Seite:Adolf von Stählin - Rede zur Einweihung der Emmerans-Kirche.pdf/14

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und verklärte Gebilde der erlösten Seele noch einmal werden. Gott wird und muß sein Werk hinausführen, trotz Sünde, Tod und Hölle, an dem Einzelnen, an seiner ganzen Gemeine, zu seliger Gemeinschaft mit ihm, dem ewigen, dreieinigen Gott, zur vollen friedreichen Gemeinschaft der Erlösten untereinander, zur wunderbar hohen und herrlichen, vom Preise der Ewigkeit gekrönten Erfüllung des Wortes: der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?[WS 1]

 So habe ich, im Herrn Geliebte, nach vollen neun Jahren wieder zu euch gesprochen aus vollem, tief bewegtem Herzen. Es ist mir eine rechte Mahnung, daß ich es gerade an dieser Stätte thue. Ich gedenke mit Wehmuth so mancher, die seitdem heimgegangen sind, manches Starken, der in der Fülle und Blüthe seiner Jahre dahingerafft worden ist. O wie schnell und eilend geht unser Leben dahin. Was ich in meiner letzten Predigt, da ich Abschied nahm von euch, euch zugerufen, das möchte ich hier wiederholen: O Ewigkeit, du schöne, mein Herz an dich gewöhne! Mein Heim ist nicht von dieser Zeit.“[WS 2] Ich fühle, wie tief ich unter euch wurzelte und noch wurzele. Die Gemeinde kann den Geistlichen vergessen, der Geistliche die Gemeinde nie. Wir sind nichts. Wir kommen und gehen, Gottes Wort ist Alles. Vieles an uns fällt ab wie die welkende Blume und muß abfallen. Nur eines bleibt, was Gottes Wort in uns geschaffen, was von Kräften des göttlichen Wortes mit unserem innersten Leben und Wesen sich vermählt und verwachsen hat. O Brüder! Laßt uns in den unerschöpflichen Born dieser Kräfte ohne Unterlaß niedersteigen, um verjüngt und erfrischt daraus hervorzugehen für die Predigt von einem Reiche unverwelklichen Lebens mitten unter den Todeswehen dieser Zeitlichkeit! Seien wir unerschütterlich im Glauben, weit und frei in der Liebe, lauter in der Wahrheit, unentwegt in der Hoffnung, seien wir treu dem Herrn und seinem Worte, bis uns das Herz im Tode bricht!

 In diesem Worte wollen wir alle uns jetzt zusammenschließen und die alte Verbindung erneuern! Bleiben wir alle im Zusammenhang

Anmerkungen (Wikisource)

  1. 1. Kor. 15,55.
  2. Gerhard Tersteegen, Nun sich der Tag geneiget, 1745, EG 481, 5; dort mit anderem Ende "...in dieser Zeit".