Seite:Adolf von Stählin - Rede zur Einweihung der Emmerans-Kirche.pdf/13

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zeugnisses soll hier stets gepredigt, getröstet, zu den Herzen geredet werden! Nie laßt uns aber auch stumpf und gleichgiltig an diese ernste Stätte treten! Ich weiß, ihr begleitet gerne die Euren, eure Verwandten, Freunde und Genossen auf ihrem letzten Gange. Vergeßt nicht, daß, so oft wir auch mitziehen, zuletzt uns selbst das Geleite gegeben wird. Wir sammeln hier die Züge des verblichenen Lebensbildes, wir versenken uns in Liebe, in theilnehmender, dankbarer, trauernder Liebe in den am Grabe geschlossenen Lebensgang. Aber nicht verfallendes Menschenlob, nicht das Gedächtniß der Menschen, nicht der bei den Meisten schnell verfliegende Nachruhm ist unser wahrer Trost. In des Herrn Wort stehet unser Trost; er lautet: „Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach (Offenb. Joh. 14, 13).“ Was Trost über die Dahingeschiedenen ist, das soll zugleich Mahnung für die Ueberlebenden sein. Des Herrn Wort soll uns durchläutern, umsetzen und umschmelzen unter den Heimsuchungen dieses Lebens, je schwerer und erschütternder sie sind, desto tiefer und gründlicher, und uns zuletzt als Licht im dunklen Thale des Todes hinauf leuchten zum ewigen Licht und Leben.

.

 Und geht einer nach dem andern dahin, Gottes Wort bleibt und geht seinen stillen, triumphirenden Gang über unsere Gräber weiter, schafft und wirkt, ruhet und rastet nicht, bis die ewige Gotteswelt, die es jetzt schon in sich trägt und deren Kräfte es im Verborgenen einsenkt in alle ihm sich öffnenden Herzen, in all ihrer gottverheißenden Schöne und Herrlichkeit dasteht. Und wollen Staub und Moder der Verwesung uns schrecken, so halten wir dem modernden Reiche der Vergänglichkeit das gewaltige Aber entgegen: Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit; auch die Todten müssen leben; was gesäet wird verweslich und in Schwachheit, wird auferstehen unverweslich, in Herrlichkeit und Kraft; die glaubende Seele kommt doch nach Kampf und Noth zum Frieden, zum Schauen dessen, was sie geglaubt hat; der Leib muß doch das durchgeistete