Seite:Adolf von Stählin - Trost und Mahnung für die Kirche des Herrn.pdf/15

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Amt, das wir verwalten, ist göttlich gewollt und gestiftet. Aber es ist dieß doch nur ein Unterschied des Berufs, kein Gegensatz der Stellung zu Gott. Der Unterschied von geistlich und weltlich tritt wieder zurück hinter dem allgemeinen Christenberuf, dem allgemeinen Priesterthum, da wir auf Grund des einen Glaubens und einen Lebens in Christo uns dem Herrn zum Opfer und seiner Gemeinde zum Dienst ergeben sollen.

.

 Dürfen wir nun nicht, Geliebte, in unserer Generalsynode Ausdruck und Erscheinung dieses seligen Rechtes und dieser heiligen Pflicht erkennen? Hier waren Vertreter des geistlichen Amts, aber auch Vertreter der Gemeinden aus allen Gauen des Vaterlands zum gemeinsamen Dienst an unserer theuren evangelisch-lutherischen Landeskirche vereinigt. Der Bürger und Landmann, der Beamte des Staates, der Träger der Wissenschaft, der mit freiester Lebensstellung Begabte, sie alle wollten zugleich mit uns Geistlichen das Wohl der Kirche berathen und mit ihren Gaben und ihrer Einsicht ihr dienen. Und wenn dieß nun auf Grund des kirchlichen Bekenntnisses im Geiste der Liebe und der brüderlichen Eintracht geschehen ist, wie es durch Gottes Gnade wirklich der Fall war, so ist eine solche Generalsynode etwas hocherfreuliches und erhebendes, und wir segnen die Stunden, die wir unter Anrufung des göttlichen Beistandes dem edlen Zwecke der innern und äußern Förderung unserer Kirche weihten; wir sind inniger mit einander verbunden worden, unser Zusammensein hat auf uns alle zündend und belebend gewirkt. O laßt uns verbunden sein und bleiben auf dem Grunde des Glaubens und in der herzlichen aufrichtigen Liebe zu unserer Kirche! Die Kirche weist den Menschen himmelwärts und sagt ihm, daß er noch zu etwas anderm bestimmt sei, als zu arbeiten im Schweiße seines Angesichts, zu wirken für dieß flüchtige Dasein. Sie ist Trägerin und Hüterin der höchsten Lebensgüter, sie ist aber eben damit auch eine Stütze dieses ganzen irdischen Lebens. Denn auch diese sichtbare Welt wird nur durch unsichtbare Kräfte zusammengehalten. Die Kirche will sich nicht erheben über die andern Gemeinschaften, oder deren Güter als einen Raub an sich reißen, sie will nicht herrschen, sondern in dienender Liebe alles Menschliche und Natürliche reinigen, erheben und veredeln und mit einer hohem Kraft durchdringen.