Seite:Adolf von Stählin - Predigt über Evang. Lucä 21,33.pdf/16

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unsres heutigen Festes. Was nützte uns aber alles Rühmen dessen, was Gottes unverdiente Gnade uns gegeben, was nützte uns alles Festfeiern, wenn die Herrlichkeit des göttlichen Wortes sich nicht an unsern eigenen Herzen bezeugte? Im Worte müssen vor allem wir Arbeiter am Werke des Herrn selber wurzeln, das Wort muß unsres Lebens Kraft, unsres Herzens Trost und Freude sein, dann wird unser Dienst am Wort, sei es Predigt, sei es Bibelverbreitung oder was sonst noch, rechte Frucht schaffen. Durch das Wort sollen wir uns fort und fort versetzen lassen in eine neue himmlische ewige Welt, die voll Sieg und Frieden über dem Gewühl und der Zerstreuung dieser sichtbaren Welt thronet, deren göttliche Kräfte uns täglich erquicken und dadurch eifrig und muthig machen, sie auch in die Herzen anderer überzuleiten. So in und aus dem Worte und für das Wort lebend, von seinen Wunderkräften umströmt, haben wir für all unser Thun einen sichern Standort, den keine Macht der Welt uns verrücken kann. Da sind wir wie auf die Warte gestellt, von wo wir unverwirrten Blickes das ruhelose Treiben dieser Welt schauen und nur um so dürstender werden, in der heiligen Schrift ihr die rechte Friedensquelle zu öffnen, die Welt schauen in ihrem Jammer und in ihrer Trostlosigkeit, damit unser Herz sich nur um so mehr fülle mit Erbarmen, unser Mund nur um so lauter rufe: zum Gesetz und zum Zeugniß, von wo wir aber auch schauen die Nacht erhellt, den Morgen grauen, den Tag sich nahen, der uns bringt in ganzer Fülle, was wir hoffen, wofür wir arbeiten, was das Wort uns verheißt. Wenn auch viel in unsern Tagen wider uns ist, mit der Waffenrüstung des göttlichen Wortes angethan sind wir stark das Feld zu behaupten wider alle Feinde, und schauen den endlichen Sieg mitten im Kampf, auch da, wo wir scheinbar unterliegen. So lebendig wir fühlen den Jammer unserer Zeit, so tief wir trauern über den Schaden der Kirche, so zagen und verzagen wir doch nicht, und wenden gerne unser Auge von allen menschlichen Stützen hinweg zu dem einzig festen Hort des göttlichen Wortes, dessen