanken wir mit dem sel. Friedrich von Roth. Und als vor 20 Jahren in Bayern eine Separation vor der Thüre stand, hat König Max I. den Mann unserer Kirche gegeben, der menschlich geredet allein im Stande war, dieses Unglück von uns abzuwenden, und es wirklich abwandte, den Präsidenten von Harleß. Hätte man aber etwa in Würtemberg Anlaß zu dergleichen Bestrebungen? Gewiß nicht; die neueste Geschichte der würtembergischen Landeskirche zeugt gerade von einem besondern Wohlwollen der Regierung und des Königs gegen die