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der kirchenregimentlichen Tätigkeit mit aller Entschiedenheit, mit seltener Furchtlosigkeit, mit unentwegter Konsequenz festgehalten. Glück und Gunst haben ihn nicht verwönt; mit männlicher Fassung, mit warem Christenmute wusste er auch in schwerste Heimsuchungen sich zu schicken.

 Die Theologie, die Harleß gewissermaßen inaugurirte, hat, wie vor aller Augen liegt, sehr Bedeutendes in allen Disziplinen geleistet. Die kirchlich lutherische Richtung, die Harleß vertreten, hat mit ihrer christlichen Tiefe und ökumenischen Weite trotz aller Ungunst, die sie von manchen Seiten erfaren, und aller Abirrungen, die sich an sie lehnen wollten, einen breiten Raum im Leben der Kirche sich erobert und zwar weit hinaus über spezifisch lutherische Kirchengemeinschaften. Die Überzeugung hat sich gefestigt, dass für die innere Freiheit und Selbständigkeit der Kirche, für ihre ware Einheit im Gegensatz zu aller falschen Uniformität, aber auch im Gegensatz zu den centrifugalen Mächten des Protestantismus und einer ihn bedrohenden Parteizersplitterung, für die Gesundheit evangelisch christlichen Lebens und dessen Bewarung vor pietistischer Verengung und methodistischer Entartung unendlich viel abhängt von sicherem Festhalten der Grundlehren und Grundprinzipien der deutschen Reformation. Das Landeskirchentum, das, wenn nicht alle Zeichen trügen, noch eine Zukunft vor sich und eine bedeutende Aufgabe zu lösen hat, dessen Zusammenbruch das tiefste Unglück wie für die Gemeinde der Gläubigen so für unser ganzes Volk wäre, ist durch Harleß mächtig gehoben worden.

 Auf dem nördlichen Friedhof Münchens steht ein schönes, sinniges Denkmal, das dem sel. Harleß Freunde in der Nähe und in der Ferne, auch in weitester Ferne errichtet haben. Ein monumentum aere perennius hat sich Harleß selbst errichtet in der Geschichte der Theologie und im Leben der Kirche.




Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/151&oldid=- (Version vom 31.7.2018)