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intensiv ist, ist nicht extensiv“. Im Korrespondenzblatt der Gesellschaft für innere Mission nach dem Sinne der lutherischen Kirche, 1853, S. 111 ff. wird behauptet, dass Christus die Sichtbarkeit der Kirche, wie sie im Alten Testament bestanden, nicht hat aufheben, sondern über alle Völker hat erstrecken, ein Reich Gottes nicht bloß im Geist, sondern in der Wahrheit, wo Äußeres dem Inneren entspräche, wo durch den in den Gliedern waltenden Geist dieselben zu einem Leib zusammengefügt würden, ein sichtbares Reich, eine Gemeinde der Heiligen hat stiften wollen: „die Kirche ist eine sichtbare, eine äußere Gemeinschaft der durch einen Glauben und Bekenntnis verbundenen Kinder Gottes“. Ferner lesen wir hier: „So wie die Kirche Christi nicht one Amt besteht, so auch nicht one Kirchenregiment, weil dies wesentlich in dem von Christus gesetzten Amte begriffen ist. – Die Kirche darf als solche kein Regiment außer dem Amte dulden“. Diese Worte stammen allerdings nicht von Löhe selbst her; sind aber seinen Gedanken unmittelbar entnommen. Man wird nicht leugnen können, dass in diesem Kirchenbegriff donatistisch-individualistische Anschauungen mit einem leise romanisirenden Zuge sich berürten. Letzteren haben Männer wie Hofmann und Höfling in Löhes Amtsbegriff, wie er ihn in den Schriften „Aphorismen über die neutestamentlichen Ämter und ihr Verhältnis zur Gemeinde (1849), und „Kirche und Amt, neue Aphorismen (1851)“ entwickelt hat, von Anfang gefunden.

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 Löhe hat nun in erster Linie auch durchaus eine kirchliche Neubildung im Gegensatz zur Landeskirche, mit deren Bestand jene Anschauungen sich schlechterdings nicht vertrugen, erstrebt. Der prinzipielle Bruch mit dem Landeskirchentum trat allenthalben hervor, schon in der ersten, übrigens viel Treffendes enthaltenen Schrift: Vorschlag etc., wo die Separation nur als Frage der Zeit und schon jetzt als das eigentlich Berechtigte und Notwendige angesehen wird: „es ist wahr, dass es da Bruch, Riss, Separation gäbe, aber ists nicht doch immerhin das Weiseste und Beste, sich auch räumlich zu scheiden, wenn inwendig doch alles zerrissen ist (S. 10)?“ obwol später von einem Zuwarten so lange als möglich geredet wird. Nach den Aphorismen ist die bestehende Kirche

Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)